Predigt zu Markus 13, 31-37 am Ewigkeitssonntag

Predigt zu Markus 13, 31 - 37 Trauer Trost Ewigkeitssonntag Totensonntag Ewigkeit Tod
Foto: Martina Heins

Wie können wir uns auf das Kommen Jesu oder unser Sterben vorbereiten?

Der Sonntag heute hat zwei Namen:

Zum einen heißt er Totensonntag

und erinnert uns daran, dass unser Leben begrenzt ist und an unsere Ohnmacht gegenüber dem Tod. Einige trauern an diesem Tag über den Verlust eines Angehörigen oder Freundes im letzten Jahr und manche werden mit dem Schmerz noch nicht fertig, und vielleicht denken wir auch ängstlich daran, wie schnell unser eigenes Lebensglück zerstört werden kann.

Zum anderen heißt dieser Sonntag Ewigkeitssonntag.

Das soll uns an die Auferstehung erinnern, an ein ewiges Leben, das es für alle gibt, die an Jesus Christus glauben. Und darum wollen wir heute nicht bei der Angst und bei der Trauer stehen bleiben, sondern auf das hören, was die Bibel uns als Antwort darauf zu sagen hat, was sie uns gibt an Hoffnung und Gewissheit in allem Leid, aber auch als Mahnung.

 Wir lesen dafür jetzt einen Abschnitt aus Markus 13, 31-37:

(Jesus sagt:) 31 Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. 32 Von jenem Tage aber oder der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.
33 Seht euch vor, wachet! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. 34 Es ist wie bei einem Menschen, der über Land zog und verließ sein Haus und gab seinen Knechten Vollmacht, einem jeden seine Arbeit, und gebot dem Türhüter, er sollte wachen: 35 So wacht nun; denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen, 36 damit er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt. 37 Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!

Jesus redet hier zunächst vom Ende der Welt.

Er macht uns bewusst, dass es kommt, und dass das Leben hier auf der Erde nicht alles ist, sondern dass das Eigentliche noch kommt, nach dem Tod.

Genauso ist es mit unserem eigenen Leben auch.

In was für einem Hochmut leben wir doch häufig, wenn wir so tun, als sei das Hier das Wichtigste, das Schöne und auch die Probleme. Es ist gut, wenn wir die Verhältnisse wieder zurechtrücken.

Aber was uns am stärksten bewegt ist nicht, dass wir wissen, dass unser Leben zu Ende geht, sondern die Frage, die Angst, das könnte schon Morgen bei mir oder einem geliebten Menschen eintreten.

Ich erinnere mich an ein Gespräch vor vielen Jahren mit Gleichaltrigen. In uns allen bohrte diese Frage: Was ist, wenn der Arzt mir plötzlich sagt, dass ich todkrank bin, ein Kind oder sonst ein Mensch, den wir sehr liebhaben, plötzlich stirbt? Was ist dann?

Wann das eintritt, weiß niemand.

Predigt zu Markus 13, 31 - 37 Ewigkeitssonntag Burg Coburg Burgtor Wache
Foto: Martina Heins
Deshalb sagt Jesus: Seid wachsam,

macht euch bewusst, wie zerbrechlich und endlich alles das, was es hier auf der Welt gibt, woran Euer Herz hängt, ist und konzentriert euch auf das, was darauf die Antwort ist, was ewig hält.

Jesus gebraucht das Bild von der Wache, das erinnert an Geschichten aus der Vergangenheit, wo Burgen bewacht wurden. Wir kennen es aber auch aus unserer Zeit: Wichtige Gebäude werden bewacht, Industrieunternehmen haben eine Betriebswache, Grenzen werden bewacht. Der Sinn einer Wache besteht darin, dass man, sollte ein eventueller Feind kommen, nicht unvorbereitet ist, sondern darauf eingestellt sein will. Zu Wachen, das lohnt sich aber nur, wenn ich Hoffnung habe, ich kann die Gefahr abwenden. Wenn ich aber von vornherein weiß, ich bin machtlos, ohnmächtig = ohne Macht, dann bleibt mir nur wegzulaufen.

So geht es uns mit dem Tod.

Wir fühlen uns ohnmächtig und deshalb denken wir nicht daran, verdrängen es und tun häufig so, als würde unser Leben ewig dauern. Und wenn dann der Tod doch in unser Leben eintritt, sind wir ganz unvorbereitet.
Es gibt viele andere Dinge, die unser Lebensglück bedrohen können, zum Beispiel wirtschaftliche Not, Probleme in der Familie oder am Arbeitsplatz, und wir wissen, dass wir nicht alle vermeiden können. Aber darüber reden wir in der Familie, mit Freunden. Wir versuchen uns darauf einzustellen, so gut es geht, damit wir vorbereitet sind, wenn uns so etwas trifft. Wir sind wachsam und wollen uns nicht davon überraschen lassen.
Aber bei der so wichtigen Frage, was ist, wenn der Tod plötzlich unser Leben bestimmt, da verhalten wir uns ganz anders. Wir laufen davor weg, verschließen die Augen und versuchen es zu verdrängen. In kaum einer Ehe oder einem Freundeskreis wird darüber gesprochen.

Aber was sollen wir sonst tun?

