Predigt zu Matthäus 11, 28-30 am 4. Sonntag nach Trinitatis

8 (Jesus spricht:) Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. 29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. 30 Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

Predigt zum Lesen Matthäus 11, 28-30 Geknickter Baum Lasten Angst Kraftlos
Foto: Martina Heins

Wir alle haben oft viele Lasten zu tragen!

Oder hat jemand noch nie Lasten tragen müssen? Für Jugendliche ist das Leben oft nicht leicht: Die Zeit in der Schule kann manchmal sehr schwer sein, sie müssen ihr Leben aufbauen, einen Weg ins eigenständige Leben finden, Beziehungen neu gestalten, sich verlieben und Liebeskummer erleiden, Anerkennung suchen und erleben, dass andere mehr bekommen. Erwachsene leiden unter sehr vielen Aufgaben, Beziehungsstress oder sie sind allein, sorgen sich um sich und andere, erleben Konflikte bei der Arbeit und im Privatleben und vieles mehr. Manchmal drücken uns die Lasten nieder und wir gehen gebeugt mit dem Blick nach unten. Von Freude, Hoffnung, Mut und Leichtigkeit im Leben sind wir dann weit entfernt.

Heute wollen wir uns mit einer Last beschäftigen, die wir alle wohl als schwere Last mit uns herumschleppen. Vielleicht ist es sogar die größte Last: die Angst.

Wir haben Angst vor Ärger mit Mitmenschen, vor einem Strafzettel, dass wir einen Fehler machen, vor plötzlichen unglücklichen Ereignissen, vor Menschen, die uns das Leben schwer machen bei der Arbeit oder im privaten Leben, dass wir den Anschluss verpassen und auf der Karriereleiter hängen bleiben oder das Erreichte zu verlieren, vor Entscheidungen, ob wir die richtige Entscheidung treffen oder uns lieber nicht entscheiden sollen, vor der Zukunft, wie alles sich entwickelt und dass es uns zu viel wird, vor der Diagnose des Arztes und den Folgen, dem älter werden, krank und abhängig  oder pflegebedürftig zu sein und vor vielem mehr.

Angst bestimmt dann nicht nur unsere Stimmung, sondern die Angst bestimmt entscheidend unser Handeln. Vielleicht ist die Angst sogar die größte Motivation unseres Handelns. Und Angst lähmt uns in unserer Stimmung und im positiven Handeln.

Wir können das noch weiter fassen. Gesellschaftliche und politische Entscheidungen werden häufig von der Angst geleitet: Angst vor einem wirtschaftlichen Abstieg, vor Konflikten und Kriegen, vor sozialem Unfrieden und Gewalt und anderen Gefahren. Und auch in der Kirche gibt es Angst vor Ärger, Kirchenaustritten oder fehlendem Geld.
Angst ist unser ständiger Begleiter. Statt unser Handeln und unsere Stimmung von positiven Zielen bestimmen zu lassen, bestimmt uns unsere Angst oft mehr als wir es wahrhaben wollen.

Predigt zum Lesen Matthäus 11, 28-30 Weg Zuversicht Freude Ziel
Foto: Martina Heins

Das Gegenteil von Angst ist, voll Freude und Hoffnung und Zuversicht auf ein positives Ziel zuzugehen.

Mit Zuversicht fühlen wir uns frei und gelöst, frei im Kopf zum Denken und Handeln, frei von der lähmenden Angst und damit frei für andere, für Probleme und Herausforderungen. Wer sich von Angst bestimmen lässt will nur den Misserfolg verhindern, wer sich von einem positiven Ziel bestimmen lässt, will etwas gewinnen. Paulus schreibt in Philipper 3, 7-8: „7 Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet. 8 Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen ist mir das alles ein Schaden geworden, und ich erachte es für Dreck, auf dass ich Christus gewinne.“

 Die Menschen zurzeit von Paulus hatten genauso Angst wie wir. Sie hatten zum Beispiel Angst, vor Gott nicht bestehen zu können. Viele Gesetze wurden aus Angst gehalten, und sie dachten, wenn ich sie nicht halte, liebt Gott mich nicht mehr. Sie hatten Angst, aus den sozialen Beziehungen zu fallen, wenn man sich falsch verhält oder krank wird, und deshalb ausgestoßen wird; Angst vor den Römern, Krankheit, Sterben, den Überlebenskampf nicht zu bestehen und anderem.

Die Frage für alle Menschen, damals und heute, ist: Wie können wir zu einem Leben voll Freude, Hoffnung und Zuversicht kommen, zu einem Leben, das seinen Antrieb aus einer positiven Begeisterung bekommt, das auf ein positives Ziel zusteuert?

