Predigt zu Römer 6, 19-23 am 6. Sonntag nach Trinitatis

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Foto: Martina Heins

19 Ich muss menschlich davon reden um der Schwachheit eures Fleisches willen: Wie ihr eure Glieder hingegeben hattet an den Dienst der Unreinheit und Ungerechtigkeit zu immer neuer Ungerechtigkeit, so gebt nun eure Glieder hin an den Dienst der Gerechtigkeit, dass sie heilig werden. 20 Denn als ihr Knechte der Sünde wart, da wart ihr frei von der Gerechtigkeit. 21 Was hattet ihr nun damals für Frucht? Früchte, derer ihr euch jetzt schämt; denn ihr Ende ist der Tod. 22 Nun aber, da ihr von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr darin eure Frucht, dass ihr heilig werdet; das Ende aber ist das ewige Leben. 23 Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.

 

Zunächst habe ich eine Ratefrage an die Älteren, die sich noch an die 70er und 80er Jahre erinnern.

Damals gab es eine Stadt in Europa, in die man als Deutscher absolut nicht hineinkam, obwohl viele dort gerne hingefahren wären. Wissen Sie, um welche Stadt es sich handelt? Es war Königsberg, bzw. Kaliningrad.
Es gab damals viele Menschen, die wären für ihr Leben gerne nach Königsberg gefahren, weil das die Hauptstadt ihrer alten Heimat war, oder sie hatten von ihren Eltern viel davon gehört. Aber zu der Zeit war es ganz egal, wie man versuchte, dort hin zu kommen, über Skandinavien, durch die Ostsee schwimmen, durch Polen oder Russland, man kam nicht hin. Die Stadt war für Deutsche Sperrzone. Man konnte es versuchen, woanders hinfahren oder zuhause bleiben, das war egal. Jedenfalls kam man nicht nach Königsberg. Man war in gewissem Sinn frei, zu machen was man wollte. Es war alles ganz egal, ob man sich abmühte oder nicht, sich Gedanken über den richtigen Weg machte oder nicht, denn man kam sowieso nicht hin.

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Foto: Martina Heins

Das meint Paulus hier, wenn er hier an die römische Gemeinde schreibt: „Ohne Christus wart ihr frei von der Gerechtigkeit.“

Paulus meint damit: Es war für euch unmöglich, den richtigen Weg im Leben zu gehen, der euch zum Ziel führt, weil der Zugang für Nichtjuden verschlossen war. Es war egal, wie euer Leben aussah, welche Wege ihr gegangen seid, was ihr getan habt, jeder konnte tun und lassen, was er wollte, denn ihr hattet sowieso keine Chance. Ihr wart gefangen in der Unmöglichkeit, zu Gott zu kommen.  Diese Unmöglichkeit, zu Gott zu kommen, ist die sogenannte Ursünde. Frei wart ihr von der Möglichkeit, zu Gott zu kommen, und insofern war alles egal.

Aber nun gehen wir ins Jahr 1990. Plötzlich gibt es eine Möglichkeit, nach Königsberg zu kommen.

Ein Reiseunternehmen bietet eine Reise mit dem Bus nach Danzig und von dort mit dem Schiff nach Königsberg an.

Jetzt ist es nicht mehr egal, ob die Menschen zuhause bleiben oder nicht, welchen Weg sie wählen, denn es gibt ja die Möglichkeit, hin zu kommen. Die Menschen müssen natürlich dem Reiseleiter vertrauen, dass er sie wirklich ans Ziel bringt und sie nicht irgendwo im ostpreußischen Niemandsland alleine lässt.
Und nun geht es los!  Im Bus sitzen alles Menschen, die sehr gerne nach Königsberg wollen. Die nötigen Papiere sind alle vorhanden, so dass auch jeder die Berechtigung hat, nach Königsberg einzureisen.

Bezogen auf die Aussage von Paulus im Römerbrief bedeutet das: So sind wir Christen unterwegs auf ein wunderbares Ziel zu – die Ewigkeit.

Durch Christus ist das möglich geworden. Jetzt ist es nicht mehr egal, welchen Weg wir wählen, wie wir uns entscheiden oder wie wir unser Leben gestalten, denn er, Jesus, ist der Weg. Natürlich müssen wir Jesus vertrauen, dass er uns ans Ziel bringt, mit ihm gehen und ihm folgen.

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Jesus hat die „Grenze“ geöffnet. Der Weg ist frei!

Für die Reise sind damit alle Formalitäten geklärt. Alles, was uns an der Einreise hindern könnte, ist beseitigt. Jesus nimmt jeden mit. In der Taufe hat er es euch zugesagt. Das ist die Fahrkarte für die Reise. Wir sind jetzt frei von Irrwegen und falschen wegen, die nicht zum Ziel führen, und frei von der Angst, ob wir auch hinkommen, ob wir es schaffen, und wir müssen nicht mehr versuchen, auf anderen Wegen zu Gott zu kommen. Jeder Versuch, ohne ihn dort anzukommen, ist zum Scheitern verurteilt. Aber mit Jesus ist klar, dass wir hinkommen. Er ist der „Reiseführer“ und nichts kann uns daran hindern, am Ziel anzukommen. Er führt uns, beschützt uns und kümmert sich um uns.