Es soll ja Menschen geben, die denken einfach nicht dran, sie leben sorglos in den Tag. Sie schlafen, bis sie plötzlich aufgeweckt werden, wenn der Tod ins Leben einbricht.
Wir wissen ganz genau, dass Weglaufen und Schlafen angesichts des Todes keine Lösung ist, aber so wie Jesus sagt, wachsam sein, wohin führt das, wenn wir doch ohnmächtig davorstehen: in die Resignation, Depression oder lähmende Angst? Wenn ich mich immer damit beschäftigen soll, dass der Tod plötzlich in mein Leben eindringen kann und ich weiß, wenn er kommt, bin ich machtlos, ist es dann nicht doch besser, lieber wegzulaufen oder sorglos in den Tag zu leben, solange es eben geht.

Predigt zu Markus 13, 31 - 37 1. Korinther 9, 16-23 Apostelgeschichte 8, 26-10 Römer 11, 36 Apostelgeschichte 1 Matthäus 10 Jesus Bekenntnis 2 Petrus 1 Epheser 1, 15 - 23
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Jesu Aufforderung, „wachsam zu sein“, ist nach menschlichen Maßstäben Unsinn.

Sie hat nur Sinn, wenn das stimmt, was er hier sagt, und wenn ich glaube, dass es stimmt. Er sagt: Meine Worte bleiben in Ewigkeit. Was ich euch zu sagen habe, darauf könnt ihr euch in Ewigkeit verlassen, über dieses Leben hinaus, zum Beispiel: die Zusage der Ewigkeit, wenn wir zu ihm gehören; ich habe die Macht, auch über den Tod; du gehörst zu mir; ich bin die Auferstehung und das Leben.

Er sagt dir und mir: Es gibt für dich ein Ziel, ein größeres und schöneres Leben.

Dahin sollst du kommen. Vertraue mir, dann bringe ich dich dahin. Ich habe für dich den Tod besiegt, damit dein Sterben für dich die Tür zur Ewigkeit sein kann.

Wenn das stimmt,  

dann ist das Ziel meines Lebens nicht der Tod, sondern ein ewiges Leben in Gottes Reich, wo es keine Krankheit, Einsamkeit, Leid und Tod mehr gibt;
dann ist auch der Zeitpunkt meines Todes oder anderer Menschen nicht einfach Schicksal, sondern liegt in seiner Hand, bei jemand, der uns mit Fürsorge und Liebe begleitet und für uns nichts Böses, sondern nur Gutes will;
dann ist es nicht mehr nur die Ohnmacht, die mich angesichts des Todes befällt, sondern ich weiß dann, da ist einer, der ist noch mächtiger. Mit ihm kann ich der Gefahr des Todes entgegengehen. Ihm kann ich mich anvertrauen.

Aber die Frage ist: Glaube ich denn, dass das stimmt, dass das Eigentliche erst noch kommt, dass Christus der ist, der uns dahin bringen kann?
Jesus fragt uns: Glaubt Ihr das? Er wirbt um unser Vertrauen und sagt: Glaubt mir doch, glaubt mir, dass ich euch nicht anlüge. Verlasst euch auf mich!

Jesus erspart uns nicht das Sterben, nicht den Tod, nicht das Leid. Das gehört zu dieser Welt.

Manche zweifeln an der Liebe Gottes, wenn sie Leid erleben, aber Gott hat uns nie ein Leben ohne Leid versprochen, das erleben wir erst in der Ewigkeit. Er hat uns versprochen, dass er im Leid und ihm Tod bei uns sein will, wenn wir ihm vertrauen, dass wir in der Gemeinschaft mit ihm auf ein viel größeres Ziel zugehen, das Leben in der Ewigkeit.

An dieser Geschichte wird mir viel deutlich:
  1. Wachsam sein heißt nicht, mutig der Gefahr ins Auge zu sehen, sondern auf Christus zu schauen, auf seine Kraft zu bauen und in Gefahr seine Hand zu ergreifen.
  2. Selbst wenn mein Glaube immer wieder schwankt und sehr klein ist, lässt Christus mich nicht fallen, sondern ergreift meine Hand und reißt mich aus der Gefahr.
    Die Angst, dass der Arzt plötzlich zu mir sagt, ich sei sterbenskrank ist auch bei mir nicht weg. Und die Angst, dass ein Mensch, den ich liebe, plötzlich stirbt ist auch noch da. Und manchmal laufe ich auch davor weg und möchte lieber nicht dran denken.
    Aber ich weiß, das muss ich nicht. Ich kann mit meiner Angst zu Christus gehen, und wenn ich dann von ihm höre: „Schaue auf mich!“ und ich tue das, dann weiß ich: Bei ihm bin ich sicher und geborgen, egal, was auch passieren mag.
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Foto: Martina Heins

Wachsam sein, das heißt, bei Christus bleiben, sich an ihm festhalten und auf ihn vertrauen.

Deshalb ermahnt Jesus uns und lädt uns ein, unseren Halt nicht in Dingen zu suchen, die endlich sind, die zerbrechen können, sondern im Vertrauen auf sein Wort zu leben, das uns einen ewigen Halt gibt.

Das ist die Antwort des Glaubens auf unsere Trauer, unsere Angst, auf den Tod: Jesus Christus!
Predigt zu Markus 13, 31-37

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