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Ewiges Leben: die lebendige Hoffnung und das Ziel unseres Lebens

Solange es Menschen gibt, gibt es auch den Wunsch nach einem Leben nach dem Tod.

In den alten Religionen kennen wir die Vorstellung vom ewigen Leben, zum Beispiel als ewige Jagdgründe und das Weiterleben als Geister oder im besten Fall als Götter. In vielen Stammesreligionen herrscht die Vorstellung, dass die Verstorbenen solange weiterleben, wie die Hinterbliebenen sich an sie erinnern. Die Verstorbenen können dann positiv oder negativ auf das Leben der Hinterbliebenen einwirken, weshalb sie durch Grabbeigaben, Opfer und andere Riten gnädig gestimmt werden müssen.

Erstaunlich ist, dass auch heute unter vielen modernen Menschen in der westlichen Welt diese Vorstellung weit verbreitet ist. Entsprechend soll dann durch eine opulente Grabpflege und andere Zeichen gezeigt werden, wie sehr man sich an die Verstorbenen erinnert, damit sie sich dann im Gegenzug den Hinterbliebenen positiv zuwenden. Und die Lebenden möchten erreichen, dass sich nach ihrem Tod noch viele gern an sie erinnern, was ein langes Leben nach dem Tod gewährleisten soll.

Im Zuge der Entchristlichung der westlichen Welt gewinnt diese Vorstellung unter immer mehr Menschen Anhänger. Dahinter steckt der Wunsch nach einem möglichst langen guten Leben nach dem Tod.

Abgesehen vom Buddhismus, der für die Zeit nach dem Tod auf einen Zustand des „Nichts-seins“ hofft, haben auch alle großen gegenwärtigen Religionen eine Hoffnung auf ein ewiges Leben nach dem Tod, manchmal wie zum Beispiel im Islam mit sehr konkreten Beschreibungen und Vorstellungen.

Kirchliche feiertage Ewigkeitssonntag Himmel
Foto: Martina Heins

Es gibt nur ein Problem mit unserem Denken und Vorstellungen von Ewigkeit:

Wir können Ewigkeit nicht denken und beschreiben. Ewigkeit ist nicht nur eine Steigerung von dem, was wir hier erleben, also zum Beispiel eine endlose Anreihung von Zeit und Raum und viel schöner, sondern Ewigkeit ist ohne Zeit und ohne Grenzen, eine ganz andere Dimension, die wir nicht denken und begreifen können.

Wenn wir darüber nach denken und reden, dann können wir es nur in irdischen Kategorien und Begriffen, also zum Beispiel als Steigerung von Irdischem im Sinne von „noch schöner“, oder als Negation im Sinne von „das Schlechte ist dann nicht mehr da.“.

Wenn wir darüber nachdenken und reden, dann müssen wir immer wissen, dass wir eigentlich nichts darüber sagen können. Unsere menschlichen Fähigkeiten reichen dafür nicht aus.
 Die einzige Möglichkeit, etwas über die Ewigkeit zu erfahren, besteht durch Offenbarung. Gott selbst muss seine Ewigkeit öffnen und sie uns zeigen.

Damit sind wir beim Neuen Testament. Aber auch Offenbarung kann nur in irdischen Kategorien geschehen. Sonst würden wir sie nicht verstehen. Deshalb ist Gott in Jesus Mensch geworden. Das Außergewöhnliche an der christlichen Botschaft besteht darin, dass Gott sich nicht durch Worte und Beschreibungen zu erkennen gibt, sondern in einer Person, an der wir sehen können, was in der Ewigkeit gilt an Liebe, Freude, Frieden, Zuversicht und anderes mehr.

Was sagt nun das Neue Testament über das Leben in Ewigkeit?

Der theologische Fachbegriff dafür ist „Eschatologie“, die Lehre von den letzten Dingen.

Zum einen finden wir im Neuen Testament, vor allem in den ersten drei Evangelien und in der Offenbarung, die sogenannte futurische Eschatologie. In diesen Bibelstellen wird das volle Heil für die Zukunft erwartet, entweder für den einzelnen Christen nach Tod und Gericht oder für die ganze Welt am Ende der Welt mit der Wiederkunft Christi.

