Predigt zu Johannes 7, 37-39 am 6. Sonntag nach Ostern Exaudi

Kleine Kinder sind süß! Aber es gibt ein Problem: Sie werden groß! Wenn Kinder kleine Tiere sehen, dann wollen sie eins haben und am liebsten mit ins Bett nehmen. „Das ist so süß!“, heißt es dann. Gemeint ist das Lamm, das Ferkel, das Kalb, der kleine Tiger, egal, Hauptsache klein. Die Kinder ahnen noch nicht, was auf sie zukommt, wenn das Tier groß wird.

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Foto: Martina Heins

Bei Kindern ist nun nicht das Problem, dass sie größer werden, sondern dass sie immer selbständiger werden und werden müssen:

Sie lernen laufen, gehen alleine aus dem Haus, später ziehen sie ganz aus dem Haus aus und dazwischen sind viele Etappen des Selbstständig Werdens. Irgendwann müssen sie mit allem im Leben alleine fertig werden. Erwachsene wissen, was auf sie zukommt an Freud und Leid, Problemen, Sorgen, Ängste, Gefahren, dunkle und schwere Zeiten und tausende von guten und schlechten Angeboten, das Leben zu gestalten, und in alledem müssen sie sich immer wieder für einen Weg entscheiden.


Die Frage, die uns heute beschäftigen soll, lautet: Was geben wir unseren Kindern mit, damit sie mit alledem gut fertig werden können? Gleichzeitig ist das auch die Frage an uns selbst,

was wir selbst haben, um mit alledem gut umzugehen? Denn nur, was wir selber haben, können wir auch weitergeben.

Es gibt drei Grundfragen des Lebens, auf die jeder eine Antwort finden muss und sich auch gibt, wenn er psychisch gesund durchs Leben gehen will.

Die erste Frage heißt: Was gibt mir Halt im Leben?

Was gibt mir die Gewissheit, dass ich zuversichtlich in die Zukunft gehen kann? Wenn ich immer in Angst vor der Zukunft lebe, werde ich krank.

Die zweite Frage lautet: Was gibt mir Orientierung? 

Bei den vielen Angeboten, muss ich eine Idee haben, welches der richtige Weg ist und welcher Weg mir wirklich ein gutes und erfülltes Leben gibt, denn das wollen wir haben, ein erfülltes Leben, damit wir nicht am Ende sagen müssen, es war alles vergeblich, mein Leben hatte keinen Sinn.

Und schließlich die dritte Frage: Wie werde ich mit dem Sterben fertig?

Auch wenn wir diese Frage gerne beiseiteschieben, betrifft sie uns alle, entweder im eigenen Sterben, oder wenn Menschen sterben, die uns nahestehen, oder wenn auch nur diese Gefahr auftritt, es könnte mir oder einem anderen passieren.

Die meisten Menschen geben darauf folgende Antworten:

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Foto: Martina Heins
Wenn es um den Halt im Leben geht,

bauen wir unser Leben auf vier „Säulen“ auf: materielle Sicherheit, menschliche Beziehungen, Gesundheit und eigene Kraft und vertraute Gewohnheiten im Leben. Der eine legt mehr Gewicht auf die eine Säule und ein anderer mehr auf eine andere Säule. Wir tun alles, um diese vier Säulen stabil aufzubauen und zu erhalten.

Die zweite Antwort hängt mit der ersten zusammen.

In der Regel orientieren wir uns an dem, wovon wir uns den größten Halt, Sinn und Erfüllung im Leben versprechen. Wer es zum Beispiel vom Geld erwartet, wird alles tun, um möglichst viel davon zu bekommen und seine Entscheidungen danach ausrichten, wer es von Beziehungen erwartet, wird Familie und Freundschaft oben anstellen und wer es von Anerkennung erwartet, wird dafür alles tun, sie zu bekommen.

Über die dritte Frage denken die meisten am liebsten nicht nach.

Sie wird verdrängt und wenn sie dann doch plötzlich damit konfrontiert werden, stehen sie ziemlich ratlos und fassungslos da.

Solange das alles klappt mit diesen „Säulen“, ist alles in Ordnung, aber was ist, wenn man merkt, dass die Entscheidungen falsch waren und eine oder mehrere Säulen anfangen zu bröckeln?

Welche Antwort gibt Jesus Christus uns darauf?

Bei der dritten Frage relativ klar.

Im Glauben an Jesus Christus weiß ich, dass das, was nach dem Tod kommt, noch schöner ist als das Schönste in dieser Welt. Ich gehe diesen Weg nicht allein, sondern Christus ist bei mir. Christus ist meine Hoffnung, dass ich in seine Ewigkeit komme, weil er mich liebt. Ich brauche keine Angst vor dem Tod zu haben.

