Predigt zu Offenbarung 5, 1-5 am 1. Advent
Warum lässt Gott das zu? Warum tut er nichts in meiner Situation und hilft mir?
Diese Frage wurde mir oft gestellt. Und ich habe sie mir auch selbst oft gestellt.
Im Glaubensbekenntnis bekennen wir: „Ich glaube an Gott, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“ Und Jesus sagt in Matthäus 28, 18: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf der Erde.“ Stimmt das, wenn Menschen verhungern oder missbraucht werden; wenn Menschen, darunter viele Christen, verfolgt und umgebracht werden; wenn man persönlich „durch die Hölle“ geht und schlimmes Leid und Ungerechtigkeit erfährt?
Wenn Gott der Herr der Welt ist, warum lässt er das dann zu und greift nicht ein? Oder sind es doch andere Mächte, die das Sagen haben:
in der großen Weltpolitik die Politiker, Wirtschaftsbosse, Terroristen und die Medien; im eigenen Leben einem nahe stehende Menschen, die über glücklich und unglücklich sein bestimmen können, Krankheiten, die Macht der Sterne oder einfach Schicksal?
Stimmt nun das, was wir bekennen und glauben, oder das, was wir sehen und erfahren?
Diese Frage bewegte auch die Christen am Ende des 1. Jahrhunderts.
Sie glaubten an Jesus, einige waren neu zum Glauben gekommen, andere hatten den Glauben schon von ihren Eltern gelernt. Obwohl die meisten Menschen nicht an Jesus glaubten, hatten sie am Glauben festgehalten. Und nun verfolgte der Kaiser von Rom die Christen. Flucht, Gefängnis und Tod waren an der Tagesordnung. Familien und Freunde wurden auseinandergerissen und sie hatten keine Hoffnung mehr für sich, ihre Familien und Freunde.
Und so kam der Zweifel auf: Wenn der Kaiser und seine Leute mit uns machen können, was sie wollen, wie es ihnen gefällt, wie passt das damit zusammen, dass Jesus der Herr ist.
In diese Situation wurde die Offenbarung des Johannes geschrieben, das letzte Buch der Bibel. Wir lesen aus Kapitel 5 die Verse 1-5:
1 Und ich sah in der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch, beschrieben innen und außen, versiegelt mit sieben Siegeln. 2 Und ich sah einen starken Engel, der rief mit großer Stimme: Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen? 3 Und niemand, weder im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde, konnte das Buch auftun noch es sehen. 4 Und ich weinte sehr, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch aufzutun und hineinzusehen. 5 Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, aufzutun das Buch und seine sieben Siegel.
„Ein Buch mit 7 Siegeln!“
Wir kennen das als Redewendung für ein nicht zu lüftendes Geheimnis. Schüler erleben das, wenn sie vor einer schwierigen Arbeit sitzen und nichts verstehen, für andere ist die moderne Technik, Kochkunst oder etwas anderes.
Hier geht es um das Geheimnis, wie es weiter gehen wird mit der Welt und uns Christen: Behalten die Menschen oder andere Mächte die Oberhand und Gott hält sich raus, dann sind wir verloren, oder wird Gott doch eingreifen und seine Versprechen, die Jesus gegeben hat, erfüllen? Für manche Menschen ist das auch heute eine sehr aktuelle Frage, wenn es um das persönliche Leid, Konflikte in der Welt oder andere große Probleme geht.
Die Frage ist: Wer kann das Geheimnis entschlüsseln? Wer kann den Lauf der Welt bestimmen?
Die erste Antwort heißt: Keiner kann das!
Das ist furchtbar, denn dann sind wir Menschen in unserem Leid und angesichts des Todes uns selbst überlassen. Johannes, der Schreiber der Offenbarung, weint, denn ohne Gottes Hilfe zu sein, ist das Schlimmste auf der Welt; nicht zu wissen, ob Gott sich um uns kümmert, ist unerträglich.
Dann erhält er die zweite Antwort in V 5: Hör auf zu weinen!
Denn „der Löwe aus dem Stamm Juda“, das ist Jesus, er kann es, denn er allein hat schon gesiegt über den Tod und den Teufel. Was für eine Erleichterung: Gott ist da! Wir sind nicht allein, auch heute nicht. Das gibt Trost, Hoffnung, Zuversicht, Kraft und Mut mitten im Leben.
Und dann wird nun im weiteren Verlauf der Offenbarung beschrieben, wie es weiter geht und wie das Ende sein wird. Das Geheimnis wird gelüftet, das Buch mit den sieben Siegeln geöffnet.
