Predigt zu 1. Mose 28, 10-16 am 12. Sonntag nach Trinitatis

Predigt zu 1. Mose 28,10-16 12. Sonntag nach Trinitatis Leiter in den Himmel Jakob Engelsleiter Impuls der Woche Drahtseil Himmelsleiter
Foto: Martina Heins

10 Aber Jakob zog aus von Beerscheba und machte sich auf den Weg nach Haran 11 und kam an eine Stätte, da blieb er über Nacht, denn die Sonne war untergegangen. Und er nahm einen Stein von der Stätte und legte ihn zu seinen Häupten und legte sich an der Stätte schlafen. 12 Und ihm träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. 13 Und der HERR stand oben darauf und sprach: Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. 14 Und dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Westen und Osten, Norden und Süden, und durch dich und deine Nachkommen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. 15 Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe. 16 Als nun Jakob von seinem Schlaf aufwachte, sprach er: Fürwahr, der HERR ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht!

 

Predigt zu 1. Mose 28,10-16 12. Sonntag nach Trinitatis geschlossene Tür gegen eine Tür laufen
Foto: Martina Heins


Sind Sie schon einmal gegen eine verschlossene Tür gelaufen? Das kann sehr schmerzhaft enden.

Ich habe einmal eine Glastür übersehen und mir dabei eine Beule am Kopf eingehandelt. Es wäre ziemlich dumm und blöd, würde man dann noch ein zweites Mal dagegen laufen. Im Leben machen wir aber genau das!

Wenn es um unsere Zukunft geht, dann wollen wir alle glücklich sein, und dieser Wunsch ist selbstverständlich berechtigt.

Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in einem Raum mit ganz vielen Türen.

Manche sind bunt und andere schlicht in vielen verschiedenen Farben. Und auf allen steht: Wenn du hier durchgehst, dann wirst du glücklich! Auf einer steht zum Beispiel „Glück durch gute Beziehung“, auch einer anderen „Glück durch Erfolg oder „Glück durch Anerkennung, durch Geld, durch Liebe.“ Nun entscheiden wir, wo wir unser Glück finden wollen und versuchen dann, durch diese Tür hindurchzugehen.

Was ist aber, wenn die „Türen“ verschlossen sind und verschlossen bleiben?

Dann laufen wir immer und immer wieder gegen diese verschlossenen Türen, oder wir versuchen, geschlossene Türen mit Gewalt aufzubrechen, denn wir wollen ja das Glück finden. Wir sind da manchmal sehr dickköpfig und überschätzen uns manchmal. Im Unterricht sagten manche Schüler gerne, um sich gegenseitig Mut zuzusprechen: „Du musst nur glauben, dass du es schaffst, dann schaffst du auch, was du willst.“ Aber stimmt das? Nach meiner Erfahrung ist das eine Überschätzung des eigenen Willens und der eigenen Möglichkeiten.

So ein Dickkopf war Jakob! Kennen Sie ihn?

Er war nach Abraham und Isaak einer der drei Stammväter des Volkes Israel. Nach seinen Söhnen, zu denen Josef gehörte, wurden die zwölf Stämme Israels benannt. Jakob hatte eine klare Vorstellung von dem, was er erreichen wollte. Er wollte an das Erbe seines Vaters heran, an den Segen, denn das versprach ihm Anerkennung, Erfolg und Wohlstand. Dafür kämpfte er, „drehte ein bisschen am Rad“, wie man heute sagt und betrog seinen Bruder und seinen Vater mit Hilfe der Mutter. So erreichte er schließlich, was er wollte: den Erbsegen des Vaters und damit das Erbe. Doch im gleichen Moment, als er es geschafft hatte, stand er vor einem Scherbenhaufen: Seinen Bruder hat er als Tod-Feind, der sich das nicht gefallen lassen und ihn töten will; seine Eltern muss er verlassen, denn zu Hause ist er nicht mehr sicher; er selbst ist auf der Flucht und hat nichts mehr. Zunächst sind alle Türen für sein Leben verschlossen. Wer so vor verschlossenen Türen steht, erlebt schwere Zeiten und vielleicht schlimme Krisen.

