Predigt zu Matthäus 9, 9-13 am Sonntag Septuagesimae
9 Und als Jesus von dort wegging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm. 10 Und es begab sich, als er zu Tisch saß im Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern. 11 Als das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern? 12 Als das Jesus hörte, sprach er: Nicht die Starken bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. 13 Geht aber hin und lernt, was das heißt (Hosea 6,6): »Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer.« Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.
Im Himmel werden Partys gefeiert.
Können Sie sich das vorstellen? Jesus macht an vielen Stellen im Neuen Testament deutlich, dass, wenn ein Mensch zu Gott zurückfindet, im Himmel ein Fest gefeiert wird.
Aber ist das wirklich ein Grund, ein Fest zu feiern?
Wenn ein Mensch anfängt, zu glauben, zu beten, die Bibel zu lesen und zum Gottesdienst zu gehen, dann ist das vielleicht ganz nett, hilft vielleicht auch bei Problemen, aber warum soll deshalb ein Fest gefeiert werden? Da gibt es doch bessere Anlässe wie zum Beispiel ein bestandenes Examen, die Geburt eines Kindes, die Hochzeit oder ein anderes besonderes Ereignis.
Für Gott sind aber nicht diese Anlässe das Größte und Wichtigste, sondern wenn ein geliebtes verlorenes Kind zu ihm zurückkommt.
Alle die anderen verschiedenen Anlässe haben nur Bedeutung für das irdische Leben. Wenn aber jemand zu Gott zurückfindet, hat das für dieses Leben und für die Ewigkeit Bedeutung, denn dann findet ein Mensch zurück zum Ursprung und zur Quelle seines Lebens, wo er Kraft bekommt, Hilfe, wertvoll ist, geliebt wird und wo er hingehört, ein Zuhause beim Vater hat, hier im Leben und für die Ewigkeit.
Deshalb wird ein Fest gefeiert, wenn einer zu Gott zurückkommt.
So wird auch hier in unserer Geschichte ein Fest gefeiert.
Der Zöllner, Matthäus, hat den Weg zu Gott gefunden und er feiert. Mit dabei sind Jesus, die Jünger, andere befreundete Zöllner, Pharisäer und andere Gäste.
Zöllner waren reiche Menschen, die aber oft durch Betrug zum Reichtum gekommen waren und mit den verhassten Römern zusammenarbeiteten. Angesehen waren sie bei denen, die auch auf nicht saubere Weise reich geworden waren. Verhasst waren sie bei den ehrlichen kleinen Leuten, die von Zöllnern betrogen wurden und bei den Frommen, weil sie ständig gegen Gottes Gebote verstießen. Die meisten Juden wollten nichts mit ihnen zu tun haben und sahen auf sie herab.
Auf so einen lässt Jesus sich ein! Und der Zöllner lässt sich auf Jesus ein.
Jesus geht auf ihn zu, ohne jeden Vorbehalt. Und dadurch findet der Zöllner den Weg zu Gott und kann ein neues Leben beginnen.
Nun feiern sie, essen zusammen. Das galt damals als höchste Form der Gemeinschaft zwischen Menschen. Deshalb aß und feierte man nur mit Gleichgestellten und Gleichgesinnten.
Dass Jesus mit diesen Zöllnern und Sündern feiert, darüber müssen die anderen sich ärgern:
Die Pharisäer waren verärgert, weil Jesus sich über alle frommen Regeln hinwegsetzt. Die kleinen und ehrlichen Leute wussten nicht mehr, was sie von Jesus halten sollten, wenn er sich mit den Betrügern zusammentut, und auch die Jünger waren irritiert, denn sie lehnten die Zöllner ebenso ab und so einer soll ein Teil von ihnen werden?
Aber Jesus lässt sich nicht beirren.
Er handelt nicht danach, was irgendwelche Menschen denken, sondern was sein Auftrag ist: geliebte Kinder Gottes zurückzugewinnen. Und er erwartet, dass die, die zu ihm, zu Gott gehören, sich von der gleichen Motivation leiten lassen und mit Begeisterung und Elan alles tun, damit die geliebten, verloren Kinder Gottes den Weg zu Gott zurückfinden.
So hat Jesus auch uns gesucht und sucht uns immer noch und immer wieder.
Vielleicht waren Sie auch einmal fern vom Glauben und von Gott.
