Predigt zu Johannes 16, 33 am Sonntag Rogate

Jesus sagt: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“

Die Älteren erinnern sich sicher noch an die Zeit des Mauerfalls und der deutschen Wiedervereinigung.

Die Menschen waren in Jubelstimmung. Endlich gab es Frieden zwischen Ost und West. Es herrschte das Gefühl, die Welt wird besser. Der Friede setzt sich durch. Wir müssen nur noch die Umweltproblematik bewältigen, aber das schaffen wir auch noch, und dann haben wir eine Welt des Friedens. Es herrschte Freude, Hoffnung und Zuversicht.

Und dann, nur kurze Zeit später, war alles anders.

Es gab Krieg am Golf mit tausenden Toten, ökologische Katastrophen, Konflikte im Baltikum, im ehemaligen Jugoslawien und im Nahen Osten. Alles schien wieder in Gefahr. Die Stimmung wechselte in Panik, Angst und depressiver Stimmung in allen Generationen.

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Foto: Martina Heins
Wir kennen diesen Wechsel auch sonst im Leben:

Auf der einen Seite Erfolg, Optimismus, Gesundheit, Freude, Liebe, und auf der anderen Seite Krankheit, Tod, Misserfolg, Einsamkeit, Angst und Hoffnungslosigkeit. Das kennt sicher jeder.

Und wir sind diesem Wechsel ausgeliefert von Freude zu Angst und von Hoffnung zu Resignation.

Manchmal denke ich, dass uns diese Gegensätze ständig vor Augen geführt werden, wenn uns im Fernsehen eine Glitzerwelt präsentiert wird und auf der anderen Seite die schwere Realität hinter den Gardinen vieler Häuser.
Stellen Sie sich einen Schwimmer im Atlantik vor. Mitten im Meer sind manchmal glatte Wellen, aber auch manchmal sehr hohe Wellen. Oben auf der Welle wird er von der Welle getrage. Es ist schön und beruhigend, dass er die Gefahren des Meeres vergessen könnte. Dann gibt es aber auch die tiefen Löcher. Die Wellen schlagen über ihn zusammen, er wird umher geschleudert. Panik, Angst und Ohnmacht machen sich breit. Er ist den Gewalten ausgeliefert. Der Schwimmer kann dagegen nichts unternehmen. Dass sich da Angst breit macht, ist kein Wunder.


Jesus sagt:
„In der Welt habt ihr Angst“.

Das ist so und wir brauchen uns wegen unserer Angst vor starken Wellen des Lebens auch nicht zu schämen. Die Gefahren sind stärker als wir. Es nützt auch nichts, diese Angst zu verdrängen und scheinbare Stärke zu zeigen. Psychologen sagen dazu: Das erste ist, sich die Angst einzugestehen. Sonst kann man die Angst gar nicht überwinden. Und Jesus macht das seinen Jüngern deutlich: So ist es bei euch. Die Gefahren sind größer. Ihr müsst nicht den starken Mann markieren. Ihr könnt eure Angst und Ohnmacht zugeben.

Das ist die Erfahrung des Kreuzes Jesu, zu wissen, dass das Negative, der Tod am Ende siegt.

All unsere guten Werke und unsere Kraft helfen nicht. Wir sind dagegen verloren. Spätestens der Tod zeigt und unsere Verlorenheit. Das Negative ist in dieser Welt so stark, dass selbst der Sohn Gottes es hinnehmen muss, die Ungerechtigkeit, das Verlassen sein und schließlich den Tod.
Und wenn schon der Sohn Gottes unterliegt, wieviel mehr dann wir. Wir sind verloren. Und nur wenn wir unsere Verlorenheit, Ohnmacht erkennen, kann uns geholfen werden.

Aber das ist noch längst nicht alles. Jesus will uns ja nicht in unserer Angst bestätigen, sondern uns helfen, sie zu überwinden.

