Predigt zu Lukas 5, 1-11 am 5. Sonntag nach Trinitatis

 Was kann mich bewegen, mich mehr auf Jesus einzulassen?

Was kann einen Menschen veranlassen, sich mehr auf den Glauben an Jesus einzulassen?

Manche sagen, man müsste Gottes Eingreifen mal so richtig stark merken, zum Beispiel ein richtiges Wunder als Bestätigung.  Andere sagen, uns geht es zu gut. Wenn es den Menschen schlechter geht, dann würden sie sich mehr mit dem Glauben beschäftigen. Was könnte Sie dazu veranlassen, noch einmal ganz neu Schritte mit Jesus zu wagen?

Predigt zu Lukas 5 Meer Fischerboote Leuchtturm
Foto: Martina Heins

1 Eines Tages stand Jesus am Ufer des Sees von Gennesaret. Die Menschen drängten sich um ihn und wollten Gottes Botschaft hören. 2 Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und reinigten ihre Netze. 3 Er stieg in das eine, das Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück vom Ufer abzustoßen. Dann setzte er sich und sprach vom Boot aus zu der Menschenmenge. 4 Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: »Fahr hinaus auf den See und wirf mit deinen Leuten die Netze zum Fang aus!« 5 Simon erwiderte: »Herr, wir haben uns die ganze Nacht abgemüht und nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich die Netze noch einmal auswerfen.« 6 Sie taten es und fingen so viele Fische, dass die Netze zu reißen drohten. 7 Sie mussten die Fischer im anderen Boot zur Hilfe herbeiwinken. Schließlich waren beide Boote so überladen, dass sie fast untergingen. 8 Als Simon Petrus das sah, warf er sich vor Jesus nieder und bat: »Herr, geh fort von mir! Ich bin ein sündiger Mensch!« 9 Denn ihn und alle anderen, die bei ihm im Boot waren, hatte die Furcht gepackt, weil sie einen so gewaltigen Fang gemacht hatten. 10 So ging es auch denen aus dem anderen Boot, Jakobus und Johannes, den Söhnen von Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Jesus aber sagte zu Simon: »Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du Menschen fischen!« 11 Da zogen sie die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten Jesus.

Petrus hatte gerade zwei Dinge erlebt, die eigentlich ideale Voraussetzungen bilden, um sich wenigstens ein bisschen mehr mit Jesus zu beschäftigen:

Zunächst erlebte Petrus, dass Jesus  seine Schwiegermutter heilte. Man weiß nicht, wie er zu seiner Schwiegermutter stand, aber ein Wunder Jesu war es allemal. Zum anderen hatte er gerade einen totalen Misserfolg hinter sich, die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen. Deprimiert war er. Und nun drängen sich die Menschenmassen direkt bei Petrus, um Jesus zu hören. Aber beides: weder das Wunder noch der Misserfolg bewegen Petrus auch nur einen Millimeter auf Jesus zu. Er kümmert sich einen Dreck um Jesus. Er sitzt in seinem Schiff, vielleicht frustriert und sauer über den beruflichen Misserfolg, flickt Netze und denkt wahrscheinlich ans Geschäft.

Das erste, was Petrus bewegt, ist ein Gefallen, um den Jesus ihn bittet.

Erlaube mir, dass ich dein Boot als Kanzel benutze.  Und Petrus tut ihm den Gefallen und damit fängt für ihn seine ganze Geschichte mit Jesus an. Später verlässt er seine Schiffe, seinen Beruf, zieht mit Jesus durch die Gegend, wird Anführer der Apostel und reist durch die Welt, um von Jesus zu erzählen. Eine humorvolle Warnung an alle: Wenn Sie das Gefühl haben, Sie sollten mal wieder etwas für Gott in seinem Sinne tun, dann seien Sie vorsichtig. Vielleicht ist das der Anfang für ein abwechslungsreiches Leben mit Jesus.

Für Petrus nehmen die Ereignisse ihren Lauf.

Jesus sagt zu ihm: Fahr hinaus, da wo es am Tiefsten ist und wirf deine Netze aus. Das ist für einen Fischer völliger Irrsinn, denn erstens fischt man nicht am Tag und zweitens fischt man nicht da, wo es am tiefsten ist. Aber Petrus geht, obwohl er ein erfahrener Fischer ist, auf diesen „Blödsinn“ ein. Irgendwas an Jesus muss ihn schon bewogen haben, auf Jesus zu vertrauen. Und dann passiert wieder ein Wunder, ein großartiges Wunder! Christus spielt mit den Naturgewalten und zeigt ihm so, welche Macht er hat und wer er ist. Wie oft haben wir uns schon gewünscht, so etwas selbst zu erleben oder dabei zu sein.

