Predigt zu Jesaja 12, 1-6 am 14. Sonntag nach Trinitatis

Wenn Sie an Ihre Zukunft denken, gehen Sie zuversichtlich in die Zukunft. Wenn Sie das können, ist das gut. Manche junge Menschen sind beneidenswert so voller Vertrauen und Selbstvertrauen. Oder gehören Sie eher zu den ängstlichen Menschen oder ist es abwechselnd?

Was unterscheidet eigentlich einen zuversichtlichen von einem ängstlichen Menschen?

Wenn man manchmal das Leben beider ansieht, dann gibt es kaum Unterschiede: Einer ist mit einem Problem ängstlich, der andere mit dem gleichen Problem zuversichtlich; für die einen ist ein Problem ein kleines Hindernis, das es zu bewältigen gilt, eine Herausforderung, die auch noch Spaß machen kann, dem anderen macht das gleiche Problem panische Angst und er fühlt sich wie gelähmt.

Predigt zu Jesaja 12, 1-6 Wasser Fluten Angst Vertrauent
Foto: Martina Heins

Den Unterschied will ich mit einem Bild verdeutlichen:

Zwei Menschen stehen im Wasser, umgeben von mittelstarken Fluten. Der eine steht in einem kleinen Boot, versucht dabei das Gleichgewicht zu halten und hat immer Angst, die nächste Welle könnte stärker sein und ihn ins Wasser werfen. Der andere steht da ganz ruhig und findet das Ganze auch noch lustig, lacht dabei, denn er steht auf einem festen Betonklotz. Er fühlt sich ganz sicher, dass ihm nichts passieren kann. Diese Sicherheit entscheidet über Angst und Zuversicht, wenn es um unsere Zukunft geht.
So scheinen manche Menschen begünstigt zu sein vom Schicksal.
Sie fühlen sich einfach sicher. Sie haben viel Selbstvertrauen getankt durch das, was sie getan haben, durch Erfolge, durch Lob und Anerkennung, schon von Kindheit an. Sie haben Sicherheit, weil sie in einem festen Beziehungsnetz leben, haben Kraft, sind gesund, fühlen sich stark und haben noch Reserven, um mit neuen Problemen fertig zu werden. Es ist gut, wenn ein Mensch das alles hat.
Aber mir begegnete einmal ein jüngerer Mann, der hatte das auch alles. Es ging ihm richtig gut, und er strotzte nur so vor Selbstvertrauen, Sicherheit und Plänen für die Zukunft. Aber dann kam ein Problem nach dem anderen. Zuerst waren noch Reserven da, aber dann wurde es immer schwieriger, die Freunde wurden weniger, die Familie zog sich zurück, finanzielle Probleme waren nicht mehr zu bewältigen. Er kämpfte, aber irgendwann war er mit seinen Kräften am Ende. Er stand vor dem Nichts. Um es im Bild vom Mann auf dem Betonklotz in den Fluten zu sagen: Der Betonklotz bröckelte und dann fiel er ins Wasser und die Wellen schlugen über ihm zusammen.

Wir lesen nun unseren heutigen Abschnitt aus der Bibel aus Jesaja 12, 1-6:

1 Zu der Zeit wirst du sagen: Ich danke dir, HERR! Du bist zornig gewesen über mich. Möge dein Zorn sich abkehren, dass du mich tröstest. 2 Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der HERR ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil. 3 Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Brunnen des Heils. 4 Und ihr werdet sagen zu der Zeit: Danket dem HERRN, rufet an seinen Namen! Machet kund unter den Völkern sein Tun, verkündiget, wie sein Name so hoch ist! 5 Lobsinget dem HERRN, denn er hat sich herrlich bewiesen. Solches sei kund in allen Landen! 6 Jauchze und rühme, die du wohnst auf Zion; denn der Heilige Israels ist groß bei dir!

