Predigt zu 1. Thessalonicher 1, 2-4 am 16. Sonntag nach Trinitatis
Welche Erwartungen mögen wohl Menschen haben, die zum ersten Mal in eine Gemeinde kommen,
wie zum Beispiel Konfirmanden oder deren Eltern oder andere Personen? Vielleicht erwarten sie interessante Veranstaltungen, anregende Diskussionen, nette Menschen oder sonst etwas, wovon sie sich eine Bereicherung ihres Lebens erhoffen. Das sind alles zu respektierende Wünsche, und es ist immer noch besser, wenn Menschen falsche Erwartungen an die Gemeinde richten, als wenn sie gar keine Erwartungen mehr haben. Aber wenn eine christliche Gemeinde intakt ist, wird sie das anbieten, was ihrem Auftrag und Sinn entspricht und sich nicht nach dem richten, was Menschen sich wünschen.
So wird man von einer Schule kein Vergnügen, sondern Lernen erwarten können, und wenn Menschen in einen Fußballverein eintreten und erwarten, dass sie dort faul in der Sonne liegen und baden können, dann wird man ihnen sagen, dass das zwar ein netter Wunsch sei, aber dass er hier nicht erfüllt werde. Genauso darf man von einer Musikschule nicht erwarten, dass es dort Nachhilfe in Mathematik gibt, und von einem Freizeitpark sollte man keine Diskussionen über ernsthafte Themen erwarten. Man bekommt nicht alles überall und so bekommt man auch in der christlichen Gemeinde nicht alles.
Paulus sagt in einem Brief an die Gemeinde in Thessalonich, was das Besondere und Einzigartige ist, was man in einer christlichen Gemeinschaft finden kann.
Thessalonich, das heutige Saloniki, ist eine Stadt im Norden Griechenlands, und der erste Brief an die Thessalonicher ist die älteste Schrift des Neuen Testaments.
Wir lesen jetzt aus 1. Thessalonicher 1, 2-4:
2 Wir danken Gott immerzu für euch alle, wenn wir in unseren Gebeten an euch denken. 3 Vor unserem Gott und Vater erinnern wir uns stets voll Dank daran, was als Frucht eurer Gemeinschaft mit Jesus Christus, unserem Herrn, bei euch herangereift ist: wie bewährt euer Glaube ist und wie aufopfernd eure Liebe und wie unerschütterlich eure Hoffnung. 4 Gott liebt euch, Brüder und Schwestern, und wir wissen, dass er euch dazu erwählt hat, ihm zu gehören.
Das Besondere an einer christlichen Gemeinschaft ist, dass der auferstandene Jesus dort selbst gegenwärtig und am Wirken ist.
Was er bewirkt, davon redet Paulus hier in unserem Abschnitt und bezeichnet es als „Frucht der Gemeinschaft mit Jesus Christus.“.
Als erstes nennt Paulus den Glauben, den Jesus in Menschen bewirkt und in ihnen erhält.
In der christlichen Gemeinschaft sind Menschen, die Jesus vertrauen, die glauben, dass er die Wahrheit sagt und man sich auf das verlassen kann, was er verspricht, und dass es wirklich gut ist, was er ihnen als Orientierung für ihr Leben gibt. Christen glauben, dass das, was er getan hat, für sie gilt und er ihnen die Tür zur Ewigkeit öffnet. Sie sagen: Jesus ist der Chef meines Lebens.
Zum anderen bewirkt Jesus, dass Menschen zu liebenden Menschen werden,
die Jesus, bzw. Gott lieben, für alles, was er für sie getan hat, und die deshalb etwas für ihn tun wollen. Das ist für sie das Wichtigste im Leben. In dieser Liebe wollen sie auch für andere etwas tun, so wie Jesus es tat. Auch wenn es nicht immer Spaß macht, tun sie es aus Liebe, indem sie zum Beispiel sich um andere kümmern und sehen, wenn sie Probleme haben, und helfen, und indem sie anderen von Jesus erzählen, damit sie seine Liebe kennenlernen und daraus leben.
Und zum dritten sind dort Menschen, die durch Jesus eine unzerbrechliche Hoffnung bekommen haben, die selbst im Sterben noch tragfähig ist.
Wer mit Jesus verbunden ist, muss niemals die Hoffnung verlieren, egal was passiert, auch nicht im Tod. Wer zu Jesus gehört und ihn liebt, dem steht mit Jesus die Tür zur Ewigkeit weit offen, hier im Leben und nach dem Tod. Für Christen ist der Tod der Eingang in die Ewigkeit, zu Jesus und zu seiner Liebe. Das ist das Ziel, worauf Christen zugehen und worauf sie sich freuen, ihr ewiges Zuhause. Da beginnt das wahre Leben erst. Das hat Jesus allen Christen versprochen, und wir glauben ihm. Als Christen brauchen wir keine Angst haben, nicht einmal vor dem Tod.
Das alles und viel mehr bewirkt der auferstandene Jesus in der Gemeinschaft der Christen. Wenn Christen zusammenkommen, dann ist der auferstandene Jesus selbst bei ihnen. Er hilft ihnen mehr von ihm zu lernen, mehr zu glauben, mehr zu lieben und fester zu hoffen. In seiner Gegenwart bekommen sie Trost, Kraft und Geborgenheit und sie werden sicher, dass sie zu Gott gehören und er sie als seine Kinder annimmt und liebt.
So ist er in der christlichen Gemeinschaft gegenwärtig und will etwas bewirken, was uns im Sinn Gottes mit seiner Kraft verändert.
Von ihm selbst haben wir in Matthäus 18, 20 die Verheißung: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Das gibt es in einer christlichen Gemeinde, in der der Auferstandene da ist und wirkt. Ist das nicht großartig? Deshalb ist es so gut, mit anderen Christen Gemeinschaft zu pflegen. Es ist ein einzigartiger Ort, an dem etwas geschieht, was es sonst nirgends gibt.
Ist das in Ihrer Gemeinde zu finden?
Können die Konfirmanden es finden oder andere Personen, die neu in die Gemeinde kommen?
Uns fallen sicher viele Beispiele ein, wo das nicht so ist. Aber es gibt viele Bespiele, wo das auch zu finden ist, wo Menschen bei Jesus Trost und Kraft bekommen, auch wenn alles anders läuft, Menschen von Jesus begeistert sind und erlebt haben, was er ihnen alles schenkt, wie wichtig er für ihr Leben ist, wo Menschen, obwohl sie selbst viel Arbeit und Sorgen haben, sich für andere einsetzen, um so die Liebe Jesu weiter zu geben, wo Menschen im Sterben Hilfe bekommen, ihre Angst zu überwinden, und die voller Hoffnung auf den Tod zugehen können, weil sie wissen, dass mit Jesus die Ewigkeit auf sie wartet, die ewige Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater.
Das und noch vieles mehr hat der auferstandene Christus in christlichen Gemeinschaften bewirkt.
Und dafür dankt Paulus Gott. Dafür kann jeder danken, der in einer christlichen Gemeinschaft erlebt hat, dass Jesus das durch seinen Heiligen Geist getan hat.
Das findet man in einer christlichen Gemeinschaft und das ist ein Zeichen dafür, dass Gott uns liebt, wir seine Kinder sind und zu ihm gehören. Und in alledem können wir wachsen.
Jeder ist eingeladen, das zu erleben und sich von Gott beschenken und verändern zu lassen. In einer christlichen Gemeinschaft sollen sich alle gegenseitig dabei helfen, dass alle das Wirken Jesu noch mehr erfahren, und dass der Glaube immer lebendiger und kraftvoller wird.