Predigt zu Römer 15, 4-13 am 2. Advent

Predigt zu Römer 15, 4 - 13 2. Advent Adventskerze Adventszeit Kerze
Foto: Martina Heins

4 Was in den Heiligen Schriften steht, wurde im Voraus aufgeschrieben, damit wir den Nutzen davon haben. Es soll uns zum geduldigen Ertragen anleiten und uns Mut machen, an der gewissen Hoffnung auf die endgültige Erlösung festzuhalten. 5 Gott, der Geduld und Mut schenkt, gebe euch, dass ihr alle in der gleichen Gesinnung miteinander verbunden seid, so wie es Jesus Christus gemäß ist. 6 Dann werdet ihr alle einmütig und wie aus einem Mund den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus preisen.
7 Lasst einander also gelten und nehmt euch gegenseitig an, so wie Christus euch angenommen hat. Das dient zum Ruhm und zur Ehre Gottes. 8 Denn das sage ich: Christus ist ein Diener der Juden geworden, um Gottes Treue zu bezeugen. Durch ihn hat Gott die Zusagen eingelöst, die er ihren Vorfahren gegeben hatte. 9 Die anderen Völker aber haben Grund, Gott für sein Erbarmen zu rühmen, wie es schon in den Heiligen Schriften heißt: »Dafür will ich dich, Herr, preisen unter den Völkern und deinen Ruhm besingen.« 10 Es heißt dort auch: »Jubelt, ihr Völker, zusammen mit Gottes erwähltem Volk!« 11 Und weiter: »Preist den Herrn, alle Völker; alle Nationen sollen ihn rühmen!« 12 Und der Prophet Jesaja sagt: »Es kommt der Spross aus der Wurzel Isais, er steht auf, um über die Völker zu herrschen. Auf ihn werden Menschen aller Völker ihre Hoffnung setzen.« 13 Ich bitte Gott, auf den sich unsere Hoffnung gründet, dass er euch in eurem Glauben mit aller Freude und allem Frieden erfüllt, damit eure Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes immer stärker und unerschütterlicher wird.

Als Christen sollen wir vor allem anderen mit unserem ganzen Leben Gott loben.

In unserem Abschnitt werden nach der Übersetzung der „Gute Nachricht -Bibel“ dafür Wörter benutzt wie „Gott rühmen“, „zum Ruhm Gottes“, „loben“, „preisen“ „zur Ehre Gottes“, „besingen“ und „jubeln“.

Haben wir heute als Christen Grund, Gott zu loben?

Ich will es in einem Vergleich verdeutlichen: Wenn jemand verliebt ist, zum Beispiel Erwachsene untereinander oder Eltern in ein kleines Kind, dann ist der Mensch angefüllt von der Person, in die er verliebt ist. Die Worte können aus ihn heraussprudeln; viele schöne Gedichte sind von Verliebten entstanden und Verliebte bewegen sich beschwingter und strahlen im ganzen Gesicht. Sie sind davon angefüllt und tun alles, um der geliebten Person zu gefallen und dass es ihr gut geht.
Wenn jemand, der nicht verliebt ist, diese Worte nachspricht, Gedichte vorliest oder sich entsprechend bewegt, dann wirkt das irgendwie komisch und gezwungen. Verstehen kann das nur, wer weiß, was es heißt, verliebt zu sein und mit der Liebe angefüllt zu sein.

Aus dem gleichen Grund sind biblische ‘Texte entstanden,

Psalmen und Gedichte geschrieben und Lieder komponiert worden, sind Menschen in Bewegung geraten, weil sie angefüllt und begeistert waren von dem, was Jesus für sie getan hat, von seiner Liebe.

Wie ist das bei uns?

