Beten ist mehr als Gebetskerzen in einer Kirche Kerze

Einleitung

Zunächst einmal möchte ich Ihnen einen Rat geben: Lassen Sie sich das Beten durch nichts und niemand verkomplizieren, auch nicht durch kluge und fromme Gedanken anderer Menschen! Mein Anliegen ist es, Ihnen mit diesem Artikel einige Gedankenanstöße zu geben und Ihnen den Reichtum des Gebets ein wenig mehr zu verdeutlichen.

Eines steht fest: Wir dürfen und sollen Gott alles sagen, zu jeder Zeit und in allen erdenklichen Formen, ungefiltert und mit unserer normalen Wortwahl. Wichtig ist allein, dass wir in unserem Herzen Gott vertrauen.

Paulus sagt in Römer 8, 26+27, dass der Heilige Geist uns beim Beten hilft:

26 Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. 27 Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt.

Der Heilige Geist hilft uns wie und was wir beten können. (Römer 8,26)
Der Heilige Geist ist unser Fürsprecher bei Gott. (Römer 8, 26)
Gott hört in unseren Gebeten mehr unser Herz, als unsere Worte. (Römer 8, 27)

Mit Hilfe des Heiligen Geistes kommen alle unsere Gebete bei Gott an.

Beten ist ein Ausdruck unseres Vertrauens. Unser himmlischer Vater freut sich, wenn wir mit ihm reden.

Zunächst einmal kann man das, was wir Gott im Gebet sagen, aufteilen in bitten, danken, loben und klagen:

Bitten:

So können wir alle unsere Wünsche als Bitte vor Gott tragen. Wenn wir die Lösung für ein Problem suchen, ganz egal ob es um Beziehungen, technische Dinge, materielle Fragen, Gesundheit oder sonst etwas geht, ist Gott der richtige Ansprechpartner. Er kennt sich in allem am besten aus und kennt alle Lösungen. Ich habe Gott schon bei Computerproblemen um Hilfe gebeten und Hilfe erfahren. Und das können wir auch in allen anderen Bereichen erleben. Natürlich ist das Gebet kein Automatismus, so dass auf eine Bitte immer die Hilfe von Gott kommt, denn Gott ist frei in seiner Antwort, aber dazu später mehr.

Danken:

So wie die Bitte alle Bereiche unseres Lebens einschließen kann, gilt das in gleicher Weise auch für den Dank. Manchmal richten wir unsere Aufmerksamkeit nur auf die erfüllten Bitten oder die besonders schönen Erlebnisse für die wir Gott dann danken. Dabei übersehen wir oft die vielen alltäglichen Geschenke, die Gott uns gibt. Vieles nehmen wir tagaus tagein als selbstverständlich hin, aber es sind keine Selbstverständlichkeiten, sondern Geschenke Gottes. Ich bezeichne sie gerne als die „Rosen Gottes“. Mit Rosen drücken wir die Liebe zu einem Menschen aus. So zeigt Gott uns in vielen kleinen Dingen des täglichen Lebens seine Liebe. Wir haben jeden Tag reichlich Grund, Gott zu danken und dankbar zu leben, vor allem wenn wir hinter den Geschenken seine Liebe sehen.

Den größten Grund zum Danken haben wir aber in Jesus. Er ist Gottes größtes Geschenk an uns, und was ist es für ein Geschenk, dass wir glauben dürfen, zu Gott gehören im Leben und für die Ewigkeit. Ist das nicht ein immerwährender Grund zum Danken und zu einem dankbaren Leben! Wir können sogar lernen, für die  Schwierigkeiten im Leben und die leidvollen Erfahrungen zu danken, weil sie uns näher zu Gott bringen können.

Loben:

Im Unterschied zum Dank, das sich auf die Geschenke Gottes bezieht, richtet sich das Lob auf die wunderbaren Eigenschaften Gottes. Im Lob sagen wir, wie großartig wir Gott finden. Wir können uns dabei beziehen auf seine wunderbare Schöpfung, seinen Umgang mit uns allgemein als Menschen oder ganz persönlich oder wir bewundern ihn zum Beispiel für seine große Liebe, Geduld, Güte und Macht. In der Bibel finden wir viele Beispiele für ein Lob Gottes, manchmal sehen wir dann wie der Dank übergeht in das Lob.

