Predigt zu Psalm 73, 23-28 am 2. Sonntag nach Ostern ( Misericordias Domini )

Sie stimmen mir sicher zu, dass es Dinge im Leben gibt, die sind uns sehr wichtig und andere eher unwichtig.

Das ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Bei dem einen ist vielleicht der Beruf das Wichtigste und Haus oder Garten eher unwichtig, bei einem anderen vielleicht genau umgekehrt. Familie, Freundschaften, Erfolg, Spaß im Leben oder irgendwelche Interessen können das Wichtigste sein oder eher unwichtig.
Was jemandem am wichtigsten ist, kann man schnell feststellen, denn darüber reden wir am liebsten, zum Beispiel Kinder, Gesundheit, Beruf oder etwas anderes und darüber jammern wir am meisten, zum Beispiel über das Geld, weil wir denken, daß wir uns damit vieles andere kaufen können, zum Beispiel Gesundheit, Spaß und Glück.

Es geht mir nicht darum, die einzelnen Dinge zu bewerten, sondern bewusst zu machen, dass wir von dem, was uns am wichtigsten ist, auch abhängig sind.

Ob wir uns glücklich fühlen, glücklich sind, hängt vor allem davon ab, ob es uns in den Bereichen gut geht, die wir für wichtig halten. Mit den anderen Dingen, die für uns nicht so wichtig sind, können wir sehr gelassen umgehen. Solange es in den Bereichen, die mir wichtig sind, gut läuft, bin ich gut drauf, kann lachen und fröhlich sein. Schwierig wird es, wenn das plötzlich nicht mehr klappt, dann entsteht eine tiefe Leere, Gefühl von Sinnlosigkeit, Depressionen, bis zu Selbstmordgedanken.

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Foto: Martina Heins
Dazu lesen wir jetzt aus Psalm 73, 23-28:

23 Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, 24 du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. 25 Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. 26 Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. 27 Denn siehe, die von dir weichen, werden umkommen; du bringst um alle, die dir die Treue brechen. 28 Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte / und meine Zuversicht setze auf Gott den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun.


Der Text hört sich gut an und wir können ihn leicht und fröhlich nachsprechen
, wenn es uns gerade gut geht und in den Bereichen, die uns wichtig sind, alles gut läuft.

Die Bibel meint aber etwas anderes, nämlich eine Kehrtwende in der Hauptsache, ein Austausch dessen, was uns im Leben am wichtigsten ist.

Predigt zu Psalm 73,23-28 Jesus Christus ist das Wichtigste im Leben Taufkerze in der Kirche in Lajen Südtirol
Taufkerze Foto: Martina Heins

Nicht mehr Menschen oder Dinge sollen uns am Wichtigsten sein, sondern Gott selbst, so wie wir ihn durch Jesus kennen, soll an erster Stelle stehen. Seine grenzenlose Liebe, die er uns am Kreuz zeigt, und die uns gilt; seine große Macht, mit der er Ostern auch für uns den Tod besiegt hat; die gute Orientierung durch das Leben, die er uns zeigt; einen neuen Lebenssinn, dass er uns gebrauchen kann für seine Zwecke, und dass er uns ein neues Leben gibt, das bis in die Ewigkeit hält, all das soll zuallererst unser Herz anfüllen und unser Leben bestimmen mit der Gewissheit, dass wir in der Hand Jesu sind, der Herr im Himmel und auf der Erde ist.

Wenn Christus für uns das Wichtigste geworden ist, dann entscheidet unsere Beziehung zu ihm darüber,
ob es uns gut oder schlecht geht, und nicht mehr Menschen oder Dinge.

Kehrtwendungen, gibt es auch sonst im Leben,

zum Beispiel, wenn ein junger Mann ganz für sein Hobby lebt, sich aber dann verliebt, und sein Hobby plötzlich nicht mehr so wichtig ist. Vorher entschied sein Hobby über seine Gefühlslage, jetzt die Beziehung zu seiner Freundin. Oder eine Frau um die 50, die im Krankenhaus liegt: Sie hatte bis zum Umfallen gearbeitet und dann einen Herzinfarkt erlitten. Vorher entschied die Arbeit über ihr Wohlbefinden, jetzt musste sie sich neu orientieren.
So kann es auch in Bezug auf den Glauben gehen: Manche kommen durch ein schockierendes Erlebnis dazu, sich Christus zuzuwenden, andere werden überwältigt von der Liebe Christi und machen Jesus zu ihrer Lebensmitte.