Ebenso finden wir im Neuen Testament, vor allem im Johannes-Evangelium die sogenannte präsentische Eschatologie, zum Beispiel in Johannes 3, 17-19. Danach hat das Heil Gottes, das ewige Leben schon mit dem Glauben an Jesus begonnen. Wer glaubt ist schon durch das Gericht hindurch gegangen und das ewige Leben hat schon begonnen. Wer nicht glaubt, ist schon unter das Gericht gefallen. Mit Glauben oder Nicht-Glauben ist die endgültige Entscheidung Gottes über ewiges Leben oder Hölle schon gefallen.

In den Paulusbriefen finden wir beide Eschatologien nebeneinander.

Welche Bilder und Vorstellungen gibt es im Neuen Testament von der Ewigkeit?

Für das ewige Leben in der Gemeinschaft mit Gott benutzt Jesus zum Beispiel Bilder wie „zu Tisch sitzen“, „Feier“, „Fest“, „Licht“, „Schoß Abrahams“. Die Hölle wird mit Begriffen wie „Feuer“ und “Zähneklappern“ beschrieben.

Diese und andere Aussagen sind keine festen Vorstellungen, sondern nur Bilder und Vergleiche, die die überragende Schönheit des ewigen Lebens beschreiben sollen. Es geht Jesus und den biblischen Autoren gerade nicht darum, die Ewigkeit konkret zu beschreiben, sondern dass das ewige Leben die volle Gemeinschaft mit Jesus und dem himmlischen Vater im Heiligen Geist ist. Und was das bedeutet, das haben sie mit Jesus erlebt, nämlich sein Friede, seine Freude, Liebe, Zuversicht, Barmherzigkeit, Treue, Hoffnung. Das, was sie mit Jesus erlebt haben, ist die Vorschau auf das, was die Christen in aller Vollkommenheit im ewigen Leben erfahren werden. Das ist die großartige Hoffnung des ewigen Lebens.

In Philipper 3, 10-14 sagt Paulus, dass das Ziel für dieses Leben und für die Ewigkeit dasselbe ist, nämlich die volle Gemeinschaft mit Christus. Hier im Leben ist es das Ziel, das wir anstreben, auch wenn es noch unvollkommen bleibt, aber in der Ewigkeit erwarten wir es in aller Vollkommenheit.

Die Hoffnung auf die Ewigkeit ist und war immer der große Trost für Christen.

In den ersten Jahrhunderten bekamen die Christen ihre Ausstrahlung und Überzeugungskraft vor allem durch den Glauben an die Auferstehung und das ewige Leben, denn dieser Glaube befreite sie von der Angst vor Verfolgung und sogar vor dem Tod.

In der Zeit der Verfolgung entstand auch das Buch der Offenbarung des Johannes. Es ist für verfolgte Christen ein großes Trost- und Mahnbuch. Sie sollen am Glauben treu festhalten und in der Gewissheit leben, dass am Ende Jesus Christus der Sieger sein wird, auch wenn es jetzt manchmal so scheint, als wären die Mächtigen dieser Welt die Sieger.

Auch heute ist der Glaube an das ewige Leben für viele Christen ein großer Trost: Ein Mann, der mit 61 Jahren im Sterben lag, spendete allen, die ihn besuchten, Trost und vermittelte eine große Freude auf die Gemeinschaft mit Jesus. Eine ältere Frau zitierte immer wieder den Vers: „Ich habe Lust, abzuscheiden und beim Herrn zu sein“, nicht weil sie des Lebens überdrüssig war, sondern weil sie sich auf Jesus freute. 

Ist die Hoffnung Trost oder Vertröstung?

Die Religionskritik des 19. Jh. zum Beispiel durch Karl Marx oder Ludwig Feuerbach, die die Ewigkeitshoffnung nur als billige Vertröstung auf das Jenseits und Ablenkung vom irdischen Leid sah, ist berechtigt, wenn man die Menschen damit in ihrem Leid lässt und nichts gegen die Ungerechtigkeit tut; wenn man die Menschen damit unterdrückt hält und motiviert, nichts gegen das Leid zu tun; wenn man deshalb die Schönheit der Gaben Gottes in dieser Welt nicht mehr sieht und sich nur nach dem Jenseits sehnt oder seinen Auftrag für diese Welt nicht sieht, sondern nur egoistisch auf eine bessere Welt im Himmel hofft.