Singen wir die Loblieder nur nach, ahmen wir das Christenleben nur nach, aber fühlen im Herzen dabei nicht, worum es geht, oder loben wir Gott und leben unser Christsein, weil wir merken: Das ist genau das, was in meinem Herzen ist?
Die Lieder, die wir singen, die Gebete, die wir sprechen, die Art, wie wir unseren Glauben im Alltag leben, tun wir es nur, weil man das halt so tut, oder tun wir es, weil unser Herz voll ist von Christus, von seiner Liebe zu uns, weil wir so mit unseren Worten und mit unserem Leben zum Ausdruck bringen möchten, wovon wir begeistert und dankbar sind?

Ja, wir haben Grund, Gott zu loben!

Denn für uns Menschen war der Zugang zu Gott verschlossen, die Tür war zu.

Das bedeutet, um in dem Vergleich zu bleiben: Du kannst verliebt sein, aber du kommst nicht hin, du erreichst den Geliebten nicht. Der Weg bleibt versperrt. Wenn der Zugang zu Gott verschlossen bleibt, müssen wir ohne die Liebe Gottes leben, hier und in alle Ewigkeit.

Aber die Botschaft des Evangeliums bedeutet, dass durch Christus die für uns Tür geöffnet ist, für jeden Menschen!

Paulus sagt: Die Juden haben erfahren, dass Gott seine Zusagen erfüllt und die Heiden, die nichtjüdischen Menschen, erfahren, dass sie ganz unverdientermaßen nun auch zu Gott kommen können. Nun gilt das auch für uns heute: Wir können mit Gott reden, die Tür ist weit geöffnet. Was ist das für ein großartiger Trost und Halt! Wir haben sein Wort, seine Zusagen und Hilfen und wir haben die ewige Gewissheit, nach dem Tod zum Vater zu kommen. Gehen wir durch die geöffnete Tür? Diese Entscheidung liegt bei uns.

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Ja, wenn wir Christus im Herzen haben, dann haben wir Grund zum Loben, und darum gibt es für Christen nur ein Ziel: Gott loben!

Nun weist Paulus uns hier auf einen besonderen Bereich hin, wodurch das geschehen soll. Wir sollen Gott nicht nur als einzelne loben, sondern auch als Gemeinde durch das Miteinander in der christlichen Gemeinschaft.

Das gilt für jede christliche Gemeinschaft, auch im familiären Bereich oder in einer kleinen Gruppe, aber ganz besonders auch in der christlichen Gemeinde. Paulus macht deutlich: Das geht nur, wenn ihr eins seid!
Diesen Gedanken können wir nachvollziehen, aber was für eine Einheit meint Paulus?

Wenn Paulus aber von Einheit redet, dann meint er nicht,

dass wir alle die gleiche Meinung haben, das Gleiche tun oder dieselben Vorstellungen vom Leben als Christ oder Gemeinde haben. Und auch die Reformation macht im Augsburger Bekenntnis, das eine lutherische Bekenntnisschrift ist, deutlich, dass die Einheit der Kirche nicht in gleichen Gottesdienstformen besteht. Die Einheit wird auch nicht durch Kompromisse hergestellt, wie es in der Politik geschieht, indem unterschiedliche Meinungen und Vorstellungen sich in der Mitte treffen. Ebenso wenig geht es um eine Einheit, weil wir uns alle sympathisch finden.

Welche Einheit Paulus meint, können wir bei Jesus sehen:

Er hat die Einheit unter seinen Jüngern hergestellt, indem Menschen umgekehrt sind, sich Gott unterstellt haben und in der Nachfolge Jesu im Geiste Gottes leben wollten. Er ist keine Kompromisse mit den frommen und gottesfürchtigen Pharisäern eingegangen, und ob die Jünger sich sympathisch fanden, wird nirgends berichtet und ist auch nicht wichtig.

Es geht hier um die Einheit derer, die Jesus Christus im Herzen haben. Diese Einheit entsteht da, wo wir uns auf Jesus Christus einlassen und ihm ähnlicher werden wollen.

