Predigt zu Psalm 103, 2 am 14. Sonntag nach Trinitatis

„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“

Gott loben sollen wir mit unserem innersten Wesen.

Das meint der Beter dieses Psalms, wenn er seine Seele auffordert, Gott zu loben.

Predigt zu Psalm 103,2 14. Sonntag nach Trinitatis Loben und Danken Dankbarkeit Dankeschön
Foto: Martina Heins

Loben ist etwas anderes als Danken.

Mit einem Dank reagiere ich konkret auf ein Geschenk für mich oder eine Hilfe, die mir zuteilwurde. So bedanke ich mich bei einer Person, die mir persönlich geholfen hat, oder wenn mir jemand 1000,- € schenkt, was leider noch nicht passiert ist. Und genauso kann ich mich bei Gott bedanken, wenn er mir geholfen oder mir etwas geschenkt hat.
Beim Loben dagegen beschreibe ich eine Wesensart oder beurteile Taten positiv, wenn ich zum Beispiel sage „das hast du großartig gemacht!“, „du bist wunderbar!“ oder „du bist liebevoll!“. Ein Dank richtet sich immer direkt an den Betroffenen, während ich beim Loben sowohl den Betroffenen direkt ansprechen als auch über ihn vor anderen reden kann, wenn ich zum Beispiel sage „Er ist toll!“ oder „sie hat das großartig gemacht!“. So lobe ich Gott, wenn ich ihm sage oder es vor anderen sage, wie wunderbar er ist, wie großartig er mit mir umgeht.


Sind Sie jetzt in der Stimmung dazu, Gott so richtig zu loben?

Wenn ich auf mich schaue und von meiner Stimmung ausgehe, dann fällt es mir manchmal leicht, aber wenn Menschen mich geärgert haben oder mich andere Probleme beschäftigen, dann sieht es mit der positiven Stimmung gar nicht so gut aus. Wie geht es Ihnen? Was können Sie hinzufügen an schlechter Stimmung, vielleicht Ärger und Generve bei der Arbeit oder zu Hause, Sorge um die eigene Gesundheit oder um die Kinder? Wenn wir alles zusammentragen würden, was uns niederdrückt, dann würden wir wahrscheinlich alle ganz depressiv werden.

Wir wollen fröhlich sein, aber manchmal geht das einfach nicht.

Dann kommen manchmal so gute Ratschläge wie „Das Glas ist immer halb voll oder halb leer“, „Schau auf das, was du hast!“, „Es ist ja nicht alles schlecht.“ oder „Anderen geht es noch schlechter“. Das sind alles tolle und gut gemeinte Ratschläge, die ich auch schon gegeben habe, aber manchmal hilft das überhaupt nicht. Das Negative ist dann einfach beherrschender und drückt auf die Stimmung und dann ist man auch nicht in der Stimmung, fröhlich Loblieder zu singen.

 

Predigt zu Psalm 103,2 14. Sonntag nach Trinitatis Gott loben und danken
Foto: Martina Heins

Es gibt aber einen Weg, um trotzdem fröhlich Loblieder zu singen.

Es gibt viele Beispiele, die das zeigen. In Apostelgeschichte 16 wird beschrieben, wie Paulus und Silas wegen ihres Glaubens im Gefängnis sitzen und Gott lobten, und von den ersten Christen wird berichtet, dass sie, als in der Arena den Löwen vorgeworfen wurden, Gott mit ihrem Gesang lobten. Ich habe Menschen mit starken Behinderungen, schwerer Krankheit oder im Sterben liegend kennengelernt, die sich davon nicht niederdrücken ließen, sondern Gott gelobt haben. Und von dem Pastor und Liederdichter Paul Gerhard, von dem viele Lieder im Evangelischen Gesangbuch sind, wissen wir, was er alles durchgemacht hat. Er lebte im Dreißigjährigen Krieg und studierte Theologie, mit 44 Jahren bekam er erst eine Pfarrstelle und wurde 15 Jahre später wegen Differenzen mit dem Staat wieder entlassen. Mit 48 Jahren hat er geheiratet, aber 13 Jahre später ist seine Frau gestorben und da waren auch schon vier seiner fünf Kinder gestorben. Und trotzdem dichtete er wunderschöne Loblieder, die wir noch heute singen.

