Predigt zu Philipper 3, 7 – 14 am 9. Sonntag nach Trinitatis

Was wollen wir in unserem Leben mit aller Kraft erreichen? Wofür lohnt es sich, zu leben?

Stellen Sie sich vor, ich habe hier zwei Körbe:

In den einen Korb kommen Dinge, die uns für unser normales irdisches Leben wichtig sind, wie zum Beispiel Gesundheit, gute Familie, gute Freundschaften, dass wir von Menschen geliebt und geachtet werden, selber in den Spiegel schauen können, Erfolg, materiale Sicherheit, Bildung, Freiheit. Jeder kann für sich etwas hinzufügen?
Das hätten wir gerne in unserem Leben und darum bemühen wir uns. Manchmal haben wir Erfolg und erreichen das und sind dann glücklich. Aber manchmal müssen wir feststellen, dass wir es nicht erreichen oder verlieren, und dann empfinden wir das Leben als schwer.

In den anderen Korb kommen Dinge, die Gott da für uns hineinlegt durch Christus. Sie sagen etwas darüber aus, was Christus für uns bedeuten kann, wie zum Beispiel Liebe, Ewigkeit, Vergebung, Annahme, Hoffnung, Geborgenheit, Leiden, Freude, Wertschätzung, Frieden, Sinn, erfülltes Leben.

Wie steht nun beides zueinander? Welchen Wert haben die Inhalte der beiden Körbe für uns?

Bei der Beantwortung sollten wir ganz ehrlich zu uns selbst sein.

Wir lesen dazu die ersten beiden Verse unseres Abschnittes aus Philipper 3, 7-14. Paulus schreibt über sich selbst:

7 Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet. 8 Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen ist mir das alles ein Schaden geworden, und ich erachte es für Dreck, auf dass ich Christus gewinne

Das müssen wir erklären.

Im 1. Korb sind Dinge, die uns wichtig sind und die sollen Dreck sein? War denn das Leben von Paulus früher so schlecht? Paulus hatte, bevor er Christ wurde, menschlich gesehen ein gutes Leben: moralisch hochstehend, anerkannt, erfolgreich, gebildet. Paulus würde antworten: Nein, sie sind nicht an sich schlecht, aber wenn ich sie mit dem vergleiche, was Christus mir gibt, dann ist Christus viel mehr; was ich jetzt durch Christus habe, ist um ein Vielfaches besser.

Es geht um den Vergleich.

Nehmen wir an, Sie denken, Sie haben einen schönen und blühenden Garten, und dann sehen Sie andere Gärten und denken, wie armselig ist doch mein Garten. Oder: Bevor ich nach Luxemburg kam, dachte ich, ich hätte ein einigermaßen großes und ordentliches Auto, aber dann sah ich die großen und teuren Autos auf der Straße und hatte eher das Gefühl, einen Kleinwagen zu fahren. Frauen ergeht es manchmal so mit ihren Handtaschen. Eigentlich finden sie ihre eigene ganz schön, aber dann sehen sie Handtaschen von Louis Vitton und merken, wie bescheiden ihre eigene Handtasche ist. Es kommt immer darauf an, womit wir etwas vergleichen. Und so vergleicht Paulus sein bisheriges Leben mit dem „Reichtum“, den er in Christus hat.

Lesen wir nun die nächsten beiden Verse aus unserem Abschnitt:

9 und in ihm gefunden werde, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott kommt durch den Glauben. 10 Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleich gestaltet werden, 11 damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten.

Unter Gerechtigkeit verstehen wir

normalerweise, dass Menschen sich entsprechend den Gesetzen und Regeln richtig und korrekt verhalten, zum Beispiel im Straßenverkehr, im Beruf oder auch in der Frömmigkeit. Für die Bibel bedeutet Gerechtigkeit ein durch und durch heiles und erfülltes Leben, heil in allen Beziehungen, zu Gott, zum Mitmenschen, zur Natur und zu sich selbst.
Aus dem Gesetz leben heißt, heiles Leben durch das bewirken, was ich zustande bringen kann mit meiner Kraft. Natürlich können wir mit unserer Kraft viel erreichen, zum Beispiel viele Dinge aus dem ersten Korb. Aber unsere menschliche Kraft ist sehr begrenzt. Wir können scheitern und schuldig werden, Dinge können uns zerbrechen und wir können sie verlieren. Spätestens im Sterben und für die Ewigkeit sind unsere Kraft und die Dinge, die wir durch sie bewirken können, sehr begrenzt.

Wenn es darum geht, was mein Leben wirklich innerlich reich, sinnvoll macht und mir einen unzerbrechlichen Halt und eine ewige Hoffnung gibt, dann hat  alles andere im Vergleich mit Jesus Christus keinen Wert.

Deshalb, sagt Paulus, suche ich meine Gerechtigkeit, das heile und erfüllte Leben nicht in dem, was ich zustande bringen kann, sondern in dem, was Christus mir schenkt. Das empfange ich durch den Glauben an Jesus. Das kann nicht zerbrechen, verlieren, damit kann ich nicht scheitern, das hält im Leben, im Sterben und für die Ewigkeit.

Was Christus uns geben und für uns bedeuten kann, überragt alles andere in eigentlich unvergleichbarer Größe. Bei Christus zählt nicht das, was ich leisten kann, sondern was er kann und gibt, hier im Leben und für die Ewigkeit.