Jesus, das Wichtigste im Leben: Ist das nicht fanatisch oder weltfremd? Ganz bestimmt nicht, sondern es öffnet einen ganz neuen Horizont für unser Leben.

Nur wenn Jesus das Wichtigste ist, werde ich die ganze Kraft des Trostes und der Hilfe erfahren.

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Foto: Martina Heins

Wir brauchen und suchen Trost,

wenn wir etwas verlieren, was uns sehr wichtig war. Trost erwarten wir oft davon, dass wir etwas wieder bekommen, was uns ähnlich wichtig oder noch wichtiger werden kann wie das, was wir verloren haben, zum Beispiel nach einer zerbrochenen Beziehung eine neue Beziehung, nach einem verlorenen Arbeitsplatz ein neuer Arbeitsplatz oder nach der verlorenen Gesundheit neue Gesundheit. Und dann hoffen wir, dass Gott uns dabei hilft. Manchmal wissen wir, dass es keinen Ersatz geben kann und dann sagen wir, dass es keinen wirklichen Trost für uns geben kann.

Aber wirklichen Trost finden wir nicht dadurch, dass wir eine wichtige Sache durch eine andere ersetzen können, sondern dadurch, dass Jesus für uns das Wichtigste ist, den wir nicht verlieren können.


Diesen Trost sehen wir
hier in Psalm 73 oder bei Martin Luther, wenn er in dem Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ in der vierten Strophe schreibt: : „Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib: lass fahren dahin, sie habens kein Gewinn, das Reich (Gottes) muss uns doch bleiben.“

Friedrich von Bodelschwingh, als er vier Kinder in 11 Tagen verlor, fand seinen Trost darin, dass er wusste, ich habe Jesus noch. Und Dietrich Bonhoeffer, der eine große Karriere vor sich hatte und verlobt war, rechnete im Gefängnis der Nazis damit, alles zu verlieren, aber er wusste sich geborgen in der Hand Jesu. Viele Abschnitte in der Bibel reden von der Freude, die auch in schweren Zeiten durchträgt, was auch ganz deutlich im Lied „In dir ist Freude in allem Leide ausgedrückt wird.

Mit Jesus haben wir einen Halt, der nicht vergeht, aber alles andere können wir verlieren.

Wie sagen viele oft: Hauptsache gesund, Hauptsache Familie, Hauptsache eine materielle Absicherung! Es sind alles schöne Sachen, aber ich kann sie verlieren, und was dann? Es gibt Menschen, die stürzen richtig ab, wenn die Familie zerbricht, und für einige sind die Folgen Alkoholexzesse, Depressionen, Arbeitslosigkeit bis hin zur Obdachlosigkeit. Gesundheit ist heute wie eine neue Religion, wofür viel eingesetzt wird, aber was, wenn das alles nicht mehr hilft und uns eine schwere Krankheit trifft?

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Jesusfigur in der Kirche von Kastelruth, Südtirol
Foto: Martina Heins

Jesus können wir nicht verlieren! Bei ihm haben wir immer einen festen Halt und werden wirklich frei.

Wenn wir unser Lebensglück und unsere Hoffnung bei Jesus gefunden haben, dann müssen wir es nicht mehr in den Dingen dieser Welt suchen. Wir sind dann nicht mehr von ihnen abhängig, sondern können gelassen mit ihnen umgehen im Sinne Jesu.

Darum ist die Einladung zum Glauben, zu einem Leben mit Jesus keine Einladung zu einem religiösen Hobby, zu einer netten und nützlichen Nebensache, sondern eine Kehrtwende!

Die Hauptsache in unserem Leben soll nicht mehr Gesundheit, Menschen oder andere Dinge sein, sondern die Hauptsache soll Christus sein. Das Wichtigste soll die gute Beziehung zum auferstandenen Herrn sein.

Darum ist die Aufforderung, die Beziehung zu Jesus zu pflegen

durch Gebet, Beschäftigung mit dem Wort Gottes und die Pflege der Gemeinschaft mit anderen Christen keine überflüssige Sonntagspredigt, die mit dem Alltag des Lebens nichts zu tun hat, sondern von grundlegender Bedeutung für unser Leben, für die Ewigkeit.
Dies ist wichtiger als die Aufforderung, etwas für die Gesundheit oder die Familie zu tun.

Jesus, das Wichtigste im Leben: Das ist nicht fanatisch oder weltfremd, sondern das Einzige, was uns wirklich Trost, Halt und Freiheit geben kann, sogar noch im Sterben und darüber hinaus für die Ewigkeit.
Predigt Psalm 73, 23-28
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