Predigt zu Lukas 2, 8-18 am Heilig Abend

Predigt zu Lukas 2, 8 - 18 Heilig Abend Verkündigung Weihnachten Engel Friede Fürchtet euch nicht
Foto: Martina Heins
Predigt zu Lukas 2, 8 - 18, Heilig Abend Weihnachten Friede Traum Hirten Schafe Krippe Weihnachtsgeschichte Geburt von Jesus
Foto: Martina Heins

8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. 15 Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef,                                                                                  dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort
                                                                                aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam,
                                                                                wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten.

„Friede auf Erden!“ Das ist eine wundervolle und traumhafte Botschaft, aber ist es nur ein Traum?

Die Welt scheint aus den Fugen zu geraten.

Überall hören wir von kriegerischen Konflikten, Terrorismus, Flüchtlingen, Gewalt, Umweltkatastrophen und anderen Bedrohungen. Und es ist nicht so, dass wir es aus dem bequemen Sessel heraus mit dem Fernglas in weit entfernten Regionen beobachten, sondern es rückt uns alles bedrohlich nahe. Das Miteinander zwischen Menschen und Völkern wird härter, ernster, misstrauischer und die Zukunft erscheint unsicher und nicht planbar. Es reicht nicht mehr aus, mit Geldzuwendungen und netten Worten für gute Stimmung zwischen Menschen und Völkern zu sorgen.

Predigt zu Lukas 2, 8 - 18 Heilig Abend Weihnachten Friede Traum Weihnachtsbaum tannenbaum Kirchliche Feiertage Weihnachten Tannenbaum
Foto: Martina Heins

Aber wenigsten zu Weihnachten soll der Friede im Mittelpunkt stehen.

Politiker halten Friedensappelle oder sagen mal gar nichts. Medien berichten, dass der Papst zum Frieden aufgerufen hat und in den evangelischen Kirchen vom notwendigen Frieden zwischen allen Menschen geredet wurde, und in den Familien bemühen sich alle um ein friedliches und freundliches Miteinander, wenn auch mit wechselndem Erfolg.
Es ist alle Jahre wieder dasselbe! Doch ändert das irgendetwas? Danach geht es weiter wie vorher und nächstes Weihnachten wir dieses Jahr.
Wo und wie gibt es Frieden für uns und die Welt?

Ich möchte Ihnen die Geschichte von einem Menschen erzählen, der auszog, um den Frieden zu suchen:

Er wanderte über Berge und Täler, Wiesen und Felder, um den Frieden zu suchen, den er nicht hatte und bisher nirgends gefunden hatte. Er sah Menschen am Strand, im Urlaubsparadies, wie sich die Menschen in der Sonne ausruhten, doch er merkte, dass sie ihre Sorgen nur eine Zeit beiseitegeschoben hatten, aber sie waren nicht weg. Als er einer Familie begegnete, wo alle miteinander redeten und lachten, dachte er, er hätte es gefunden, doch als er länger mit ihnen ging, spürte er, wie jeder mit seinen Problemen und Sorgen alleine war. Er besuchte Yoga-Kurse und machte Meditationsübungen, um in sich den Frieden zu entdecken, aber was er fand war nicht sonderlich friedlich, denn in seinem Innern war kein Friede. In den Straßen und Geschäftshäusern vor Weihnachten beobachtete er Menschen bei hektischen Einkäufen mit der Hoffnung, dadurch etwas Frieden und Glück schaffen zu können, doch er sah an ihren Gesichtern, dass sie daran selbst nicht glaubten. Am Heilig Abend ging er in ein Haus, um an der Feier des Heilig Abend teilzunehmen. Er sah die Gesichter der Kinder und Erwachsenen. Es sah friedlich aus, aber er merkte, es war nur ein kurzer Schein. Schließlich kam er in die Kirche am Heilig Abend. Er hörte die Gesänge über den Frieden, die vielen Worte, die von Frieden redeten, aber dann schaute er in ihre Herzen und merkte: Sie suchen auch noch den wirklichen Frieden. So suchte er weiter, um seine Sehnsucht nach Frieden zu stillen, aber seine Suche endete immer wieder in der Enttäuschung, dass der Schein trügt.

Was wir Menschen zustande bringen, bleibt immer irgendwo an der Oberfläche hängen.