Nelson Mandela hat einmal gesagt: „Deine Entscheidungen sollten deine Hoffnung reflektieren, nicht deine Ängste.“
Wenn man das hinbekommen könnte, dann wäre die Angst unbedeutend, aber wie soll das geschehen? Die Angst überwinden und Sicherheit gewinnen, das suchen wir häufig bei anderen Menschen, beim Ehepartner, bei Freunden oder einflussreichen Menschen und denken: Wenn der zu mir steht, dann wird es gehen, aber bei den kleinsten negativen Anzeichen kommt Angst auf, die Unterstützung könnte aufhören.

Viele Menschen denken, mit meiner eigenen Kraft schaffe ich das schon. Aber haben Sie schon mal erlebt, dass sie nicht mehr konnten, die Kraft alle war und nur noch sterben wollten?

Jesus zeigt uns etwas anderes: Er sagt: Vertraut mir, vertraut dem, was ich euch an Wegweisung gebe, vertraut meinen Zusagen, vertraut mir mit eurem ganzen Leben.

Ich bin mir sicher: Wenn wir Jesus immer ganz vertrauen würden, dann hätten wir keine Angst mehr, dann würde unser Leben von Freude, Zuversicht und Hoffnung bestimmt sein.

Aber Jesus gibt uns mehr als nur Wegweisung und Zusagen: Er setzt uns auf einen neuen Weg und gibt uns ein neues Ziel.

Das Ziel ist die Ewigkeit Gottes nach dem Tod, ein wunderschönes Ziel. Und schon hier im Leben können wir mehr von der Ewigkeit Gottes erfahren. Paulus sagt in Philipper 3: „Ich will alles dafür tun, eins zu werden mit Christus.“
Der Weg, auf den Jesus uns setzt, bedeutet, dass wir etwas für Gott tun. Was wir tun und leben, tun wir nicht mehr für uns, sondern für Christus, und zwar in allen Bereichen unseres Lebens: in unseren Beziehungen, im Beruf, in Krankheit und Gesundheit, im Alter, in der Kindererziehung und an allen anderen Orten geben wir unser Bestes für Christus. Und alles andere überlassen wir ihm, eben auch unsere Ängste.

Wir tauschen mit Jesus und sagen: Wir wollen für dich da sein, kümmere du dich um unser Leben.

Wir geben für dich, Jesus, unser Bestes in allen Bereichen und tun mit unserem Leben etwas für dich, so wie du dein Bestes für uns gegeben hast und für uns etwas tust. Unser Leben vertrauen wir dir an: Mach das daraus, was du für das Beste hältst. Wir vertrauen darauf, dass du alles viel besser weißt und machst, und dass dein Wille wirklich das Beste ist.
Er kümmert sich um unser Leben. Wir müssen nicht mehr ängstlich fragen: Schaffe ich das, mache ich alles richtig, fälle ich die richtigen Entscheidungen, wird die Zukunft so, wie ich es für gut halte? Wir müssen uns nicht mehr um uns sorgen, denn er sorgt für uns, so wie Petrus es in 1. Petrus 5, 7 schreibt: „Alle eure Sorge werfet auf ihn, denn er sorgt für euch.“

Das macht uns frei von uns selbst.

Als Christen geht es in unserem Leben nicht mehr um unser Leben, sondern um ihn. Dafür gibt er uns seine Kraft, ist immer bei uns, hält uns, wenn wir nicht mehr können. Wir sind in seiner Hand, egal was geschieht und am Ende bringt er uns in seine Ewigkeit. In Johannes 10, 29 sagt Jesus: „Niemand kann sie aus des Vaters Hand reißen.“ Und Paulus schreibt in Römer 8, 38-39: „38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 39 weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“
Das Leben mit Jesus ist auch nicht immer leicht, manchmal sogar schwer, aber es ist ganz anders, als wenn wir uns ständig um uns sorgen und Angst haben müssen. Im Verhältnis zur Angst und den vielen anderen Lasten ist seine Last leicht.

Predigt zum Lesen Matthäus 11, 28-30 Epheser 1,15-23 Johannes 20, 11-18 Ostern Auferstehung Jesus Christus Predigt Rettung
Foto: Martina Heins

Das ist die Antwort auf die Frage:

Wie können wir zu einem Leben voll Freude, Hoffnung und Zuversicht kommen, ein Leben, das seinen Antrieb aus einer positiven Begeisterung bekommt, die von Gott kommt, das auf ein positives Ziel zusteuert, das auf Gott ausgerichtet ist?

Wir müssen ihm nur vertrauen und unser Leben in seine Hand geben. Er sorgt für uns.
Predigt zu Matthäus 11, 28-30
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