Predigt zu Matthäus 17, 1-9 am letzten Sonntag nach Epiphanias
Hatten sie in diesem Jahr einen Januar-Kater nach der stimmungsvollen Weihnachtszeit?
Das Wetter ist triste, die schöne Weihnachtsbeleuchtung erloschen, das Gesicht zieht sich zusammen und die Stimmung geht nach unten. Britische Forscher haben herausgefunden, dass in der Regel der dritte Montag im Januar der „blaue Montag“ (blue Monday) des Jahres ist. An diesem Tag sollen danach die Menschen die schlechteste Stimmung des Jahres haben, sind unfreundlich und überlaunig. Wie war das bei Ihnen an diesem Tag oder in diesen Tagen? So ganz Unrecht werden die Forscher wahrscheinlich nicht haben.
Das Problem ist, dass wir beides nicht zusammenbekommen:
die schönen und die mühsamen Zeiten. Das Schöne wirkt sich gar nicht auf den Alltag aus oder nur kurzfristig. So etwas passiert auch nach einem Urlaub oder anderen schönen Ereignissen.
Auf der einen Seite sind die schönen Zeiten, wo man alles hinter sich lassen kann:
Alltagsaufgaben, Sorgen und Probleme, Termine und sonstige Verpflichtungen, und alles ist gut und verläuft harmonisch. Ein toller Urlaub, eine schöne Feier, Erfolg bei der Arbeit, die gute Zensur, wenn alles friedlich ist, das ist wie der Himmel auf Erden. Solche Erlebnisse möchten wir festhalten, drin bleiben oder zu jeder Zeit wiederholen. Im Fußball oder auch bei anderen Anlässen wird dann gesungen: „So ein Tag, so wunderschön wie heute, so ein Tag, der dürfte nie vergeh`n.“
Auf der anderen Seite ist der graue, manchmal dunkle Alltag mit allen Sorgen und Problemen.
Beides kommt nicht zusammen. Das Schöne hat keine langfristigen Auswirkungen.
Ich habe es erlebt, wenn Lehrer nach den langen Sommerferien am ersten Tag wieder in der Schule ankommen, dann sind alle noch locker und fröhlich. Schon nach zwei Tagen laufen alle wieder gebeugt mit dem alten konzentrierten Blick durch das Schulgebäude. Bei den Schülern ist es ähnlich: Kaum sind die Ferien zu Ende, quälen sie sich durch die Schule und denken nur an die nächsten Ferien, an die Pause oder an das Wochenende, wo es endlich wieder schön wird.
Vielleicht haben Sie es nach einem Urlaub oder erholsamen Wochenende schon selbst erlebt. Mit dem „blauen Montag“ beginnt der Kampf durch die Woche und die Hoffnung auf bessere Zeiten mit schönen Festen, interessanten Events oder dem Nichtstun.
Genauso kann es uns mit dem Glauben ergehen:
Zum einen gibt es die schönen Erfahrungen im Glauben wie zum Beispiel ein lebendiger Gottesdienst, eine aufbauende Stunde in einer kleinen Gruppe oder auch besondere Erfahrungen im persönlichen Leben. Dann erscheint unser Glaube stark und tragfähig und es ist schön, Christ zu sein. Es wäre doch wirklich schön, immer ganz voll die Gegenwart Christi zu erleben, aber leider geht das nicht. Wir müssen immer wieder zurück in den manchmal zermürbenden Alltag.
Solch ein besonders schönes Erlebnis hatten Petrus und zwei Jünger, als sie mit Jesus auf den Berg gingen und wirklich den Himmel auf Erden erlebten.
1 Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg. 2 Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. 3 Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. 4 Petrus aber antwortete und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. 5 Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören! 6 Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. 7 Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! 8 Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. 9 Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.
Alle Sehnsüchte kamen für einen Moment zum Stillstand.
Petrus wollte es festhalten, Hütten bauen, dieses Erlebnis dauerhaft erhalten. Es war einfach zu schön. Aber Petrus wird deutlich gemacht: Das geht nicht! Du musst wieder zurück in den Alltag.
Aus der Geschichte können wir lernen, wie das Eine in das Andere hinwirken kann: Es werden drei Vorzüge deutlich, die wir als Christen vor anderen Menschen haben.
Petrus erlebt in besonderer Weise: Hinter der grauen Wirklichkeit gibt es die Wirklichkeit Gottes.
