Predigt zu Apostelgeschichte 1, 3-11 am Sonntag Exaudi (und Himmelfahrt)

Predigt zu Apostelgeschichte 1, 3 - 11 Exaudi Himmelfahrt Römer 7, 14-25Impuls der Woche Jesus Emmaus Gebet Beten
Foto: Martina Heins

3 Ihnen zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes. 4 Und als er mit ihnen beim Mahl war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr – so sprach er – von mir gehört habt; 5 denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen. 6 Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel? 7 Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; 8 aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.

Predigt zu Apostelgeschichte 1, 1 - 11 Römer 15, 4 - 13 Bibelverse Trauer Trost Zuversicht Himmel Ewigkeit Himmelfahrt Exaudi Schöner Wald mit Sonne
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9 Und als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen. 10 Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. 11 Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.

Können

Sie träumen?

Ich meine nicht nachts, sondern als sogenannte „Tagträume“. Wenn man zum Beispiel etwas sehr Schönes erlebt hat, dann kann man daran zurückdenken und davon träumen, dass es doch wieder einmal so schön werden würde.

So erging es den Jüngern. Sie hatten ganz Fantastisches mit Jesus erlebt.

Zunächst die Zeit mit Jesus, als sie mit ihm mitgingen, da hatten sie gesehen, wie er Blinde, Lahme, Aussätzige und Menschen mit anderen Krankheiten heilte, Tote auferweckte, wie er mit Ausgestoßenen umging und ihnen ihre Würde und ihren Wert gegeben hatte, und wie er denen half, die von anderen verurteilt wurden. Und seine Reden waren so eindringlich, dass Tausende ihm zuhörten und seine Gegner nichts zu erwidern wussten. Diese Zeit mit Jesus war einfach unglaublich großartig gewesen.

Doch dann der Schock, als er gekreuzigt wurde, und kurz darauf die große Freude, als sie feststellten, er ist auferstanden, er lebt! Zuerst waren sie sich nicht sicher, aber jetzt war alles noch schöner als vorher, in diesen 40 Tagen seit der Auferstehung.

Und jetzt stehen sie da zum letzten Mal mit Jesus.

Sie müssen sich von Jesus verabschieden, aber sie denken, das ist nur für kurze Zeit, dann kommt Jesus wieder und baut das Reich Gottes auf. Dann wird alles noch viel schöner und es wird kein Leid, keine Trauer, keinen Tod, kein Weinen, keine Einsamkeit und keinen Streit mehr geben, sondern nur noch Friede und Liebe, so wie sie es bei Jesus erlebt hatten. Davon träumten sie, dass das nun alles in Erfüllung gehen würde und alles noch viel schöner werden würde als alles, was sie bislang erlebt hatten.

Predigt zu Apostelgeschichte 1, 3 - 11 Exaudi Himmelfahrt Lukas 2, 8 - 18 Heilig Abend Verkündigung Weihnachten Engel Friede Fürchtet euch nicht
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So stehend sie da, träumend, meditierend mit einem verklärten Blick, und bei manchen Christen hat man den Eindruck, sie stehen immer noch so träumend da und schauen in den Himmel. Doch dann werden sie aus ihren Träumen wieder herausgeholt: Zwei Engel, Boten Gottes stehen da und sagen: „Was schaut ihr nach oben?“ Ja, es ist wahr, Jesus wird so wiederkommen, und es ist wahr, dass ihr auch dahin kommen werdet, wo Jesus jetzt ist, aber erst einmal gilt etwas anderes: Geht und tut, was er euch aufgetragen hat: „Ihr sollt meine Zeugen sein“.

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Dieser Abschnitt ist eine Nahtstelle zwischen der Zeit Jesu und der Zeit der Kirche als Gemeinschaft der Christen.

Die Welt Gottes, die in Jesus Christus ganz sichtbar geworden ist, die sollen wir in der christlichen Gemeinschaft leben und bezeugen. Lukas beschreibt in der Apostelgeschichte, wie die ersten Christen diesen Auftrag erfüllt haben, und darum geht es bis heute in der Kirche. Dafür gibt es sie und dafür sind wir als Christen berufen.

Was kann das für uns heute bedeuten, Zeugen Jesu Christi zu sein?

Insgesamt sollen wir in allen Bereichen des Lebens und der Welt durch unser Tun und Reden Zeugnis von Jesus ablegen, aber ich möchte drei Punkte auswählen:

Als erstes nenne ich den Respekt

vor der unverletzbaren Würde des anderen Menschen.

Jesus hat das in verschiedenen Bereichen vorgelebt, und er gibt auch jedem von uns diese unverletzbare Würde und einen Wert, den wir nicht verlieren können. Heute wird schon oft dadurch die Würde des Menschen mit Füßen getreten, wenn über sie getratscht wird und in der Presse die Privatsphäre von Menschen breitgetreten und darüber geurteilt wird. Ebenso wird nicht allen Menschen die gleiche Würde und der gleiche Respekt entgegengebracht, sondern wir machen sehr schnell Abstufungen, wenn es um den Wert von Menschen geht. Wir könnten aber durch Wort und Tat ein Zeugnis von dem abgeben, was Christus getan hat und wie er mit uns umgeht.

