Predigt zu 1. Korinther 14, 1-3 + 20-25 am 2. Sonntag nach Trinitatis

Predigt zu 1. Korinther 14, 20-25 Herz Liebe Blume
Foto: Martina Heins

1 Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber darum, dass ihr prophetisch redet! 2 Denn wer in Zungen redet, der redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott; denn niemand versteht ihn: im Geist redet er Geheimnisse. 3 Wer aber prophetisch redet, der redet zu Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung.
20 Liebe Brüder und Schwestern, seid nicht Kinder, wenn es ums Verstehen geht; sondern seid Kinder, wenn es um Bosheit geht; im Verstehen aber seid erwachsen. 21 Im Gesetz steht geschrieben: »Ich will in andern Zungen und mit andern Lippen reden zu diesem Volk, aber auch so werden sie nicht auf mich hören, spricht der Herr.« 22 Darum ist die Zungenrede ein Zeichen nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen; die prophetische Rede aber ein Zeichen nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen. 23 Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkäme und alle redeten in Zungen, es kämen aber Unkundige oder Ungläubige hinein, würden sie nicht sagen, ihr seid von Sinnen? 24 Wenn aber alle prophetisch redeten und es käme ein Ungläubiger oder Unkundiger hinein, der würde von allen überführt und von allen gerichtet; 25 was in seinem Herzen verborgen ist, würde offenbar, und so würde er niederfallen auf sein Angesicht, Gott anbeten und bekennen, dass Gott wahrhaftig unter euch ist.

Dieser Text ist für uns Lutheraner ein „gefundenes Fressen“,

denn mit Zungenrede haben wir nichts zu tun, gibt es nicht und ist deshalb auch kein Problem. Das ist so unbekannt, dass die meisten es nicht kennen oder noch nie davon gehört haben.

Zungenrede ist eine Sprache,

die aus kurzen Lauten besteht und in einer bestimmten religiösen Stimmung entstehen kann. Für den Außenstehenden sind die Laute unverständlich. Wer sich damit auskennt, kann bestimmte Laute wiedererkennen.
In Korinth wurde diese Zungenrede praktiziert und sie galt vielen als besonderes Zeichen des Glaubens, und sie konnten sich in ihren Gottesdiensten richtig dran erfreuen.
Heute finden wir die Zungenrede überwiegend in Pfingstlerkirchen oder charismatischen Gruppen. Ich habe es einige Male erlebt, kann es aber nicht und will es auch gar nicht. Paulus konnte es. Er wertet es auch nicht ab, sondern er macht an dieser Begabung deutlich, worauf es in der Gemeinde mit allen unseren Gaben ankommt.

Als Gegenbeispiel benutzt Paulus die prophetische Rede.

Prophetie ist uns schon bekannter von den Propheten des Alten Testaments. In der Prophetie geht es in erster Linie nicht um irgendwelche Vorhersagen, sondern im Auftrag Gottes wird auf Mängel in unserem christlichen Leben hinweisen und soll Menschen dazu bewegen, sich neu Gott zuzuwenden und sich von ihm verändern lassen. Das ist oft nicht so angenehm, aber zum Beispiel die Predigt im Gottesdienst soll dazu dienen. Paulus zählt in diesen Kapiteln noch viel mehr Gaben auf, aber an diesen beiden macht er uns deutlich, worauf es überhaupt ankommt, wenn wir mit unseren Gaben und Fähigkeiten etwas in der Gemeinde tun, zum Beispiel Reden, Musizieren, Unterrichten, Basteln, dekorativ Gestalten, in Gremien arbeiten, handwerklich tätig sein und anderes.

Und deshalb hat dieser Text uns eine ganze Menge zu sagen.
Predigt zum Lesen 1. Korinther 14Römer 11Johannes 21 Matthäus 25 Herz Kreuz Liebe Jesus PetrusGlaube Hoffnung
Foto: Martina Heins

Paulus gibt uns zwei Maßstäbe an die Hand, die uns bei der Frage leiten sollen, wie wir mit unseren Gaben umgehen sollen: Liebe und Erbauung.

Was Paulus hier in Bezug auf den Umgang mit unseren Gaben innerhalb der Gemeinde sagt, das gilt genauso, wenn wir als Christen mit unseren Gaben außerhalb der Gemeinde etwas tun.

  1. Liebe

Dabei geht es nicht darum, ob wir uns sympathisch finden. Manchmal kommen welche in die Gemeinde, die kennt man gar nicht. Wie soll man sie schon sympathisch finden? Was gemeint ist, sagt der dänische Philosoph und Theologe Sören Kirkegaard: „Was heißt es, einen anderen zu lieben? Einen anderen zu lieben, heißt ihm zur Gottesliebe zu verhelfen, und geliebt werden heißt, das einem dazu geholfen wird.“ Lieben heißt eben nicht nur besonders nett zu sein, einem Menschen beizustehen oder gute Worte sagen. Das kann es auch bedeuten, aber Liebe ist mehr. Um es in einem Vergleich zu sagen: Ich kann Menschen, wenn sie Durst haben, zu Trinken geben, aber noch besser ist es, wenn ich Ihnen den Weg zur Quelle zeige.

So geht es in der christlichen Liebe vor allem darum, Menschen zu Gott zu führen, wo sie selbst aus der unerschöpflichen Quelle schöpfen können,

der unerschöpflichen Quelle des Trostes, der Kraft, der Geborgenheit, der Hoffnung, der Liebe, des erfüllten Lebens. Diese göttliche Quelle ist Jesus und bei ihm bekommen sie das, was sie für ihr Leben hier und für die Ewigkeit gebrauchen.

