Predigt zu Philipper 4, 4 am 4. Advent
„Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“
Sich freuen können, ist wirklich etwas Schönes!
Es ist doch so, dass Menschen, die sich freuen, immer ansteckend wirken, egal ob sie herzhaft lachen oder eine ganz tiefe Freude ausstrahlen. Wir merken selbst, wie befreiend es ist, wenn wir uns so richtig freuen und dabei alles um uns herum vergessen können. Ein bisschen mehr Freude in unserem Leben, das wäre für uns alle nicht schlecht.
Aber wir unterliegen so vielen Stimmungsschwankungen.
Es gibt Zeiten, da sind wir voll Freude und Begeisterung und dann wieder beherrscht uns Traurigkeit oder sogar Verzweiflung. Manchmal ist die Seele frei und offen und dann legt sich wieder ein Schatten über die Seele und wir werden missmutig, ärgerlich oder sogar aggressiv, obwohl wir es eigentlich nicht wollen. Dabei wünschen wir uns, von diesen Stimmungsschwankungen frei zu sein und eine innere Ruhe zu haben, die uns dauerhaft unabhängig macht von äußeren Einflüssen.
Was ist die Ursache, dass wir diesen Stimmungsschwankungen unterliegen, und wie kann uns der Glaube an Jesus helfen, dass die Freude uns mehr und dauerhaft bestimmen kann? Darum soll es heute gehen.
Die Frage ist: Wer oder was beeinflusst meine Stimmungslage? Und die Antwort lautet: Die Menschen oder Dinge, die mir wichtig sind, bestimmen meine Stimmungslage. Sie haben Macht über mich. Fragen Sie sich einmal, wer oder was Ihnen wichtig ist?
Ich will ein paar Beispiele nennen:
Wenn Menschen, zum Beispiel Ehepartner, Kinder, Freunde, Arbeitskollegen freundlich und nett sind, dann geht es Ihnen gut, wenn sie aber meckerig oder ablehnend sind, geht es Ihnen schlecht. Dann haben diese Menschen Macht über Sie. Mit ihrem Verhalten bestimmen sie über Ihre Gefühlslage.
Eine Frau war glücklich über ihr neues Auto, aber dann bekam das Auto eine Beule und schon veränderte sich ihre Stimmungslage. Sie war traurig über die Beule. Das Auto hatte Macht über sie.
So kann auch die finanzielle Situation Ihre Stimmung prägen. Dann hat sie Macht über Sie. Ebenso ist es mit dem beruflichen Erfolg, der Gesundheit oder Anerkennung. Das sind nur einige Beispiele.
Diese Umstände dringen von außen an uns heran und bestimmen in unserem Leben über Freude und Trauer, Hoffnung und Verzweiflung.
Deshalb versuchen wir Ereignisse zu schaffen, in denen es nur positive Umstände gibt, zum Beispiel an Weihnachten, bei einer Feier, in einem Urlaub oder bei anderen Ereignissen. Es soll ohne negative Störungen ablaufen, die unsere Freude beeinflussen könnten. Wir wollen dann mal alles andere vergessen und nur Freude erleben.
Wir erwarten von diesen Feiern, Ereignissen, Dingen oder Menschen Freude, Lebensglück oder Lebensinhalt. Wenn wir es dann bekommen, sind wir glücklich, froh und zuversichtlich, wenn wir es aber nicht bekommen, dann werden wir traurig und depressiv.
Weil wir so viel für uns davon erwarten, machen wir uns davon abhängig, gewinnt es Macht über uns und bestimmt unsere Stimmung.
Es ist nicht so, dass Menschen oder Dinge an sich Macht über uns haben, sondern wir geben ihnen diese Macht.
Die Frage ist nun: Wem oder was geben Sie Macht über sich? Wer oder was kann Ihre Stimmung beeinflussen?
Nun zu unserem Vers aus Philipper 4, 4, den Paulus schreibt, als er im Gefängnis sitzt.
Er weiß nicht, ob er hingerichtet wird oder wieder freikommt. Die äußeren Umstände waren also alles andere als gut und er hätte viele Gründe gehabt, um niedergeschlagen und verzweifelt zu sein. Trotzdem redet er von der Freude. In einer anderen Situation sitzt er im Gefängnis und singt, wie es in Apostelgeschichte 16, 23-40 beschrieben wird. Wir wissen es auch von Bonhoeffer und anderen Leuten, die in ausweglosen Situationen Freude verbreitet haben. Das ist sicherlich nicht immer leicht. Dennoch ruft uns Paulus hier zu: „Freut euch!“. Er sagt es nicht, weil die Umstände so gut sind oder besser werden, sondern weil Christus nahe ist.