Klagen:

Zu unserem Gebet darf auch die Klage gehören. Es ist viel besser, wenn wir die Klage über Schwierigkeiten und schweres Leid in unserem Leben an Gott richten, als immer wieder anderen Menschen davon zu berichten. Gott ist dafür die richtige Adresse, denn er kann am besten damit umgehen und uns auch die richtigen Antworten geben. Wir belasten oft andere Menschen unnötig damit, sie können oft nur schlecht damit umgehen und wissen meistens noch schlechter, was uns wirklich hilft. Gott dürfen wir nicht nur unsere Klage entgegenbringen oder entgegenschreien, sondern wir dürfen ihn deswegen auch anklagen. In der Anklage stellen wir uns nicht über Gott, sondern wir drücken unsere absolute Verzweiflung und Hilflosigkeit aus. Gibt es jemand besseres als Gott, dem wir das nahebringen können. Es ist allemal besser, mit Gott darüber zu reden als mit anderen Menschen.

Wir dürfen und sollen Gott alles sagen, zu jeder Zeit und in allen erdenklichen Formen, ungefiltert und mit unserer normalen Wortwahl. Das ist wahr! Und wenn wir Gott mit Liebe, Vertrauen und Ehrfurcht begegnen, dann kommen unsere Gebete mit Hilfe des heiligen Geistes auch bei Gott an!

Mit diesen Inhalten erschöpft sich aber noch nicht der Reichtum des Gebetes, denn Beten ist mehr als bitten, danken, loben und klagen!

Beten ist vor allem ein unglaubliches Geschenk.

Die Tür zur Ewigkeit, zu unserem himmlischen Vater steht offen. Durch Jesus dürfen wir im Gebet in die Gegenwart Gottes kommen und seine Gegenwart mitten in unserem Leben erfahren.

Jeder Mensch kann irgendetwas in Richtung Gott sagen und hoffen, dass es bei Gott ankommt. Das ist schon eine schöne Sache, wenn wir zu Gott sprechen und uns alles von der Seele reden können. Aber wie viel mehr und wie viel großartiger ist es, dass wir zu Gott kommen und bei ihm sein können. Im Gebet können wir die Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater erleben und einfach bei ihm sein. Bei ihm können wir über alles reden, müssen es aber nicht; wir können auch schweigen oder hinhören und horchen, was er uns sagen will. In seiner Gegenwart werden wir angefüllt mit seinem Heiligen Geist und damit mit allem, was es in der Ewigkeit gibt an Freude, Frieden, Freiheit, Zuversicht, Liebe, Hoffnung und allem anderen. Wir werden hineingenommen in die vollkommene Gemeinschaft von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Insofern ist das Gebet ein Vorgeschmack auf das, was wir vollkommen in der Ewigkeit erleben werden. Wenn wir in seine Gegenwart kommen, dann legt Gott sich wie ein Schutzmantel um uns, um das Böse von uns fernzuhalten und uns zu bewahren bis zum ewigen Leben. Das ist das Geschenk, das Jesus Christus uns gibt, denn er hat für uns die Tür zur Ewigkeit geöffnet.

Ich will es mit einem Bild verdeutlichen:

Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in einem großen Raum mit vielen Türen. An den Türen hängen Schilder, auf denen steht, was uns im Leben wichtig sein kann. Und an einer Tür hängt das Schild mit der Aufschrift „Himmlischer Vater“. Den Schlüssel für diese Tür haben Sie durch den Glauben an Jesus Christus. Sie können also durch diese Tür hindurchgehen und beim himmlischen Vater sein. Nun stellen Sie sich vor, dass Sie zu Füßen Ihres himmlischen Vaters sitzen und wie ein Kind Ihren Kopf auf seinen Schoß legen und er Ihnen liebevoll durchs Haar streicht. Sie dürfen mit ihm reden, schweigen, hören, aber vor allem dürfen Sie bei ihm sein und einfach da sein, zur Ruhe kommen, auftanken und seine Gegenwart auf sich wirken lassen.

Was für ein großartiges Geschenk! Was für ein wunderbares Angebot! Gibt es etwas Größeres, als die Gegenwart unseres himmlischen Vaters zu erleben und auf sich wirken zu lassen?

Nun wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, ob Gott unsere Gebete erhört oder nicht und wie er darauf antwortet.