Bei manchen modernen Therapeuten und Seelentröstern hat man das Gefühl, sie bestätigen uns nur, aber haben keine Hilfe. Jesus hat wirkliche Hilfe.
„Seid getrost, ich habe die Welt überwunden“, sagt Jesus. Inmitten dieser ganzen Gefahren brauchen wir keine Angst zu haben. Das ist die Botschaft der Auferstehung. In der Welt siegt das Negative, und wenn wir Menschen allein sind, dann sind wir verloren, aber Gott ist stärker. Am Ende siegt Gott.
Nehmen wir noch einmal das Bild vom Schwimmer im Atlantik:
Plötzlich taucht neben ihm ein großes Schiff auf. Und oben steht jemand und hat ein Seil heruntergelassen, das kann er sich um den Bauch binden. Er verspricht ihm, dass das Seil hält und er auf das Schiff gezogen wird.

Das ist der Unterschied eines Christen zu einem, der nicht glauben kann, denn der da oben steht, das ist Christus.

Mit Christus weiß ich, dass ich nicht untergehe. Ich erlebe Höhen und Tiefen genauso mit wie alle anderen, aber ich weiß, er lässt mich nicht allein. Tag und Nacht passt er auf mich auf. Manchmal zieht er das Seil ein bisschen an und ich kann mich richtig ausruhen, aber meisten muss ich auch kämpfen gegen die Unbilden des Wassers. Aber ich werde gehalten. Und eins weiß ich. Wenn irgendwann einmal meine Kräfte ganz verschwinden und es so aussieht als wäre ich verloren, dann zieht er mich hoch und holt mich auf sein Schiff.
Bei allem Wechsel in der Welt und im privaten Leben, weiß ich, dass Christus mich hält und mich umsorgt. Das Seil ist seine Liebe und Fürsorge, und dass ich mich daran festbinde, ist der Glaube. „Die Zeit im Wasser“ ist nur eine kurze Zeit im Verhältnis zur Ewigkeit, auch wenn uns das Leid und der Kampf lange vorkommen.

Dann kann uns nichts geschehen, wie Paulus es in Römer 8, 31-39 beschreibt. Natürlich ist es auch für einen Christen schöner, oben zu sein, d.h. dass alles gut und schön ist, aber entscheidend ist, dass wir bei Christus angebunden sind und wir ihm vertrauen können, ob wir nun unten sind oder oben.

Das ist eine ganz faszinierende Gewissheit.

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Foto: Martina Heins
Jesus sagt in den Versen vor unserem Vers:Das habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt!“ Den wahren Frieden, die Geborgenheit haben wir nicht, weil die Umstände unseres Lebens alle gut sind, sondern weil wir zu Christus gehören.

Vielleicht sind Sie gerade in solchen Situationen, wo die Wellen über Ihnen zusammenschlagen, dann können Sie getrost sein, wenn sie an Christus angebunden sein. Wie es ausgeht, ob sie das Problem bewältigen oder nicht, gesund werden oder nicht, das kann niemand sagen, aber angebunden an Christus können sie nicht untergehen. Das ist die großartige Gewissheit.
Vielleicht kennen Sie andere in solchen Situationen, dann geben Sie ihnen keinen billigen Trost, auch Sterbenden nicht,
sondern erinnern Sie sie in aller Liebe daran, dass sie durch Christus gehalten werden und dass sein Sieg auch für sie gilt, wenn sie sich daran festhalten.
Vielleicht geht es Ihnen gerade gut, Sie schwimmen oben auf den Wellen oder bei ruhiger See, dann nutzen Sie die Zeit, um das Seil, das Christus Ihnen zuwirft, fest um sich zu binden, damit Sie bei rauer See einen festen Halt haben und in der Gewissheit des Sieges Gottes durch alle Stürme hindurchkommen.

In der Welt habt ihr Angst!“ Das ist so, „aber seid getrost!“, sagt Jesus. Das ist auch so. Deshalb können wir auch in den Tiefen des Lebens Gott loben und preisen und voller Zuversicht sein.
Predigt zu Johannes 16, 33
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