Sie gehörten nicht dazu, weil sie ihren Glauben nicht gelebt haben. Vielleicht dachten Sie auch: Ich kann nicht dazugehören. Dazu bin ich nicht gut genug. Dann gab es Christen, die in der Nachfolge Jesu gelebt haben. Sie haben ihnen die Tür geöffnet, ihnen gezeigt, dass Gott sie liebt, dass Sie dazugehören, ohne Vorbedingung. Und dann haben Sie es neu entdeckt. Gott hat ein Fest gefeiert und Sie durften mitfeiern.
Vielleicht denken Sie immer noch: So ganz gehöre ich nicht dazu.
Dazu bin ich nicht fromm genug. Was haben ich im Leben schon alles falsch gemacht! Ich habe Eigenschaften und Verhaltensweisen, die nicht besonders gut sind. Gott kann mich so nicht lieben. Dann nehmen Sie diese Geschichte für sich und sehen Sie, wie Jesus auch auf Sie zugeht, wie er Sie liebt, die Gemeinschaft mit Ihnen sucht und sagt: Auch du bist ein geliebtes Kind Gottes, ohne jede Einschränkung.
Vielleicht gehören Sie aber auch zu denen, die immer dabei waren, dann möchte Jesus, dass Sie sich an seinem Auftrag beteiligen,
dass Sie die Liebe und die Begeisterung für diesen Auftrag in Ihrem Herzen haben und sich überlegen: Was kann ich tun, um einen anderen Menschen den Weg zu Gott zu ebnen, ihm die Tür zu Gott zu öffnen? Was kann ich tun, um meinen Freunden, Nachbarn, Kollegen die Tür zu Gott zu öffnen? Oder wenn Sie zum Gottesdienst gehen, dann fragen Sie nicht danach, ob alles so ist, wie Sie sich das gerade wünschen, sondern stellen Sie sich die Frage: Wie kann ich dazu beitragen, dass jemand anderes den Weg zu Gott neu findet?
An unserer Geschichte wird deutlich: Jeder, der den Weg zu Gott gefunden hat, durch die offene Tür zu Gott gekommen ist, wird sofort von Jesus gebraucht, um anderen die Tür zu öffnen.
Matthäus beteiligt sich sofort daran und tut das, was er gut kann.
Ich stelle mir vor, dass er oft Partys gefeiert und Empfänge organisiert hat. Das gehörte dazu, um die Geschäftsbeziehungen zu pflegen, genauso wie heute. Und das, was er gut kann, das nutzt er nun, um andere mit Jesus bekannt zu machen. Er organisiert ganz schnell eine Party und lädt dazu ein: seine befreundeten Kollegen, vielleicht einige Nachbarn, sogar seine Feinde, die Pharisäer, und Jesus und seine Jünger. Und er hofft, dass die anderen mit Jesus in Kontakt kommen und so auch den Weg zu Gott finden.
Überlegen Sie einmal für sich: Was können Sie gut und was machen Sie gerne?
Laden Sie gerne jemand zum Essen ein, zuhause oder ins Restaurant? Gehen Sie gerne ins Konzert oder können Sie gut reden oder zuhören? Treiben Sie gerne Sport, gehen Sie gerne ins Fitnessstudio oder machen Sie gerne kleine Ausflüge oder Wanderungen, oder was ist es sonst?
Sie können das nutzen, um anderen den Weg zu Gott zu zeigen.
Wenn wir andere Menschen ein bisschen so lieben, wie Gott sie liebt, dann wollen wir, dass sie das Wichtigste und Größte erleben, nämlich als Kind Gottes mit Gott zu leben. Mit Liebe werden wir Fantasie und Mut entwickeln, um ihnen den Weg zu ebnen und die Tür zu öffnen.
Überlegen Sie sich, ob und welche Schritte Sie konkret unternehmen können.
Wenn Sie einen Menschen kennen, dem Sie es gönnen, neu mit Gott zu leben, dann können Sie ihn zum Beispiel zu etwas einladen, was Sie gerne tun und gut können. Vielleicht ergibt sich dann die Möglichkeit, mit ihm über den Glauben zu reden.
Als Christen sollen wir immer vom Blickwinkel Gottes her denken: Gott hat alles getan, um seine geliebten, verlorenen Kinder wiederzufinden. Was können wir dafür an Fantasie und Mut entwickeln, um Gott dabei zu helfen?