Die Einheit in der Gemeinde entsteht nicht durch die Kompromisse, die wir schließen, nicht durch das Mittelmaß unserer Meinungen und Überzeugungen, sondern indem Christus unsere Mitte ist, und wir uns alle auf ihn hinbewegen.
Auf dieser Grundlage können und sollen wir uns als Christen annehmen in unterschiedlichen Frömmigkeitsstilen und Meinungen, mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und Charakteren.

Das gilt natürlich besonders für die Leitung der Gemeinde.

Nur wenn sie im Geiste Jesu eins wird, kann die Gemeinde auch im Geiste Jesu eins werden.
Nehmen wir als Beispiel einen Tennisverein: Wenn es da unter den Mitgliedern welche gibt, die Fußball spielen wollen, dann wird der Vorstand sagen, das könnte ihr gerne, aber nicht bei uns. Wenn aber die Leitung darüber uneins wird, dann wird der Verein uneins untereinander und mit seinen eigenen Zielen. So muss auch in der Leitung der Gemeinde klar sein, um welche Mitte herum wir unsere Einheit finden, sonst verfehlt die Gemeinde ihren Sinn und ihren Auftrag.

Nun wird auch in einer christlichen Gemeinschaft diese Einheit nicht vollkommen sein. Dafür leben wir noch in der Welt. Vollkommen wird sie erst in der Ewigkeit sein.

Aber wenn wir uns eins werden in der Sehnsucht, Christus ähnlicher zu werden, und dabei immer wieder erkennen, wie unvollkommen unsere Erkenntnis von Christus doch ist, aber wenn wir alle das gleiche Ziel haben, dass wir Christus ähnlicher werden und uns gegenseitig dabei helfen, Christus hier in der Welt repräsentieren, dann sind wir auf dem richtigen Weg. So sagt Paulus: Werdet eins in Christus, damit Gott unter uns und in der Welt groß wird und gelobt wird. Denn das ist Sinn und Ziel der Gemeinde und jedes Christen, dass Gott gelobt wird, und immer mehr Menschen sollen sich daran beteiligen, dass sie in ihrem Herzen von Gott angefüllt sind und Gott preisen.

Was haben wir davon? Das ist eine moderne Frage, die auch schon Paulus stellte. Drei Antworten finden wir hier:

  1. Wir können in Ordnung bringen und unterscheiden lernen, was wichtig und unwichtig ist. Normalerweise entdecken wir das erst angesichts des Todes, aber dann ist es für uns meistens schon zu spät. Christus zeigt uns das vorher und an ihm können wir uns orientieren.
  1. Wir haben mit ihm eine feste Hoffnung und einen festen Halt. Nichts ist so unerschütterlich wie der Halt, den wir im Glauben an Gott haben können, denn mit Christus im Boot sind wir ganz sicher. Das sehen wir eindrücklich an der Geschichte von der Sturmstillung in Matthäus 8, 23-27
  2. Mit Christus werden wir hineingenommen in die Ewigkeit. Mit Christus steht uns die Tür zur Ewigkeit offen. Das ist das Größte. Und da sollen viele hin. Es ist auch unsere Aufgabe, vielen Menschen den Weg in die Ewigkeit, in die ewige Gemeinschaft mit Gott zu zeigen.
Predigt zu Römer 15, 4 - 13 Bibelverse Trauer Trost Zuversicht Himmel Ewigkeit
Foto: Martina Heins
Zum Abschluss können wir die Bitte von Paulus auch für uns mitbeten:

Unter uns soll Freude herrschen, die Begeisterung von Gott, die alle Trauer und alles Schwere überstrahlt. Und es soll Frieden unter uns geben, die Einigkeit in Christus, in dem gemeinsamen Wunsch als einzelne und als Gemeinde ihm ähnlicher zu werden und ihn gut widerzuspiegeln.

Das soll geschehen, damit unsere Hoffnung auf Gott immer fester wird. 
Predigt zu Römer 15, 4-13
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