Predigt zu 1. Mose 12, 1-4 am 5. Sonntag nach Trinitatis
Wenn ich älteren Menschen beim Geburtstagsbesuch die Hand zum Segen aufgelegt habe, dann habe ich oft erlebt, dass Ihnen Tränen kamen vor Rührung. Genauso ist bei Hochzeiten oder besonderen Jubiläen der Moment des Segenzuspruchs immer ein besonderer.
Der Zuspruch des Segens Gottes ist etwas, was vielen Menschen sehr wichtig ist, selbst wenn sie sonst keine enge Beziehung zu Glauben und Kirche haben.
Manchmal nimmt das sogar seltsame Formen an: In Chile gingen viele Katholiken erst am Ende der Messe in die Kirche, nur um den Segen noch mitzubekommen. Das andere war ihnen nicht so wichtig. Irgendwie erhoffen sich viele vom Segen Gottes einen besonderen Schutz und einen Extraschub für Glück und Erfolg im Leben. Deshalb lassen auch viele ihre Kinder taufen in der Hoffnung, dass sie dann unter dem besonderen Schutz Gottes stehen.
Es ist auch so: Wenn man in der Bibel nachschaut, was Segen bedeutet, dann kann man das ungefähr so zusammenfassen: Gott bringt etwas zu einem guten Ende, zum Erfolg.
Nur wie ist das, wenn man auf das Leben all derer schaut, denen der Segen zugesprochen wurde. Es läuft ja nicht bei allen immer gut und erfolgreich: manche Ehen werden glücklich, andere sind schon nach einem Jahr zu Ende; bei den Getauften läuft bei einigen alles glatt und bei anderen alles schief; und wir selbst haben manchmal Erfolg und erleben dann wieder Niederlagen im Leben.
Funktioniert der Segen nicht immer oder ist er ein Glücksspiel. Woran liegt das?
Wir lesen dazu den Abschnitt aus 1. Mose 12, 1-4a
1 Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. 2 Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. 3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. 4 Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte.
Abraham wurde gesegnet.
Er lebte damals mit seiner Familie im jetzigen Irak. Er hatte eigentlich alles, was man sich wünschen kann: Vater, Mutter, Geschwister, Cousins, Landbesitz; er kannte sich aus; er hatte seine Pläne und Wünsche für sein Leben, und andere hatten sie für ihn.
Da könnte man doch sagen: Der ist gesegnet! Und so denken auch heute viele Menschen:
Wenn ich ein schönes Haus habe, ein dickes Auto, viele Kinder, gute Arbeit und sonst läuft alles gut, dann meint Gott es doch gut mit mir. Ich bin gesegnet.
Aber das muss nicht so sein.
Schauen wir bei Abraham. Abraham hatte alles und hätte so weiterleben können. Aber das ist nicht das, was Gott segnet, sondern Gott sagt: Verlass das alles! Verlass deine Sicherheit, deine Gewohnheiten, deine Familie. Gib deine eigenen Pläne und eigenen Wünsche auf und geh in eine ungewisse und unsichere Zukunft auf Wegen, die ich dir zeigen werde. Und dann will ich dich segnen.
So kann man sagen: Ja, Der Segen Gottes bedeutet, dass Gott etwas zu einem guten Ende und zum Erfolg bringt.
Aber es sind nicht die eigenen Pläne und Wege, die Gott zum Erfolg führt, sondern seine Pläne und Wege für mein Leben.
Wenn ich Gottes Segen im Leben erfahren will, dann muss ich seine Wege gehen, Jesus vertrauen, ihm folgen, ihm mein Leben für seine Pläne zur Verfügung stellen.
Dazu muss ich auf Gott hören, welchen Weg er mir zeigt; auf Gott mehr vertrauen als auf alles, was ich habe und plane, im Vertrauen auf Gott Schritte wagen und ihm folgen.
Das ist genau das, was Jesus damals sagte: Folge mir nach! Oder wie es im Psalmvers heißt: „Befiehl dem Herrn deine Wege.“ Das wird auch an vielen anderen Stellen in der Bibel deutlich.
Das tut Abraham und so erfährt er den Segen Gottes.
Lesen Sie unter diesem Gesichtspunkt einmal die ganze Abrahamsgeschichte! Zuerst hat er weniger als vorher und der Weg ist sehr mühsam und gefährlich, aber Gott ist mit ihm. Er kommt in gefährliche Situationen und Konflikte, aber Gott beschützt und führt ihn. Er macht Fehler, aber Gott greift ein und bringt alles zum guten Ende. Sein Vertrauen wird auf schwere Proben gestellt, zum Beispiel bei der geforderten Opferung seines Sohnes Isaak, der eine Verheißung des Segens Gottes war. Und dann wird der Segen viel größer als Abraham es sich hätte vorstellen können. Er wird der Stammvater des Volkes Israel, des Volkes Gottes. Durch Jesus werden alle Völker gesegnet, alle können zu Gott zurück.
Kennen sie das auch?
Ich erinnere mich an eine Situation in einer Gemeinde.
Wir hatten eine sehr große Veranstaltungsreihe geplant, von der ich am Anfang nicht so begeistert war, aber wir spürten alle, dass Gott es will. Er hat uns Türen geöffnet, um alles zu ermöglichen: eine große Infrastruktur, genügend Geld und Mitarbeiter und eine groß angelegte Werbung; wir wurden angefeindet, aber es hatte keine negativen Folgen, sondern verwandelte sich in etwas Positives. Am Ende waren es wunderbare Veranstaltungen für uns und mehrere tausend Menschen.
Aus meinem persönlichen Leben weiß ich,
dass es nicht immer leichter ist auf Gottes Wegen, sondern manchmal schwerer, aber auf seinen Wegen beschützt er, bügelt Fehler aus und führt einen guten Weg zu einem guten Ziel. Das Leben wird sinnvoll als Werkzeug Gottes und am Ende steht die Ewigkeit als Ziel des Weges Gottes.
Segen gibt es reichlich, wenn wir uns auf Gottes Wege einlassen und Schritte wagen im Vertrauen auf ihn. Dann führt Gott seine Pläne zu einem guten Ende. Und dabei kann ihn nichts und niemand aufhalten.
Aber dann geht es weiter: Gottes Segen verfolgt einen Plan,
und da geht es nicht darum, dass es uns gut geht, dass wir gesund und munter sind, alles schön friedlich und harmonisch ist und unsere Aktivitäten gelingen, sondern er will durch uns zu den Menschen kommen, dass die Menschen zu ihm zurückkehren, damit die Menschen sein Heil erfahren, seine Liebe, seine Freude, seinen Frieden. Er will seine verlorenen Kinder zurückhaben, dass sie ihm vertrauen und nach seinem guten Willen leben.
Und da, wo alle Menschen das erfahren können, ist Jesus. Ihn sollen sie alle kennen lernen. Ihm sollen sie vertrauen. Ihm sollen sie folgen. Dann ist Gott mit seinem Plan und seinem Segen am Ziel