Predigt zu Philipper 1, 12-21 am Sonntag Judika

Predigt zu Philipper 1, 12 - 21 Lukas 10, 38 - 42 1. Korinther 9, 23 - 27 Römer 8, 31 - 39 5. Mose 6, 4- 9 Matthäus 10, 34 - 39 Solus Christus Allein Christus Jesus Christus ist der Weg
Foto: Martina Heins

12 Ihr sollt wissen, Brüder und Schwestern, dass meine Gefangenschaft sogar zur Verbreitung der Guten Nachricht beigetragen hat. 13 Die Beamten am Sitz des Statthalters und alle, die meinen Prozess verfolgt haben, wissen jetzt, dass ich angeklagt bin, weil ich Christus diene. 14 Und gerade weil ich im Gefängnis sitze, sind die meisten Brüder und Schwestern hier am Ort durch den Beistand des Herrn voller Zuversicht und getrauen sich, die Botschaft Gottes nun erst recht und ohne Furcht weiterzusagen. 15 Manche tun es zwar, weil sie neidisch sind und mich ›ausstechen‹ wollen; aber andere verkünden Christus in der besten Absicht. 16 Sie tun es aus Liebe zu mir; denn sie wissen, dass Gott mich dazu bestimmt hat, vor Gericht die Gute Nachricht zu verteidigen. 17 Die anderen allerdings verbreiten die Botschaft von Christus in unehrlicher und eigennütziger Absicht. Sie wollen mir in meiner Gefangenschaft Kummer bereiten. 18 Aber was macht das? Ob es mit Hintergedanken geschieht oder aufrichtig – die Hauptsache ist, dass Christus auf jede Weise verkündet wird. Darüber freue ich mich; aber auch künftig werde ich Grund haben, mich zu freuen. 19 Denn ich weiß, dass meine Gefangenschaft – gleichgültig, wie sie endet – letztlich zu meiner Rettung führen wird. Das verbürgen mir eure Gebete und Jesus Christus, der mir durch seinen Geist beisteht. 20 Ich hoffe und erwarte voller Zuversicht, dass Gott mich nicht versagen lässt. Ich vertraue darauf: Auch jetzt, so wie bisher stets, wird Christus in aller Öffentlichkeit groß gemacht werden durch das, was mit mir geschieht, ob ich nun am Leben bleibe oder sterbe. 21 Denn Leben, das ist für mich Christus; darum bringt Sterben für mich nur Gewinn.



Predigt zu Philipper 1, 12 - 21Wunderschöne Landschaft Plansee Österreich Bergsee Tirol
Foto: Martina Heins

Die Erde ist eigentlich ein wunderschöner Ort zum Leben!

Stimmen Sie mir zu? Diese Vielfalt an Landschaften, Natur, Pflanzenwelt und Tierarten ist großartig. Es ist ein faszinierender Planet, auf dem wir leben.

Und doch reicht uns das offensichtlich nicht, um ein glückliches, zufriedenes und erfülltes Leben zu haben.

Wir sind ständig auf der Suche nach mehr Glück, Zufriedenheit und Erfüllung. Wir kämpfen dafür, es zu bekommen und zu erhalten. Wegen der Hoffnung auf etwas mehr Leben gibt es Streit, werden Kriege geführt und verraten Menschen ihre Grundsätze. Aber was wir finden, sind höchsten Momente und gewisse Zeiten Höhepunkte im Leben, in den das alles da ist. Können Sie noch unbekümmert sein, von Herzen lachen wie ein Kind? Wenn Menschen müde werden von diesem Kampf um etwas Leben, dann kann in ihnen eine Sehnsucht nach dem Tod entstehen, eine Sehnsucht nach der Ewigkeit, wo alles gut ist.

Als Paulus diesen Brief schrieb,

da war er in einer ganz schweren Zeit. Er war im Gefängnis und wusste nicht, ob man ihn zum Tode verurteilen würde oder nicht. Aber wenn man Paulus fragen würde:  War das damals so, dass du eine Sehnsucht nach dem Tod hattest, weil es dir so schlecht ging, dann würden wir ein ganz deutliches „Nein!” hören.