Das Geheimnis ist, dass sie alle etwas Wichtigeres hatten als das, wie es ihnen hier im Leben ergeht.

Normalerweise schauen wir auf das, was wir in der Welt erleben, wie zum Beispiel Gesundheit, andere Menschen, Anerkennung oder Geld. Was uns von diesen Dingen sehr wichtig ist, das beeinflusst uns, und je nachdem wie es auf uns einwirkt, geht es uns manchmal gut oder schlecht mit entsprechender Stimmungslage. Diese Menschen schauten auf das, was sie mit Gott erlebten. Das war ihnen wichtiger als alles andere und das hat sie bestimmt, und da Gottes Einwirken auf uns Menschen immer gleich positiv ist, fanden sie auch immer einen Grund, Gott von Herzen zu loben.

Predigt zu Psalm 103,2 Rosen Gottes Gott loben
Foto: Martina Heins

Und so richtet der Psalmbeter auch unseren Blick auf Gott und fordert uns auf, nicht zu vergessen, wie viel Gutes Gott uns getan hat.

Mit vielen kleinen Geschenken hat er uns ein Zeichen seiner Liebe gegeben. Sie sind wie „Rosen Gottes“, so wie Menschen Rosen verschenken, wenn sie ihre Liebe zu jemanden zum Ausdruck bringen wollen. Für alles das können wir Gott danken, aber wenn wir hinter den Gaben Gottes Liebe als sein Wesen entdecken, dann können wir Gott loben. Im weiteren Verlauf des Psalms zählt der Psalmbeter auf, wie Gott mit uns umgeht. Er beschreibt Gott als barmherzig und nicht hart, vergebend und nicht nachtragend oder strafend, gibt uns Hoffnung im Sterben, kennt unsere Situation, gibt uns Wegweisung und lässt uns nicht allein. Und wir wissen noch viel mehr durch das, was wir von Jesus erfahren, wie er mit uns umgeht, dass er uns vergibt, zu Gottes Kindern macht, uns im Leben begleitet und festhält und uns in die Ewigkeit bringt. Wir könnten jetzt noch viel mehr aufzählen.


Gott loben heißt, Gott sagen: Du bist toll, du bist großartig, es ist wundervoll, wie du mit mir umgehst, was du für mich getan hast. Und es anderen sagen, wie Gott ist.

Wenn mir das, wie Gott mit mir umgeht, wichtiger ist als alles andere, dann ist mein Loben unabhängig von meiner Stimmung und davon, wie es mir gerade geht, dann ist es abhängig von Gott, und der ist immer gleich. Und ganz nebenbei beeinflusst es uns auch, wenn wir Gott loben, denn wenn wir uns darauf einlassen, wirkt sich das auch auf unsere Stimmung aus.

Predigt zu Psalm 103, 2 14. Sonntag nach Trinitatis Gottes Lob loben und danken
Foto: Martina Heins
Wir sollten Gott viel öfter loben, zum einen, weil Gott es verdient hat, und zum anderen, weil es uns guttut, wenn wir Gott loben.

Es macht uns fröhlich und dankbar, weil wir uns im Loben abwenden von dem, was uns täglich beeinflusst, und uns hinwenden zu Gott und wir uns davon beeinflussen lassen. Es gibt uns Gewissheit für die Zukunft, weil wir wissen, dass Gott, der bisher so mit uns umgegangen ist, uns auch in Zukunft nicht im Stich lassen wird. Gott loben können wir in der Gemeinschaft mit anderen Christen, aber auch alleine zuhause oder vor anderen Menschen am Arbeitsplatz, in der Familie, im Freundeskreis oder an anderen Stellen.

Wichtig ist, dass wir immer wieder neu entdecken, dass es nichts Schöneres und Wichtigeres in unserem Leben gibt, als zu Gott gehören und zu erkennen, wie Gott mit uns umgeht. Dann möchten wir einfach Gott von Herzen loben. „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“
Predigt zu Psalm 103, 2
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