Predigt zu Johannes 7, 37-39 am Sonntag Quasimodogeniti

37 Aber am letzten, dem höchsten Tag des Festes trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! 38 Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen. 39 Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.

Woher nehmen Sie die Kraft für Ihr Leben?

In guten Zeiten ist das keine Frage, denn dann haben wir Kraft, um allen Herausforderungen zu begegnen. Wenn aber schwere Zeiten kommen, wie zum Beispiel Krankheit, der Tod eines lieben Menschen, Probleme bei der Arbeit oder in der Familie, was gibt uns dann Kraft zum Durchhalten, um Mut und Hoffnung zu behalten und in alledem das Leben positiv zu gestalten, in Liebe mit den anderen umzugehen, Freude und Hoffnung zu verbreiten und Gutes zu bewirken. Das ist oft sehr schwer, und wenn wir ehrlich sind, merken wir, wie uns das oft nicht gelingt, viel zu oft. Es ist gut, wenn man dann Menschen zur Seite hat, die einem Mut machen, beistehen, Ratschläge geben und vielleicht ein Stück tragen; wenn man selber Kraft hat, um immer wieder aufzustehen und weiterzugehen. Aber wie weit reicht das zum Durchhalten oder gar, um alles gut zu machen?

Wir können nur das aus uns hervorbringen, was auch in uns steckt.

Und da befinden sich neben guten Dingen, die wir hervorbringen auch viel anderes, wie zum Beispiel die Angst um unsere Position, um die Zukunft, um unser Ansehen und ein gutes Weiterleben, Neid, Eifersucht, Missgunst, Streben nach Macht und Größe, Rachegefühle, Siegeswillen und vieles mehr.
Was soll dabei herauskommen, wenn wir allein auf die Kraft von uns oder anderen Menschen vertrauen, um Mut und Hoffnung zu behalten und um auch noch wirklich Gutes zu tun für uns und für andere Menschen.

Die Kraft zu einem wirklich guten Leben kommt allein von Gott,

denn Gott allein ist gut, von ihm allein kommt nur Gutes. Er ist die Quelle des Lebens, die Quelle des guten, heilen Lebens.

Predigten zu Johannes 7 Acker Steppe Steine
Foto: Martina Heins

Haben Sie schon einmal eine Steppenlandschaft gesehen?

Sie ist nicht ganz wüst und öd, ab und zu wachsen ein Strauch, einige Gräser und vereinzelte Tiere leben dort, aber es ist kein Ort, wo viele Menschen, Tiere und Pflanzen gut leben können. Was die Steppe zum Blühen und zu einem guten Lebensraum macht, ist Wasser, denn die Erde ist meistens fruchtbar. Es fehlt nur Wasser. Das Land muss bewässert werden, dann kann aus der kargen Landschaft eine blühende und fruchtbare Gegend werden und vielen Menschen Lebensraum geben.

So sind wir Menschen wie eine Steppe: wir schaffen es, ein paar gute Früchte hervorzubringen, da ist aber auch noch vieles öd und leer. Erst der Einfluss Gottes, sein „lebendiges Wasser“, sein Heiliger Geist, kann aus unserer Steppe fruchtbares Land machen, kann wirklich gutes Leben schaffen, das bestimmt ist von Hoffnung, Freude, Frieden und Liebe. Erst wenn wir aus der Quelle Gottes schöpfen kann Leben in uns wachsen, das von Gott kommt, das nach dem Bild Gottes neu entsteht und in der Ewigkeit vollkommen wird und von dem andere Menschen zehren können.

Predigten zum Lesen Johannes 7 Jesus Wasser lebendiges
Foto: Achim Fester

Diese Kraft Gottes, seinen heiligen Geist brauchen wir alle.

Und genau das verheißt Jesus uns. Jesus sagt uns in Johannes 4, 10 zu: Ich bin das lebendige Wasser für euch, wenn ihr mit vertraut. Meinen Geist bekommt ihr, wenn ihr mich im Glauben annehmt.

Wir leben auf Pfingsten zu, wo Gott das zum ersten Mal wahrgemacht hat, dass die Kraft Gottes durch seinen Geist Menschen angefüllt hat, aber die Zusage gilt auch für uns.