Predigt zu 1. Mose 28,10-16 12. Sonntag nach Trinitatis Tür an der kleinen Kapelle in Lajen Südtirol Dolomiten Grödnertal Aber selbst, wenn wir es schaffen, bestimmte gewünschte „Türen“ zu öffnen, kann es passieren, dass durch irgendein Ereignis plötzlich alle oder wichtige „Türen“ wie zugeschlagen sind,

zum Beispiel. durch Krankheit, Tod oder andere Probleme. Diese Gefahr ist immer da, auch wenn wir scheinbar leicht durchs Leben gehen oder das Gefühl haben, mit unserer Kraft und Fähigkeiten sind wir immer in der Lage, irgendeine „Tür“ aufzustoßen. Wie viele Menschen habe ich kennengelernt, von denen man sagen kann: Sie haben gearbeitet und gekämpft für ihr Glück und plötzlich durch irgendeinen Vorfall stehen sie vor einem Scherbenhaufen ihres Lebens. Das Leben wird dann zur Last. Spätestens erleben wir angesichts des Todes, dass alle diese „Türen“ zu sind.
Jakob war am Ende! Alle „Türen“ waren zu. Er stand vor dem Scherbenhaufen seines Lebens und war müde, von der Flucht, vom Leben, von allem.


Und dann passiert das Eigentliche in der Geschichte. Mitten im Schlaf, in die Verzweiflung, Ermüdung und Hoffnungslosigkeit begegnet ihm Gott.

Er wird auf der Flucht von Gott gestellt. Jakob sieht im Traum eine Treppe, die als Brücke zwischen ihm und Gott dient, eine offene Tür in den Himmel. Was für eine Spannung muss da in Jakob entstanden sein. Was wird Gott sagen, wie wird er reagieren? Man könnte erwarten, dass Gott Jakob zur Rechenschaft zieht für das, was er getan hat, aber

Gott sagt etwas ganz anderes. Wir lesen noch einmal die Verse 13-15:

13 Und der HERR stand oben darauf und sprach: Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. 14 Und dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Westen und Osten, Norden und Süden, und durch dich und deine Nachkommen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. 15 Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.

Predigt zu 1. Mose 28,10-16 12. Sonntag nach Trinitatis Johannes 14,12-19 Kolosser 4, 2- 4 Matthäus 28,1-6 Ich bin Worte Jesu Passion Passionsweg Passions Projekt Dankbarkeit öffnet Türen Jesus öffnet Türen Ostern Der Himmel steht für alle offen Beten Gebet öffnet verschlossene Türen
Foto: Martina Heins

Gott antwortet mit einer Zusage. Er öffnet Jakob eine neue „Tür“, die einen Weg in die Zukunft zeigt.

Gott macht deutlich: Ich habe etwas mit dir vor. Jakob hatte sich immer darum bemüht selber die „Türen“ zum Leben aufzuschließen, selber dafür zu sorgen, dass ihm das Leben gelingt. Und nun, wo alle diese „Türen“ verschlossen sind, wo er selber nicht mehr kann, da erfährt er Gottes Angebot. Was soll er tun: darauf vertrauen, der Zusage nicht glauben oder alles in Frage stellen?

Wie hätten Sie reagiert, oder wie würden Sie reagieren, wenn Sie am Ende sind?

Vielleicht ist es jetzt nicht so, aber wir wissen, dass es passieren kann. Oder wenn es Ihnen gut geht und alles glatt läuft, und Gott sagt dann zu ihnen: Hör auf mich, und du findest das Leben.

Haben Sie es schon einmal erlebt, dass Gott zu ihnen redet und ihnen so die „Tür“ öffnet?