Darum sagt Jesus in Matthäus 6, 33: „Suchet zuerst Gottes Reich!“ Und Martin Luther schreibt im Lied „Ein feste Burg“: „Nehmen Sie Gut, Ehr, Kind und Weib: lass fahren dahin, sie haben`s kein Gewinn, das Reich (Gottes) muss uns doch bleiben.“ Beide sagen uns damit, was wirklich wichtig ist im Leben und an erster Stelle stehen soll.

So geht es Paulus, wenn er sein bisheriges Leben mit dem vergleicht, was er durch Jesus gefunden hat.
Früher ist er den Dingen im ersten Korb hinterhergerannt.

Er hat sich darum Sorgen gemacht, sich darüber gefreut, seinen Lebenssinn, sein Glück hing davon ab. Er war davon abhängig, wurde davon geknechtet.
Ist das nicht auch unsere Erfahrung, dass wir abhängig und unfrei sind, wenn wir unser Lebensglück und unseren Sinn davon abhängig machen?
Diese innere Abhängigkeit, Unfreiheit, Vertrauen in meine Leistung kann und soll mit Christus am Kreuz sterben, sagt Paulus.

Nun bin ich frei davon.

Ich kann es haben und dankbar sein, aber wenn ich es nicht habe, kann ich genauso glücklich und mein Leben sinnvoll sein. Deshalb interessiert mich jetzt nur noch Christus, dass ich mit ihm eins werde. Alles das, was er mir gibt, soll ganz groß in mir werden. Mit ihm möchte ich zum ewigen Leben auferstehen und schon jetzt das Leben aus der Ewigkeit erfahren. Davon mache ich meinen Lebenssinn und –glück abhängig.

Was sollen wir nun mit den Dingen machen, die im ersten Korb sind?

Wir sollen sie nicht einfach beiseiteschieben, sondern Christus vertraut es uns an als Gabe, damit wir uns daran freuen, sie dankbar genießen, uns darum kümmern, unser Leben damit bereichern; damit wir in seinem Sinn, in seiner Liebe damit umgehen.
Aber wir sollen davon nicht das Leben erwarten, nicht da unser Glück, unsere Erfüllung und unseren Sinn suchen, sondern alles, was Christus uns gibt, sollen wir hineingeben in diese Welt, zum Beispiel in Freundschaften, in die Ehe, Familie und Beruf, es nicht da für uns erwarten, sondern Gottes Gaben dorthin weitergeben.

Darum, sagt Paulus: Wenn ihr das erfahren wollt, was Christus gibt und was nicht zerbrechen kann, dann setzt alles daran, immer enger mit Christus verbunden zu sein. Alles soll auf dieses Ziel ausgerichtet sein.

Eins werden mit Christus geschieht nicht durch meine menschliche Anstrengung, auch nicht durch Frömmigkeit oder Moral, sondern indem wir uns Christus zuwenden und uns ihm öffnen, damit er mit seiner Kraft in uns und durch uns wirken kann, indem wir ihn in alle Bereiche des Lebens hineinnehmen und mitnehmen, in den privaten und beruflichen Bereich, zu Freunden und in die Familie und ihn dort hineinlassen. Er wirkt dann. So beten wir im Vater Unser: „Dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe!“ Wir bitten damit Gott, dass er in allen unseren Bereichen des Lebens das bewirkt.

Christus ist das Wichtigste, immer und überall!
Nun lesen wir noch die letzten Verse unseres Abschnittes:

12 Nicht, dass ich’s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich’s wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin. 13 Meine Brüder und Schwestern, ich schätze mich selbst nicht so ein, dass ich’s ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, 14 und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.

Wir kennen das aus unserem Leben, wenn wir ein Ziel vor Augen haben, das uns begeistert

als Sportler, ein berufliches Ziel, die Liebe eines Mannes/einer Frau gewinnen, dann stellen wir andere Sachen zurück, dafür bringen wir Opfer und teilen Geld, Zeit und alles danach ein. Das tun wir nicht aus einem Pflichtgefühl heraus, sondern aus dem inneren Antrieb der Liebe.
Wie schnell lassen wir uns im Alltag von dem Ziel abbringen und laufen wieder anderen Dingen hinterher.
Das ist die eigentliche Sünde, dass wir am Ziel vorbeileben. Deshalb ist es hilfreich, wenn wir uns Erinnerungsstücke hinlegen, zum Beispiel ein Kreuz, Bilder, Karten mit Bibelsprüchen oder Zettel in der Hosentasche, zuhause oder am Arbeitsplatz, um uns wieder mitten im Alltag auszurichten auf das Ziel hin.

Unser Ziel ist Jesus, die Einheit mit ihm, dass wir alles bekommen, was er gibt, für uns erworben hat am Kreuz.

Dieses Ziel sollen wir uns immer vor Augen halten, damit jeder sagen kann: Wenn ich an Jesus denke, dann weiß ich: Ich bin getröstet, ich bin nie allein, ich bin geliebt, ich habe eine Hoffnung auch im Sterben, ich bin wertvoll, mir ist vergeben, Gott wartet auf mich, ich habe Frieden, ich bin frei, ich kann lieben, und dann leuchten meine Augen und mein Herz wird fröhlich, nicht dass ich es schon ergriffen hätte, ich jage ihm aber nach.

Predigt zu Philipper 3, 7 – 14

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