Und nun geht es los mit der christlichen Reisegruppe im „Christus-Bus“.

Mit ihm zusammen sind es alles Menschen, die sehr gerne in die Ewigkeit möchten. Es dauert zwar noch einige Zeit, aber sie wissen, mit ihm kommen sie an.
Wie werden dieses wunderbare Ziel und die Vorfreude darauf uns bestimmen und verändern?

Setzen wir uns noch einmal in den Bus nach Königsberg:

Wir haben kaum unseren Startpunkt verlassen und schon geht es los. Die einen rennen zum Rückfenster und jammern über das, was sie nicht mehr haben, das eigene Bett zum Schlafen, die Grillparty, Shoppen gehen und anderes mehr. Andere streiten sich im Bus um die Sitzordnung, die Temperatur der Getränke und die Belüftung. Einige wollen unbedingt anhalten, um zu baden, ein Museum zu besuchen oder eine Wanderung zu unternehmen. Wieder andere sehen aus dem Fenster und klagen darüber, dass gerade ein Regenschauer aufzieht oder dass es Löcher in der Straße gibt. Und wenn man in die Gesichter sieht, sehen viele gelangweilt oder gestresst aus. Jeder würde sagen, dass da in der Gruppe irgendetwas nicht stimmt. Natürlich war 1990 eine Reise nach Königsberg nicht immer nur angenehm. Es gab auf dem Weg gute und schlechte Straßen, gutes und schlechtes Wetter, angenehme und nervige Mitreisende, aber mit dem Ziel vor Augen, wenn man das gerne erreichten möchte, müsste doch eigentlich alles, was auf dem Weg passiert, das Schöne und das Schlechte, an Bedeutung verlieren und die Freude über das Ziel alles überragen.

So können wir Paulus hier verstehen: Durch die Möglichkeit, die Christus euch gibt, muss doch nun alles in eurem Leben davon geprägt und darauf ausgerichtet sein, „dass ihr heilig werdet.“

Es müsste eigentlich ein Ruck durch die christliche Gemeinschaft gehen, gepaart mit nervöser Anspannung, Vorfreude, Begeisterung und das ganze Leben verändern. Alles soll darauf ausgerichtet sein, dass wir gemeinsam das Ziel erreichen. Wir sollen uns gegenseitig ermutigen, immer das Ziel vor Augen zu haben und darum gelassener mit den Sorgen und Nöten des Lebens umzugehen. Die Freude über die Möglichkeit, das Ziel zu erreichen soll unsere Herzen anfüllen, oder zumindest soll ein „Dennoch“ zu spüren sein, dass wir trotz aller Sorgen und Probleme uns auf das Ziel freuen und alles daransetzen, um durchzuhalten. Und da noch Plätze frei sind, sollte es selbstverständlich sein, andere mit Begeisterung einzuladen, damit auch sie das Ziel erreichen.

Was muss in uns und unter uns passieren, dass diese Möglichkeit durch Christus uns mehr prägt, beeinflusst, in Bewegung setzt?

Ist es nicht manchmal so, dass die Einladung zu einer besonderen Veranstaltung oder die Aussicht auf einen schönen Sommerurlaub uns mehr begeistert und schneller in Bewegung setzt als die Frohe Botschaft Jesu? Beschäftigen uns die schönen und die schweren Dinge auf der Lebensreise nicht oft mehr und bestimmen uns mehr als die Aussicht auf das Ziel unseres Lebens, die Ewigkeit?

Was muss also passieren?

Bei allem im Leben und besonders, wenn es um das ganze Leben geht, ist es das Wichtigste, dass wir dieses Ziel erreichen. Alles andere ist zweitrangig. Vielleicht müssen wir die Reihenfolge dessen, was uns wichtig ist, neu ordnen. Denken Sie doch einmal darüber nach, was Ihnen wirklich das Wichtigste im Leben ist und halten Sie sich das wunderbare Ziel, das Christus uns gibt, vor Augen. Lassen Sie sich von der Vorfreude darauf anfüllen und denken Sie daran, dass wir gemeinsam als „Reisegruppe“ auf dieses Ziel hin unterwegs sind.

Schließen möchte ich mit einem Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch, Nr. 394, „Nun aufwärts froh den Blick gewandt“
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Foto: Martina Heins

Strophe 1

Nun aufwärts froh den Blick gewandt und vorwärts fest den Schritt.
Wir gehn an unsers Meisters Hand und unser Herr geht mit.

Strophe 2

Vergesset, was dahinten liegt und euern Weg beschwert;
was ewig euer Herz vergnügt, ist wohl des Opfers wert.

Strophe 3

Und was euch noch gefangen hält – o werft es von euch ab!
Begraben sei die ganze Welt für euch in Christi Grab.

Strophe 4

So steigt ihr frei mit Ihm hinan zu lichten Himmelshöhn.
Er uns vorauf, Er bricht uns Bahn –  wer will Ihm widerstehn?

Strophe 5

Drum aufwärts froh den Blick gewandt und vorwärts fest den Schritt!
Wir gehn an unsers Meisters Hand, und unser Herr geht mit.

Predigt zu Römer 6, 19-23
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