Und das, obwohl fast jeder Mensch sich nach wirklichem, tiefen Frieden sehnt, wo er sich ausruhen und durchatmen kann, nicht nur am heutigen Tag, sondern wo er für immer einen ganz sicheren Halt hat, ohne Zweifel und unsicherer Zukunft; wo man nicht gehetzt wird von den Sorgen und Problemen, dem Alltagsdruck und den Beziehungsproblemen, sondern wo man einfach glücklich und zufrieden sein Leben leben kann.

Aber wodurch soll Frieden entstehen? Wer kann ihn bewirken?

Von der Politik wird es erwartet, ab kann sie es? Es ist schon so viel Ungerechtigkeit und Gewalt geschehen im Namen einer gerechten Politik, auch im Namen der Demokratie, denn jeder hat seine eigenen Vorstellungen von Gerechtigkeit. Andere appellieren an die aufgeklärte Vernunft, aber auch in ihrem Namen wurde schon so viel Unrecht produziert. Der Kapitalismus versucht, durch Wohlstand für alle Frieden zu schaffen, aber wie viele Kriege und Streitereien gab es gerade deswegen.

Es gibt unter Menschen viele gute Ansätze zum Frieden, weil die Sehnsucht da ist.

Und doch kommt es immer wieder zu Gewalt, Streit und Krieg, physisch, psychisch und verbal, weil jeder seine Vorstellungen vom Frieden und gutem Leben hat und das durchsetzen will. Solange ich auf der Gewinnerseite bin und mich durchsetzen kann, geht es, kann ich damit leben, aber ist das Frieden, Frieden für alle?

Predigt zu Lukas 2, 8 - 18 Weihnachten Hirten Schafe Heilig Abend Jesus Frieden Friedliche Landschaft
Foto: Martina Heins

Nun wird uns in der Weihnachtsgeschichte Frieden versprochen,

und wenn man die Weihnachtsgeschichte liest, dann kann man meinen, die Hirten hätten Frieden gehabt. Nachts saßen sie am romantischen Lagerfeuer, haben sich wahrscheinlich Geschichten erzählt, in den Himmel geschaut und im Hintergrund das Blöken der Schafe gehört. Scheinbar war es eine friedliche idyllische Situation. Doch das ist nur der äußere Schein, die Wirklichkeit sah anders aus, auch für die Hirten. Sie machten sich Sorgen um Feinde, Diebe, um die Gesundheit der Tiere, um ihren eigenen Überlebenskampf, ausgestoßen zu sein aus der Gesellschaft, Konflikte unter den Hirten und die mühsame Arbeit.

Kann diese Botschaft von Weihnachten überhaupt etwas bewirken, Frieden bringen?

Zunächst wird deutlich, dass uns hier kein allgemeiner weltlicher Frieden versprochen wird, der für alle Zeit und alle Menschen hergestellt wird. Die Bibel ist sehr realistisch, wenn es um das Wesen des Menschen geht.

Die Botschaft von Weihnachten lautet, dass an dieser Stelle, in Jesus, der Friede Gottes zu uns Menschen gekommen ist. Bei ihm ist alles Frieden. Er hat Frieden und lebt Frieden in sich selbst, mit Gott, mit dem Nächsten und mit der Natur. Diesen „vierfachen Frieden“ bringt er zu uns in die Welt.

Was ist das für ein Friede, den Jesus uns bringt?

In Johannes 14, 27 sagt Jesus: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ Sein Friede ist also anders, als wir ihn uns oft vorstellen und vielleicht auch herbeiwünschen.

Ich will es in einem Vergleich ausdrücken, was Jesu Friede für uns bedeutet:

In einer meiner Gemeinden gab es viele alte Seeleute, die auf hoher See gefahren waren. Sie erzählten von der Bedrohung und Gefahr durch große und starke Stürme. In solchen Situationen hatten sie Angst und fühlten sich ohnmächtig. Wichtig war dann, dass man ein gutes, sicheres Schiff und einen fähigen Kapitän hatte. Das Leben ist oft wie eine Seefahrt im Sturm, im ganzen Unfrieden der Welt. Und die Frage ist: Ist mein Lebensboot sicher und wird es gut gesteuert, hat es einen guten „Kapitän“?

