Predigt zu Matthäus 10, 32-33 am Drittletzten Sonntag im Kirchenjahr
Sie kennen die Menschen, die in gelb-schwarzen, rot-weiße, blau-weißen oder andersfarbigen Klamotten umherlaufen, schreien und singen: Sie bekennen sich, und zwar zu ihrem Verein. Ebenso bekennen sich Parteimitglieder oder Zugehörige zu einem Verein, manchmal auch durch Uniformen.
Wenn es aber darum geht, den Glauben an Jesus öffentlich zu bekennen, sind viele Christen eher zurückhaltend.
Dabei ist es so wichtig, sich zu etwas oder jemand zu bekennen.
Vor einiger Zeit hörte ich die Geschichte von einem Mann, der 30 Jahre Vorsitzender in einem kleinen Dorfverein gewesen war. Er war angesehen und beliebt. Auf jeder Feier hieß es von allen Seiten „hallo“. Man zeigte sich gern mit ihm. Dann kam das Gerücht auf, er hätte Geld veruntreut. Plötzlich grüßten ihn viele nicht mehr, kamen nicht zum Geburtstag. Er war plötzlich allein. Nur einige sagten: Wir wissen nicht, was los war, aber wir sind deine Freunde und stehen zu dir, und das sagten sie nicht nur in seiner Gegenwart, sondern auch öffentlich. Für ihn war das sehr hilfreich und besonders wichtig. Das Gerücht erwies sich später als haltlos.
Nun meine Frage an Sie: Haben Sie jemand, auf den Sie sich hundertprozentig verlassen können, der zu Ihnen hält, egal, was Sie machen oder was geschieht? Ganz sicher?
Es ist schön, wenn man einen oder ein paar Menschen hat, auf die man sich so verlassen kann. Noch schöner ist es, wenn ich weiß, Gott bekennt sich zu mir und sagt: Mein Freund, mein geliebtes Kind, wir gehören zusammen im Leben und für die Ewigkeit.
Wir sehen bei Jesus, wie er sich öffentlich zu Menschen bekennt, die nicht so angesehen waren,
zum Beispiel zum Zöllner, den alle ablehnten, weil er ein Betrüger war; zur Ehebrecherin, als alle sie verurteilten oder schweigend und neugierig dabeistanden; zu Petrus, nachdem er total versagt und Jesus verleugnet hatte; zu Paulus, nachdem der die Christen verfolgt und ein Feind Jesu war.
So bekennt Jesus sich auch zu dir und mir,
egal was du tust, was die Leute sagen werden, auch wenn alle dich im Stich lassen; im Sterben, wenn du alleine bist, und im Gericht, wenn der Teufel dich zurecht anklagt und dich bei sich haben will. In der Taufe hat Jesus sich zu dir bekannt, noch bevor er weiß, was du alles aus deinem Leben machen wirst. Er hat für dich einen Blankoscheck ausgestellt. Gott bekennt sich in Jesus zu dir, hält dir die Treue! Darauf kannst du bauen.
Aber es reicht nicht, wenn sich nur eine Seite bekennt? Das müssen beide.
Eine Ehe ist merkwürdig, wenn nur einer sich zum anderen bekennt, während der andere seinen Ehepartner in der Öffentlichkeit verleugnet, und eine Freundschaft ist nur gut, wenn beide dazu stehen.
So ist es auch mit Jesus: Es entsteht nur eine Einheit, wenn wir auch sagen: Ja, ich gehöre zu ihm;
ich freue mich, dass er mich liebt, ich sein Kind sein darf, ich mich auf ihn verlassen kann, und das will ich auch, mich zu ihm bekennen, ihn lieben und treu zu ihm stehen, dass er sich auf mich verlassen kann. Ich will alles für ihn tun.
Jesus sagt in Matthäus 10, 32-33:
„Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich bekennen am Gerichtstag vor meinem Vater im Himmel. Wer mich aber vor den Menschen nicht kennen will, den werde auch am Gerichtstag vor meinem Vater im Himmel nicht kennen.“
Und Paulus schreibt in Römer 10, 9-10:
„Wenn ihr also mit dem Mund bekennt: Jesus ist der Herr“, und im Herzen glaubt, dass Gott ihn vom Tod auferweckt hat, werdet ihr gerettet. Wer mit dem Herzen glaubt, wird von Gott als gerecht anerkannt; und wer mit dem Mund bekennt, wird im letzten Gericht gerettet.“
Unser Bekenntnis ist notwendig, denn dadurch verbinden wir uns mit Jesus und können das bekommen, was er uns geben will. Ohne öffentliches Bekenntnis geht es nicht.
