Predigt zu Jesaja 62, 6-12 am 8. Sonntag nach Trinitatis

Die Geschichte, um die es heute geht, handelt ungefähr zwischen der Zeit 540 bis 520 vor Christus.

Damals kehrte das Volk Israel aus der babylonischen Gefangenschaft zurück nach Israel. Um 590 wurden große Teile des jüdischen Volkes nach Babylon, dem heutigem Irak, in die Gefangenschaft verschleppt. Ca. 50 Jahre später dürfen die Israeliten dann nach Jerusalem zurück und der Wiederaufbau des Tempels wurde genehmigt.  Man kann natürlich fragen, was geht uns so eine alte Geschichte heute noch an, aber wir können viele Parallelen ziehen zwischen dem Volk Israel und uns als Christen heute.

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Foto: Martina Heins

Dazu lesen wir jetzt unseren Abschnitt aus Jesaja 62, 6-12:

6 O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Die ihr den HERRN erinnern sollt, ohne euch Ruhe zu gönnen, 7 lasst ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufrichte und es setze zum Lobpreis auf Erden! 8 Der HERR hat geschworen bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: Ich will dein Getreide nicht mehr deinen Feinden zu essen geben noch deinen Wein, mit dem du so viel Arbeit hattest, die Fremden trinken lassen, 9 sondern die es einsammeln, sollen’s auch essen und den HERRN rühmen, und die ihn einbringen, sollen ihn trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums. 10 Gehet ein, gehet ein durch die Tore! Bereitet dem Volk den Weg! Machet Bahn, machet Bahn, räumt die Steine hinweg! Richtet ein Zeichen auf für die Völker! 11 Siehe, der HERR lässt es hören bis an die Enden der Erde: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her! 12 Man wird sie nennen »Heiliges Volk«, »Erlöste des HERRN«, und dich wird man nennen »Gesuchte« und »Nicht mehr verlassene Stadt«.

Zwei Generationen hatten die Israeliten in der Gefangenschaft gelebt und unter der Unfreiheit gelitten.

Sie waren verschleppt worden, weit weg von ihrer Heimat, wo sie in Freiheit gelebt hatten. Das können die vielleicht am besten nachvollziehen, die selbst ihre Heimat verloren haben und nicht mehr zurückkehren konnten. Stellen Sie sich vor, Sie würden zwangsweise verschleppt. Was würde da für eine Sehnsucht nach der Heimat wachsen.
Am schlimmsten war aber für sie, dass sie das Gefühl hatten, Gott hatte sie verlassen. Durch ihre eigene Schuld hatten sie die Katastrophe heraufbeschworen. Nun waren sie weit weg von Jerusalem und das Haus Gottes, der Tempel, war zerstört. Sie sehnten sich danach, Gottes Nähe zu erfahren, dass Gott ihnen gnädig wieder ist und sie wieder als ihr Volk beschützt. Sich von Gott verlassen fühlen, das ist wirklich das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann. Das ist schlimmer, als sich vom Ehepartner oder von Freunden verlassen zu fühlen oder sterbenskrank zu sein.

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Foto: Martina Heins

So leben die meisten von uns zwar in einer irdischen Heimat und wir sind relativ frei, aber als Christen wissen wir, dass dies nicht unsere Heimat ist, sondern unsere Heimat ist die Welt Gottes in der Ewigkeit, der Himmel.

Noch sind wir fern davon, aber wie schön wäre es, wenn wir schon jetzt Gottes Nähe mehr erleben könnten, seine Freude, seinen Frieden und seine Liebe

Denken Sie manchmal auch: Wie schön wäre es doch,

wenn ich doch mehr in Gottes Liebe leben würde, mehr seinen Willen tun und mich ganz geborgen fühlen würde, auch wenn mein irdisches Glück und mein Leben bedroht sind; wenn ich mich doch immer voller Vertrauen in Gottes Hand geben könnte, egal was passiert, auch wenn Krankheit kommt oder der Tod oder Einsamkeit, dass ich dann voller Vertrauen sagen kann „Dein Wille geschehe!“.

Wäre es nicht wünschenswert, wenn in den Gemeinden die Kraft Gottes, die Begeisterung über Gottes Tun und die Liebe untereinander mehr zu spüren wäre und alle Christen mit Begeisterung und Liebe ihren Dienst für Christus tun, aus lauter Dankbarkeit und Liebe?

