Predigt zu Offenbarung 7, 9-12 an Weihnachten

Predigt zu Offenbarung 7,9-12 Weihnachten Weltengericht Kirchenportal Kathedrale Bourges Frankreich Jesus Christus
Foto: Martina Heins

9 Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, 10 und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei unserm Gott, der auf dem Thron sitzt, und bei dem Lamm! 11 Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und um die vier Wesen und fielen nieder vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an 12 und sprachen: Amen, Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.



Der Text erscheint auf den ersten Blick so gar nicht weihnachtlich!

Als ich ihn jetzt las, dachte ich: Was soll das zu Weihnachten? Da findet man doch mehr Weihnachtliches in Matthäus 2 mit der Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland und in Lukas 2 mit der bekannten Weihnachtsgeschichte.

Doch unser Abschnitt hat mehr mit Weihnachten zu tun, als es zunächst den Anschein hat.

Ich möchte Ihnen dazu eine kleine Geschichte erzählen:

Predigt zu Offenbarung 9,7-12 Weihnachten Wanderung Berge Dolomiten Rosengarten
Foto: Martina Heins

Ein Mann macht eine Wanderung in den Bergen. An einem Abhang rutscht er ab und stürzt einige Meter tief in einen Felsspalt. Zum Glück hat er sich nicht schwer verletzt, aber ein Knöchel ist gebrochen. Aus eigener Kraft kommt er nicht wieder hoch. Da er einige Vorräte hat, ernährt er sich davon und von den kargen Büschen und aus einer kleinen Quelle trinkt er. Doch auf Dauer kann er so nicht leben, aber wo soll Hilfe herkommen? Ab und zu ruft er um Hilfe, aber er hat kaum noch Kräfte. Seine Gedanken kreisen immer wieder  um zwei Themen: Wie konnte das passieren und wie schön wäre es, wenn er wieder nach Hause könnte, richtig leben könnte!?
Nach einigen Tagen kommt ein Mann vorbei mit Seil und Haken. Er hört das Rufen, befestigt das Seil und steigt hinunter. Unten angekommen legt er sich den Mann auf die Schulter, bindet ihn fest an sich und klettert nun mit aller Kraft am Seil hoch. Es ist mühsam, sie stoßen sich am Felsen, aber schließlich kommen sie oben an. Der Mann kommt in ein Krankenhaus, wird gesund gepflegt und kann schließlich wieder nach Hause.

Was wird für diesen Mann im Rückblick das Wichtigste gewesen sein: wie er hineingefallen ist, dass er gefunden wurde oder dass er gerettet wurde und wieder richtig leben kann?




So wie dieser Mann befinden wir Menschen uns in einem „Felsspalt“, aus dem wir aus eigener Kraft nicht herauskommen.

Natürlich leben wir, wir haben einige Vorräte mit, ein paar Büsche gibt es auch und wir versuchen, uns das Leben einigermaßen angenehm zu machen, dem einen gelingt das mehr, dem anderen weniger. Für unseren Körper reicht das 70 bis 80 Jahre, aber für unsere Seele ist das schon viel früher zu wenig. Es reicht nicht, damit unser Leben wirklich glücklich und sinnvoll sein kann. So weiß jeder Mensch in seinem Herzen, das es noch mehr geben muss.

Ich will ein paar Beispiele nennen:

Da ist ein erfolgreicher Mann, der viel Geld verdient und berühmt geworden ist in seinem Beruf, aber er ist unglücklich über die ganze Verlogenheit in seinem Geschäft, und er sehnt sich nach Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit in seinem Leben. So will er nicht weitermachen.
Eine Frau ist erfolgreich im Beruf, lebt in einer guten Ehe und wird von vielen gemocht, aber sie leidet unter dem täglichen Einerlei mit Arbeit, Kindern, Haus und Bekannten und fragt sich immer mehr, ob das alles ist, was das Leben für sie zu bieten hat.
Und dann ein älterer Mensch, der, wenn man ihn fragt, wie es ihm geht, antwortet: Man muss zufrieden sein, aber man spürt, wenn man genauer hinsieht, dass er darunter leidet, dass er viele Träume in seinem Leben begraben musste, enttäuscht ist von seinem gegenwärtigen Leben und keine Hoffnung hat, dass ihm die verbleibenden Jahre noch ein erfülltes Leben geben können.

