Predigt zu Lukas 22, 31-34 am Sonntag Invokavit
31 »Simon, Simon! Pass gut auf! Gott hat dem Satan erlaubt, euch auf die Probe zu stellen und die Spreu vom Weizen zu scheiden. 32 Aber ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube an mich nicht aufhört. Wenn du dann wieder zu mir zurückgefunden hast, musst du deine Brüder und Schwestern im Glauben an mich stärken!« 33 Petrus antwortete: »Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis zu gehen, ja mit dir zu sterben!« 34 Jesus antwortete: »Ich sage dir, Petrus, noch ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen und behaupten, dass du mich nicht kennst.«
Jesus
ist in die Welt gekommen, um eine Aufgabe zu erfüllen,
nämlich eine Verbindung herzustellen zwischen Gottes Welt und unserer Welt, zwischen Gott und uns, damit wir Menschen einen Weg bekommen, um in die Gemeinschaft mit Gott zu kommen. Mit seinen Reden, Wundern und anderen taten hat er schon darauf hingewiesen, dass er selbst der Weg zu Gott ist. Nun aber sollte der schwierigste Teil seines Auftrags werden, die Zeit seines Leidens und Sterbens bis zur Auferstehung. Diesen Teil seines Auftrags bedenken wir in der Passions- und Osterzeit.
Jesus hat aber noch eine Sorge vor seinem Tod und darum geht es heute.
Er hat sich drei Jahre um die Jünger bemüht, dass sie ihm vertrauen, glauben und nachfolgen, und was hat er nicht alles mit ihnen erlebt an überschwänglicher Freude, Mut und Eifer und auch Versagen und Feigheit. Sie waren voller Kraft, aber auch ängstlich gewesen, zuverlässig und unzuverlässig, fehlerhaft und gut. Nun möchte Jesus, dass die Jünger auch während der Zeit seines Leidens und Sterbens noch bei ihm bleiben und in der Gemeinschaft mit Gott leben, hier im Leben und dann in der Ewigkeit.
Was ist seine Sorge?
Er merkt, dass die Jünger immer noch eine falsche Vorstellung von ihm haben und eine falsche Hoffnung. Sie glauben, dass er das Reich Gottes auf Erden errichten wird mit ihm als großen König und sie selbst als seine Minister, und dass mit Jesus neuer Herrschaft alle Probleme beseitigt werden. Sie hoffen, dass Jesus sein Reich durch Macht und Kraft aufbaut, und sie mitten dabei sind, ohne Leid und Sorgen, ohne Probleme und Anfeindungen, und einfach nur alles gut ist.
So sieht Jesus voraus, dass die Jünger ins Straucheln kommen werden, wenn sie sehen, wie er leiden und sterben wird, und wenn sie in ihrem eigenen Leben Leid und Probleme erfahren. Das passt nicht in ihre Vorstellungen von dem Herrscher der Welt.
Die ersten Christen haben diese Geschichte aufgeschrieben, weil sie sagen wollten: Das ist nicht nur das Problem der Jünger, sondern von allen Christen.
Jesus macht sich diese Sorge nicht nur um die 12 Jünger, sondern auch um uns, zum Beispiel wenn wir Leid erleben und fragen, Gott warum tust du nichts; wenn unsere Hoffnung auf Gottes Hilfe nicht übereinstimmt mit dem, was wir erleben, wenn bei anderen Menschen Leid passiert, das wir nicht verstehen, oder wenn wir andere Vorstellungen vom Glauben haben, die nicht mit dem übereinstimmen, wie Jesus wirklich ist. Jesus sorgt sich auch um uns, wenn wir durch solche Zeiten gehen, dass wir dann nicht an ihm zweifeln oder uns von ihm abwenden, sondern bei ihm bleiben und in der Gemeinschaft mit Gott leben.