Paulus würde antworten: Ich möchte nicht sterben, weil ich das Leben satthabe, sondern ich habe hier noch viel Wichtiges zu tun und einen Auftrag zu erfüllen, aber ich habe einfach etwas viel Größeres und Schöneres gefunden.

Ich habe das volle Leben gefunden in der Gemeinschaft mit Jesus Christus, den Trost, Hoffnung, Freude, Frieden, Sinn, alles, was es in der Ewigkeit gibt.
Das ist noch viel mehr als alles, was diese schöne Erde zu bieten hat. Ich muss nicht mehr nach dem Glück, dem Frieden und der Erfüllung suchen, danach jagen, sondern ich habe in Christus das volle Leben gefunden.

Predigt zu Philipper 1, 12 - 21 Himmel Hoffnung blauer Himmel Sonnenstrahl am Himmel Sommer
Foto: Martina Heins

Ja, sagt Paulus: Ich habe es gefunden,

den Schatz im Acker, die kostbare Perle, womit Jesus in Matthäus 13, 44-46 das Reich Gottes vergleicht. Das, wonach mein Herz sich sehnt, habe ich in der Gemeinschaft mit Jesus Christus bekommen. Jesus Christus ist für mich alles, viel kostbarer, wertvoller und wichtiger als alles andere, was man in diesem Leben finden kann.
So ist zu verstehen, wenn Paulus schreibt: „Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn.“ Er wertet die Welt und dieses Leben nicht ab, aber er hat mehr gefunden in der Ewigkeit Gottes, hier im Leben und nach dem Tod in Vollkommenheit, durch Jesus Christus.




Können wir das auch sagen, dass wir es gefunden haben, das volle Leben?

Haben wir es gefunden in Jesus, das Leben aus der Ewigkeit und in Ewigkeit?

Und wenn wir es gefunden haben, was machen wir damit?

Viele sagen: „Glaube ist Privatsache“, und sie meinen damit, mein Glaube geht anderen nichts an, darüber redet man nicht. Andere behaupten: „Ich bin tolerant“, und deshalb wollen sie andere Menschen in ihrem Glauben und ihren Irrwegen belassen. Toleranz ist ein hoher und wichtiger Wert, aber ist das tolerant, wenn ich Menschen auf etwas Großartiges hinweisen kann und tue es nicht?
Ich will es mit zwei Vergleichen ausdrücken, worum es geht: Stellen Sie sich vor, sie haben in der Wüste eine Quelle entdeckt, wo der ganze Durst gestillt werden kann. Was tun Sie? Sagen Sie es anderen, die Durst haben, oder verschweigen sie es? Oder nehmen wir an, sie kennen einen guten Arzt oder eine gute Medizin, die einen kranken Menschen helfen kann. Was tun Sie? Sagen Sie es, oder verschweigen Sie es, weil Sie ja niemandem etwas aufdrängen wollen?

Hier geht es um den Zugang zur Ewigkeit Gottes.

Toleranz heißt nicht, dass alles egal oder gleich gut ist. Es ist nicht egal, welchen Glauben wir haben, was uns Halt, Orientierung und Hoffnung gibt und wo wir das Leben suchen und unser Herz damit anfüllen, sondern Toleranz heißt in Bezug auf den Glauben: Ja, ich habe es gefunden, das wahre Leben, aber ich ertrage es mit Respekt und Liebe, wenn andere etwas anderes meinen und sich nicht darauf einlassen wollen. Und dass der Glaube Privatsache ist, bedeutet nicht, dass wir es für uns behalten sollen, sondern der Glaube ist etwas Persönliches, was jeder für sich klären muss.

Es geht um das Größte und Wichtigste, es geht um das volle Leben von Menschen, ewiges Leben, ein Leben aus der Ewigkeit und in Ewigkeit.