Was für ein schönes Zeugnis von ihrem Glauben würden Gemeinden abgeben, wenn alle die Botschaft Jesu mit Freude weitersagen, den Armen und Einsamen helfen und auch sonst mit ihren Gaben zum Bau einer lebendigen Gemeinde beitragen, wenn alle die Sehnsucht hätten, Gottes Wort zu hören, das Abendmahl zu feiern und die Gemeinschaft mit anderen Christen zu leben und die Kirche immer voll wäre mit Menschen, die Gottes Wort hören und Gott loben.

In unserem Text lesen wir, dass das Volk Israel damals die Zusage Gottes bekam:

Ich kümmere mich um euch. Ich bringe euch in eure Heimat zurück und ich werde euch vor Feinden beschützen, dass ihr ohne Mühe und Gefahren und in Freude leben könnt. Alle Welt wird es erfahren und alle werden sehen, dass Gott sich um sein Volk kümmert.

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Und wie ist das bei uns? Wir haben doch durch Jesus noch eine viel größere Verheißung,

zum einen für die Ewigkeit, wo es einfach nur noch schön sein wird, wenn wir ganz in der Liebe Gottes ohne Leid und alles andere, was unser Lebens schwer macht, leben können, aber auch schon hier im Leben ist es möglich, viel mehr von Gottes Welt zu erleben, denn wonach wir uns sehnen, ist möglich. Jesus hält es bereit.
Ja, wir können mehr Trost und Halt erfahren, mehr in der Liebe und Freude Gottes leben, mehr die Kraft Gottes in unserem Leben spüren, mehr Menschen sein, die in den Gemeinden Gottes Gegenwart feiern. Danach können wir uns ausstrecken, wie Paulus in Philipper 3, 12 sagt: Nicht, dass ich’s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich’s wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin.“ Ist das nicht großartig? Werden Sie nicht unruhig, wenn Sie sich das vorstellen?

Gott sagt in unserem Abschnitt drei Dinge, die wir tun sollen, damit das geschieht:

Als Erstes sollen wir Wächter aufstellen!

Normalerweise sollen die Wächter, wenn Gefahr kommt, die Menschen wachrufen, damit die sie sich bereit machen, um gegen die Gefahr zu kämpfen. Hier sollen die Wächter Gott rufen, damit Gott seine Kräfte einsetzt und sein Volk beschützt. Gott fordert uns auf, zu beten, denn das Gebet ist die Stelle, wo wir die Kraftquelle Gottes anzapfen können. Viele haben diese Kraft in ihrem Leben schon erfahren, aber wir sollen in unserem Gebet für uns selbst und für die Gemeinden nicht nachlassen. Das tägliche Gebet sollte zu unserem Alltag gehören und es sollte selbstverständlich sein, dass in Gruppen einer Gemeinde gebetet wird. Gott hat auf das Gebet seine Verheißung gelegt.

Als Zweites sollen wir den Weg eben machen und Hindernisse beiseite räumen,

damit die Menschen den Weg zu Jesus finden können. Ein amerikanischer Pastor sagte einmal in Bezug auf seine Gemeinde: „Wenn jemand neu zum Glauben kommt, dann muss ich ihn zuerst vor der Gemeinde schützen.“ Wie furchtbar ist es, wenn Gemeinden anderen Menschen ein Hindernis auf dem Weg zu Jesus sind. Das darf doch nicht sein. Und was für Gemeinden gilt, das trifft auch auf jeden einzelnen Christen zu. Überlegen wir einmal, wo wir durch unser Verhalten, Menschen dabei behindern, Jesus zu finden. Durch unser Reden und Verhalten sollen wir den Weg zu Jesus ebnen. Auch wenn wir es nicht immer vollkommen schaffen, so sollen wir es doch immer wieder versuchen.

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Foto: Martina Heins
Und zum Dritten sollen wir Zeichen setzen,

Zeichen des Glaubens, dass unser Herr Jesus in uns wirkt. Wenn Angst, Sorge und Leid über uns kommt, dann können wir zeigen, dass wir durch unseren Herrn einen Trost und eine Hilfe haben. Wenn es um Entscheidungen in unserem Leben geht, soll deutlich werden, wer unser Herr ist und wem wir folgen. Solche und andere Zeichen des Glaubens sind notwendig in dieser Welt, damit alle Menschen, wenn Sie Gott suchen, einen Hinweis darauf bekommen, wie Jesus zu finden ist und was er bewirkt.

Dafür sollen wir unser Bestes geben!

Denn es geht ja nicht um irgendetwas, sondern um Gottes wunderbare Verheißung, um die Ewigkeit für uns und für andere und um die Erfahrung seiner Gemeinschaft hier im Leben. Gott möchte sie erfüllen. Das hat er versprochen.

Predigt zu Jesaja 62, 6-12
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