Predigt zu Lukas 2, 8 - 18 Philipper 4, 6-9 Matthäus 11, 28-30 Epheser 1,15-23 Johannes 20, 11-18 Ostern Auferstehung Jesus Christus Predigt Rettung Frieden Weihnachten heilig Abend
Foto: Martina Heins

Jesus macht uns deutlich: Was ich euch bringe, ist die neue einzigartige Möglichkeit,

mitten im Unfrieden, in allen Gefahren, Sorgen und Problemen Frieden zu haben. Er verspricht uns keine ruhige See, keine friedliche Welt, sondern einen Halt im Sturm, Frieden in aller Unruhe und allem Unfrieden der Welt. Das andere kommt erst in der Ewigkeit. Auch die Hirten mussten wieder als Hirten in ihre alte Welt zurück, aber sie waren verändert.

Bei dem Frieden, den Christus uns gibt, verändern sich nicht zuerst unsere Umstände, sondern wir werden verändert.

Jesu Frieden können wir erleben und er kann sich in uns ausbreiten, wenn wir uns eng mit Jesus verbinden, uns auf ihn und auf das, was er uns bringt, uns sagt, von ganzem Herzen einlassen und unser Herz damit anfüllen. Wenn wir uns fest mit Jesus verbinden, ihm vertrauen, dann wird Gott selbst unser sicheres Lebensboot sein, der gute Hirte, der gute „Kapitän“ in allen Strümen des Lebens!
Das erinnert an die Geschichte von der Sturmstillung in Matthäus 8, 23-27. Angesichts des Sturmes auf dem See hatten die Jünger Angst in ihrem kleinen Bott. Aber Jesus schlief ruhig mitten im Sturm. Als die Jünger ihn wecken und um Hilfe rufen, sagt er zu ihnen: „Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam?“ Jesus macht ihnen deutlich, dass sie, wenn sie mit ihm zusammen sind, keine Angst haben brauchen, auch nicht in den größten Stürmen des Lebens.
Verbunden mit Jesus können wir das, was in uns Unfrieden auslöst, verlieren, zum Beispiel unsere Angst, im Leben zu kurz zu kommen, uns nicht durchsetzen zu können, unsere Sorge, dass es in Zukunft nicht reicht, an Geld, Gesundheit, guten Beziehungen oder die Last der Vergangenheit, die wir mit uns herumschleppen und die uns beschwert, unsere Schuld, die seelischen Verletzungen oder falsche Entscheidungen.

Predigt zu Lukas 2, 8 - 18 Frieden Ruhe Erholung Heilig Abend Bank Wiese in Südtirol
Foto: Martina Heins
Bei Jesus finden wir unseren inneren Frieden und werden frei, neu zu leben. Und wenn wir so unseren Innern Frieden haben mit uns selbst und mit Gott, dann können wir auch Frieden leben und etwas Frieden in diese friedlose Welt bringen.
Manchmal fällt es uns leicht, das zu glauben, und dann spüren wir Jesu Frieden in uns. Und dann gibt es wieder Situationen, in denen sich all das „Alte“ in unser Herz drängt und auch diesen Frieden verdrängt. 

Was wir dann tun müssen, will ich auch in einem Vergleich verdeutlichen: Wenn ich am Ufer stehe und auf das weite Meer schaue, dann beruhigt mich das. Aber wenn hinter mir ein großer Rummelplatz mit ständig neuen Aktivitäten und Geräuschen liegt, dann bin ich in der ständigen Versuchung, mich dahin umzudrehen und beeinflussen zu lassen. Mit der Ruhe ist es dann vorbei und ich muss mich wieder dazu entscheiden, auf das Meer zu schauen.
So ist es auch mit Jesus und seinem Frieden. Wenn ich auf Jesus schaue, dann werde ich angefüllt mit seinem Frieden und ich spüre, wie er sich in mir ausbreitet. Schaue ich aber auf all den Unfrieden in der Welt und um mich herum, auf die Sorgen und vielen Probleme, dann kommen meine Ängste und Sorgen wieder hoch und prägen mich und der Unfriede breitet sich in mir aus. Ich muss mich dann wieder dazu entscheiden, auf Christus zu schauen und bei ihm diesen Frieden wieder zu erhalten. Wenn ich es tue, dann verändere ich mich. Ich erhalte dann wieder seinen Frieden und seine Ruhe.

Diesen Frieden wünsche ich jedem für sein Leben, denn dieser Friede ist nicht nur eine Hilfe am Heilig Abend, sondern an jedem Tag des Lebens, und er macht Sie zu Friedensstiftern.
Predigt zu Lukas 2, 8-18
Hier finden Sie alle Predigten zum Lesen
Hier finden Sie für die sonntäglichen Gottesdienste Begrüßungen und Gebete