Man sieht, wie alle Engel und verstorbenen Gläubigen Jesus anbeten. Der Widerstand des Teufels und seiner Helfer, die die Welt beherrschen wird gebrochen. Es ist der endgültige Sieg Jesu und mit ihm die Rettung all derer, die zu ihm gehören. Sie gehen mit Jesus in Gottes neue Welt ein.
So ist die Offenbarung ein gewaltiges Trostbuch für alle Christen,
die hier auf der Erde leiden: verfolgt oder gefangen genommen werden oder andere körperliche Leiden haben; die seelische Nöte haben, z. B. Einsamkeit oder sich in der Welt verloren fühlen; die Nachteile ertragen müssen, weil sie sich zu Jesus halten, und die trotzdem treu zu ihm stehen.
Denen, die an Jesus glauben, wird ganz klar gesagt: Du kannst wissen, dass der auferstandene Herr bei dir ist. Auch wenn du hier leiden musst oder Nachteile hast, das hat Jesus auch alles gehabt. Aber er ist bei dir. Du bist nicht allein. Wenn du keine Kraft mehr hast, dann sei getrost: Er trägt dich, er hält dich fest an seiner Hand. Nichts kann dich von seiner Liebe trennen, keine Macht der Welt. Freu dich auf die Ewigkeit, wo du mit deinem Herrn zusammen sein wirst in seiner Herrlichkeit, in seinem Frieden. Sein Sieg gilt auch für dich.
Aber zur Zusage gehört auch die Mahnung: Egal was auch geschieht, bleib Jesus treu!
Lass dich nicht verführen von allem in der Welt, was groß, schön und mächtig erscheint; lass dich davon nicht blenden. Denke nicht, darauf kommt es an. Hab auch keine Angst davor, denn das alles ist nur für bestimmte Zeit so. Jesus selbst bestimmt die Zeit, er bleibt immer der Herr, auch in deinem Leben.
Und wenn du wegen deines Glaubens leiden musst oder Nachteile hast, dann lass dich dadurch nicht erschrecken, sondern ertrage es wie Christus es ertragen hast. Bleib treu! Bleib immer auf seinem Weg! Bekenne dich zu ihm, auch wenn es dir Nachteile bringt.
Denn nur wenn du treu bei Jesus bleibst, wirst du gerettet.
Jesus sagt in Matthäus 10, 32: „Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater; Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den werde auch ich verleugnen vor meinem himmlischen Vater.“
Wir können etwas lernen von Christen, die wegen ihres Glaubens in unserer Zeit verfolgt werden. Ca. 100 Millionen Christen werden jedes Jahr verfolgt, unterdrückt oder sogar getötet. Ihr Glaube wird dadurch nicht müde, sondern lebendig und kraftvoll. Sie bitten uns, ihnen zu helfen, dass sie im Glauben treu bleiben. Sie bitten nicht darum, dass wir Schreiben an Politiker richten oder für sie demonstrieren sollen, sondern sie bitten uns darum, dass wir uns an die höchste Stelle wenden, an Gott, und für sie beten.
An wen wenden wir uns, wenn wir Problem haben oder Leid ertragen?
Advent heißt „Ankunft“ und weist uns darauf hin, dass Jesus kommt, auch zu uns.
Er wendet sich uns in Liebe und Barmherzigkeit zu mit seiner ganzen Macht als Herr der Welt.
Die Frage ist: Wenden wir uns ihm auch von ganzem Herzen zu, hin zu einem lebendigen und kraftvollen Glauben. Lassen wir uns von Jesus auf den ewigen Weg setzen, dass wir dann wissen: Wir sind bei Jesus und sind auf dem Weg zur Ewigkeit. Wenn wir uns so Jesus zuwenden, dann spüren wir Jesu Gegenwart, seinen Trost, seine Kraft, seine Liebe, seinen Sieg; dann sind wir gewiss, dass nichts uns von ihm trennen kann.
Etwas Schöneres gibt es auf der Welt nicht.
Ich möchte Ihnen gerne die Frage mitgeben: Was bedeutet das für Ihr Leben, wenn Sie sagen und bekennen: Jesus ist mein Herr!
Wenn Sie zum Beispiel Angst vor irgendetwas haben? Wenden Sie sich ihm zu? Wenn es um Entscheidungen geht? Wenden Sie sich ihm zu? Wenn es um die Treue im Glauben geht: Stehen Sie zu ihm?