Jesus sagt uns in Matthäus 5, 14-16, dass wir das Licht der Ewigkeit nicht unter einen Scheffel, (Eimer) stellen sollen. Und deshalb schreibt Paulus hier: Weil ich den Weg gefunden habe, dass das volle Leben allein in Jesus Christus zu finden ist, deshalb sollen alle Menschen davon hören, alle sollen entdecken, wie wichtig Jesus Christus für sie ist.
Denken Sie an Menschen, die Sie kennen, an Nachbarn, Freunde, Kollegen, Familienmitglieder, die den Zugang zu Jesus nicht gefunden haben, und vielleicht spotten, lächeln oder einfach daran vorbeigehen, die aber genauso eine tiefe Sehnsucht nach vollem Leben haben.

Alle sollen diese Botschaft hören und deshalb soll alles dazu dienen, dass Christus verkündigt wird.

Und darum sagt Paulus: Ob ich nun im Gefängnis bin oder frei, lebe oder sterbe, alles soll dazu dienen, selbst wenn Menschen mir mit ihrer Verkündigung persönlich schaden wollen, so ist doch wichtig, dass Christus verkündigt wird.

Das gilt für jeden Christen und auch für die ganze Gemeinde.

Als Gemeinde sind wir unterwegs auf das große Ziel zu, die Ewigkeit. Aber auf dem Weg dorthin haben wir einen gemeinsamen Auftrag, dass alle dabeibleiben und das Ziel erreichen, und dass möglichst viele Menschen Christus finden und auch das Ziel erreichen. Eine Gemeinde ist gemeinsam mit Christus unterwegs, und auf Christus kommt es an.
Entscheidend für jede Gemeinde ist, dass die Gemeinde sich nicht nur mit irdischen Dingen beschäftigt, mit klugen Gedanken, Politik, Kunst, gutem Vereinsleben und Nettigkeit untereinander, sondern dass das Leben, das Christus uns gibt, dass aus der Ewigkeit kommt und in Ewigkeit bleibt, im Mittelpunkt steht.

Predigt zu Philipper 1, 12 - 21 Lukas 10, 38 - 42 1. Korinther 9, 23 - 27 Römer 8, 31 - 39 5. Mose 6, 4- 9 Matthäus 10, 34 - 39 Solus Christus Allein Christus Jesus Christus ist der Weg
Foto: Martina Heins

Es kommt darauf an, dass in den Menschen, die in einer Gemeinde Verantwortung haben, ein Feuer brennt, ein Feuer der Liebe zu Christus,

weil sie wissen, dass Christus alles ist. Er ist der Schatz im Acker, die kostbare Perle, die Antwort auf das Suchen und Sehnen aller Menschen, die Verbindung zur Ewigkeit Gottes. Sie sollen dazu beitragen, dass die Gemeinde ein Licht ist, dass andere auf Christus hinweist, und dass alles, was in der Gemeinde geschieht, was entschieden werden muss, wie die Gemeinde miteinander lebt, dazu dienen soll, dass Christus verkündigt wird.

Ich möchte schließen mit einem etwas längeren Zitat von Dietrich Bonhoeffer:

„Was spielen alle Veränderungen, die das Leben einer Gemeinde mit sich bringt, für eine Rolle gegenüber dem einen schlechthin Unveränderlichen „ … Daß nur Christus verkündigt werde”? Die Tage sind vorüber, in denen man Zeit zu haben glaubte, auf der Kanzel ein erbauliches Allerlei von Literatur, Weltanschauung, Lebensweisheit, Politik bringen zu können. Wer das will, findet es jederzeit viel besser woanders. Wem daran gelegen ist, zu wissen, daß es einen Ort gibt, an dem nicht von Gesellschaft, nicht von dem täglichen Einerlei, nicht von Wirtschaft und Politik, sondern allein und ausschließlich von Christus und seinem Willen und seinem Trost geredet wird – und ob es nur zwei oder drei wären, die sich versammelten – der komme zur Kirche. Und er möge dann nicht einmal im Jahr kommen – es liegt kein Segen und keine Verheißung auf solchem Kirchengang, sondern er komme wieder und wieder und helfe dazu, daß wir eine Gemeinde werden – „ daß nur Christus verkündigt werde.”

Predigt zu Philipper 1, 12-21

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