Predigt zu Jakobus 1, 12-18 am Sonntag Estomihi

12 Freuen darf sich, wer auf die Probe gestellt wird und sie besteht; denn Gott wird ihm den Siegeskranz geben, das ewige Leben, das er allen versprochen hat, die ihn lieben. 13 Wenn ein Mensch in Versuchung gerät, soll er nicht sagen: »Gott hat mich in Versuchung geführt.« So wie Gott nicht zum Bösen verführt werden kann, so verführt er auch niemand dazu. 14 Es ist die eigene Begehrlichkeit, die den Menschen ködert und einfängt. 15 Wenn jemand ihr nachgibt, wird die Begehrlichkeit gleichsam schwanger und gebiert die Sünde. Und wenn die Sünde ausgewachsen ist, bringt sie den Tod hervor. 16 Meine lieben Brüder und Schwestern, lasst euch nicht irreführen! 17 Lauter gute Gaben, nur vollkommene Gaben kommen von oben, von dem Schöpfer der Gestirne. Bei ihm gibt es kein Zu- und Abnehmen des Lichtes und keine Verfinsterung. 18 Aus seinem freien Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit, durch die Gute Nachricht, ein neues Leben geschenkt. So sind wir gleichsam die Erstgeborenen seiner neuen Schöpfung.

Predigt zu Jakobus 1,12-18 Versuchung Sünde Torte mit Sahne Süßigkeiten schwarzwälderkirschtorte
Foto: Martina Heins
Predigt zu Jakobus 1,12-18 Johannes 5, 4 Schokolade Versuchung Sünde Überwindung Zwang
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Woran denken Sie bei dem Wort „Versuchung“:

an Schokolade oder Kuchen mit Sahne, an eine schöne Frau oder einen attraktiven Mann, an Abschreiben in der Schule, an eine Gelegenheit zum eigenen Vorteil zu nutzen oder an das „Vater Unser“?

Ist das Thema überhaupt wichtig? Lohnt es sich, sich damit zu beschäftigen?

Wir sind doch alle nur Menschen und ganz besonders die Rheinländer in der Karnevalszeit.  Jedem passiert es doch, dass er einer Versuchung nicht widersteht. Ist das schlimm?

Wenn mir alles egal ist, dann ist Versuchung kein Thema. Wenn ich aber etwas erreichen will, ein Ziel vor Augen habe, dann ist es ein enorm wichtiges Thema.

Denn eine Versuchung ist die Gefahr, dass ich vom Weg abkomme und damit das Ziel, das ich anstrebe, nicht erreiche.

Ich will einige einfache Beispiele nennen: Wenn ich abnehmen will, ist alles Süße eine Versuchung, das Ziel nicht zu erreichen. Sonst kann es Genuss sein. Wenn ich ehrlich sein will, ist Betrug eine Versuchung. Wenn ich nicht ehrlich sein will, kann es eine gute Methode für mehr Reichtum sein.
Wenn ich fit werden will, ist das warme Wohnzimmer oder der Fernseher eine Versuchung. Sonst ist es einfach nur bequem. Wenn ich in der Schule gute Noten haben will, können Computerspiele, Chatten in sozialen Medien oder das Treffen mit Freunden eine Versuchung sein. Ansonsten ist es einfach nur Zeitvertreib.

Eine Versuchung kann uns von einem Ziel, das wir uns gesetzt haben, abbringen. Wenn ich das Ziel gar nicht habe, besteht auch keine Versuchung.

Das, was einen Menschen in Versuchung führen kann, ist sehr unterschiedlich: Für den einen sind es Süßigkeiten, gutes Essen, Alkohol, und für andere gar nicht. Für andere ist es Geld, Sexualität, Macht, anerkannt zu werden, während andere das kalt lässt. Die Anfälligkeiten und Schwächen, sind bei allen unterschiedlich, aber jeder hat welche.

Wenn die Bibel von Versuchung redet, meint sie nicht, dass wir auf all die Nettigkeiten des Lebens verzichten sollen, weil sie böse wären, sondern sie setzt voraus, dass wir als Christen ein Ziel vor Augen haben, nämlich in die Ewigkeit Gottes zu kommen und schon hier ein Leben im Sinne Jesu Christi zu führen.

Wenn das nicht unser Ziel ist, werden wir alles, was in der Bibel zu diesem Thema steht, nur so verstehen, als wollte die Bibel uns den Spaß am Leben verderben. Wenn das aber unser Ziel ist, werden wir merken, dass die Bibel eine große Hilfe ist, die uns auf viele Gefahren aufmerksam macht, die bei jedem unterschiedlich sein können.

