Predigt zu Epheser 4, 13 am 4. Sonntag nach Ostern (Kantate)
(zur Einführung des Kirchenvorstandes)

Leben Sie? Sind Sie lebendig?

Bei Predigten zur Silbernen Konfirmation, die Silbernen Konfirmanden waren um die 40 Jahre alt, habe ich oft gesagt: In ihrem Alter entscheidet es sich, ob sie noch einmal neu leben oder nur noch als „Scheintote“ existieren. Dabei geht es nicht um das Alter, sondern wenn wir im Leben etwas aufgebaut haben mit Beziehungen, Familie, Beruf, Haus und anderem, dann ist die Frage, ob wir nur noch das Erreichte verwalten oder auf neue Ziele zugehen. Leider hören viele Menschen viel zu früh auf, wirklich zu leben.

Lebendig sein heißt, sich bewegen, verändern, wachsen, durch das Leben wandern, pilgern. Wer stillsteht, einen Status quo des Lebens konserviert, der stirbt innerlich.

Die Gefahr eines Stillstandes, des Sterbens mitten im Leben entsteht

zum einen durch Übersättigung, wenn wir Ziele erreicht haben und denken, dass wir uns darauf ausruhen können und satt und bequem werden. Zum anderen kann ein Stillstand im Leben entstehen durch Lebenskrisen, wenn wir unsere Lebensziele, Erfüllung und Glück abhängig gemacht haben von bestimmten Dingen oder Personen und das dann verlieren, zum Beispiel wenn wir uns abhängig gemacht haben vom Erfolg im Beruf und dann die Arbeitsstelle verlieren oder Misserfolge haben. Vor einiger Zeit sagte mir jemand: Wo findet man den Sinn des Lebens? In der Arbeit habe ich es nicht gefunden, aber jetzt habe ich ihn im neugeborenen Kind. Ich konnte ihm nur zur Vorsicht mahnen, denn was ist, wenn die Familie auseinanderbricht oder auf andere Weise der Bezug zum Kind verloren geht? Dann fehlt oft die Kraft, sich neue persönliche Ziele zu setzen und sich darauf zuzubewegen.

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Foto: Martina Heins
Was für den Einzelnen gilt, gilt übrigens genauso für eine Kirchengemeinde. Stillstand führt zum Sterben. Lebendig sein heißt, sich bewegen, verändern, wachsen.

Nun ist aber Bewegung an sich noch kein positiver Wert.

Entscheidend ist auch wohin wir uns bewegen, auf welches Ziel zu. Mögliche Ziele sind zum Beispiel viel Geld, Anerkennung, Selbstverwirklichung, Macht, eine Firma vergrößern, einen schönen Garten anlegen, viele Frauen oder Männer haben oder besonders klug sein.

Die Bibel gibt uns als Einzelne und als Gemeinde eine andere Richtung vor: Paulus schreibt in Epheser 4, 13:

„Wir sollen zu vollendeten Menschen werden und reif genug, Christus in seiner ganzen Fülle zu erfassen.“

Christus in seiner ganzen Fülle erfassen? Mit Christus eins werden? Ist das weltfremd?

Heißt das nun, dass wir den ganzen Tag beten und in der Bibel lesen, Frauen mit Knoten und in langen Röcken herumlaufen, keine Tanzveranstaltung besuchen und auch sonst auf jedes Vergnügen verzichten? Bei der Vorbereitung auf eine Jugendfahrt fragte ein Jugendlicher: „Beten wir dort den ganzen Tag?“ Bedeutet „eins werden mit Christus“, richtig Christ sein und fromm sein, sich von allen weltlichen Freuden zurückziehen und ein abgeschiedenes asketisches Leben zu führen?

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Foto: Martina Heins
Was „eins mit Jesus“ bedeutet, müssen wir bei Jesus sehen können, wie er gelebt hat:

Er hat sich nicht zurückgezogen. Seine Bewegung war genau entgegengesetzt von der himmlischen Welt Gottes hinein in unsere Welt und zu den Menschen, und zwar nicht in bestimmte Bereiche der Welt, die als besonders gut und heilig galten, sondern mitten ins Leben der Menschen wie in unser Leben mit Beziehungen, Arbeit, sich kümmern um Aufgaben, Vergnügen und anderem. Sie kennen Ihr Leben. Dahinein ist Jesus gegangen. Das hat er auch gelebt.

Was hat Jesus da gewollt, mitten in der Welt, in unserem Leben?

