Predigt zu 1. Johannes 5, 4 am 19. Sonntag nach Trinitatis
„Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“
Wie ist das bei Ihnen: Beherrschen Sie das, was von außen, von der Welt, an Einflüssen auf sie einströmt?
Lassen Sie davon Ihre Gefühle, Ihr Denken, Reden, Handeln beeinflussen und beherrschen? Oder gehen Sie mit allen Einflüssen immer frei und souverän um, egal, was kommt, Sie entscheiden frei, welche Gefühle sie zulassen oder nicht, und Sie tun das, was gut ist.
Vor einiger Zeit sagte ein Mann:
„Wenn ich Stress habe, dann kann ich keine Schokolade liegen lassen. Ich muss sie essen. Das ist dann so, als wenn die Schokolade da liegt, lächelt und sagt oder befiehlt: Komm, iss mich! Der Mann sagt: Ich muss gehorchen, ich kann nicht anderes. Ich bin ein Opfer. Ja, er ist ein Opfer, aber nicht der Schokolade, sondern seiner eigenen Schwäche.
Sie kennen das, dass Menschen sagen: Ich muss mir Kleidung kaufen.
Ich habe gar nichts mehr zum Anziehen. Das ist natürlich gerade in unserem Land ein Problem. Man sieht in der Stadt Menschen, die sich fast nackt zum nächsten Einkaufszentrum schleichen, weil sie nichts zum Anziehen haben. Das ist natürlich ein Scherz, in Wirklichkeit lassen sie sich von einem Modedruck, einem allgemeinen Zwang beherrschen und versklaven.
Dies sind in der Regel harmlose Beispiele, aber sie zeigen, wie wir uns zu Opfern machen. „Ich muss“! „Ich kann nicht anders handeln. Ich bin ein schwaches Opfer der Situation.“
Das ist eine Lüge und ich möchte, dass Sie den Glauben an diese Lüge aufgeben.
Ich möchte, dass Sie stattdessen in Zukunft an die Kraft Gottes glauben,
die Gott mit seinem Heiligen Geist in Sie hineingelegt hat, und sich täglich gegen diese Lüge und für die Kraft Gottes entscheiden, damit Sie glücklicher werden, ein erfüllteres Leben bekommen und mehr zum Segen für andere werden.
Unser Vers sagt: Unser Glaube, unser Glaube an Jesus Christus ist die Kraft, um über die Einflüsse der Welt auf mein Leben zu siegen und mich für das Gute und Richtige zu entscheiden, das Gott mir zeigt, und es zu tun. Wie im Bild vom Weinstock und den Reben in Johannes 15, 1-6 fließt die Kraft Jesu in uns hinein. Wir haben als Christen den Geist Gottes, die Kraft Gottes, die Liebe Gottes in uns.
Kommen wir nun zu anderen ernsthafteren Beispielen:
Haben Sie manchmal Angst?
Es gibt so vieles, wovor wir Angst haben können: Gefahren in der Zukunft wie Krankheiten oder Probleme. Viele haben Angst vor anderen Menschen, wie sie von denen beurteilt werden und ob sie sie mögen. Angst können wir auch davor haben, ob die eigenen Fähigkeiten ausreichen im Beruf, in Beziehungen oder in anderen Bereichen. Die Liste der Gründe, warum wir Angst haben, kann man sehr weit ausdehnen.
Wir müssen aber als Christen nicht mehr ängstlich sein. Als die Jünger in Matthäus 8, 23-27 in einen schweren Sturm kamen und Angst bekamen, kritisiert Jesus seine Jünger und sagt: „Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam?“. Nun kommt sicher der Einwand: Aber ich bin so ein ängstlicher Typ. Dagegen kann ich nichts machen. Es mag richtig sein, dass Sie dagegen, dass die Angst aufkommt, nichts tun können, aber mit der Kraft Gottes können Sie die Angst besiegen. Jesus Christus ist bei Ihnen und deshalb müssen Sie nicht mehr Opfer Ihrer Angst sein. Sie können sich gegen die Angst entscheiden und einüben, mit Jesus mutig zu werden.
Nehmen wir ein anderes Beispiel: Jemand hat Sie geärgert, vielleicht schon öfter, und dann steigt die Wut in Ihnen hoch.
Es ist dann besser nicht in Ihrer Nähe zu sein. Der Nächste bekommt wahrscheinlich den Ärger ab. Vielleicht sind Sie auch besonders empfindlich und fühlen sich schnell verletzt. Natürlich sind Sie davon überzeugt, dass Sie zu Recht wütend, verletzt und verärgert sind. Aber sind diese Gefühle wirklich schön, so dass es sich lohnt, daran festzuhalten.
Sie können sich dagegen entscheiden und es nicht zuzulassen, dass diese Gefühle Sie selbst und Ihre Umgebung vergiften.
Nun kommt auch hier der Einwand: Ich bin so emotional und empfindsam, da kann ich nichts dagegen tun. Machen Sie sich nicht zum Opfer, glauben Sie dieser Lüge nicht. Alleine kommen Sie vielleicht nicht dagegen an, aber mit Gottes Kraft können Sie es. Sie können sich für den Einfluss Gottes entscheiden und das tun, was gut ist. Es ist gut, dass Sie emotional und empfindsam sind, aber es soll Sie nicht beherrschen und belasten, sondern Sie sollen Ihre Emotionen und Empfindsamkeit positiv für andere nutzen.