Ganz deutlich wird das in der Geschichte von der Versuchung Jesu in Matthäus 4.

Jesus hatte für sein ganzes Leben das Ziel, ganz nach dem Willen Gottes zu leben. Was hier als Versuchungen beschrieben wird, sind Dinge, die wir auch aus unserem täglichen Leben kennen und oft in Anspruch nehmen. Mit dem „Brot“ geht es um die täglichen Bedürfnisse des Lebens, die wir brauchen. Ehre und Anerkennung braucht man, wenn man etwas erreichen will, und die kann Jesus bekommen, wenn er unbeschadet von der Zinne des Tempels springt. Macht kann man immer gebrauchen, wenn man das Leben und diese Welt gestalten will. Wenn Jesus nicht das Ziel gehabt hätte, nur Gottes Willen zu tun, dann hätte er die Angebote des Teufels doch ohne Probleme annehmen und damit viel bewirken können.

So gibt es bei jedem von uns Dinge, die uns in Versuchung bringen, vom Weg Gottes abzukommen. Und auch das ist bei jedem unterschiedlich.

Wenn wir der Versuchung widerstehen wollen, müssen wir wissen, was die Ursache ist.

Wir sagen vielleicht: Wir sind schwach, aber warum sind wir schwach? Oder wir geben den Umständen die Schuld, die so schwierig sind, aber was macht uns ihnen gegenüber so schwach. Oder wir schieben die Schuld auf die verlockenden Angebote, die so schön sind. Wie soll ich ihnen widerstehen? Ist Gott nicht schuld, der uns all das Schöne vor Augen hält?

Jakobus antwortet darauf: Das Problem liegt in uns. Es ist unsere Begehrlichkeit, Begierde,

dass wir immer Angst haben, wir könnten etwas Schönes verlieren, und dass wir nie genug davon haben können und immer mehr wollen.

Predigt zu Jakobus 1,12-18 Römer 14,16-19 Jesus Christus Frieden Spaltung in der christlichen Kirche Gemeinde Worauf kommt es im Leben an
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Jesus konnte der Versuchung widerstehen, weil er in Frieden mit Gott lebte.

Er hatte keine Angst, dass er zu kurz kommt oder Gott ihn im Stich lässt. Er vertraute voll darauf, dass es das Beste und Richtige ist, Gottes Willen zu tun. Darum sagt die Bibel, dass wir durch den Glauben an Jesus Frieden mit Gott erhalten. Das ist Erlösung, neues Leben, das von Gott kommt.

Ohne dieses Vertrauen, diesen Frieden ist es die Begehrlichkeit, die uns bestimmt, weil wir um uns selbst kämpfen müssen, dass wir im Leben genug bekommen.

Ich will nur ein paar Beispiele nennen: Wenn jemand mich in meinem Stolz verletzt, dann habe ich Angst, dass ich Anerkennung und Ehre verliere, und ich werde als Reaktion darauf wütend oder deprimiert, kämpfe oder resigniere. Wenn ich hochmütig bin, meine ich, ich kann nur glücklich sein, wenn ich mich über andere stelle. Wenn ich neidisch bin, denke ich, ich kann nur gut leben, wenn ich das habe, was andere haben, und die Habgier sagt uns, dass wir von allem nie genug haben können, sondern immer mehr Macht, Anerkennung, Geld, Vergnügen und andere Dinge haben müssen, um glücklich und zufrieden sein zu können.

Jakobus macht deutlich, dass das Problem die Begehrlichkeit ist, und noch mehr, was daraus erwächst.

Am Anfang steht das Gefühl, ich habe nicht genug, ich verliere etwas und daraus erwächst die Tat, die Sünde in Form von Wut, Gegenangriff, Sucht, betrügen, lügen und anderen Handlungen. Wenn mich das beherrscht, dann erstickt es mich, es nimmt mir das gute Leben und bringt mir den „Tod“. Kennen Sie die Redewendungen: „Mich packt die Wut“, „die Sorge erstickt mich“, „Enttäuschung verbittert“ und „Neid macht hässlich“?

Predigt zu Jakobus 1,12-18 Weg Gottes nicht vom Weg abkommen auf dem Weg bleiben Feldweg wandern
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Deshalb sagt Jakobus: Passt auf, wenn die Versuchung kommt, damit ihr nicht vom Weg Gottes und vom Ziel abkommt.