Aber die Reaktion von Petrus ist überraschend:

Er singt keine Loblieder, kein Halleluja, baut keine Kirche oder sonst etwas, sondern er sagt: Das halte ich nicht aus. Die Kluft zwischen dir und mir ist zu groß. Da kann ich nicht mithalten. Jesus, geh weg, weit weg von mir! Aber nicht das Wunder ist entscheidend, ein Wunder hatte Petrus ja schon erlebt, sondern er merkt plötzlich: Da begegnet mir kein gewöhnlicher Wundertäter oder toller Prediger, sondern hier habe ich es mit dem lebendigen Gott zu tun. Jesus ist nicht nur ein Kumpel, ein guter Freund oder besonders guter Mensch, sondern hier begegnet mir die ganze Macht, Kraft und Stärke des lebendigen Gottes. Neben Jesus kann ich mich nur schlecht fühlen und auch zu Recht verurteilt werden.

Und wie reagiert Jesus?

Jesus sagt nicht: Du, Petrus, du bist zwar ziemlich unmöglich, nicht sensibel und auch nicht besonders intelligent, aber ich nehme dich trotzdem an, wie du bist. Die Frage ist: Wäre das denn nicht gut gewesen? Ist das nicht schön, so angenommen zu werden? Überlegen wir einmal: Wenn wir unseren Kindern oder Freunden ständig sagen, ich nehme dich so an, wie du bist, dann kann das auch so verstanden werden: Eigentlich bist du nicht zu gebrauchen, aber ich bin ja so voller Liebe, dass ich dich trotzdem annehme. Wenn uns das jemand ständig sagt, muss das nicht nur Freude hervorrufen, sondern kann auch zu Minderwertigkeitsgefühlen führen. Jesus sagt auch nicht: Petrus, ich will dich zwar, aber du musst jetzt erst einmal lernen dies und das und das zu halten und lernen, wie man sich als Christ benimmt. Dann hätte Petrus vielleicht gesagt: Ist ja nett, aber das schaffe ich sowieso nicht. Jesus macht etwas anderes: Er will das Leben von Petrus verändern, aber darüber sagt er nichts, sondern er sagt ihm: Petrus, du bist wertvoll für mich, dich brauche ich. Deinen Typ, deine Art, deine Eigenschaften, dich brauche ich. Wir wollen jetzt zusammen Gottes Reich hier bauen, du und ich und die anderen.

Davon ist Petrus so überwältigt, dass Jesus ihn gebrauchen will, dass er alles liegen lässt und mitgeht.

Folgendes kurzes Gespräch kann man sich vorstellen: Petrus: Jesus, du meinst nicht mich. Dahinten sind die Pharisäer und Theologen, die kannst du viel besser gebrauchen. – Jesus: Nein, Petrus, ich meine dich! – Petrus: Aber Jesus, du verschätzt dich, ich kann überhaupt nichts außer fischen. Predigen und solche Wunder tun, das kann ich nicht. – Jesus: Lass dich mal überraschen, was du noch alles können wirst, wenn du mit mir gehst. Komm, Petrus! Red dich nicht raus, ich brauche dich!

Das ist die entscheidende Sache, wenn es um den Glauben geht:

Dass Gott mir hilft, das ist auch wahr; dass er bei mir ist, wenn ich schwach bin, stimmt auch; dass er meine Schuld vergibt, ist auch richtig; Aber dies ist noch viel mehr. Jesus will und kann mich und Dich gebrauchen. Nun bitte ich Euch, das mal aufzusaugen. Jesus sagt zu dir: Du bist mir wertvoll. Ich brauche Dich, Dein Typ fehlt mir noch in meiner Mannschaft. Mein Vater und ich haben nämlich eine Sache geplant, um unser Reich hier zu bauen, und da brauchen wir Dich und Dich und … noch, mit deinen ganz besonderen Eigenschaften, Ecken und Kanten. Deshalb haben wir Dich extra so geschaffen.

Petrus weiß nicht, was auf ihn zukommt, er hat es sich nicht erklären lassen von Jesus. Er weiß nicht viel über Gott und die Welt, hat nicht viel Bildung, Er weiß nicht, was es heißt, christlich zu leben, er hat keine Ahnung von alledem. Er weiß nur. Wenn Jesus, Gott selbst mir sagt: ich brauche dich, du bist wertvoll für mich, dann geh ich mit, dann bin ich da an der richtigen Stelle. Da kann nichts schiefgehen.
Genau das sagt Jesus auch zu dir: Du bist wertvoll für mich. Ich brauche gerade dich. Jesus will dich gebrauchen an deinem Arbeitsplatz, im Freundeskreis, in der Familie, um ihm zu helfen, sein Reich in dieser Welt zu bauen.
Predigt zu Lukas 5, 1-11
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