Predigt zuJesaja 12,1-6 Johannes 9, 1-9 Matthäus 11, 28-30 Geknickter Baum Lasten Angst Kraftlos Leid Katastrophe
Foto: Martina Heins

Das Volk Israel war nach zu großer Selbstsicherheit in die Katastrophe gerutscht,

der Staat war vernichtet und ein großer Teil des Volkes aus der Oberschicht nach Babylon verschleppt. Nun hatten sie nichts mehr, auch kein Selbstvertrauen und in der Völkergemeinschaft zählten sie nichts mehr. Die Reserven waren aufgebracht. Sie waren einfach am Ende.
Die Israeliten verstanden das als Strafe Gottes für ihren Hochmut. Sie hatten gemeint, ihre menschlichen Sicherheiten würden ausreichen. Auf Gottes Wort hatten sie nicht mehr gehört. Sie hatten gemeint, darauf könne man sich nicht mehr verlassen in ihrer Zeit. Stattdessen hatten sie sich mehr auf ihre eigenen Fähigkeiten und auf kluge Ratgeber verlassen. Und so kam die Katastrophe.

Nun gibt Gott ihnen eine neue Sicherheit, nämlich seine Zusagen:

Ich bin bei euch, ich kümmere mich wieder um euch, vertraut mir. Diese Zusagen erhalten wir auch: Jesus selbst ist die größte Zusage Gottes. In der Taufe wird sie uns persönlich zugesprochen oder wir können sie immer wieder im Abendmahl oder in der Bibel hören. Gott gibt sie uns nicht, weil wir sie verdient hätten, sondern weil er uns liebt. Durch Jesus will er uns vergeben und uns eine neue Gemeinschaft mit ihm geben.
Die Israeliten hatten begriffen: Das ist nicht selbstverständlich, sondern eine große Gnade, wenn Gott sich uns wieder zuwendet. Und so ist es auch bei uns. Gott gibt uns eine neue Sicherheit, die nicht zerbrechen kann.

Aber ist das wirklich sicher, sich auf Gottes Zusagen zu verlassen?

Sind Geld, Freunde und Familie und die eigene Kraft nicht sicherer als Gottes Zusagen? Vertrauen wir da nicht doch lieber auf diese menschlichen Sicherheiten? Da wissen wir, was wir haben, und da können wir selber etwas dazu beisteuern.

Predigt zu Jesaja 12, 1-6 6 Leuchtturm Vertrauen Angst Sturm
Foto: Martina Heins
Predigt zu Jesaja 12, 1-6 Epheser 6, 10 Jesus Kreuz Leben Liebe Herz
Foto: Martina Heins

Es geht um die Frage: Worauf vertraue ich: auf meine menschlichen Sicherheiten oder auf Gott und seine Zusagen? Das erfordert eine Entscheidung und Mut. Beides geht nicht.

Wer erfahren hat, wieviel 1000 Mal besser Gottes Sicherheit ist, der lässt davon nicht mehr, dessen Herz wird davon voll.

Das hält in allen Stürmen des Lebens, wenn alles andere zerbricht. Das hält auch im Sterben und für die Ewigkeit. Das kann nicht zerbrechen und niemand kann es uns wegnehmen. Das ist die Erfahrung, die der Schreiber dieses Textes ausdrückt: Gott ist mein Schutz, Quelle, …
Er lobt Gott, denn sein Herz ist voll davon. Er sagt es weiter, denn das müssen alle wissen, so etwas Schönes und Wichtiges.

Denn wovon das Herz voll ist, davon reden wir:
Ist es voll von Angst, dann reden wir davon. Ist es voll von den menschlichen Sicherheiten, dann reden wir davon. Ist es
                                              voll von Gott, dann reden wir von Gottes Liebe und Fürsorge und seinen wundervollen Taten und Zusagen.

Und wenn wir Gottes Zusagen vertrauen, dann können wir zuversichtlich in die Zukunft schauen,

dann muss sich nicht alles zuerst um unsere menschlichen Sicherheiten drehen; dann müssen wir nicht voller Angst sein, denn unser Leben liegt in Gottes Hand, sondern dann ist es unsere erste Aufgabe, Gottes Zusagen kennenzulernen und darauf zu vertrauen, im eigenen Leben und auch in der Erziehung der Kinder.

Worauf wollen Sie vertrauen:

auf ihre menschlichen Sicherheiten und dann ein Leben in Angst und mit Risiko zu führen, oder auf Gott und seine Zusagen und damit auf eine feste Grundlage für ihr Leben?

Wie entscheiden Sie sich?
Predigt zu Jesaja 12, 1-6

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