Predigt zu Jesaja 11, 1-9 am 1. Advent oder 2. Weihnachtstag

Der Schriftsteller Hemingway beschreibt in der Geschichte: „Der alte Mann und das Meer“ folgendes Ereignis:

Ein alter Fischer hat seit Monaten keinen Fisch mehr gefangen. Schließlich fährt er allein weit hinaus aufs Meer, um einen großen Fang zu machen. Und tatsächlich: Ein Riesenfisch beißt sich an seiner Angel fest. Bis zur völligen Erschöpfung kämpft er, bis der Fisch ermüdet. Stolz fährt er zurück zum Hafen und denkt: Wie werden mich jetzt die Leute an Land bewundern! Aber schon auf dem Heimweg nagen Haie seinen Fisch an und übrig bleibt nur ein Skelett.

Hemingway beschreibt das Lebensgefühl vieler Menschen:

Auf der Suche nach einem erfüllten, gelingenden Leben strengt der Mensch sich an und müht sich ab, und denkt dabei: Wenn ich das geschafft habe, dann wird es besser oder es ist alles gut. Aber immer, wenn er meint, er hat es gefunden, dann steht er schon wieder mit leeren Händen da. Immer wieder fallen wir Menschen auf die gleiche Täuschung herein, wenn wir zum Beispiel denken: Wenn ich einen Führerschein habe, einen Beruf, den beruflichen Durchbruch, verheiratet bin, Kinder habe, im Ruhestand bin, dann ist es geschafft, oder dieser Mensch, dieses Haus, dieser Posten ist mein Traum, mein Glück und Lebenssinn. Und wenn wir es dann erreicht haben, merken wir, dass wir keinen Schritt weiter sind, sondern wieder mit leeren Händen dastehen. Und spätestens im Tod bleibt uns nichts.

Wie anders dagegen die Vision von Jesaja. Wir lesen zunächst die Verse 6-9:

Predigt zu Jesaja 11,1-9 Johannes 14,27 2. Könige 25,8-12 1. Korinther 1, 3 Frieden leben und Frieden bringen Frieden erfahren durch Jesus Christus 1. Johannes 5, 1-5 Jubilate Jesus Christus Kreuz Hoffnung Frieden
Foto: Martina Heins

„6 Dann wird der Wolf beim Lamm zu Gast sein, der Panther neben dem Ziegenböckchen liegen; gemeinsam wachsen Kalb und Löwenjunges auf, ein kleiner Junge kann sie hüten. 7 Die Kuh wird neben dem Bären weiden und ihre Jungen werden beieinander liegen; der Löwe frisst dann Häcksel wie das Rind. 8 Der Säugling spielt beim Schlupfloch der Schlange, das Kleinkind steckt die Hand in die Höhle der Otter. 9 Niemand wird Böses tun und Unheil stiften auf dem Zion, Gottes heiligem Berg. So wie das Meer voll Wasser ist, wird das Land erfüllt sein von Erkenntnis des HERRN.“

Am Ende steht nicht, dass wir nichts haben, sondern am Ende steht die Fülle des Lebens:

Alles ist gut, alle leben in Frieden und Gerechtigkeit, alle hören auf Gott und tun seinen Willen. Paulus beschreibt das in Römer 8, 21 und sagt: Auch die Natur stöhnt und sehnt sich danach, von der Versklavung an die Vergänglichkeit befreit zu werden. Mit uns sehnt sie sich danach, dass Gott seine Herrschaft aufrichtet und sein Friedensreich errichtet.

Während in der Geschichte Hemingways die Zukunft davon abhängt, was der Mensch zustande bringt und ob seine Umgebung ihm günstig gesonnen ist oder nicht, hängt sie bei Jesaja von dem ab, was Gott tut. Gott selbst wird handeln, sagt Jesaja:

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In den Versen 1-5 sagt Jesaja:

„1 Ein Spross wächst aus dem Baumstumpf Isai, ein neuer Trieb schießt hervor aus seinen Wurzeln.“ 2 Ihn wird der HERR mit seinem Geist erfüllen, dem Geist, der Weisheit und Einsicht gibt, der sich zeigt in kluger Voraussicht und in Stärke, in Erkenntnis und Ehrfurcht vor dem HERRN. 3 Gott zu gehorchen ist ihm eine Freude. Er urteilt nicht nach dem Augenschein und verlässt sich nicht aufs Hörensagen. 4 Den Entrechteten verhilft er zum Recht, für die Armen im Land setzt er sich ein. Seine Befehle halten das Land in Zucht, sein Urteilsspruch tötet die Schuldigen. 5 Gerechtigkeit und Treue umgeben ihn wie der Gürtel, der seine Hüften umschließt.“



Ein Spross wird kommen, ein Nachkomme Isais, des Vaters von David, sagt er in Vers 1. Und am Anfang von Vers 2 heißt es: „Ihn wird der Herr mit seinem Geist erfüllen.“ Nicht menschlicher Geist, menschliche Maßstäbe, sondern Gottes Geist und Gottes Kraft werden ihn anfüllen. Das ist ein Hinweis auf Jesus, der ein Nachkomme Davids ist. In der Weihnachtsgeschichte in Lukas 2 lesen wir: „weil er aus dem Hause und Geschlechts Davids war.“ Und in der Taufe Jesu in Matthäus 3 wird gesagt: „Und der Heilige Geist kam sichtbar auf ihn herab.“

In den Versen 2-5 wird beschrieben, wie der ist, den Gott schickt.

