Predigt zu Jesaja 2, 1-5 am 10. Sonntag nach Trinitatis
1 Dies ist das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, schaute über Juda und Jerusalem. 2 Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen, 3 und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufgehen zum Berg des HERRN, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem. 4 Und er wird richten unter den Nationen und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. 5 Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des HERRN!
Die Älteren erinnern sich vielleicht noch an den Ruf „Schwerter zu Pflugscharen!”.
Anfang der 80er Jahre kam er in der damaligen DDR auf, wurde dort verboten und dann in der „Friedensbewegung“ aufgenommen. Es ist ein schöner Menschheitstraum, eine Welt ohne Waffen, ohne Konflikte, Streit und Krieg.
Diesen Traum hat es zu allen Zeiten gegeben.
Es gab ihn bei den Alten Griechen, hier sehen wir ihn im Alten Testament, später im Mittelalter und dann auch in der kommunistischen Ideologie. Sehr wahrscheinlich schlummert dieser Traum in den meisten Menschen. Philosophen und viele Bewegungen zu allen Zeiten ging es um die Frage: Wie kann dieser Traum Wirklichkeit werden, damit es nicht nur ein schöner Traum bleibt, sondern real erlebbar und lebbar wird?
Wir können diesen Traum nachvollziehen und haben ihn selbst,
den Wunsch und die Sehnsucht danach, dass es keinen Streit, keine Missverständnisse, Krankheit, Probleme, Sorgen und andere Nöte gibt, sondern dass wir durchatmen können, Frieden und Ruhe haben, einfach gut leben können.
Dieser Traum ist wie ein hoher Berg: Wenn man oben ist, ist es schön mit einem weiten Blick, frischer Luft und dem Himmel nah. Aber die Wirklichkeit ist häufig anders, eher wie in den tiefen engen Tälern mit einem großen Durcheinander, man eckt aneinander an, stößt sich gegenseitig, es ist undurchsichtig und beengt. Wir kennen das Bild von den dunklen Tälern in der Bibel und auch die Redewendung vom „Tal der Tränen“.
Wie kann dieser Friede entstehen, mitten in unserer Welt, in unserem Leben, in einer Gemeinde?
Ein Weg, den wir Menschen häufig beschreiten, sieht so aus, dass wir uns eine Vorstellung, ein Bild von dem machen, wie der Friede aussehen soll, in der Gesellschaft oder Gemeinde, in der Familie und Ehe oder in anderen Bereichen. Im Hinterkopf haben wir da ganz genaue Vorstellungen. Und dann überlegen wir, was zu tun ist, bzw. was alle zu tun haben, wie der Weg aussieht, damit dieser „unser“ Friede nun Wirklichkeit wird.
Doch da treten dann schon die Probleme auf:
Zum einen sind die Bilder vom Frieden, die wir in unseren Köpfen haben, sehr unterschiedlich, auch wenn sie im Groben sehr ähnlich scheinen. Zum anderen aber gehen unsere Vorstellungen vom Weg zum Frieden sehr weit auseinander. Die Folge sind viele Konflikte, Streitigkeiten und Kriege um des Friedens willen. Diese Probleme kann man beobachten zwischen politischen Richtungen in der Gesellschaft, bei Auseinandersetzungen in Kirchengemeinden oder im privaten Bereich zum Beispiel bei Eheproblemen: Beide wollen Frieden, aber wie? Und dann kracht es oder die Ehe bricht sogar auseinander.
Frieden wollen fast alle, aber wenn es um den Frieden geht, beginnen bei uns Menschen die Konflikte.
Deshalb müssen wir noch einmal genau hinschauen, worum es hier bei Jesaja geht.
Am Ende steht die Vision: die vollkommene Entwaffnung, wenn Schwerter zu Pflugscharen und Speerspitzen zu Winzermesser umgewandelt werden, was auch für verbale Schwerter und Speerspitzen gilt. Alles, was wir benutzen, und damit anderen schaden, wird zu etwas Nützlichem verwandt, dazu, das Leben zu erhalten und zu fördern. Keiner greift mehr den anderen an, weil dazu auch keine Notwendigkeit mehr da ist. Keiner hat mehr Angst vor dem andern, weil es dafür keinen Grund mehr gibt. Keiner lernt mehr Krieg, Streit, Kampf. Wir lernen, dass wir uns im Leben auch behaupten und durchsetzen müssen. Dann lernt man nur noch, wie man dem anderen helfen kann, so dass der sich entfaltet.
Diese Vision teilen sicherlich viele, aber wie kann sie nun Wirklichkeit werden?