Es ist nicht so, dass Gott plötzlich unsere Wege wieder ebnet und zum Beispiel die Krankheit besiegt, einen Menschen zurückgibt oder die Probleme löst, sondern dass sie wie in einer großen Befreiung gemerkt haben: Es ist gar nicht so wichtig, ob diese Wege offen sind oder nicht. Wichtig ist nur, dass die „Tür“ Gottes offen ist, dass ich mich auf ihn und seine Zusagen verlassen kann. Und wenn wir durch die „Türen“ gehen, die Gott öffnet, dann endet das nie in einem Scherbenhaufen, sondern führt immer zum Ziel, weil Gott uns den richtigen Weg führt.

Jesus öffnet für uns die „Tür“ zum Leben. Das ist die Botschaft der Bibel!

Was hinter der „Tür“ ist, das hat Jesus uns gesagt und gezeigt, die ganze Welt Gottes, aber darum geht es heute nicht, sondern die Frage, vor der wir immer wieder stehen lautet: Wenn es um mein Leben geht, vertrauen wir auf die „Türen“, die wir selbst öffnen können, wie zum Beispiel Gesundheit oder gute Beziehungen zu Menschen, oder vertrauen wir auf Jesus Christus und die „Tür“, die er für uns geöffnet hat, seinen Weg für uns im Leben?

Wie gehen wir mit dieser Tatsache um, dass nicht die „Türen“, die wir öffnen, uns das Leben bringen, sondern die Türen, die Gott für uns öffnet?

Vielleicht sind Sie gerade in einer Situation, in der Sie das Gefühl haben, dass Ihnen alle Türen offenstehen

und Sie auch die Kraft haben, weitere Türen zu öffnen, und ein bisschen Glaube dafür ja auch noch nützlich sein kann. Dann sind Sie in einer gefährlichen Zeit, weil Sie nicht durch Ereignisse im Leben auf die Frage gestoßen werden, worauf Sie eigentlich vertrauen wollen und können. Mit diesem, Gefühl stehen Sie vielleicht in der Gefahr, einen falschen Weg einzuschlagen. Gute Zeiten können besonders gefährlich sei. Das sehen wir auch bei Jakob. Wenn Jakob Erfolg gehabt hätte mit seinen Methoden, dann hätte er vielleicht nie auf Gott gehört.

Vielleicht sind Sie aber gerade in einer Situation, in der sie erfahren, dass „Türen“ geschlossen werden,

zum Beispiel durch Krankheit, den Tod eines Menschen, Arbeitslosigkeit oder durch Probleme mit Menschen. Das sind schwere Zeiten, und dann sieht die Zukunft dunkel aus, aber diese Zeiten geben uns die große Chance wieder auf die „Tür“ zu blicken, die Gott öffnet. Schwere Zeiten sind manchmal die gesegnetsten Zeiten, wenn wir auf Gott hören. Ich habe es selbst mehrfach so erlebt. Manchmal schließt Gott uns „Türen“ zu, damit wir zur Besinnung kommen und uns wieder neu auf Christus besinnen und den wahren Weg zum Leben entdecken

Predigt zu 1. Mose 28,10-16 12. Sonntag nach Trinitatis Wandbild in der Kirche in der Abtei Badia von Alta Badia Südtirol Dolomiten
Foto: Martina Heins

Ich wünsche keinem von uns schwere Zeiten. Aber ich wünsche jedem, dass er klug wird,

dass wir nicht gegen die eigenen verschlossene „Türen“ anrennen und eigene Ziele um jeden Preis verfolgen, sondern dass wir durch die „Tür“ gehen, die Gott für uns öffnet und ihm vertrauen. Viele Menschen denken, Gott muss mir helfen, meine Wege zu ebnen, aber das hat er nie versprochen. Versprochen hat er uns seinen Schutz und Segen auf seinen Wegen, die er für uns öffnet.

In Psalm 90 heißt es: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Wir sollen erkennen, dass unser selbsterwählter Weg im Leben an einer verschlossenen Tür endet. Jesus bietet uns aber an: „Ich bin die Tür“, „ich bin das Leben“, „ich bin der Weg und die Wahrheit“. Dieser Weg ist immer eine offene Tür bis in die Ewigkeit hinein.

Predigt zu 11. Mose 28, 10-16
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