Paulus sehnt sich auch nach der Ewigkeit, wenn er in Philipper 1, 23 sagt: „Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christus zu sein.“, aber er macht auch gleichzeitig deutlich, dass er noch hier auf der Erde bleiben muss, um seinen Auftrag zu erfüllen.

Wenn man die Ewigkeitshoffnung nur als Trostpflaster für das erfahrene Leid auf der Erde sieht und in der Ewigkeit nur egoistisch das Schöne für sich sucht, weil man es hier nicht findet, dann kann die Hoffnung auf die Ewigkeit zur Vertröstung werden.

Wenn ein Christ aber im Glauben als Ziel die Einigkeit mit Christus hat, im Leid und in der Auferstehung,  im Dienst für Gott und für andere, im Trost, der Freude, der Liebe, dann ist es Trost, wenn er weiß, dass er es einmal in aller Vollkommenheit erfahren wird. Man muss sich dann nicht von dieser Welt abwenden oder daraus zurückziehen, sondern man will schon hier im Leben Ewigkeit erfahren und sie in die Welt zu anderen bringen, um hier auf der Erde etwas Paradies zu schaffen.

Arm dran aber sind diejenigen Menschen, die keine Auferstehungshoffnung haben.

Sie müssen alles in diesem Leben und in der Welt suchen und gleichzeitig wissen, dass sie einmal alles verlieren. Sie werden sich selbst verlieren und haben keine letzte Autorität für Werte und Hoffnung. Manfred Lütz beschreibt in seinem Buch „Lebenslust“, dass der Verlust der Ewigkeitshoffnung zu einem Gesundheitskult führt, weil die Menschen alles von diesem Leben erwarten und es deshalb um jeden Preis verlängern wollen.

Die Auferstehungshoffnung ist dagegen die wunderbare Gewissheit, dass das Eigentliche des Lebens noch kommt.

Wir können dann unser Leben hier auf der Erde und die Gaben dieser Welt dankbar genießen, aber wir müssen uns nicht an Dinge des Lebens oder an das Leben selbst klammern, denn das eigentliche Leben kommt aus der Ewigkeit und bleibt in Ewigkeit, unabhängig von unseren Fähigkeiten und unserem Tun, allein durch die vertrauensvolle Verbindung zu Jesus Christus. Das bringt eine große Freiheit von Menschen und allen Dingen dieser Welt und eine Befähigung zur Liebe.

Wie kann man nun auf das Sterben zugehen, sich darauf vorbreiten?

Martin Luther schreibt 1519 darüber im „Sermon von der Bereitung zum Sterben“.

Zur Zeit des ausgehenden Mittelalters gab es viele solche Schriften zur Vorbereitung auf das Sterben, weil die Angst vor dem Sterben und dem Jüngsten Gericht und die damit verbundene Frage, wie muss ich richtig sterben, damit ich in den Himmel komme, weit verbreitet war.

Luthers Schrift entstand auf Anfrage Spalatins, des Sekretärs von Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen, für einen anderen Beamten am kürfürstlichen Hof. Zunächst wehrte Luther das Anliegen Spalatins aus Zeitgründen ab, weil er sich mitten im Aufbruch der Reformation befand, sich auf die Leipziger Disputation mit dem Ingolstädter Theologieprofessor Johannes Eck vorbereiten musste und gleichzeitig verschiedene weitere Schriften verfasste. Er verwies auf die Schrift von Johann von Staupitz, Luthers geistlicher Vater im Augustinerorden, „Von der Nachfolge des willigen Sterbens Jesu.“ Darin geht es Staupitz um die Nachfolge Jesu auch im Sterben, um die Gleichförmigkeit mit Jesus im Sterben, indem man sich ganz Gott übereignen soll als letztes gutes Werk für die Rettung mit der Bitte um Hilfe bei Maria und den Heiligen. Luther ließ sich dann aber doch dazu überreden, die Schrift zu verfassen und schrieb sie an einem einzigen Tag.