Es geht nicht um einen moralischen Zeigefinger, der uns ermahnt: Tu dies nicht und das nicht, alles ist böse, überall lauern Gefahren für dich, am besten zieh dich von allem zurück und lebe asketisch, sondern ihr sollt das gute, vollkommene Leben, das Gott euch gibt, erfahren und genießen und die guten Gaben Gottes richtig genießen und nicht davon beherrscht werden. Die Liebe, Freude, Friede, Zuversicht Gottes soll in eurem Herzen sein, und nicht Hass, Neid, Rache, die euch zerstören.

Der Versuchung widerstehen und nicht vom Weg Gottes abkommen! Das ist gar nicht so einfach.

Unsere Kraft reicht dafür nicht aus.

In dem Film „Martin Luther“ sagt Luthers Seelsorger: „Kämpfe nicht gegen den Teufel. Er hat mehrere tausend Jahre Erfahrung.“ Er weiß genau, wo jeder anfällig ist, und zwar besser als wir selbst. Wenn wir es mit unserer eigenen Kraft versuchen, werden wir nicht nur scheitern, sondern wir werden immer tiefer hineingezogen, die „Begehrlichkeit“ wird stärker, und wir kommen weiter vom Weg Gottes weg. Jesus macht das in Matthäus 12, 43-45 deutlich: 43 »Wenn ein böser Geist einen Menschen verlässt, irrt er durch Wüsten und sucht nach einer Bleibe und findet keine. 44 Dann sagt er sich: ›Ich gehe lieber wieder in meine alte Behausung!‹ Er kehrt zurück und findet alles leer, sauber und aufgeräumt. 45 Darauf geht er hin und sucht sich sieben andere böse Geister, die noch schlimmer sind als er selbst, und sie kommen und wohnen dort. So ist dieser Mensch am Ende schlimmer dran als am Anfang.“ Unser Herz muss nicht nur von der „Begehrlichkeit“ bereit werden, sondern muss mit dem guten Geist Gottes angefüllt werden. Allein die Kraft des Geistes Gottes kann uns auf dem Weg Gottes zur Ewigkeit halten.

Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns immer wieder Jesus zuwenden und uns von ihm anfüllen lassen,

zum Beispiel indem wir im Gebet die Gegenwart und Hilfe Gottes suchen und uns mit dem guten Wort Jesu beschäftigen, damit wir immer mehr von ihm geprägt werden und das Ziel fest im Blick behalten.

Denn darum geht es in unserem Leben als Christen, dass wir die Gemeinschaft mit Gott leben,

seine Liebe unser Leben bestimmt, wir seinen Frieden in uns haben, Vergeben können, uns nicht verletzen lassen, sondern im Licht Gottes leben und von ihm bestimmt werden, und dass wir am Ende das Ziel erreichen, Gottes Ewigkeit.

Jakobus redet hier vom Siegeskranz, den wir bekommen sollen.
Predigt zu Jakobus 1,12-18 Siegeskranz Ewigkeit erreicht Gemeinschaft mit Jesus Christus Matthäus 4,17 3. Sonntag nach Epiphanias Lukas 10,17-21 1. Sonntag nach Epiphanias Freude im Himmel Namen im Himmel Offenbarung 7,9-12 Weihnachten Lukas 13,1-9 Volkstrauertag Predigt zu Epheser 2,19 Hausgenossen Gottes Römer 14,9-13 5. Sonntag nach Trinitatis 1. Korinther 1, 3 Frieden leben Sehnsucht nach Frieden Römer 8, 1-14 Trinitatis heiliger Geist vollkommene Liebe in Jesus Christus Kolosser 4, 2- 4 Gebet Beten Fürbitte Lukas 19, 1-10 Konfirmation Konfirmationspredigt Johannes 10,9 Hebräer 13, 20-21 Jesus der gute Hirte Impuls der Woche Kalenderwoche 9 Home Passion Passionszeit Passionsweg Leidensweg einen Weg im Leiden gehen einen Weg mit Jesus gehen Predigt zu Lukas 4, 16-31 Matthäus 17, 1 - 9 Römer 8, 31 - 39 Lukas 7, 11 - 17 Philipper 4, 4 Matthäus 10, 34-39 Kirchliches Leben Menschwerdung Gottes Predigt zu Lukas 15, 1-7 Predigt zum Lesen Jesaja 50, 4-9 Palmarum Jesus Reden Lukas 18 Jesus Erbarmen Kirchliche Feiertage Ostern Osterlamm Weihnachten Gottes Welt Himmelreich
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Einen Siegeskranz bekommt jemand, der nach einem Lauf das Ziel erreicht und gewonnen hat. Was für eine wunderbare Aussicht ist es, wenn Gott am Ende sagt: Du hast gewonnen, weil du Anteil hast am Sieg Jesu Christi.

Predigt zu Jakobus 1, 12-18
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