Predigt zu Römer 14, 16-19 am 20. Sonntag nach Trinitatis

Predigt zu Römer 14,16-19 Großer Fluss in Südfrankreich Ardèche Sich durchsetzen gewinnen
Foto: Martina Heins

Wenn man etwas erreichen will, muss man stark sein und sich durchsetzen können.

Das gilt für alle Bereiche des Lebens: In der Wirtschaft braucht man Erfolg, muss man Durchsetzungsvermögen haben, um seine Ziele zu erreichen. Negativ wird das dann häufig als „Ellenbogengesellschaft“ oder „Haifischbecken“ bezeichnet. Auch in der Erziehung muss man sich bei Kindern und Schülern durchsetzen können, sonst hat man keine Chance. Das gilt auch in der Politik und in anderen Bereichen des Lebens. Das ist auch richtig! Ohne Durchsetzungskraft wird man keine Ziele erreichen. Das ist ethisch und moralisch völlig in Ordnung und sogar notwendig.



Die Frage ist allerdings: Was will ich erreichen als Hauptziel und wie, mit welchen Mitteln?

Für viele ist das Ziel ihres Handelns, sich aus der Masse hervorzuheben, etwas Besonderes zu sein und sich in Szene zu setzen, zum Beispiel durch ihren Besitz wie Auto, Haus, Handtasche, Smartphone oder die besondere Urlaubsreise. Manche Schüler versuchen es durch ein auffälliges Verhalten in der Schule, indem sie laut und albern sind, den Clown spielen oder Unfug machen. Ältere Menschen reden von ihren tollen und erfolgreichen Kindern und Enkeln oder von ihren Beziehungen zu bekannten Persönlichkeiten. Bei alledem ist es durchaus beabsichtigt, andere schlechter aussehen zu lassen.
Andere wollen einfach nur durchkommen und sich behaupten im Konkurrenzkampf des Lebens oder strengen sich an, um sich selbst etwas zu beweisen
zum Beispiel, dass sie moralisch gut sind, gesund und umweltbewusst leben, ein vorbildliches Sozialverhalten haben oder einfach diszipliniert, arbeitsam oder brav sind.
Wieder andere streben nach Macht, um sich in Politik, Wirtschaft, Vereinen oder anderen Bereichen von anderen abzuheben.
Bei allen diesen Zielen dreht sich fast alles um sie selbst. Sie selbst stehen im Mittelpunkt. Sie möchten selbst an Bedeutung gewinnen.

Alle diese Ziele gibt es nicht nur in der Wirtschaft, Politik, Schule, also in der „bösen Welt“, sondern auch im kirchlichen Bereich.

Denn auch da sind Menschen mit ganz menschlichen egoistischen Eigenschaften. Wenn das aber in der Kirche Oberhand gewinnt, beherrschend wird, zerstört es den Charakter einer christlichen Gemeinschaft. Kirche wird dann eine Organisation wie jede andere. Dann ist die Kritik berechtigt, dass es in der Kirche ja auch nicht anders zugeht als sonst überall. Beispiele dafür gibt es genug.

Dann ist Kirche aber eigentlich auch überflüssig. Um dieses Thema geht es in unserem Abschnitt aus dem Brief des Paulus an die Römer.

Paulus beobachtet ein Problem in der Gemeinde in Rom.

Einige meinten, sie wären bessere Christen, würden sich hervortun, wenn sie entsprechend den jüdischen Speisevorschriften oder nach neuen Regeln bestimmte Sachen nicht essen. Andere meinten, sie seien bessere Christen, weil sie frei seien in allen Dingen und auch alles essen und tun könnten.

Wer ist der bessere Christ, der bessere Mensch?

Darüber gibt es viele Auseinandersetzungen in der Geschichte Wer ist der Bessere, wer setzt sich durch und mit welchen Mitteln? Gewinnt der, der die bessere Taktik, Durchsetzungsvermögen oder Lobbyarbeit hat?

Es drohte Streit und Spaltung in der Gemeinde und damit die Zerstörung des Charakters als christlicher Gemeinschaft.
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Foto: Martina Heins
Darauf antwortet Paulus mit unserem Abschnitt aus Römer 14, 16-19:

16 Bringt das Gute, was Gott euch geschenkt hat, nicht in Verruf. 17 Denn wo Gott seine Herrschaft aufrichtet, geht es nicht um Essen und Trinken, sondern um ein Leben unter der rettenden Treue Gottes und in Frieden und Freude, wie es der Heilige Geist schenkt. 18 Wer Christus mit einem solchen Leben dient, gefällt Gott und wird von den Menschen geachtet. 19 Wir wollen also alles daransetzen, dass wir in Frieden miteinander leben und einander in unserem Glauben fördern.