Wir können die Erfahrung machen, dass wir Gott um etwas bitten und er diese Bitte auch erfüllt. Manche beeindruckende Geschichten kann man lesen und hören, wenn Christen zum Beispiel berichten, wie sie von schweren Krankheiten geheilt, durch Gebet ihren Lebenspartner oder die richtige Arbeitsstelle gefunden haben oder sonst etwas außergewöhnliches in ihrem Leben geschehen ist. Ja, das passiert und ist beeindruckend, aber wir machen eben auch oft die Erfahrung, dass unsere Bitte nicht erfüllt wird und wir auch keine Antwort von Gott wahrnehmen. Dann entsteht leicht der Eindruck, dass andere Christen fester, besser oder richtiger Glauben oder beten und deshalb solche Erfahrungen machen. Manche meinen auch, man müsste nur länger, intensiver und konzentrierter beten, damit Gott die Bitten erfüllt. Dagegen steht, was Jesus in Matthäus 6, 7+8 sagt: „7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. 8 Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.“

Ich bin davon überzeugt, dass Gott alle unsere Gebete erhört, wenn im Vertrauen an ihn wenden, dann erhört er unsere Gebete, aber er antwortet auf unterschiedliche Weise. Wichtig ist, dass wir ihm vertrauen, dass er weiß, was wir brauchen und was gut für uns ist.
Beten ist mehr als Gottes Antworten auf unsere Gebet
Foto: Martina Heins

Wie sehen Gottes Antworten aus?

Manchmal sagt er „Nein” zu unseren Bitten, weil unser Anliegen nicht gut für uns ist. Als Beispiel füge ich immer gerne an, wenn Schüler vor einer Klassenarbeit um eine gute Zensur beten, weil sie schlecht vorbereitet sind. Die Erfüllung ihrer Bitte würde dann vielleicht nur dazu führen, dass sie noch fauler werden. Und deshalb sagt Gott „Nein“. Viel ernster und folgenschwerer musste Jesus das „Nein“ Gottes in Gethsemane erleben. Gott hat den „Kelch“ des Leidens nicht von ihm genommen, denn Jesus sollte Gott vertrauen und seinen Willen tun. Wir können das in Matthäus 26, 36-39 nachlesen. Auch Paulus erlebt Gottes „Nein“, als er ihn bittet, ihn von einem „Stachel im Fleisch“ zu befreien. Gott sagt ihm in 2. Korinther 12, 7-9 „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“


Manchmal erfüllt Gott unser Anliegen auch „anders”, als wir es erbeten haben, weil Gott einen besseren Weg kennt, um unseren Wunsch zu erfüllen. Wir bitten zum Beispiel um die Beendigung eines Streits, weil wir wieder glücklich sein möchten, aber Gott zeigt uns, dass wir, um glücklich sein zu können, frei von Menschen werden müssen. Oder wir lesen in Matthäus 20, 20-28, wie die Mutter zweier Jünger Jesus darum bittet, ihren beiden Söhnen Ehrenplätze im Himmel zu geben. Aber Jesus macht deutlich, dass es einen anderen Weg gibt, um groß zu werden. „Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener“, sagt Jesus

Es kann auch sein, dass Gott unser Anliegen zu einem anderen Zeitpunkt „später“ erfüllt. Wir möchten zum Beispiel, dass jemand schnell gesund wird, aber Gott möchte, dass derjenige vorher noch etwas in seinem Leben in Ordnung bringt, sein Leben verändert oder erst zum Glauben kommt. In Johannes 11,1-6 lesen wir, dass Jesus gebeten wird, zu Lazarus zu kommen, weil der krank ist, aber Jesus kommt erst nach einige Tagen, als Lazarus schon gestorben ist. So kann Jesus mit der Auferweckung des Lazarus von den Toten ein viel größeres Wunder vollbringen.

Möglicherweise erfüllt Gott unsere Bitte auch nicht, weil wir vorher noch im Glauben „wachsen“ müssen. Wir arbeiten zum Beispiel für eine gute Sache und möchten Erfolg, aber Gott weiß, dass wir mit dem Erfolg hochmütig würden. Deshalb will er, dass wir erst demütig werden und alles wirklich als Geschenk Gottes ansehen. In Jakobus 4, 1-3 wird gesagt, dass Gott Bitten nicht erfüllt, weil es Streit in der Gemeinde gibt und jeder nur an sich denkt. In solchen Fällen sind unsere Anliegen zwar gut, aber bevor Gott sie erfüllt, müssen wir noch geistlich reifen.

Was können wir aus diesen Antworten lernen?