Gehen wir zur ersten Frage nach dem Halt.

Viele Menschen, auch viele Christen denken: Jesus Christus muss mir helfen, dass die vier „Säulen“, die ich aufgebaut habe, auch stabil bleiben. Wenn sie anfangen zu bröckeln, soll er mir helfen, dass sie wieder gut werden. Die vier „Säulen“ bleiben der Halt, aber ich habe jemand, der Reparaturarbeiten durchführt. Andere sehen im Glauben eine fünfte Säule, die vielleicht ganz nett, aber nicht wirklich wichtig ist. Und die genauso zerbrechen kann wie die anderen.

Jesus sagt: Ich bin die eine „Säule“, der eine Halt,

das heißt, er ist die eine große Säule, auf die wir das ganze Leben aufbauen können. Diese eine Säule bildet den ganzen Halt. Die anderen Säulen können da sein, aber wenn sie zerbrechen, zerbricht nicht der Halt, den Jesus uns gibt. Mit ihm als Lebensgrundlage haben wir einen unzerbrechlichen Halt. Wir sind bei ihm geliebt und geborgen. Er hält uns im ganzen Leben und bis in die Ewigkeit fest an seiner Hand. Unzählige Zusagen Jesu und Erfahrungen von Christen geben uns diese Gewissheit.

Diese Antwort gibt auch die Antwort auf die zweite Frage vor, nach der Orientierung.

Wenn Jesus mein wirklicher Halt ist, werden wir alles tun, um möglichst eng mit Jesus Christus verbunden zu sein. Wir werden ihm so viel Vertrauen entgegenbringen, dass wir davon überzeugt sind, dass das, was er sagt, gut für uns ist. Wenn er zum Beispiel sagt, dass wir unsere Feinde lieben und ihnen verzeihen sollen, dann dient das auch unserer eigenen Entlastung, weil wir frei werden von Groll und Ärger über diese Menschen. Oder wenn er sagt, dass wir unser Herz nicht an Geld oder Menschen hängen soll, will er verhindern, dass wir mit zugrunde gehen, wenn wir das verlieren.

Aber der Glaube an Jesus ist noch mehr.

Im Glauben geht es nicht nur darum, was wir bekommen können, sondern noch viel mehr, wie wir in die Lage versetzt werden, etwas zu geben, denn es ist ein Lebensgeheimnis, dass wir ein erfülltes Leben nicht durch das erhalten, was wir bekommen, sondern durch das, was wir weggeben können. Geben und lieben können wir aber erst, wenn wir wissen, dass für uns gesorgt wird und wir eine Quelle für unser erfülltes Leben haben, die nie versiegt. Wenn wir das nicht wissen, müssen wir immer für uns kämpfen und mit der Angst leben, dass unsere eigenen Lebensvorräte nicht reichen.

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Foto: Martina Heins

Deshalb ist die Zusage, die Jesus uns in Johannes 7, 37-39 gibt von grundlegender Bedeutung für unser Leben:

37 Am letzten Festtag, dem Höhepunkt des ganzen Festes, trat Jesus vor die Menge und rief: »Wer durstig ist, soll zu mir kommen und trinken – 38 jeder, der mir vertraut! Denn in den Heiligen Schriften heißt es: ›Aus seinem Innern wird lebendiges Wasser strömen.‹«[39 Jesus meinte damit den Geist Gottes, den die erhalten sollten, die ihn im Glauben annehmen. Damals war der Geist noch nicht gekommen, weil Jesus noch nicht in Gottes Herrlichkeit aufgenommen war.

Halten wir uns dieses Bild vor Augen: Jesus ist eine Quelle des Lebens,

die nie versiegt für unseren Weg, unseren Halt, unsere Orientierung und unsere Hoffnung im Leben und Sterben. Wie oft denken wir: Ich habe keine Kraft mehr, ich fühle mich so leer. Wie viel Menschen leiden am Burn-out Syndrom, an Depressionen und anderen seelischen Problemen. Hier ist die Antwort. Mit Jesus haben wir eine Quelle, die uns in die Lage versetzt, zu geben, zu lieben, für den anderen da zu sein, weil wir wissen, dass ER, Jesus Christus, für uns sorgt.

Zum Schluss möchte ich Ihnen eine Frage zum Nachdenken mitgeben: Welche Antworten auf die zentralen Fragen des Lebens geben Sie zum Beispiel Ihren Kindern und was ist Ihre Quelle für Ihr Leben?
Predigt zu Johannes 7, 37-39
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