Vielleicht ergeht es uns ähnlich, dass wir zwar leben und manchmal auch nicht schlecht, aber gleichzeitig merken, dass uns etwas fehlt und wissen, das Leben könnte mehr sein.

Gehen wir noch einmal zurück zu dem Mann, der in einen „Felsspalt“ gefallen ist, und der Frage, was für ihn das Wichtigste gewesen sein mag: wie er hineingefallen ist, dass er gefunden wurde oder dass er gerettet wurde und wieder richtig leben kann?

Um die letzten beiden Fragen geht es Weihnachten!
Als Erstes: Gott hat unser Rufen gehört und unser Sehnen wahrgenommen.

Er sieht unsere Lage und kommt hinunter in unseren Felsspalt. Die ganze Bibel handelt von der Frage, was Gott tut, um uns Menschen aus unserer Situation zu retten, und Weihnachten passiert der entscheidende Schritt Gottes.

Daran schließt sich das Zweite an: Dieser Schritt Gottes macht uns den Weg frei für das eigentliche Leben.

Wir sind noch nicht oben, da wo wir hinsollen. Noch hängen wir mit Christus am Seil, aber das Ziel ist jetzt klar und die Möglichkeit, dieses Ziel auch zu erreichen.

Wir wollen uns den Text noch einmal genauer ansehen:

Dort am Ziel in der Ewigkeit sollen nicht nur ein paar wenige sein, sondern viele aus allen Völkern. Als Zeichen des Sieges tragen sie weiße Kleider, denn sie haben es geschafft und sind am Ziel. Ebenso ist weiß ein Zeichen der Reinheit, denn durch die Vergebung Jesu sind sie frei von Schuld. Nun sind sie bei Gott in Gottes Welt. Dort herrschen keine Menschen mehr, sondern alles geschieht nach Gottes Willen. Deshalb wird gesagt, dass Gott auf dem Thron sitzt. Und sie sind ganz bei Christus, der sich aus Liebe geopfert hat, wie ein Lamm im Volk Israel für die Sünden der Menschen geopfert wurde. Christus hat es getan, damit wir Menschen das volle Leben haben können. Und nun, angekommen in Gottes Ewigkeit, loben sie Gott. Sie sind froh, dass Gott es für sie geschafft hat, dass sie da sind. Sie sind voll Freude über das, was sie dort erleben können, wo es keinen Hunger, kein Leid und keinen Tod mehr gibt und Gott selbst alle Tränen abwischt, so wie es in Offenbarung 21, 1-7 beschrieben wird.

Die Offenbarung wurde zu einer Zeit Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus geschrieben, als die Christen verfolgt wurden.

Wer sich nicht vom Glauben lossagte und den römischen Kaiser als Gott anbetete, der kam ins Gefängnis oder wurde getötet. Und die Christen fragten sich, warum ist der Weg so schwer, wenn Gott als Herr der Welt doch bei uns ist? Sin die Menschen, die ihnen das Leid zufügten doch mächtiger? Ist es da nicht besser, sich an die Gegebenheiten der Welt anzupassen, um wenigstens einigermaßen gut durch dieses Leben zu kommen?

Predigt zu Offenbarung 7,9-12 Weihnachten Lukas 13,1-9 Volkstrauertag Predigt zu Epheser 2,19 Hausgenossen Gottes Römer 14,9-13 5. Sonntag nach Trinitatis 1. Korinther 1, 3 Frieden leben Sehnsucht nach Frieden Römer 8, 1-14 Trinitatis heiliger Geist vollkommene Liebe in Jesus Christus Kolosser 4, 2- 4 Gebet Beten Fürbitte Lukas 19, 1-10 Konfirmation Konfirmationspredigt Johannes 10,9 Hebräer 13, 20-21 Jesus der gute Hirte Impuls der Woche Kalenderwoche 9 Home Passion Passionszeit Passionsweg Leidensweg einen Weg im Leiden gehen einen Weg mit Jesus gehen Predigt zu Lukas 4, 16-31 Matthäus 17, 1 - 9 Römer 8, 31 - 39 Lukas 7, 11 - 17 Philipper 4, 4 Matthäus 10, 34-39 Kirchliches Leben Menschwerdung Gottes Predigt zu Lukas 15, 1-7 Predigt zum Lesen Jesaja 50, 4-9 Palmarum Jesus Reden Lukas 18 Jesus Erbarmen Kirchliche Feiertage Ostern Osterlamm Weihnachten Gottes Welt Himmelreich
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Mit der Botschaft der Offenbarung wird den Christen gesagt: Wer treu an Christus dranbleibt, wer sich an Christus festhält, den bringt Christus ans Ziel in Gottes neue Welt, und der wird erleben, dass am Ende nicht die Menschen siegen, sondern Gott.