Die meisten Glaubenszweifel entstehen, weil Menschen denken: Gott liebt mich doch, also muss er mir meine Wünsche erfüllen. Wir gehen dann davon aus, dass unsere Vorstellungen von dem, was geschehen soll, das Beste für uns selbst oder jemand anderes ist und Gott das doch genauso sehen muss. Aber unsere Vorstellungen und Gottes Vorstellungen darüber, was für unser Leben gut ist, weichen oft voneinander ab. Gott bleibt aber in seiner Entscheidung immer frei und er weiß immer besser, was wir brauchen und was gut für uns ist. Deshalb gehört zu jeder Bitte „Dein Wille geschehe“ und das Vertrauen, dass Gottes Wille immer besser ist. In Römer 8, 28 sagt Paulus: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten diesen. Gott kann uns nichts geben, was für uns nicht gut ist. Gott kann nur Heil geben. Das gilt für uns, für andere, für die Welt. Darauf können und sollen wir vertrauen, auch wenn unser Leben anders verläuft, als wir es uns gedacht haben. Darauf zu vertrauen, ist das Erste und Wichtigste, was wir lernen können.

Zum anderen können wir lernen, mit den Augen Gottes, „im Namen Jesu“ zu beten, indem wir nicht um die Erfüllung der eigenen Wünsche beten, sondern um die Erfüllung von Gottes Wünschen, denn Gottes Wünsche bedeuten immer Heil. So beten wir „im Namen Jesu“. Und Jesus sagt in Johannes 16,23: „Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben.“

Wenn wir Gott um etwas bitten und er unsere Wünsche nicht erfüllt, können wir darauf vertrauen, dass seine Wünsche für uns immer größer sind als unsere eigenen. Es ist Gottes Wunsch, dass sein Wille in unserem Leben geschieht. Und darum dürfen wir Großes von Gott erwarten. Wenn wir überlegen, was Gott uns schenken will, dann sollen wir nicht vom eigenen Erfahrungshorizont ausgehen, sondern vom Erfahrungshorizont der Bibel. Dort finden wir unzählig viele Verheißungen Gottes, große Verheißungen, und es wird deutlich, dass Gott oft nicht die Wünsche der Menschen erfüllt, aber er erfüllt seine Verheißungen. Im Erfahrungshorizont der Bibel wird deutlich, dass bei Gott mehr möglich ist als das, was wir kennen. So sagt Gott in Jesaja 55, 8+9: „8 Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, 9 sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“

Bei allen Antworten Gottes auf unsere Bitten, in denen er sie nicht so erfüllt, wie wir es uns vorgestellt haben, können wir darauf vertrauen, dass sein Wille für uns das Beste ist. Und darum gehört zu jeder unserer Bitten die Bitte „Dein Wille geschehe“.

Manchmal sagt Gott aber auch einfach „Ja” zu unserem Anliegen, weil unser Anliegen gut ist und seinem Willen für uns entspricht. Ein Beispiel dafür finden wir in der Apostelgeschichte 12, 5-17, wo berichtet wird, dass die Gemeinde für Petrus, der im Gefängnis sitzt, betet, und Petrus wird auf wunderbare Weise aus dem Gefängnis befreit.

Auf welche Weise antwortet und redet denn Gott zu uns? Wie können wir ihn verstehen?

Selbstverständlich kann Gott in jeder Sprache der Welt direkt vom Himmel und für uns verständlich zu uns sprechen, aber meistens benutzt Gott andere Wege, um auf unsere Bitten zu antworten. Ich will hier einige Beispiele aufführen:

– durch einen anderen Menschen:

Dazu passt eine kleine Geschichte: Bei einer Sturmflut rettet ein Mann sich auf´s Dach seines Hauses und bittet Gott um Rettung. Als ein Schlauchboot vorbeikommt und ihn mitnehmen will, lehnt er ab mit der Begründung, er vertraue ganz fest darauf, dass Gott ihn retten wird. Ebenso reagiert er, als ein Rettungsboot und ein Hubschrauber ihn mitnehmen wollen. Schließlich ertrinkt er. Bei Gott angekommen beschwert er sich, er habe ganz auf Gott vertraut und der habe ihn nicht gerettet. Gott antwortet: Ich habe dir ein Schlauchboot, ein Rettungsboot und einen Hubschrauber geschickt, aber du hast meine Hilfe nicht angenommen.
Viele Christen können sicher davon berichten, dass sie Gottes Hilfe durch andere Menschen erfahren haben und Gott so ihre Bitte erfüllt hat. Und manchmal kommt Gottes Hilfe durch Menschen, von denen wir es gar nicht erwartet haben, und dann ist es wichtig, dass wir nicht „blind“ sind, sondern immer damit rechnen, dass Gottes Wege zur Hilfe anders sein können, als wir es uns gedacht haben.