Es gibt noch einen anderen Grund, warum das Bekennen notwendig ist:
Wir leben in einer Welt, in der immer weniger vom Glauben an Jesus geredet wird, am Arbeitsplatz, in den Familien, Vereinen oder in den Medien und oft wird der Glaube sogar mit Füßen getreten. Nun kann man sagen: Das ist doch nicht so schlimm! Aber es ist schlimm!
Viele Menschen suchen nach Antworten für ihr Leben:
Was gibt mir Sinn? Wo finde ich die richtige Orientierung? Was gibt mir Halt? Wie werde ich mit dem Sterben fertig? Das sind nicht irgendwelche Menschen, sondern zum Beispiel Ihre Kinder und Enkel, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen oder Nachbarn. Selbst bei den Flüchtlingen denken fast alle nur an materielle Hilfe an Sprachkurse oder Arbeitsmöglichkeiten. Auch sie brauchen die Antworten auf die Fragen des Lebens, die nur Jesus geben kann. Viele Flüchtlinge suchen hier bewusst den Glauben an Jesus, aber es muss welche geben, die mit ihnen darüber reden als etwas Wunderbares und Großartiges.
Die Menschen suchen Antworten und sie sollen doch keine falschen bekommen.
Politische Parolen werden laut über die Medien verbreitet, andere Religionen bieten ihre Antworten an und die Konsumgesellschaft verkündet an allen Ecken „Hauptsache Erfolg und Geld“. Wollen Sie, dass die Menschen, die Ihnen wichtig sind mit falschen Antworten in die Irre geführt werden?
Das heißt nicht, dass wir es machen können, dass sie dann auch glauben, aber ohne das Bekenntnis der Christen zum Glauben an Jesus haben sie keine Chance. Und vielleicht sind Sie deren einzige Chance.
Wie kann dieses Bekenntnis aussehen und wo soll es geschehen? Ich will hier nur einige Beispiele nennen.
Zunächst ist hier die Teilnahme an Gottesdiensten zu nennen. Manche sagen, die gehen doch nur in die Kirche, um sich zu zeigen. Das ist auch richtig. Man soll unter anderem auch in den Gottesdienst gehen, um sich zu zeigen, nicht, dass man ein besserer Mensch dadurch ist, sondern um zu zeigen, dass man zu einem wunderbaren Herrn gehört.
Zu Hause können Sie Ihren Glauben zeigen, zum Beispiel indem Sie auch, wenn Gäste anwesend sind, vor dem Essen beten, oder indem Sie durch Bilder, Sprüche an den Wänden zeigen und vor anderen bekennen, dass Sie die Verbindung zu Jesus suchen und pflegen.
In Gesprächen in der Schule, zu Hause, am Arbeitsplatz, im Urlaub oder sonst wo können Sie deutlich sagen: Ich glaube an Jesus, auch wenn du damit vielleicht nichts anfangen kannst.
Es gibt viele Möglichkeiten.
Wenn du Jesus wirklich liebst, dann fragst du nicht, „muss ich das“, sondern „wann kann ich es und wie kann ich es am besten?“ Liebe setzt Fantasie frei.
Ist es wirklich so schlimm, wenn andere Sie deswegen für komisch halten, Sie belächeln, spotten oder sogar ablehnen?
Manche sagen: „Das kann ich nicht!“
Aber das ist Blödsinn und eine faule und dumme Ausrede. Ich habe viele einfache Menschen erlebt, die ihren Glauben mit einfachen Worten viel echter bekannt haben als manche studierte Theologen. Das hat nichts mit Bildung und Können zu tun, sondern was du liebst, dazu bekennst du dich auch.
In unserer Zeit brauchen wir wieder Menschen, die sich zu Jesus bekennen,
nicht weil sie besonders gut sind, sondern weil Jesus gut ist, weil sie von Jesus begeistert sind; die um Jesu willen den Mut haben, sich zu blamieren, wenn sie dabei stottern, keine
überzeugenden Argumente haben und vielleicht ausgelacht werden; die um Jesu willen den Mut haben, alleine dazu stehen, wenn andere sie auslachen; die unruhig darüber werden, dass sie selbst noch mehr mit Jesus verbunden sein und besser nachfolgen möchten und dass so viele Menschen Jesus brauchen und sie ihn noch nicht kennen. Jesus braucht Menschen, die einfach treu zu ihm stehen, egal was es für Konsequenzen für sie haben wird.
Denken Sie daran: Jesus ist treu zu Ihnen.
Er ist den Weg zu Ende gegangen bis zum Kreuz aus Treue und Liebe zu Ihnen trotz all Ihrer Taten, Ihrer Gedanken, Ihrer Abwege, selbst wenn alle Sie ablehnen, wenn der Teufel Sie verurteilt und Sie selbst sich auch.