Predigt zu Römer 11, 36 am Sonntag Trinitatis

Paulus sagt über Jesus: „Von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit.“

Predigten zum Lesen Römer 11 Fahrrad Speichen
Foto: Martina Heins

Wir alle wissen, was ein Fahrrad ist und wozu es da ist. Nun halten Sie sich einmal nur das Speichenrad eines Fahrrads vor Augen.

Ein Rad ist immer rund, außen meisten mit einer Gummibeschichtung, manchmal auch Hartgummi, aber rein theoretisch könnte es auch eine andere Beschichtung haben. Dazwischen befindet sich eine große Fläche mit Speichen, die in der Mitte miteinander verbunden sind. So wird es gebaut, damit es rund läuft und man sich auf einem Fahrrad gut fortbewegen kann.

Damit das Fahrrad seinen Zweck erfüllen kann, ist einiges wichtig:

Das Rad muss eine Mitte haben. Ohne Mitte läuft es nicht und bricht bei Belastung zusammen. Die Mitte muss in der Mitte sein. Sonst läuft das Rad nicht gut. Alle anderen Teile müssen auf die Mitte bezogen sein, zur Mitte hinführen und von ihr ausgehen. Sonst nützt die Mitte nichts.

Bei

einem Rad ist uns das selbstverständlich, aber wie ist das, wenn es um unser Leben geht?

Die erste Frage lautet: Haben wir eine Mitte?

Gibt es irgendetwas, was bei uns die Mitte des Lebens ist oder ist da nichts? Es gibt ganz viele Dinge, die unser Leben ausmachen, zum Beispiel

die Arbeit, Kindererziehung, Umgang mit dem Geld, Freizeit, menschliche Beziehungen, Krankheit, Probleme, Freuden und vieles mehr. Das kann bei jedem ganz verschieden sein. Diese einzelnen Dinge sind wie die Speichen eines Rades.
Aber gibt es irgendetwas, was in der Mitte steht, auf das alles andere bezogen ist? Haben wir eine Mitte in unserem Leben, unserem Glauben, in der christlichen Gemeinde?

Was passiert, wenn wir keine Mitte haben?

Wenn an einem Rad die Mitte fehlt, dann hängen die einzelnen Speichen frei herum. Wir können sie dann notdürftig miteinander zusammenflechten, aber bei der geringsten Belastung bricht das Rad zusammen.
Genauso ist es im Leben: Wir können natürlich alle einzelnen Teile unseres Lebens irgendwie miteinander in Beziehung bringen und zusammenflechten, aber ohne eine Mitte brechen wir bei der geringsten Belastung zusammen: Im Leben verlieren wir Sicherheit und Hoffnung, der Glaube kommt ins Wanken und eine Gemeinde fällt auseinander.
Ich denke, dass viele Probleme, seelische Probleme und zwischenmenschliche Probleme, ihre Ursache darin haben, dass wir keine Mitte haben.
Wir brauchen im Leben, im Glauben, in der Gemeinde eine Mitte, auf die alles zuläuft und die alles zusammenhält.

Die zweite Frage heißt:  Was ist unsere Mitte?

In einem Gesprächskreis ging es um Okkultismus und die Frage, warum Menschen ihre Seele verkaufen, nur um gesund zu bleiben nach dem Motto „Hauptsache gesund“. Aber ist das wirklich die Hauptsache, die Mitte? Andere rackern sich ab für das Geschäft oder die Arbeit und alles andere wird darauf abgestimmt. Kinder, Familie, Erfolg, Anerkennung stehen für viele Menschen in der Mitte ihres Lebens. Besonders schwierig, wenn das eigene „ICH“ in der Mitte steht. Man muss dann alles auf sich beziehen, man rotiert und hat keinen Fixpunkt mehr im Leben. Alle diese Dinge kann ein Mensch in die Mitte seines Lebens stellen, aber sind Sie wirklich gut? Geben sie genügend Halt in Zeiten schwerer Belastungen und führen sie dazu, dass auch alle anderen Bereiche ihren Sinn haben, oder sind sie dann nur noch minderwertige herabgestufte notwendige Übel?