– durch einen Bibelvers:

Kennen Sie das, dass Ihnen manche Bibelstellen überhaupt nichts sagen, andere sprechen Sie an und manchmal trifft ein Bibelvers mitten ins Herz, beantwortet eine tiefe Frage, setzt uns neu in Bewegung oder füllt uns mit neuer Kraft und Hoffnung an? Es kann auch passieren, dass uns manche Bibelstellen über viele Jahre gar nichts sagen und plötzlich schließen sie sich uns auf und sprechen uns ganz deutlich an. Das Wort Gottes trifft dich im Herzen und du weißt: Gott meint dich! So redet Gott durch die Bibel auf ganz verschiedene Weise zu uns.

– durch ein besonderes Ereignis:

„Das war knapp! Fast wäre etwas Schlimmes passiert!“ Das kann eine Mahnung Gottes sein, etwas in unserem Leben zu verändern. Vielleicht sollen wir nur etwas ruhiger und konzentrierter sein, vielleicht aber auch etwas Grundlegenderes ändern. Auf der anderen Seite kann ein unverhofft positives Erlebnis eine Ermutigung Gottes für uns sein, einen bestimmten Weg weiterzugehen oder einen neuen Weg in unserem Leben oder in unserem alltäglichen Verhalten einzuschlagen. Oft sind es die kleinen alltägliche Begebenheiten, durch die Gott zu uns spricht.

– Unbemerkt:

Wie oft es passiert, weiß keiner, aber es passiert, dass Gott zu uns redet oder an uns handelt und wir bekommen es gar nicht mit. Manchmal sind wir so mit uns und unseren Problemen beschäftigt, dass wir unser Herz verschließen und nicht wahrnehmen, was Gott uns sagt und für uns tut. Wir denken dann vielleicht, Gott ist nicht da, aber er gibt uns Kraft, trägt und ermutigt uns, aber wir hören und sehen es nicht. Besonders schön drückt das die bekannte Geschichte von den „Fußspuren im Sand“ aus. Andererseits kann es geschehen, dass wir Hilfe erfahren und eine Antwort auf ein Problem erhalten, aber nicht erkennen, dass sie von Gott kommt. Wir meinen dann, dass zum Beispiel ein Mensch uns geholfen hätte, aber erkennen nicht, dass der Mensch nur ein Werkzeug Gottes war.

– durch Zeichensprache:

Oft reden wir im alltäglichen Leben mehr durch Zeichen als durch Wörter. Zum Beispiel durch einen Gesichtsausdruck, eine Handbewegung oder Körperhaltung beim Sitzen oder Stehen drücken wir aus, wie es uns gerade geht, was wir von einer bestimmten Sache halten oder wir teilen einem anderen dadurch etwas mit. Von Kindheit an und besonders von Gleichaltrigen lernen wir eine bestimmte Zeichensprache. Und je besser wir einen Menschen kennen, desto besser verstehen wir seine Zeichensprache. Ein Fremder würde sie oft gar nicht verstehen.  Die Zeichensprache ist manchmal auch von Land zu Land verschieden. Wenn wir in einem fremden Land leben, müssen wir die dort gewohnte Zeichensprache erst einmal kennenlernen. Genauso müssen wir die Zeichensprache Gottes verstehen lernen, und je besser wir ihn kennen und je mehr wir mit ihm zu tun haben, desto besser lernen wir seine Zeichensprache und können ihn verstehen.

Beten ist mehr Gebet des Herzens Andachten Predigt zu Matthäus 28, 1-6 Jesaja 54, 7 - 10 5. Mose 6, 4-9 Kirchliches Leben Gottesdienst Gemeinde lebenPredigt zu 1. Korinther 9, 16-23 Römer 7, 14-25 2. Korinther 5 Karfreitag Hausandacht Kreuz Glauben Herz Liebe Jesus Freiheit
Foto: Martina Heins

– Er legt uns die Antwort ins Herz:

Gott kann uns die Antwort auf eine Bitte, eine Ermutigung, einen Anstoß für einen neuen Weg oder auch eine Mahnung direkt in unser Herz legen.
Wir wissen dann nicht, wie es passiert ist, es ist einfach da.