Zum anderen wissen wir, dass viele Menschen unter der Sinnlosigkeit ihres Lebens leiden und nach Sinn im Leben suchen.

Ihnen wird vorgehalten, dass sie durch mehr Spaß und Konsum ein sinnvolleres und schöneres Leben erhalten, doch das ist eine gewaltige Täuschung. Jesus macht deutlich, dass wir ein sinnvolles Leben nicht dadurch erhalten, dass wir immer mehr für uns haben wollen, sondern dadurch, dass wir in seinem Sinn etwas Gutes für andere tun, etwas von dem Heil Gottes, das Christus uns gebracht hat, da verwirklichen, wo wir leben.

Und nicht zuletzt sollen wir in allem Wegweiser zu Gott sein.

In unserer Gesellschaft gibt es eine gewaltige Werbung mit viel finanziellen Einsatz, die Wegweiser zum Konsum ist und damit zu einem leeren und hohlen Leben. Wir kennen den Weg zu einem guten und sinnvollen Leben in der Gemeinschaft mit Gott, den Weg zur Ewigkeit. Müssen wir nicht mindestens mit genauso viel Einsatz für diesen guten Weg Jesu werben? Jeder kann es tun durch sein Reden und seine Tat.

Als Gegenargument zu diesem Auftrag wird häufig herangeführt, dass die Menschen das gar nicht hören wollen und kein Interesse am Evangelium hätten.

Gottesdienstbesuch, Veranstaltungen der Gemeinden und persönliche Erfahrungen werden dafür als Beispiele herangezogen. Und in der Tat scheint es so, als hätten sie damit Recht, denn natürlich ist es so, dass der Weg zum Konsum, zur „Spaßwelt“ einfacher und bequemer ist, und viele Menschen sich lieber davon verführen lassen als den Weg zum guten sinnvollen Leben mit Gott zu gehen.

Vielleicht wollen viele es nicht, weil sie aufgehört haben, im christlichen Glauben nach Antworten zu suchen, aber dennoch brauchen alle die gute frohe Botschaft von Jesus. Sie brauchen Jesus.

Denn was bei fast allen Menschen immer noch vorhanden ist, ist die Sehnsucht nach einem guten und erfüllten Leben. Beispiele: Sie suchen in einer orientierungslosen Gesellschaft nach guter Orientierung, in einer sinnentleerten Welt nach einem Sinn in ihrem Leben und in einer immer unsicher werdenden Zukunft nach Halt, Geborgenheit und Zuversicht. Und das alles und vieles mehr können sie bei Jesus finden. Er kann sie zu einem wahrhaft erfüllten Leben bringen.

Es kann auch sein, dass wir uns mehr anstrengen müssen, um besser Zeugnis abzulegen von Christus.

In der Werbung für den Konsum wird mit viel Einsatz und Phantasie gearbeitet für letztlich sinnlose Dinge. Mit wieviel mehr Einsatz und Fantasie müssten wir für das gute Leben, das es bei Christus gibt, werben und dazu einladen.
Vor kurzem las ich diesen Text von Martin Luther: „Der seligen Hoffnung und des himmlischen Erbes wird leider allzu oft vergessen; aber des zeitlichen Lebens und des vergänglichen Reiches auf Erden wird allzu viel gedacht. Das Vergängliche hat man stets im Gesicht (Blick), denkt daran, sorgt dafür und freut sich darob, aber jenem Unvergänglichen kehrt man den Rücken; diesem jagt man nach Tag und Nacht, jenes schlägt man in den Wind. Nun sollte es wahrlich bei den Christen nicht so sein, sondern das Widerspiel (Gegenteil) sollte sein.“

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Christus lässt uns damit nicht allein. Er gibt seinen Jüngern seinen Geist

und begeistert sie mit dem, was er will, mit seinem Auftrag, mit seiner Liebe und mit allem was er getan und gesagt hat. Damit verbindet er sich mit uns, nimmt uns in eine Lernschule, um unser Leben lang von ihm zu lernen, und wir bekommen etwas von dem mit, wovon die Jünger angefüllt waren, wovon sie geträumt haben. Diese Einheit schenkt Gott uns, aber wir müssen uns seinem Einfluss aussetzen, damit er uns prägen kann, und wir müssen uns verändern lassen. Um es in einem Vergleich zu sagen: Es nützt die beste Dusche nichts, wenn man sich nicht darunter stellt. So kann Jesus in uns und durch uns nur wirken, wenn wir uns seinem Einfluss aussetzen.

Dieser Text schärft uns zwei Dinge ein, die für die ganze Kirche und für jeden Christen immer wichtig sind:

Zum einen sollen wir unseren Blick auf Jesus richten, denn er will uns anfüllen mit seinem Geist, prägen und verändern, so dass wir für ihn begeisterte Zeugen sein können. Und zum anderen sollen wir unseren Blick auf den Auftrag richten, den er uns gibt, hin zu den Menschen. Beides sind Grundsäulen des Christseins und der Kirche.
Das alte lateinische Sprichwort „ora et labora“, was übersetzt „bete und arbeite“ heißt, drückt das aus: Setze dich dem Einfluss Gottes aus, lass dich von ihm prägen und dann arbeite dafür, in allem ein guter Zeuge Jesu Christi zu sein.

Predigt zu Apostelgeschichte 1, 3-11
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