Was müssen wir tun, damit Gott mit seinem Geist unter uns und in uns wirken kann? Ich möchte hier drei Dinge nennen:

  1. Wir müssen anerkennen, dass wir selbst nicht mehr als eine „Steppe” sind,

dass wir ab und zu schon etwas Gutes zustande bringen, aber es fehlt eben noch sehr viel, und dass wir dazu Gottes Hilfe brauchen. Denn solange wir noch meinen, wir schaffen das schon alleine ganz gut, warum sollen wir uns dann öffnen für Gott und nach seiner Hilfe Ausschau halten.

Das geht zwar auf der einen Seite gegen unseren Stolz, aber auf der anderen Seite sehnen wir uns doch alle nach der Kraft, die uns in schweren Zeiten Halt und Hoffnung gibt und die uns hilft, das Leben positiv zu gestalten. Wir wünschen uns das für unser eigenes Leben, für das Leben anderer und für die christliche Gemeinde.
Deshalb müssen wir erkennen: Aus unserer „Steppe” kann nur fruchtbares Land werden, wenn Gott selbst mit seinem lebendigen Wasser den Boden fruchtbar macht.

  1. Wir müssen uns Jesus zuwenden und ihm vertrauen, vertrauen, dass er uns helfen will und auch kann und dass er es gut mit uns meint.

Gottes Wege sind oft ganz anderes als unsere: Wo wir Erfolg sehen, sieht Gott vielleicht eine Niederlage, und wo wir den Eindruck haben, es zerbricht alles, fängt Gott vielleicht an, etwas ganz Neues in unserem Leben aufzubauen. Diese Wege Gottes verstehen wir häufig nicht, und dennoch sollen wir ihm vertrauen, uns in seine Hand geben wie ein kleines Kind seinen Eltern vertraut. Einfach blind vertrauen, ohne in die Zukunft sehen zu können, das fällt die meisten Menschen schwer, aber um dieses Vertrauen zu Christus geht es.

  1. Wir müssen uns dem Einfluss von Jesus aussetzen.

Als die ersten Christen den Heiligen Geist bekamen, da sind sie zusammengekommen und haben sich mit dem Wort Gottes beschäftigt, zusammen gebetet, Abendmahl und Gottesdienst gefeiert und alles miteinander geteilt (Apostelgeschichte 2, 42-47). Sie haben es nicht getan, weil sie jetzt besonders gute Leistungen vollbringen wollten, sondern weil sie sich in die Gegenwart Gottes begeben und seinem Einfluss ausgesetzt haben. Denn bei Jesus ist die Quelle der Kraft Gottes, nicht bei uns selbst. Christus muss im Mittelpunkt unseres Lebens und der Gemeinde stehen, nicht wir. Zu ihm müssen wir uns hinwenden und davon prägen und gestalten lassen. Wenn wir das nicht tun, dann müssen wir uns nicht wundern, wenn die „Steppe” eine „Steppe” bleibt.

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Foto: Martina Heins
Wenn wir das aber tun, dann haben wir die große Verheißung,

dass Gott uns anfüllt mit seinem Geist und wir immer mehr aus der Kraft leben können, die von Gott kommt. Je mehr wir uns ihm öffnen und ehrlich zuwenden, ihm vertrauen und uns seinem Einfluss aussetzen, desto mehr kann Gott uns mit seiner Kraft anfüllen und gestalten.
Für die christliche Gemeinde gilt deshalb, dass alle Mitarbeitenden alles dafür tun, dass Menschen in der Gemeinde den Weg zur Quelle Gottes finden, zu Jesus Christus, ihm vertrauen lernen und sich seinem Einfluss aussetzen können, damit Gottes Zusage sich in der Gemeinde und in jedem Mitglied der Gemeinde erfüllen kann.

Deshalb wollen wir anerkennen, dass wir seine Hilfe brauchen, uns ihm von ganzem Herzen zuwenden und uns seinem Einfluss aussetzen.
Predigt zu Johannes 7, 37-39
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