Und in allem, was Jesaja sagt, erkennen wir, dass sich das in Jesus erfüllt hat. So ist Jesus. In Vers 2 finden wir eine Zusammenfassung in sechs Begriffen und in den Versen 3-5 Erläuterungen dazu.

In sechs Begriffen werden Eigenschaften des Gesandten Gottes, also von Jesus beschrieben.

Die ersten vier Begriffe beschreiben, wie er auf uns Menschen und allgemein auf die Welt wirkt:

„Weisheit“ beinhaltet das Wissen, wie man in einer bestimmten Situation richtig, das heißt Gottes Willen gemäß handelt. So hat Jesus nicht einfach nach vorgegebenen Regeln und Gewohnheiten gehandelt, sondern er wusste in jeder Situation, was dem Willen und der Liebe Gottes entsprach. Das hat er getan und das ist weise!

„Einsicht“ beschreibt die Fähigkeit, Situationen und Menschen nicht nur oberflächlich zu sehen, sondern das zu sehen, was tiefer im Verborgenen liegt. Mit Einsicht schaut jemand hinter die Fassade. Jesus sieht nicht nur die Oberfläche von Situationen und Menschen, sondern er schaut hinein und erkennt, was uns normalerweise verborgen bleibt. So kennt Jesus auch uns besser, als wir selbst uns kennen.
„Kluge Voraussicht“ übersetzt Martin Luther mit „Rat“. Der Zukunftsforscher Matthias Horx sagt, unser Zukunftsradius, nach dem wir unser Verhalten ausrichten, liegt bei 9 Monaten, also sehr kurzfristig. „Kluge Voraussicht“ bedeutet, dass jemand nicht nach kurzfristigen Gesichtspunkten handelt, sondern in kluger Voraussicht sieht, was langfristig gut und richtig ist, und entsprechend kann er Rat geben. Wir sehen bei Jesus, wie sein Handeln und seine Ratschläge für uns langfristig gut sind, auch wenn wir kurzfristig manchmal denken, dass wir dadurch Nachteile haben.
„Stärke“ ist die Kraft, das Gute nicht nur zu erkennen, sondern auch zu tun. Wir sehen bei Jesus, dass er trotz widriger Umstände und Feindschaft, immer das Gute für sich und andere tat.

Die anderen beiden Begriffe beziehen sich auf die Quelle seines Handelns, auf seine Beziehung zu Gott.

„Erkenntnis“ meint das „Eins-sein“ mit dem Willen Gottes. Jesus kennt Gott selbst, hat Zugang zum Herzen Gottes und weiß um alle Gedanken Gottes. Jesus sagt von sich in Johannes 10, 30: „Ich und der Vater sind eins.“ Es gibt keine größere Einheit als die zwischen Jesus und Gott.
„Ehrfurcht“ ist die tiefe Achtung vor dem allmächtigen Gott. Jesus sagt in seiner Versuchung in der Wüste in Matthäus 4, 10: „Vor dem Herrn deinen Gott, wirf dich nieder, ihn sollst du anbeten und niemand sonst.“ Und in Matthäus 22, 37+38: „Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit deinem ganzen Verstand!‹ Dies ist das größte und wichtigste Gebot.

Mit diesen sechs Begriffen beschreibt Jesaja den, der von Gott kommen soll und der in Jesus zu uns gekommen ist.
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Das ist die wunderbare Botschaft von Weihnachten, dass alles das mit Jesus zu uns gekommen ist.

Jesus sagt selbst in Matthäus 4, 17: „Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen!“ Aber es ist nicht nur zu uns gekommen, sondern es ist für uns da. Es steht uns zur Verfügung! Genau das, was uns ein erfülltes Leben bringt, für jeden Einzelnen und für das Miteinander, und wonach wir uns sehnen, ist in Jesus da! Können wir das glauben, dass Gott es uns in Jesus gibt, oder meinen wir, immer noch woanders suchen zu müssen?

Was für ein Vorrecht ist das für uns Christen!

Alles Menschliche geht am Ende immer so aus wie bei Hemingway: Trotz aller Bemühungen stehen wir am Ende mit leeren Händen da. Aber das, was Gott gibt, hat Bestand im Leben und für die Ewigkeit.

Aber wir sollen dabei nicht stehen bleiben, dass Gott es uns schenkt, sondern wir sind eingeladen, an Gottes Werk mitzuarbeiten.

Jesus hat uns dafür mit dem Geist Gottes angefüllt und damit die Fähigkeit gegeben, mit Weisheit und Einsicht, in kluger Voraussicht und in Stärke, in Erkenntnis und Ehrfurcht zu leben und zu handeln. Jesus sagt in Johannes 7, 38: „Wer an mich glaubt, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Und in Johannes 15, 16 sagt er: „Ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, reiche Frucht zu bringen, Frucht, die Bestand hat.“

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In der Adventzeit gehen wir auf Weihnachten zu und feiern dann das Fest für ein paar Tage, aber das wahre Geschehen von Weihnachten setzt sich für uns über das ganze Jahr fort,

wenn wir uns immer wieder dem zuwenden und uns danach ausstrecken, was Gott uns in Jesus schenkt, und wenn wir täglich neu versuchen, das zu leben und am Werk Gott mitzuarbeiten.

Predigt zu Jesaja 11, 1-9
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