Predigt zu Jesaja 42, 1-4 am 1. Sonntag nach Epiphanias

Predigt zu Jesaja 42, 1 - 4 Stern Himmel Epiphanias Gottes Vollmacht
Foto: Martina Heins


Haben Sie Vollmacht? Sind Sie bevollmächtigt, etwas zu entscheiden und zu handeln?

Zum Beispiel kann man am Arbeitsplatz die Vollmacht erhalten, etwas zu entscheiden oder zu unterschreiben. Mit der Anerkennung der Mündigkeit erhalten wir vom Staat die Vollmacht, selbst über unser Leben zu entscheiden, und der Führerschein zeigt uns, dass wir die Vollmacht haben, im öffentlichen Straßenverkehr mit dem Auto zu fahren. Früher wurde Vollmacht zum Beispiel durch das Tragen eines Siegelrings ausgedrückt. Heute haben wir dafür Urkunden, Verträge oder mündliche Absprachen.

Vollmacht wird uns von jemand übertragen, der Macht hat,

zum Beispiel vom Chef, von der Firmenleitung, dem Geldgeber, dem Staat, dem Wähler, den Lobbyisten oder jemand anderem. Zuhause sind es dann die Frau, oder auch der Mann oder die Kinder, die einem Vollmacht erteilen.

Von wem haben Sie Vollmacht? Wer mir Vollmacht gibt, dem bin ich verantwortlich, und der gibt auch die Spielregeln vor.

Wer Macht hat und Vollmacht gibt, der teilt seine Macht. Als Pastor zum Beispiel habe ich von meiner Kirche die Vollmacht, zu predigen, zu taufen, Hochzeiten zu feiern, Urkunden zu unterschreiben und einiges mehr. Ich darf aber nicht einfach machen, was ich will, sondern ich bin an Vorgaben gebunden und bin gegenüber meiner Kirche verantwortlich, dass ich keinen Blödsinn rede und tue.
Am besten ist es, wenn derjenige, der die Vollmacht erhält, sich nicht einfach nach Regeln richtet, sondern ganz im Geist dessen handelt, der die Vollmacht erteilt. Mit der Vollmacht bin ich an Regeln gebunden, aber gleichzeitig gibt sie mir die Freiheit, in einem bestimmten Rahmen zu handeln, aber sie geschieht immer in Bindung an irgendetwas oder irgendjemand

Predigt zu Jesaja 42, 1 - 4 Kerze Hoffnungslicht
Foto: Martina Heins

In unserem Text aus Jesaja 42, 1-4 wird von einer Vollmacht geredet, die Gott überträgt.

1 Siehe, das ist mein Knecht, den ich halte, und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. 2 Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. 3 Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus. 4 Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung.

Dieser Abschnitt gehört zum Buch des zweiten Jesaja.

Das Volk hatte in der Gefangenschaft in Babylon, dem heutigen Irak, unterdrückt gelebt. Viele Jahrzehnte hatten viele in der Fremde leben müssen und in Israel herrschte Armut. Dörfer und Städte und auch Jerusalem mit dem Tempel waren zerstört. Das Volk lag am Boden.
Nun erhalten sie die Verheißung Gottes: Gott schickt jemand, der Recht und Gerechtigkeit für alle bringt, nicht nur für die, die Geld und Einfluss haben, sondern für alle gleich.

Interessant ist, wie dieser Bevollmächtigte Gottes, das Werkzeug Gottes wirkt:

Hier heißt es von ihm: Er erteilt nicht schreiend Befehle und Verordnungen, verteilt keine Anordnungen in Meetings oder bei anderen Gelegenheiten, und er ist auch keiner, der in großen Reden bekannt gibt, was er vorhat, wie es Politiker in Parteitagsreden tun. Sondern er ist der, der selber Gerechtigkeit lebt, sie tut und sie wirklich bringt. Er ist nicht einer, der fordert, sondern einer, der gibt; nicht einer, der befiehlt, sondern der es tut. Wer kaum noch Lebenskraft hat, den zerstört er nicht, sondern baut ihn auf, und wer verzweifelt ist, dem gibt er neue Hoffnung. Wer keinen Einfluss hat, dem verhilft er zum Recht, und wer zerbrochen und verbittert ist, dem gibt er neue Lebensfreude.