Jesaja beschreibt hier einen Weg in zwei Schritten und überlegen Sie einmal, ob sie das wollen?
Alle gehen zum Berg Zion, dahin wo der Gott Israels wohnt, der sich für uns in Jesus offenbart hat.
Berge sind in vielen Religionen Orte der Nähe Gottes. Mose erhält die 10 Gebote auf dem Berg Sinai. Jesus wird auf dem Berg verklärt. Kirchen wurden vielfach auf Anhöhen gebaut. Auf einem Berg ist man dem Himmel näher, mit der Sicht von einem Berg aus bekommt man Orientierung und Berge geben Orientierung.
Aber es gibt viele Berge, wo Menschen hingehen, um Orientierung zu bekommen:
Solche Berge können religiöse Anschauungen sein oder Geld. Wir reden ja auch davon, dass jemand Geld anhäuft oder auf seinem Geld sitzt. Ruhm, Anerkennung und Ehre oder auch eigene Bilder und Vorstellungen von einer friedlichen Zukunft können solche Berge sein. Sie alle sind andere Berge, andere Götter, wo wir Menschen hingehen und uns Orientierung holen und danach leben.
Der erste Schritt zum allumfassenden Frieden (Schalom) ist
nicht, dass wir UNSEREN Vorstellungen vom Frieden hinterherlaufen oder Parolen zur Friedensethik herausgeben oder einfach Pazifisten werden, sondern dass überall die Menschen sagen: Lasst uns nicht mehr zu diesen verschiedenen Bergen laufen, zu anderen Göttern, sondern lasst uns zu dem Gott gehen, der sich uns in Jesus Christus gezeigt hat, und nur zu ihm: Präsidenten und Diktatoren, Mohammedaner, Hindus, Christen und Vertreter anderer Religionen, alle in der Gesellschaft, in der Gemeinde, in der Familie und Ehe oder in anderen Bereichen.
Und dann der zweite Schritt: Sie gehen hin, um sich von Gott etwas zu holen.
Sie holen sich Weisung für ihr Leben.
Sie lassen sich von Gott, nicht von einem Pastor, einem Guru, einem Ideologen oder Philosophen, nicht von Religionsvertreter oder den eigenen Vorstellungen, sondern von Gott sagen, was der richtige Weg für ihr Leben ist, wie sie sich entscheiden sollen, wie sie den richtigen Halt, die richtige Hoffnung und richtige Orientierung bekommen.
Sie holen sich Zurechtweisung:
Sie lassen sich von Gott korrigieren, sagen, was nicht gut ist, wo sie sich auf dem falschen Weg befinden, falsche Entscheidungen, einen falschen Halt haben oder falschen Vorstellungen hinterherlaufen.
Sie holen sich Beurteilung:
Sie lassen sich beurteilen von Gott, nehmen sein Urteil an. Sie nehmen Gott als letzte Instanz, als alleingültigen Maßstab an und richten sich danach.
Und das alles tun sie alle, nicht weil sie dazu gezwungen werden, sondern weil sie es wollen, aus eigener Entscheidung, aus eigener Überzeugung.
Zu Gott gehen, da geht es nicht um irgendwelche religiösen Gefühle, sondern es geht darum, dass das erste Gebot „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ in aller Konsequenz gelebt wird, in allen Bereichen der Gesellschaft, der Kirche und des persönlichen Lebens. Es geht darum, dass alle sagen: Jesus Christus ist der wahre Herr, sein Wort, sein Leben soll für uns alle alleinige Richtschnur werden.
Frieden wollen wir alle, aber auch so, ganz und gar?
Wovon Jesaja hier redet, diesen Frieden können wir nicht einfach umsetzen mit schönen Parolen, ein bisschen Moral oder eigener Anstrengung. Aber auf diesen Frieden können wir uns freuen für die Ewigkeit. Da wird es ihn vollkommen geben.
Wir können ihn hier ein Stückweit mit Menschen erleben, die das tun wollen, sich ganz Gott unterstellen und vor allem sich selbst. Wir können diesen Frieden ein bisschen
weitergeben, wenn wir uns so von Gott weisen und korrigieren und richten lassen.
Vor allem aber, wenn wir diesen Frieden wollen, dann müssen wir
uns gegenseitig auffordern: lasst uns zu ihm hingehen, zu Jesus Christus, unseren Herrn; alle Menschen nicht auf unsere klugen Gedanken vom Frieden hinweisen, sondern darauf wie lebenswichtig es ist, dass wir uns alle ihm unterstellen. Jesus sagt in Johannes 14, 27: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht
Lasst uns hingehen und in dem Licht, das vom Herrn ausgeht, diesen Frieden leben.