Vielleicht sind Sie auch tief enttäuscht und an ihrer Seele schwer verletzt worden, vielleicht sogar seelisch oder körperlich missbraucht worden.
Das sind ganz schlimme Erfahrungen und eine schwere Last im Leben. Aber wollen Sie wirklich, dass das, was Sie in der Vergangenheit erlebt haben, auch noch Ihre Gegenwart und Zukunft bestimmt? Lassen Sie das nicht zu. Mit unseren Gefühlen bestrafen wir nicht die Täter, sondern noch einmal uns selbst und die Menschen, mit denen wir gerade zusammen sind. Der Geist Gottes gibt uns die Kraft dazu, das loszulassen, an Gott abgeben und es ihm überlassen, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Die Bibel nennt das vergeben.
Wir können hier noch über viele andere Dinge reden, wie zum Beispiel, dass Lob und Anerkennung uns negativ beeinflussen können, indem es uns leichtsinnig und oberflächlich macht; über Neid und Eifersucht, Gier nach Geld oder Macht, schlechte Gewohnheiten, Tratsch, zu spät kommen, zu viel oder zu wenig reden und vieles mehr.
Entscheiden Sie sich, nicht mehr der Lüge zu glauben, dass Sie nichts tun können und nur ein Opfer solcher Einflüsse sind und glauben Sie der Kraft Gottes, die in Ihnen wohnt.
Entscheiden Sie sich täglich, mehrmals täglich, in jeder Situation gegen diese Einflüsse und für das Leben, das Gott für Sie vorgesehen hat.
Nun werden viele sagen: Lieber Pastor, das ist ja alles richtig, aber auch nicht einfach.
Aber hat jemand behauptet, dass der Kampf für ein gutes und glückliches Leben einfach ist.
Das will uns die Werbung einreden und sie lügt. Dieser Kampf ist schwer, aber lohnenswert. So erwarten auch viele Christen von Gott, dass er irgendwie eine Wolke auf uns herablässt, alles Schlechte beseitigt und uns ein Überfliegergefühl verleiht. Es ist leichter, in Selbstmitleid zu verharren und sich als Opfer zu fühlen. Dann müssen wir keine Verantwortung für uns übernehmen, sondern schieben sie auf andere ab. Aber damit werden wir nicht glücklich, bekommen kein erfülltes und sinnvolles Leben.
Natürlich ist das nicht einfach, aber durch unsere lebendige Beziehung zu Jesus Christus können wir es. Jesus sagt in Johannes 15, 5: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“. Aber mit ihm können wir es.
Wenn Sie Veränderungen wünschen und alte Gefühle und Handlungsweisen überwinden wollen, dann üben Sie das Neue ein.
Es ist wichtig, dass wir uns nicht nur gegen etwas entscheiden, sondern uns von Gott beeinflussen lassen und unser Handeln an seinem Wort ausrichten.
Jesus macht das in Matthäus 12, 43-45 deutlich, wenn er sagt: 43 »Wenn ein böser Geist einen Menschen verlässt, irrt er durch Wüsten und sucht nach einer Bleibe und findet keine. 44 Dann sagt er sich: ›Ich gehe lieber wieder in meine alte Behausung!‹ Er kehrt zurück und findet alles leer, sauber und aufgeräumt. 45 Darauf geht er hin und sucht sich sieben andere böse Geister, die noch schlimmer sind als er selbst, und sie kommen und wohnen dort. So ist dieser Mensch am Ende schlimmer dran als am Anfang.
Ich habe es in der Seelsorge so oft erlebt, dass Menschen von Problemen befreit werden wollten, aber sie waren nicht bereit, sich auf ein neues vom Geist Gottes geprägtes Leben einzulassen. Und dann sind sie gescheitert. An Zachäus in Lukas 19, 1-10 können wir sehen, wie es sein soll. Zachäus hat sich nicht nur gegen das alte Leben entschieden, sondern auch zur Nachfolge Jesu und zu einem neuen Handeln.
Üben Sie das Neue ein, nicht alles auf einmal, denn das überfordert uns.
Dazu gibt es zu viele Baustellen. Entscheiden Sie sich für eine Baustelle in Ihrem Leben, die Sie verändern wollen und dann handeln Sie zwei Monate konsequent danach, bevor Sie sich das Nächste vornehmen.
Wenn so ein altes Gefühl wiederauftaucht, dann sagen Sie konsequent NEIN, immer und immer wieder, und sagen Sie konsequent JA zu Gottes Weg.
Bitten Sie Gott immer wieder um Hilfe, 50 mal am Tag: „Herr, hilf mir dabei.“ Und dann setzen Sie das um, was sie im Glauben an Jesus als richtig erkennen.
Es geht hier nicht um die Frage, ob wir in den Himmel kommen. Das hat Gott in Jesus erledigt. Und wer an Jesus glaubt, der kommt da hin. Aber Gott will auch, dass unsere Reise dorthin gut wird, dass wir sie genießen können, dass wir glücklich werden, ein erfülltes Leben haben und zum Segen für andere werden.
Mit einem Zitat von einem unbekannten Autor will ich schließen: „Wenn wir in unserem Leben siegreich sein wollen, dann müssen wir selbst dann das Richtige tun, wenn unsere Gefühle uns etwas anderes sagen.“