Wenn Sie mit ihren Gaben etwas tun in der Gemeinde oder an anderer Stelle, dann tun Sie es

nicht, damit Sie selbst gut ankommen bei den Menschen und angesehen werden, oder weil es Ihnen gerade gefällt und Sie Spaß haben wollen, oder weil Sie nur an sich selbst denken und sich verwirklichen wollen oder Ihre eigene Befähigung im Glauben zur Schau stellen wollen,
sondern tun Sie es aus der Motivation und mit dem Ziel, dass durch das, was Sie tun, Menschen den Weg zur Quelle des Lebens, zu Gott selbst finden.

Mit dieser selbstkritischen Frage muss sich jeder Pastor und Mitarbeiter und auch jeder Christ immer wieder prüfen, wenn er mit seinen Gaben etwas tut.

Ich will hier nur ein paar Beispiele nennen:
Wenn ein Pastor im Gottesdienst predigt, jemand im Chor singt oder einen anderen Dienst versieht, dann muss er sich fragen, ob er es nur tut, um gut anzukommen und anschließend Lob und Dank zu erhalten, oder tut er es aus der Motivation der Liebe Christi?
Wird das Leben in der Gemeinde von der Frage bestimmt, was denen gefällt, die schon dabei sind, oder wird es von der Frage geleitet, wie Menschen am besten zur lebendigen Quelle, Jesus Christus, geführt werden können?
Wenn Sie an irgendeiner Stelle etwas mit Ihren Begabungen tun, wollen Sie sich dann nur hervorheben und besser dastehen als andere, die diese Begabung nicht haben, oder wollen Sie andere zur Quelle der Liebe Christi bringen?
Die Frage ist, liebe ich die Menschen so, dass ich sie zur Quelle führen will, ohne an mich zu denken?
„Strebt nach dieser Liebe!“, sagt Paulus.

  1. Predigt zu 1, Korinther 14, 20-25 Gemeinde Gemeindebau Kirchengemeinde
    Foto: Martina Heins

    Die Gemeinde soll erbaut werden.

Dahinter steckt das Bild von Hausbau. Wenn man ein Haus baut, dann gibt es einen Plan, und nach diesem Plan bauen dann die einzelnen Handwerker das ganze Haus, jeder trägt seinen Teil dazu bei.

Nun stellen Sie sich vor, jeder Handwerker würde nach seinen eigenen Vorstellungen bauen:

Der Maurer hat gerade Lust, die Mauern schräg zu bauen. Der Zimmermann hat den Dachstuhl schon fertig und will ihn daraufsetzen, aber es geht nicht. Der Heizungsbauer hat gerade seine künstlerische Phase und will sich in dem Werk endlich mal selbst verwirklichen und baut aus den Heizungskörpern ein modernes Kunstwerk. Die Handwerker bekommen untereinander Streit: Die Elektriker und Heizungsbauer beschweren sich, dass man immer nur die Arbeiten der Maurer und Maler zu Gesicht bekommt. Sie wären jetzt auch mal dran, und darum hängen sie die Elektroleitungen kunstvoll kreuz und quer an die Wände und der Heizungsbauer vergoldet die Rohre und verlegt sie an der Außenmauer.
Können Sie sich das vorstellen? Man kann darüber lachen, aber wenn es so zugehen würde, dann würden zumindest der Hausherr und der Architekt die Hände über den Kopf zusammenschlagen.

Nun geht es hier ja nicht nur um einen Hausbau, sondern um die Gemeinde, deren Hausherr und Architekt Jesus Christus ist.

Und es geht um unsere Gaben, mit denen wir hier etwas tun, alleine oder in Gruppen. Was für ein Durcheinander, wenn jeder das tut, was ihm gerade gefällt, wenn jeder nach seinen eigenen Vorstellungen arbeitet oder wenn es nur darum geht, dass jeder mal im Vordergrund steht, in die Medien kommt oder sonst besondere Beachtung findet.
Nein! Alles soll dazu beitragen und aufeinander abgestimmt sein, dass das Haus Jesu gebaut wird, nach seinem Plan und seinen Vorstellungen, dass Menschen, wenn sie hierherkommen, spüren hier wird der Glaube an Jesus Christus gelebt, hier ist Gott zu Hause, hier sind Menschen, die mir helfen, dass ich Gott kennenlernen kann und mein Glaube wachsen kann.

Das sind zwei Maßstäbe, nach denen wir uns richten sollen, wenn wir in der Gemeinde oder auch an anderer Stelle etwas mit unseren Gaben tun.

Und diese Maßstäbe sind ja auch gut und sinnvoll.
Stellen Sie sich vor, eine Gemeinde würde sich das noch mehr zu Herzen nehmen
. Alle würden noch mehr ihre Gaben mit dieser Zielsetzung einbringen, sie würden noch mehr das Haus der Gemeinde so bauen, dass jeder mit seinen Gaben den anderen unterstützt und umgekehrt.

Predigten zum Lesen 1. Korinther 14, 1- 25Markus 12, 1-12 Kreuz Gott Liebe Jesus
Foto: Martina Heins
Predigt zu 1. Korinther 14, 20 - 25 Aufblühen Erbauung Gemeinde
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Den Plan Gottes haben wir. Wir haben auch unsere Gaben und Fähigkeiten. Wie viel schöner und reicher kann eine Gemeinde noch werden, wenn sie darin noch mehr wächst, dass alle alles aus Liebe tun und um die Gemeinde Jesu Christi aufzubauen.
Predigt zu 1. Korinther 14, 1-25
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