Jesus sagt zu Petrus und uns drei Dinge:
1. Pass auf, dass du nicht zu Fall kommst, sondern bei mir bleibst.
Er hofft, dass das Vertrauen zu ihm so groß wird, dass wir uns auch dann zu ihm halten, wenn etwas anders wird, als wir es uns vorstellten. Denn natürlich ist es Jesus nicht egal, wie wir uns ihm gegenüber verhalten. Immer wieder kommen Situationen, wo wir uns entscheiden müssen, ob wir treu zu ihm stehen oder lieber unseren eigenen Vorteil suchen. So wird es Petrus ergehen und Petrus versagt, als er ihn verleugnet.
Wir kennen es doch selbst, wie weh es tut, wenn Menschen und besonders Freunde uns verleugnen und so tun, als hätten sie mit uns nur wenig oder gar nichts zu tun. Daran leidet Jesus auch. Und es passiert auch heute häufig, dass wir Christen, wenn es darauf ankommt, Christus verleugnen und, obwohl wir eine enge Beziehung zum Glauben haben, das nicht immer zugeben. Jesus möchte, dass wir treu zu ihm stehen, wenn es uns gut geht, aber auch wenn der Glaube uns Nachteile bringt.
2. Ich habe für dich gebetet, dass Gott dich im Glauben erhält.
Das ist eine wundervolle, trostvolle Sache, dass Jesus für unseren Glauben betet. Wir sehen das in dem großen Gebet Jesu für seine Jünger in Johannes 17. Ist das nicht großartig! Unser Glaube, unsere Gemeinschaft mit Gott, unser ewiges Leben hängt nicht allein von unserer Kraft zu Glauben ab, sondern Jesus kümmert sich darum. Er befiehlt unseren Glauben Gott an. Paulus sagt in Römer 8, 26: „Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt, sondern der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen.“ So viel Interesse hat Jesus an uns, dass er selbst sich um unseren Glauben kümmert. Das müssen wir uns immer wieder bewusst machen. Unser Glaube liegt in Jesu Herzen, liegt bei Gott selbst. Der allmächtige Gott kümmert sich um uns, dass wir auf ewig in seiner Gemeinschaft bleiben. Er kennt unsere Schwächen und Fehler, aber er liebt uns, und deshalb sind wir sicher bei ihm.
3. In Vers 32 lesen wir, wie Jesus zu Petrus sagt: Wenn du wieder zu mir zurückgefunden hast (wenn du dich bekehrst hast), musst du deine Brüder und Schwestern im Glauben an mich stärken!
Die Hinwendung zu Jesus bedeutet, dass Petrus dann nicht mehr auf seine eigene Kraft und Stärke vertrauen wird, sondern auf Gottes Kraft. Als Jesus Petrus auf die Gefahr seines Glaubens aufmerksam macht, da sagt Petrus: Ich schaffe das schon, ich stehe immer zu dir, bis in den Tod. Aber Jesus macht ihm deutlich, dass seine Treue sehr schnell ins Wanken kommen wird, denn seine Kraft alleine reicht nicht aus.
Bekehrung, das heißt,
nicht mehr auf seine eigene Kraft bauen und erkennen, dass die eigene Kraft klein und Gottes Liebe und Treue groß ist und auf das vertrauen, was Jesus für uns tut in seiner Liebe, Kraft und Güte. In 2. Korinther 12, 9 lesen wir, dass Jesus zu Paulus gesagt hat: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit.“
Doch es bleibt nicht bei der „Bekehrung“, sondern die Hinwendung zu Jesus mündet in den Auftrag,
dass wir uns nicht nur um den eigenen Glauben kümmern, sondern dass wir auch für andere Mitchristen da sind und sie im Glauben an Jesus stärken, damit auch sie bei Jesus bleiben, hier im Leben und für die Ewigkeit. Petrus, Paulus und die anderen Jünger haben das getan, und wir können uns untereinander mit unseren Erfahrungen im Glauben, vor allem in schweren Zeiten, gegenseitig trösten und helfen, damit wir alle bei Jesus bleiben.