Predigt zu Amos 5, 6 am 19. Sonntag nach Trinitatis
Gott spricht: „Suchet mich, so werdet ihr leben!“
Haben Sie Lust, sich noch einmal in Bewegung setzen zu lassen?
Denn Suchen hat immer etwas mit Bewegung zu tun, sowohl bei der geistigen als auch bei der physischen Suche. Wenn wir geistig im Liegestuhl liegen, werden wir nichts finden.
Suchen ist für uns alle eine lebenslange Beschäftigung.
Wir suchen Informationen bei Google, und Twitter und in Geschäften oder online, was wir kaufen wollen, brauchen oder auch nicht wirklich brauchen. Wir suchen Freunde, Ehepartner, Wohnung oder Haus, Spaß, Vergnügen, Abwechslung, Entspannung, verlorene Schlüssel, Katzen, Geld auf der Straße oder sonst etwas. Uns selbst suchen wir mit allen möglichen Techniken aus Fernost oder sonst woher, und trotz intensiver Suche haben die meisten sich immer noch nicht gefunden, und wenn, sind sie nicht glücklich damit.
Wir suchen weiter, immer in der Hoffnung, dass wir etwas oder jemanden finden, was uns dann das Leben schön, glücklich und sinnvoll macht.
Manchmal macht Suchen Spaß, wenn es um Dinge geht, die nicht so wichtig sind. Aber wenn wir das Gefühl haben, davon hängt viel ab für unser Leben, dann kann Suchen anstrengend und nervenaufreibend werden. Bei den wichtigen Dingen geht es nicht um Spaß oder wie wir uns gerade fühlen, sondern wir müssen uns meistens dafür anstrengen und in Bewegung setzen.
Aber wozu brauchen wir Gott auch noch?
Ein bisschen von Gott ist ja gut, aber noch mehr?
Ist er bei der Suche eine Nebensächlichkeit, die Spaß machen muss oder je nachdem, wie man sich gerade fühlt, oder halten Sie ihn für so wichtig, dass es auch anstrengend sein darf?
Wozu brauchen Sie Gott bei der Arbeit, beim Einkauf, in der Familie, im Miteinander, in der Schule oder in der Politik?
Zur Beantwortung dieser Frage will ich Ihnen eine Hilfe geben.
Stellen Sie sich einmal vor den Spiegel und beantworten Sie folgende Frage: Wen sehen Sie da?
Sehen sie jemanden, der ganz entspannt, fröhlich und ohne Angst und Sorgen in den Alltag geht, jemanden, der immer zu seiner Verantwortung steht und immer das rechte Wort hat, der innerlich frei ist und voller Zuversicht und Hoffnung in die Zukunft sieht? Oder sehen Sie jemanden, der geprägt ist von den Enttäuschungen des Lebens, die ihn hart und manchmal auch bitter gemacht haben, der wenig Selbstwertgefühl und Energie hat und der Angst hat und sich Sorgen macht vor dem, was kommen kann und es lieber verdrängt? Wen sehen Sie Sie da?
Schauen wir einmal anders in den Spiegel und stellen uns daneben das Bild von Jesus vor,
das uns im Neuen Testament von Jesus gezeigt wird und fragen uns: Habe ich die Geborgenheit und innere Ruhe, die Jesus aus seiner engen Gemeinschaft mit Gott hat, die Freude und den Humor von Jesus, die innere Freiheit und Unabhängigkeit, um immer das zu tun und zu sagen, was wichtig ist, das Wissen, die Kraft und die Verantwortung, um immer das Richtige zu tun und die Zuversicht und Hoffnung auch über den Tod hinaus auf Gottes Ewigkeit?
Was ist Ihre Antwort: Ja, manchmal, aber manchmal habe ich keinen Humor, keine Freiheit, keine Kraft, und dann möchte ich sagen: Lasst mich doch alle in Ruhe!
So entdecken wir am Bild Jesu, wie es wirklich bei uns aussieht.
An Jesus sehen wir aber auch, was aus uns werden kann, wenn wir Gott suchen für alle Bereiche unseres Lebens.