Paulus macht deutlich, dass wir zunächst einmal auf dem richtigen Fundament stehen müssen,

das sicher ist, uns einen festen Halt bietet, dass die Gewissheit gibt, dass wir wertvoll sind, uns der Wert nicht genommen werden kann, und dass uns Kraft für alle Herausforderungen des Lebens gibt, damit wir es nicht mehr nötig haben, uns immer zuerst um uns selbst zu kümmern.

Paulus sagt: Dieses Fundament ist die rettenden Treue Gottes!

Wie Gott mit uns umgeht, zu uns steht und was er uns in Jesus zeigt, ist die Basis, die Grundlage des christlichen Lebens. Von hier aus bekommt das Leben seinen Halt, Wert, Orientierung und Kraft, und nicht durch das, womit wir uns von anderen abheben, etwas Besonders sein wollen.

Predigt zu Römer 14,16-19 Johannes 14,27 Jesus Figur Kirche von Kastelruth Südtirol rettende Liebe Gottes in Jesus Christus
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Auf dieser Basis ist das Ziel unseres Handelns Friede und Freude.

Es ist kein Friede, wo einer das Sagen hat und alle anderen kuschen, kein „Friede, Freude, Eierkuchen“ nach dem Motto „alle sind nett, sanft und lieb“, oder der nur durch Gesetze und Regeln erreicht wird.
Sondern es ist der Friede, den wir bei Jesus sehen und den er gelebt hat. Er hatte in allem Frieden, mit Gott, in und mit sich selbst, zu anderen und zur Natur, und hat dadurch automatisch Frieden ausgestrahlt und gelebt. In diesem Frieden hat er Gegensätze und Feindschaft ausgehalten und ist immer bei seiner Linie geblieben. Trotz allem Unfrieden, der ihm begegnet ist, hat er den anderen im Blick gehabt, dass jeder aufblühen kann, die Mächtigen und Unterdrückten, die Insider und Außenstehenden, die moralisch Guten und die, die sich als Sünder und schlechte Menschen fühlten und auch so angesehen wurden, die Frommen und die, die sich fern von Gott fühlen, und auch den ganz „normalen“ Menschen.

Paulus sagt: So sollt ihr als Christen Frieden leben und ausbreiten,

aus euch heraus, in eure Umwelt, bei der Arbeit, in der Schule, in der Gesellschaft, Familie und Gemeinde. Dieser Friede, der sich durch nichts beirren lässt, der durch die Beziehung zu Jesus tief im Menschen drinsitzt, bringt pure Freude, tiefe Freude für uns selbst und für andere.
Um diesen Frieden zu leben, brauchen wir mehr als nur ein bisschen Selbstbewusstsein, cool sein oder gute Erziehung und Bildung.

Wir brauchen dafür mehr Kraft und Durchsetzungsvermögen, als wenn wir uns nur in Szene setzen wollen oder sonst eigene Ziele verfolgen, damit wir uns nicht beirren lassen und diese Linie behalten, die Jesus uns vorgelebt hat, damit wir standhaft bleiben bei Widerständen, Ablehnung, Enttäuschung oder Feindschaft, um in allem in einer tiefen Freude zu leben.

Paulus zeigt uns, wie wir das erreichen können:

Das Mittel für diesen Weg, die Kraft dazu ist der Heilige Geist, den Gott uns gibt. Nur die Kraft Gottes, die auch in Jesus sichtbar ist, macht uns fähig, so unbeirrt diesen Weg zu gehen und dafür zu leben, dass dieser Friede und diese Freude sich ausbreiten. Allein fallen wir immer wieder zurück in unseren Selbstbehauptungskampf, in dem wir uns sagen: „Das lass ich mir nicht bieten“ oder „Da gehe ich gegen an und kämpfe.“

Ja! Wenn man etwas erreichen will, muss man sich durchsetzen können. Aber es kommt darauf an, was wir erreichen wollen und mit welchen Mitteln.

Wenn es dabei in erster Linie um uns selbst geht, zerstören wir den Frieden, das Miteinander, andere Menschen und den christlichen Charakter der Gemeinde und letztlich auch uns selbst.

Predigt zu Römer 14,16-19 Gottes Liebe und Treue in Jesus Christus Herz und Kreuz
Foto: Martina Heins
Um das Gute, was Gott uns in Jesus schenkt im persönlichen, gesellschaftlichen und gemeindlichen Leben zu erhalten und Frieden zu leben, müssen wir auf der Basis der Treue Gottes leben. Das Fundament ist das, was Gott uns in Jesus anbietet, wie er mit uns umgeht, um in der Nachfolge Jesu von Jesus zu lernen, diesen Frieden zu leben, und in der Kraft des Geistes Gottes diesen Frieden zu bewirken und das Gute zu tun.
Predigt zu Römer 14, 16-19
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