In der Offenbarung des Johannes, Kapitel 21, finden wir eine Beschreibung des neuen Himmels und der neuen Erde. Alles das, was wir bei Jesus erleben können an Liebe, Vergebung, Annahme, Geborgenheit, Frieden, Freude und Zuversicht ist die Realität Gottes. Vollkommen werden wir diese Realität Gottes in der Ewigkeit erleben.
Wir haben in unserer Zeit eine verhängnisvolle falsche Denkrichtung eingeschlagen: Wir halten nur das für real, was wir sehen und beweisen können. Was für ein Hochmut! Nehmen wir zum Beispiel die Liebe: Man kann sie nicht sehen und auch nicht beweisen. Was man sieht und erlebt, kann man auch anders deuten, aber wer sie erlebt, weiß, dass es sie gibt. Genauso ist es mit Vertrauen, Zuversicht und vielen anderen Dingen, die unser Leben erst reich machen.
Genauso mit Gottes Wirklichkeit: Sie ist da. Sie ist mehr Realität als alles andere, weil sie nicht vergeht. Und wir können sie sehen in Jesus Christus und mit ihm erleben.
Das ist der erste Vorzug, den Christen vor anderen Menschen haben: Wir wissen davon, dass sie da ist, die Welt Gottes – immer gegenwärtig und als unser Ziel.
Christus gehört zur Welt Gottes. Er ist die Tür zu dieser Mit ihm erleben wir sie wie Petrus.
Einige fragen: Wo denn? Diesen Himmel auf Erden erlebe ich nicht, auch nicht im Glauben.
Der Schlüssel zum Himmel liegt im ihrem Herzen! Was steht in Ihrem Herzen an erster Stelle?
Wenn es ein Mensch ist, dann entscheidet er darüber, wie es ihnen geht; wenn es der Ärger ist, das Negative, dann bestimmt uns das; wenn die Anerkennung das Wichtigste ist, dann entscheiden andere Menschen darüber, wie es Ihnen ergeht. Diese Liste könnten wir fortführen. Überlegen Sie einmal, was es bei Ihnen ist.
Wenn Christus an erster Stelle steht und seine Worte und Taten unser Herz anfüllen, dann haben wir den Schlüssel zum Himmel und erleben die Liebe, Geborgenheit, Friede, Freude und alles, was ihn selber anfüllt von Gottes Welt. Dann kann die Realität Gottes in unserem Leben Wirklichkeit werden.
Nun geht das im Stress des Alltags so schnell unter. Da schieben sich so schnell andere Dinge in unser Herz, die uns dann Sorgen machen oder Probleme bereiten. Das passiert uns allen, auch wenn wir an Jesus glauben.
Aber der Vorzug der Christen gegenüber anderen Menschen ist: Wir kennen die Tür und den Schlüssel zum Himmel.
Der dritte Vorzug ist: Wenn wir in den grauen Alltag hineinmüssen, dann gehen wir nicht allein, sondern Christus geht mit uns.
Petrus muss wieder hinunter vom Berg in das alltägliche Leben. Aber Christus schickt ihn nicht hinunter und sagt: Komm mal wieder vorbei, sondern er geht mit hinunter. Weihnachten ist er hinunter gekommen in diese Welt und hat Gottes Ewigkeit gebracht. So geht er mit uns hinunter, egal in welche Tiefen wir müssen, und ist mit seinem Licht bei uns, um uns Orientierung zu geben im Dschungel des Alltags; um uns zu befreien von falschen Bindungen, von Schuld und Wunden; um uns Kraft, Halt und Hoffnung zu geben in den Stürmen des Lebens, alles, was die Welt Gottes bereit hält.
Den Schlüssel dazu kennen wir, wenn wir seinen Worten und Taten im Herzen Raum geben.
Das sind drei Vorzüge für uns Christen.
Was können wir praktisch tun, damit Gottes Wirklichkeit stärker unsere Wirklichkeit bestimmt, hineinwirkt in den normalen Alltag?
Eine große Hilfe ist „Erinnern“: Dass wir uns daran erinnern, dass es das andere gibt, zum Beispiel indem wir in der Bibel oder in einem Andachtsbuch lesen, oder indem wir Erinnerungszeichen aufstellen zuhause oder am Arbeitsplatz, zum Beispiel ein Kreuz, eine Karte mit Vers oder etwas anderes.
Wichtig ist, dass wir uns täglich mit Gott fest verankern durch Bibel und Gebet. Das wirkt sich aus auf unser ganzes Leben.
Wir können uns auch noch mehr gegenseitig auf die Realität Gottes hinweisen, wenn wir merken, es geht einem anderen schlecht.