Er ist dort nicht hineingegangen, weil er dort Glück, Freude, Erfüllung und Liebe für sich suchte. Das machen wir und deshalb werden wir immer wieder enttäuscht und haben dann Angst, sind traurig, verzweifelt. Glück, Erfüllung, Liebe, Hoffnung, Freude, Frieden, das hatte Jesus alles durch seine vollkommene Gemeinschaft mit Gott, durch sein Vertrauen auf Gott, dass er sich vollkommen von Gott geliebt wusste. Das hat ihm Kraft gegeben, zu lieben, das Gute zu tun, gelassen zu bleiben, Angst zu überwinden und mutig zu sein, mitten in der Welt, sogar mitten in der Boshaftigkeit von Menschen.

Mit seinem Leben zeigt er uns:

Mitten im Alltag könnt ihr aus der Kraft der Ewigkeit, der Welt Gottes leben. Ihr müsst euer Glück, Erfüllung, Sinn, Freude nicht mehr in Dingen und Menschen suchen und dann enttäuscht und verzweifelt sein, wenn ihr es dort nicht findet, sondern wenn ihr Gott vertraut, euch von ihm lieben lasst, dann habt ihr es. Jesus ist gekommen, um uns die Welt Gottes nahe zu bringen und um die abzuholen, die Gott suchten und die Gott sucht. Das ist das Faszinierende an Jesus, dass er die Gemeinschaft mit Gott nicht in einer Abgeschiedenheit von der Welt gelebt hat, sondern in dieser Bewegung in die Welt hinein.

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Jesusfigur in der Kirche von Kastelruth, Südtirol
Foto: Martina Heins

„Eins werden mit Christus“ sich dahin verändern, wachsen, bewegen heißt,

dass wir von ihm lernen, Gott mehr zu vertrauen, in seiner Liebe zu leben, dort unsere Erfüllung, Freude, Frieden, Hoffnung zu finden und daraus die Kraft zu bekommen, zu lieben, das Gute zu tun, gelassen zu bleiben, Angst zu überwinden und mutig zu sein, mitten in der Welt, sogar mitten in der Boshaftigkeit von Menschen. Zusammen mit Christus können und sollen wir so die Welt Gottes in diese Welt bringen, da wo wir leben, bei der Arbeit, in der Familie, auf Festen, in Problemen und Sorgen, um den Menschen die Welt Gottes nahezubringen und die abzuholen, die Gott suchen und die Gott sucht.

Wenn Sie sich darauf einlassen, dann werden Sie immer in Bewegung bleiben. Wer davon angetrieben wird, der kommt nie zum Stillstand, sein ganzes Leben lang. Das ist wahre Selbstverwirklichung: so werden, wie Gott sich das vorgestellt hat!

Was für jeden Einzelnen gilt, gilt noch mehr für eine Gemeinde.

Wir können uns natürlich hinstellen und sagen: Es ist alles gut! Die Finanzen sind in Ordnung, der Gottesdienst wird gut besucht, es gibt viele schöne Aktivitäten und eine schöne Gemeinschaft. Darauf können wir uns ausruhen. Wenn eine Gemeinde so stehen bleibt, stirbt sie langsam ab. Eine Gemeinde kann auch in den Mittelpunkt ihrer Arbeit die Kirchenpolitik stellen mit Fragen wie: Wie werden wir größer, reicher, mächtiger, einflussreicher? Aber dann verfehlt sie ihren Auftrag und ihre Bestimmung und bewegt sich auf ein falsches Ziel zu. Genauso ist es, wenn sie politische Themen in den Mittelpunkt stellt.

In der Gemeinde soll es aber vor allem darum gehen, dass alle gemeinsam fragen:

Wie können wir uns gegenseitig ermutigen und helfen, Gott mehr zu vertrauen und zu lieben und aus seiner Kraft zu leben? Wie können wir mehr mit Christus die Welt Gottes zu den Menschen bringen, mitten ins Leben hinein, und das Reich Gottes mitten in der Welt leben? Was bedeutet das für unser Miteinander, für die Art, wie wir Gottesdienst feiern, wie wir unser Gemeindeleben gestalten?

Predigt zu Epheser 4,13 Kantate 4. Sonntag nach Ostern mit Einführung des Kirchenvorstandes lebendiger Glaube in Christus Jesus Matthäus 4, 17 3. Sonntag nach Epiphanias Lukas 10,17-21 1. Sonntag nach Epiphanias Freude die Namen sind im Himmel geschrieben Römer 14,16-19 Gottes Liebe und Treue in Jesus Christus Herz und Kreuz
Foto: Martina Heins
Die Menschen brauchen keine Kirchlichkeit, keine Ideologie, keine Politik und auch keine Bürgerlichkeit. Davon gibt es genug. Sondern sie brauchen das, was Jesus uns von Gott, von Gottes Welt zeigt und gibt.
Und je mehr Christen sich auf Christus zubewegen, dahin wachsen, sich verändern und mit Christus zu Gott und in die Welt hineingehen, desto lebendiger wird die Gemeinde. Dazu sind alle berufen.
Predigt zu Epheser 4, 13
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