Dann entdecken wir, was wir bei Jesus an Geborgenheit, Freiheit, Liebe, Zuversicht und vielem anderen noch erfahren können. Deshalb brauchen wir Gott, denn so wie Jesus lebte und war, möchte Gott uns eigentlich haben. Und es wäre gut für uns, wenn wir so wären, denn dann hätten wir wirklichen Frieden im Miteinander, in uns selbst und mit Gott, wären wir glücklich und zufrieden, hätten ein sinnvolles Leben, Kraft, Hoffnung, Liebe, Zuversicht und eben noch viel mehr.
Und wenn wir Gott suchen, uns von ihm prägen lassen, dann werden wir diesem Bild, das Gott uns in Jesus zeigt, immer ähnlicher. Das geschieht nicht von jetzt auf gleich, sondert dauert unser ganzes Leben lang, denn die Wegstrecke ist ja ziemlich lang.
Aber reicht das, dass wir ihn ab und zu mal suchen, ansonsten aber alles andere und von allem anderen unser erfülltes Leben erwarten?
Der Prophet Amos fordert von seinen Zuhörern eine völlige Umkehr, und zwar mit dem ganzen Leben, in allen Bereichen. Entweder ihr kehrt um oder ihr geht unter, so sagt er.
Die meisten seiner Zuhörer wollten das nicht wahrhaben und haben Amos deshalb abgelehnt, aber es kam so, wie er es angekündigt hat.
Auch heute sind eine Umkehr und Kurskorrektur hin zu Gott notwendig, so wie er sich uns in Jesus gezeigt hat. Wohin wird unsere Gesellschaft steuern, wenn sie sich nicht wieder Jesus zuwendet? Und in der Kirche muss man fragen, ob sie noch lebt oder wozu sie da ist, wenn sie sich nicht wieder von ganzem Herzen Jesus zuwendet? Und wie sieht es bei jedem Einzelnen von uns aus? Wohin geht der Weg?
Es ist immer so, dass das, was wir suchen, uns auch prägt.
Wenn es Geld, Spaß und Vergnügen, Ansehen und Ehre, wir selbst oder etwas anderes ist, dann wird es uns prägen und bestimmen, als Einzelne, als Kirche und Gesellschaft.
Wenn wir aber Gott suchen, dann wird uns das prägen und bestimmen, was er uns in Jesus gibt an Trost und Geborgenheit, Halt und Freude, Orientierung im Alltag und Zuversicht, und wir werden verändert zu einer eigenen besonderen Persönlichkeit hin zu dem Bild Gottes, so wie er es sich für jeden von uns vorstellt.
Wie wäre es, wenn wir in allen Bereichen immer zuerst bei Gott nach Antworten suchen?
Wenn es um unser Geld, unsere Zeit und andere Dinge geht, sind diese Dinge für uns das Eigentliche, wovon wir ein erfülltes Leben erwarten, oder sind sie für uns das, was sie sein sollen, nämlich Mittel, um das Leben sinnvoll und gut zu gestalten. Fragen wir dazu Gott, was er dazu meint, wie wir damit umgehen sollen, oder entscheiden wir das lieber alleine?
Wenn es um die Erziehung der Kinder geht, entscheiden wir dann nach dem, was die Kinder wollen, wie wir uns fühlen, was die Medien sagen, oder fragen wir Gott, wie hast du dir dieses Kind vorgestellt, wie es sein soll?
Wenn wir Angst haben, Sorgen und Probleme, reden wir dann mit allen möglichen Menschen, suchen den Psychiater auf oder sonst jemand, oder glauben wir, dass Gott uns wirklich eine Antwort und Hilfe geben kann?
Wie verhalten wir uns, wenn es um die Kirche geht, um Politik, Vereine, Schule, suchen wir auch da Gott und eine Antwort von ihm?
Gott hat uns gezeigt, wo wir ihn finden, nämlich in Jesus.
Wir finden Gott nicht überall je nach Lust und Laune, sondern in dem, was Jesus gesagt und für uns getan hat. Wenn wir ernsthaft Gott suchen, dann wird sich unser Leben ändern nach dem Bild Gottes, in der Freiheit der Kinder Gottes, mit der Kraft des Heiligen Geistes und mit der Liebe, mit der Jesus geliebt hat. Dann wird sich unser Miteinander verändern, weil jeder sich um den anderen müht, und wir werden mehr Mensch sein, wie Gott sich das gedacht hat.