Solche Vorstellungen von einer besseren Welt gibt es in vielen Religionen der Welt.

In fernöstlichen Religionen finden wir die Vorstellung von einem Nirwana, dass am Ende eines Weges mit möglicherweise vielen Wiedergeburten die Persönlichkeit des Menschen sich auflöst in ein „Nichts“. Im Islam gibt es sehr konkrete Beschreibungen, zum Beispiel, dass die Männer viele schöne Frauen bekommen. Aber in allen Religionen muss der Mensch sich durch eigene Kraftanstrengung selbst erlösen, um das Ziel zu erreichen.

Nur im christlichen Glauben gibt es die Tatsache, dass Gott selbst unsere Verlorenheit sieht und aus Liebe in unseren „Felsspalt“ hinabsteigt, um uns zu retten.

Gott selbst nimmt das Leiden des Menschseins und die Feindschaft der Menschen auf sich, um die zu retten, die ihm vertrauen, um sie in diese Welt Gottes zu bringen. Wie es dort genau sein wird, wissen wir nicht, aber wir wissen, dass es unendlich schön sein wird, in der vollkommenen Liebe Gottes gemeinsam mit Christus zu leben.

Oft erträumen wir uns eine bessere Welt schon hier im Leben.

Manchmal möchten wir es uns selbstschaffen, z. B. im Urlaub, mit schönen Weihnachtstagen oder anderen besonderen Anlässen, aber meistens geht es damit schon schief, wenn wir mittendrin sind, weil wir den Erwartungen nicht gerecht werden können, und spätestens ein paar Tage danach hat uns der graue Alltag wieder. Manchmal erhoffen wir, dass es einfach auf uns zukommt, zum Beispiel durch einen Lottogewinn oder die große Liebe oder durch ein Wunder, das alle widrigen Lebensumstände beseitigt, aber es kommt selten, und wenn es kommt, erfüllt es nicht unsere Sehnsucht. Träume haben wir, aber je älter wir werden, desto mehr Träume müssen wir begraben und irgendwann ist dann alles vorbei.

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Foto: Martina Heins

Weihnachten gibt uns die Perspektive, den Horizont, der weiter ist,

als alles, was wir selbst uns schaffen können und als alles, was Menschen uns geben können oder was passieren kann. Weihnachten gibt uns die Perspektive auf ein Leben, das nicht wie ein Traum zerplatzt, sondern das ewig hält, wo alles nur noch schön sein wird, schöner als wir es uns in den kühnsten Träumen erhoffen können.
Das ist die Weihnachtsperspektive, die Gott uns gibt.
Denken Sie an den Mann im Felsspalt! Was für eine Hoffnung und Freude müssen in ihm entstanden sein, als er wusste, er wird gerettet. Er war noch nicht oben, aber angebunden an den Retter veränderte alles in seinem Leben.


Nur eins müssen wir:
Dran bleiben an Christus, wenn er uns auf die Schulter nehmen will und sich mit uns auf den Weg zur Ewigkeit begibt.

Wir dürfen nicht auf die hören, die sagen: „Bleib doch hier! Hier ist es angenehmer, als mit Christus da hochzuklettern.“ Und wenn es einmal unbequem wird, dann dürfen wir nicht umkehren, sondern uns noch fester an ihn klammern.

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So lasst uns Weihnachten nicht stehen bleiben bei dem kleinen Kind in der Krippe, sondern auf das sehen, wohin Gott uns bringen will, in die wunderbare und vollkommen von Gottes Liebe erfüllte Welt Gottes.
Predigt zu Offenbarung 7, 9-12
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