Zum Abschluss möchte ich noch auf drei Fragen eingehen, die im Zusammenhang mit dem Beten häufig gestellt werden:

1. Soll man für das Beten feste Zeiten am Tag einplanen?

Es ist sicher für die meisten Menschen hilfreich, wenn sie feste Zeiten für ihr Gebet einplanen, zum Beispiel morgens oder abends oder zum Essen. Die Gefahr besteht natürlich, dass das Gebet dann zur reinen Routine und Gewohnheit wird, und das soll es nicht sein, aber es ist allemal besser, als wenn das „Nicht-Beten“ zur Routine und Gewohnheit wird. Manche Christen richten sich auch jeden Tag eine sogenannte „Stille Zeit“ ein, die gefüllt wird, mit Bibellesen, Stille und Reden mit Gott. Wie jeder seine regelmäßigen Gewohnheiten gestaltet, hängt von jedem selbst an, aber es sollte niemals zu einem festen Gesetz werden, das erfüllt werden muss, um sich Gottes Gnade zu „erarbeiten“, und niemand muss ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn er einmal von der Gewohnheit abweicht, denn das Gebet ist kein gutes Werk, sondern ein Geschenk Gottes. Und Beten ist mehr, als zu bestimmten Zeiten mit Gott zu reden. Paulus sagt in 1. Thessalonicher 5, 17: „betet ohne Unterlass!“ Paulus meint damit, dass wir unser ganzes Leben in der Gegenwart unseres himmlischen Vaters verbringen sollen, egal ob wir beim Kochen oder Autofahren sind, auf der Baustelle oder im Büro arbeiten, in einem Meeting sitzen oder sonst etwas tun. Dabei können wir auch ein „Stoßgebet“ als Dank, Bitte oder Lob an Gott richten, aber vor allem voller Vertrauen Gottes Nähe suchen. Beten beschränkt sich eben nicht auf ein Reden mit Gott zu bestimmten Zeiten, sondern bedeutet, das Angebot der Nähe Gottes in allen Situationen des Lebens anzunehmen.

2. Gibt es bestimmte Körperhaltungen, die beim Beten zu bevorzugen sind?

Sitzen, knien, stehen, liegen, Hände falten, Hände emporheben, Hände öffnen und viele andere Möglichkeiten gibt es. Es gibt aber keine Körperhaltung, die besser ist als die andere, sondern es hängt davon ab, was ich mit dieser „Zeichensprache“ ausdrücken will, so sind z. B. knien und liegen ein Ausdruck der Demut, Hände falten drückt aus, dass ich nichts tue und Gott vertraue, und die offenen Hände zeigen die Bereitschaft und den Wunsch, alles von Gott zu empfangen. Entscheidend ist nicht die Körperhaltung, sondern dass ich mit offenem Herzen und voller Vertrauen die Gegenwart Gottes suche.

3. Sind vorformulierte oder freie Gebete besser?

Frei formulierte haben den Vorteil, dass sie eher von Herzen kommen, authentischer sind und die eigenen Herzensgedanken besser zum Ausdruck bringen. Die Gefahr besteht aber darin, dass sie zu immer wiederkehrenden Floskeln neigen und den Horizont des Gebetes auf die eigene geistliche Erfahrung beschränken. Vorformulierte Gebete sind eine große Hilfe, wenn man selbst keine Worte findet und man kann sich in den geistlichen Horizont anderer Beter hineinbegeben. Sie haben allerdings die Gefahr, dass man das Gebet nur herunterliest oder -leiert und mit dem Herzen nicht dabei ist. Das größte Gebet, das wir haben, ist aber ein vorformuliertes Gebet, nämlich das „Vater Unser“. Jesus selbst hat es uns gegeben. Es kann auch eine Mischung aus beiden hilfreich sein.

Beten ist mehr als Raum des gebetes und der Stille zur Ruhe kommen Bibel lesen auf Gottes Wort hören Gebetsraum im Kloster Benediktbeuern Oberbayern
Foto: Martina Heins

Weitere Bibeltexte zum Nachlesen:

Johannes 14, 12+13         Johannes 15, 5-8          Johannes. 16, 22-24 

Matthäus 6, 5-8                Markus 11, 22-25        Jakobus 5, 13-18

Einige vorformulierte Gebete finden Sie unter Glauben leben/Gebete