Genauso können wir in unserem Glauben oder in einer Gemeinde alles Mögliche in die Mitte stellen, aber ist es auch die richtige Mitte?
Predigt zum Lesen Römer 11Johannes 21 Matthäus 25 Herz Kreuz Liebe Jesus PetrusGlaube Hoffnung
Foto: Martina Heins

Es ist nicht egal, was für einen Mittelpunkt wir haben.

Bei einem falschen Mittelpunkt läuft das Leben nicht flüssig, wie bei einem Rad, und was ist, wenn der Mittelpunkt zerbricht.
Martin Luther sagt: „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“ Man kann es auch so formulieren: „Was in der Mitte steht, das ist dein Gott“.

Die entscheidende Frage ist: Machen wir selbst etwas zu unserer Mitte oder nehmen wir Gott als Mitte unseres Lebens, den, den Gott dafür gesetzt hat: Jesus?

 

Paulus macht in unserem Vers deutlich: Jesus ist die Mitte der Welt, der Gemeinde, meines Lebens, von Gott dafür eingesetzt. Alles geht von ihm aus und läuft auf ihn zu.
Jesus Christus ist die richtige Mitte, die uns wahres Leben bringt und nie zerbricht, auch nicht bei größten Belastungen. Mit ihm als Mitte erhalten alle anderen Teile unseres Lebens ihren besonderen wichtigen Sinn. Sie konkurrieren dann nicht gegenseitig, sondern ergänzen sich.
So kann es sein, dass jemand Jesus neu zur Mitte nehmen muss, seine Mitte auswechseln muss und Jesus nimmt oder dass jemand sich dessen neu bewusst wird, dass Christus die Mitte ist.

Predigt zum Lesen Römer 11, 36 Apostelgeschichte 1Matthäus 10 Jesus Bekenntnis 2 Petrus 1 Epheser 1, 15 - 23
Foto: Martina Heins

Wenn Jesus Christus die von Gott gesetzte Mitte für unser Leben ist, dann soll er auch in der Mitte stehen, zum Wichtigsten in unserem Leben werden.

Alle anderen Teile unseres Lebens sind dann mit ihm verbunden und auf ihn bezogen, gehen von ihm aus und laufen auf ihn zu, so wie die Speichen eines Rades alle auf die Mitte bezogen und mit ihr verbunden sind.
Jesus sagt in Matthäus 6, 33:Suche zuerst das Reich Gottes!“. Das Reich Gottes ist in Jesus nahegekommen. Besinnt euch zuallererst darauf, dass Gott in Eurem Leben etwas tut und mit Eurem Leben etwas tun will. Das Größte, was wir haben, sind nicht Dinge oder Menschen, sondern Gott, sein Licht in unserem Leben. Wir sollen uns auf das besinnen auf das, was Jesus uns gibt und wozu er uns beauftragt. Dann werden wir die Kraft der Ewigkeit in unserem Leben spüren und wir merken, wie viele Dinge automatisch zweitrangig werden.

So wie die Speichen auf die Mitte bezogen sind, so sollen wir unser ganzes Leben vor Gott bringen, alles auf ihn beziehen und mit Blick auf ihn durchdenken.

Im Gebet können wir unser Herz vor ihm ausschütten, die Freude und Dankbarkeit, aber auch die Angst, Trauer und Leid, was wir am Tag tun wollen und erlebt haben, uns selbst und andere. Und wir können ihn fragen, wie wir mit allen Teilen unseres Lebens umgehen sollen, damit jedes Teil seinen besonderen Sinn erhält. So heißt es in dem Lied Nr. 182 aus dem Evangelischen Gesangbuch: „Betet und ihr sollt es nicht vergeblich tun.“

Mit Jesus in der Mitte erleben wir, wie Gott uns gebraucht, um sein Reich zu bauen.

Das ist großartig, dass durch uns die Welt erleuchtet werden soll, in der Familie, im Beruf und in allen anderen Bereichen unseres Lebens.
Jesus vertraut uns, dass wir etwas für ihn tun können und er verbindet sich dafür mit uns. Dieser Auftrag Gottes ist das Wichtigste im Leben. Alles andere wird zweitrangig.

Deshalb: Lasst uns uns auf Gott besinnen und ihn zur Mitte nehmen, im Leben, im Glauben und in der Gemeinde. Lasst uns gegenseitig auf Jesus hinweisen, denn in ihm liegt das Leben.
Predigt zu Römer 11, 36
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