Der „Sermon von der Bereitung zum Sterben“ ist eine richtige Erbauungsschrift.

Erbauung nicht als romantisches Gefühl, sondern im Sinne von Aufbau, Erstarkung im Glauben gegen die Übermacht des Todes. Für Luther war der Tod nicht einfach ein unabänderliches Schicksal, sondern Angriff auf das Leben, auf die eigene Person.
Luther behandelt die Frage: Wie sollen wir auf das Sterben zugehen: angstvoll vor dem Zorneswüten des Todes, ausgeliefert oder unter der Liebe und Gnade Gottes? Gehen wir unter der Macht des Gesetzes und der Sünde oder unter dem Zuspruch der Ewigkeit durch Jesus Christus? Ist das „Abtreten“ das letzte Wort oder durch eine kleine Phase der Dunkelheit der Anbruch der Ewigkeit?

Luthers Antwort grundsätzlich lautet,  

dass die Macht des Todes schon gebrochen ist und der Sieg mir Sünder im Evangelium zugesagt ist. Anstelle der Todes- und Höllenangst tritt die freudige Lebens- und Seligkeitsgewissheit. Der Tod, das Sterben ist nicht die letzte entscheidende gute Tat, um das Heil zu gewinnen, sondern mitten in der Heilsgewissheit kann ich sterben.

Ganz konkret gibt Luther einige Hinweise, wie man sich auf das Sterben vorbereiten soll.

Ein Christ soll leiblich abschließen, zum Beispiel durch ein Testament und dass er alles geordnet hinterlässt. Er soll geistig abschließen, indem er durch Vergeben und um Vergebung bitten in Bezug auf seine Mitmenschen. Die Initiative soll vom Sterbenden ausgehen. Er soll nach vorne schauen auf das Licht der Ewigkeit Gottes, das nach der kurzen Dunkelheit wartet, und sich in vollem Vertrauen an Gott übergibt, zum Beispiel durch Beichte und Abendmahl und die Zusage Christi „für dich“ in sich aufsaugen.

Wenn Martin Luther auf sein eigenes Leben schaute, hatte er viele Selbstzweifel. Seine einzige feste Hoffnung im Leben und Sterben war Jesus Christus. Das bringt er in den folgenden Versen zum Ausdruck:

Jesus Christus Predigt zu Jesaja 2 Matthäus 6
Foto: Martina Heins

Meine Hoffnung

Mir ist es bisher wegen angeborener Bosheit und Schwachheit unmöglich gewesen, den Forderungen Gottes zu genügen.
Wenn ich nicht glauben darf, dass Gott mir um Christi Willen dies täglich beweinte Zurückbleiben vergebe, so ist’s aus mit mir.

Ich muss verzweifeln, aber das lasse ich bleiben.
Wie Judas an den Baum mich hängen, das tu’ ich nicht.
Ich hänge mich an den Hals oder Fuß Christi wie die Sünderin1.
Ob ich auch noch schlechter bin als diese, ich halte meinen Herrn fest.

Dann spricht er zum Vater:
„Dieses Anhängsel muss auch durch.
Es hat zwar nichts gehalten und alle Deine Gebote übertreten, Vater, aber er hängt sich an mich.
Was will’s! Ich starb auch für ihn. Lass ihn durchschlupfen.“

Das soll mein Glaube sein.



Wenn Sie über dieses Thema noch etwas weiter nachdenken wollen, dann können Ihnen folgende Frage dabei behilflich sein:

Welche Rolle spielt in Ihrem gegenwärtigen Leben die Ewigkeitshoffnung?
Welche Rolle spielt die Ewigkeitshoffnung für den Gedanken an die Vorbereitung auf das Sterben?

Worauf freuen Sie sich, wenn es um Ihre Ewigkeitshoffnung geht?
Wie kann man gegenüber anderen, die nicht an Jesus glauben, von der eigenen Ewigkeitshoffnung reden?