Er wird das bringen, was es bei Gott gibt an Frieden, Hoffnung, Freude, Liebe, Licht und allem, was in Gottes Welt gilt. Er handelt ganz in der Vollmacht und im Sinne Gottes und weiß sich allein Gott gegenüber verantwortlich.

Wer ist mit dem Bevollmächtigten Gottes gemeint? Wer soll das im Auftrag Gottes tun?

In der Forschung gibt es Diskussionen, ob eine Einzelperson gemeint ist oder das ganze Volk Gottes oder ein zukünftiger Messias.

Diese Frage ist gar nicht so wichtig, sondern entscheidend ist, wer hier handelt.

Gott selbst hat etwas vor. Er hat einen Plan. Er will etwas tun! Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel, denn Gott verfolgt einen Plan, um sein Heil zum Volk Israel und durch Jesus in die Welt zu bringen.

Der Bevollmächtigte Gottes ist immer der, der sich dafür zur Verfügung stellt, Gottes Plan und Gottes Gerechtigkeit in dieser Welt umzusetzen, zu leben und zu geben.

Das war damals das Volk Israel oder auch einzelne Menschen im Volk. Die Menschen sollten ein neues Israel aufbauen, nicht nur, wie es vorher war, sondern ein Miteinander im Sinne Gottes mit Recht und Gerechtigkeit.

Predigten zu Jesja 42, 1 - 4 Epheser 6 Johannes 16 Jesus Kirchenprotal Vollmacht Gottes
Foto: Martina Heins

Und dann war es Jesus als der vollkommene Bevollmächtigte Gottes.

Jesus sagt von sich: Ich bin nicht gekommen zu richten, sondern um zu retten. Denjenigen, die Gott und sich selbst verloren haben will ich neues Leben geben, den Hoffnungslosen Hoffnung, den an der Seele Kranken heilen, und die im Dunkel sind, sollen das Licht der Ewigkeit empfangen. Von Jesus heißt es, dass er alle Macht im Himmel und auf der Erde hat. Er hat die umfassende Vollmacht Gottes, er redet mit Vollmacht, er handelte mit Vollmacht, lebt ganz im Geist Gottes und ist vollkommen eins mit Gott.
Und so sollen wir heute als Christen als Bevollmächtigte Gottes in der Welt wirken. Die Frage ist, wer sich von Gott beauftragen lässt, um in seinem Geist das Land und diese Welt zu gestalten?

Von wem wissen Sie sich bevollmächtigt und in letzter Instanz verantwortlich?

In einer Firma sind letztlich alle auf allen Ebenen der höchsten Firmenleitung verantwortlich. Ist Gott aber nicht unser höchster Chef? Wenn Gott uns bevollmächtigt, in seinem Sinn diese Welt zu gestalten, unser Leben, das Leben unserer Mitmenschen, die Firma, die Politik, die Familie und alle anderen Bereiche des Lebens, dann gibt er die Rahmenbedingung für unser Handeln vor, so wie Jesus sie uns zeigt und wie wir es in der Bibel vorfinden. Dann sind wir ihm gegenüber verantwortlich. Oder haben wir doch andere oberste Chefs in unserem Leben wie zum Beispiel das Geld, das Gehalt, die Karriere, oder ist es der Ehepartner oder die Kinder? Wer ist es?

Predigt zu Jesaja 42, 1 - 4 Jesus Kreuz Himmel Vollmacht Gottes
Foto: Martina Heins

Zur Vollmacht gehört Freiheit und Bindung:

An wen oder was wir uns gebunden fühlen, danach richten wir unser Leben aus. Im Konfliktfall entscheiden wir uns immer für das, was unsere letzte und wichtigste Bindung ist. Dazu gehört aber auch die Freiheit, eigenständig zu entscheiden und zu handeln. Gott bevollmächtigt uns als Christen, in seinem Sinne selbstständig zu wirken. Dazu gibt er uns nicht nur die Rahmenbedingungen, sondern auch die Kraft seines Geistes als ständige Quelle, um mit unserem ganzen Leben immer mehr eins zu werden mit ihm.

Fragen Sie sich selbst: Ist für Sie persönlich Gott wirklich die letzte und wichtigste Bindung?
Predigt zu Jesaja 42, 1-4
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