Wenn uns in Situationen, in denen Menschen oder Dinge uns niederdrücken, das, was Gott uns bedeutet und er uns in Jesus Christus schenkt, wichtiger wäre, dann würde das unsere Stimmungslage bestimmen.
Die Botschaft der Bibel lautet: Weil Christus alle Macht im Himmel und auf der Erde hat, können wir ihm auch alle Macht über uns geben.
Wir dürfen und können uns von ihm abhängig machen, unser Lebensglück und unseren Lebensinhalt von dem erwarten, was er uns sagt, wie er zu uns steht, wie er mit uns umgeht und was er uns gibt. Wenn wir Christus alle Macht über uns geben, dann wird nur er unsere Stimmungslage beeinflussen, und zwar dauerhaft.
Wer oder was soll also unser Leben bestimmen, wem vertrauen wir? Wer oder was ist uns am Wichtigsten?
Christus sagt zu jedem von uns: Ich will dich bei mir haben, du bist mir wertvoll, ich kann dich gebrauchen, ich kümmere mich um dich, du brauchst dich nicht zu sorgen, in Ewigkeit bist du mein. Bei mir hast du alles, was du für dein Lebensglück und deinen Lebensinhalt brauchst.
Wenn wir das glauben können und Jesus alle Macht über uns geben, dann steht das an aller erster Stelle.
Was Menschen uns dann tun und sagen oder auch nicht, kann uns dann nicht mehr in den Grundfesten erschüttern. Das Wort Jesu hat Gültigkeit für unser Leben und kein anderes Wort. Was er uns zusagt, bestimmt dann unser Leben und auch unsere Stimmungslage.
Auf diesem Weg lädt Christus uns ein, frei zu werden von allen Mächten über uns und allein an ihm gebunden zu sein.
Auf diesem Weg kann dann Schritt für Schritt die Freude unser Leben mehr und mehr bestimmen, weil wir bei Gott immer in guten Händen sind und die Einflüsse, die von ihm kommen, immer gut sind.
Hier zeigt sich, was Christsein eigentlich bedeutet: Es geht nicht darum, dass wir glauben, dass es eine höhere Macht gibt oder bestimmten Moralregeln folgen, sondern dass wir Gott, Christus immer mehr Macht über unser Leben geben, mehr Bedeutung, mehr Wichtigkeit.
Glauben heißt, ihm die Macht geben, unser Leben zu bestimmen.
Denken Sie einmal darüber nach:
Wenn es Ihnen so richtig gut geht, wovon sind Sie dann abhängig und wie schnell kann das zerbrechen, und wenn es Ihnen schlecht geht, die Umstände gar nicht gut sind, was verändert sich, wenn Sie Christus in dieser Situation mehr Macht geben?
In ein paar Tagen nun ist Weihnachten. Jeder erhofft sich sicherlich ein friedvolles Fest und wir wünschen uns gegenseitig „Frohe Weihnachten!“. Aber wovon erwarten wir Friede und Freude. Wenn wir es von den schönen Umständen des Festes, von netten Menschen und allem anderen, was dazugehört, erhoffen, dann kann es sein, dass unser Wunsch in Erfüllung geht. Es kann aber auch sein, dass wir schwer enttäuscht werden.
Wirklichen Frieden und wahre Freude werden wir erleben, wenn wir uns darauf besinnen und feiern, dass Christus in die Welt gekommen ist und uns seinen Frieden und seine Freude gebracht hat.
Dass wir mit ihm verbunden sein können in diesem Leben und bis in die Ewigkeit, das ist das größte Geschenk und das Allerwichtigste in unserem Leben. Die Freude darüber kann uns niemand und nichts nehmen. Sie bleibt auch an Weihnachten, wenn das Fest unsere Erwartungen nicht erfüllt, und sie bleibt in unserem ganzen Leben, auch wenn wir durch schwere Zeiten gehen.
Als Christen haben wir viel mehr Grund zur Freude als das, was wir manchmal in unseren Herzen spüren und in unserem Miteinander zeigen, denn durch Weihnachten gilt: Der Herr ist nahe! Diese Gewissheit schenkt uns wahre und dauerhafte Freude.