Predigt zu Johannes 17,15 6. Sonntag nach Trinitatis Fürbittengottesdienst für verfolgte Christen in der Welt Kastelruth Kirche Südtirol Jesusfigur
Jesusfigur in der Kirche von Kastelruth

Predigt zu Johannes 17, 15 am 6. Sonntag nach Trinitatis als Fürbittengottesdienst für verfolgte Christen

„Jesus betet zu seinem himmlischen Vater für seine Jünger:
„Ich bitte dich nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen.“

Warum greift Gott nicht ein, wenn Christen in Not sind? Hilft beten?

Wir wissen, dass in vielen Ländern Christen sehr schlimm verfolgt werden:

Kirchen werden angezündet, Christen werden vertrieben, gefoltert und getötet, junge Mädchen werden verschleppt, als Sklavinnen verkauft, zwangsverheiratet oder zur Prostitution gezwungen. Wer in diesen Ländern Christ wird oder bleibt, muss mit dem Tod rechnen. Sie gelten dort als Staatsfeinde. Unzähliges Leid müssen Christen wegen ihres Glaubens auf sich nehmen. Für uns ist das weit weg, aber stellen wir uns vor, es würde einem Mitglied unserer Familie passieren.

Warum greift Gott nicht ein, beschützt sie oder rettet sie aus der Situation?

Diese Frage stellen wir uns oft, wenn es um ganz normale Probleme unseres Lebens geht, wenn ein Unglück, Krankheiten, zwischenmenschliche Probleme oder ein anderes Leid uns bedrückt. Wie viel mehr könnten diese verfolgten Christen so fragen?

In einer solchen Verfolgungssituation wurde die Offenbarung des Johannes geschrieben.

Die Christen zu der damaligen Zeit glaubten an Jesus, dass er alle Macht im Himmel und auf der Erde hat. Aber dann machten sie die Erfahrung, dass mächtige Menschen mehr über ihr Leben bestimmen können als Jesus, und so fragten sich einige: Hat Jesus wirklich die Macht? Lohnt es sich am Glauben festzuhalten? Die Offenbarung ist als Trostbuch und Ermutigungsbuch geschrieben worden. In Bildern, Symbolen und klaren Botschaften wird ihnen verkündigt: Am Ende wird Gott siegen und der Glaube sich als wahr erweisen. Deshalb haltet durch im Glauben und haltet an Jesus fest!

In den Evangelien finden wir viele Stellen, in denen Jesus seinen Jüngern das Leiden ankündigt.

Und schon damals mussten viele von den ersten Christen Leiden wegen ihres Glaubens auf sich nehmen, zum Beispiel Petrus, Jakobus, Stephanus und Paulus. Darum betet Jesus zu seinem himmlischen Vater für seine Jünger. Zu Petrus sagt er schon in Lukas 22, 32: „Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhört.“ Und in Johannes 17 betet er in dem großen Gebet für seine Jünger und alle Christen.

Im ersten Teil unseres Verses finden wir die Antwort, warum Gott nicht eingreift: Sie sollen in der Welt bleiben.

Christen sollen in der Welt sein, nicht um hier das Paradies zu finden und dass es ihnen gut geht, sondern um Zeugnis von Gottes Liebe abzulegen, indem sie durch ihre Treue zu Jesus zeigen, wie wichtig er für Menschen ist. Mit Wort und Tat sollen sie den Menschen zeigen, wie stark Gottes Liebe Menschen verändert.

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Foto: Martina Heins
Dafür sind auch wir in der Welt, auch in unseren Leidenssituationen. Jesus selbst hat dieses Zeugnis abgelegt, indem er alles hingegeben hat.

Jesus hat sein ganzes Leben mit allem, was dazugehört, an Gott zurückgegeben und es ihm zur Verfügung gestellt, damit Gott mit seinem Leben und Sterben den Menschen seine Liebe zeigen kann. Jesus gebrauchte dazu keine Macht, obwohl er sie hatte. Er verzichtet darauf, um die Menschen nicht durch Gewalt, sondern durch Liebe für den Glauben an ihn und für Gott zu gewinnen.
In der Nachfolge Jesu sollen wir als Christen lieber Ungerechtigkeit erleiden, als Macht für unseren Glauben zu gebrauchen. Wir sollen Menschen, die einen anderen Glauben haben, auch wenn er nach Jesu Botschaft falsch ist, mit Respekt und Liebe behandeln, auch wenn wir das als Christen von ihnen nicht erfahren. Das ist der Anfang der Religionsfreiheit und das ist das, was die verfolgten Christen Tag für Tag zu leben versuchen.

Dann betet Jesus: „Bewahre sie vor dem Bösen!“

Das Böse ist zunächst das zu schwere Leid. Jesus betet darum, dass sie es ertragen können. Es gibt in der Bibel und in der Geschichte viele Beispiele, wo Gott Menschen vor zu schwerem Leid geschützt hat. Gott kann eingreifen. Das haben Christen immer wieder erlebt. Aber wann Gott eingreift und wann nicht, das müssen wir ihm überlassen. Sein Wille soll geschehen!

Das noch schlimmere Böse ist aber für Jesus, dass seine Jünger und die Christen den Glauben verlieren.

Durch den Glauben an Jesus sind wir in der Gemeinschaft mit Gott und damit angebunden an die Kraftquelle für dieses Leben und haben Anteil an der Ewigkeit Gottes. Wenn wir das verlieren, verlieren wir nicht nur das Wichtigste für unser Leben, sondern, was noch schlimmer ist, die ganze Ewigkeit.

Predigt zu Johannes 17,15 6. Sonntag nach Trinitatis Fürbittengottesdienst für verfolgte Christen in der Welt Ewigkeit Himmel Engel
Foto: Martina Heins
Darum macht Jesus uns an vielen Stellen in der Bibel deutlich, dass es besser ist, wenn wir als Zeichen der Liebe und Treue zu Gott unser Leben verlieren, als wenn wir die ganze Ewigkeit verlieren.

In den ersten Jahrhunderten haben viele Christen wegen ihrer Hoffnung auf die Ewigkeit um jeden Preis daran festgehalten und damit viele Menschen vom Glauben an Jesus überzeugt. Dadurch ist die christliche Gemeinschaft gewachsen, und das passiert auch heute in Ländern, in denen Christen verfolgt werden. Um das zu verstehen, muss uns bewusst sein, dass dieses Leben für uns Christen nicht dafür da ist, um hier das Paradies zu finden, sondern um hier in allen Stunden des Alltags für Menschen ein Zeugnis der Liebe Gottes abzulegen. Das Paradies finden wir in der Ewigkeit.

Was bedeutet das nun für uns? Was können wir angesichts der verfolgten Christen tun?

Wir können versuchen, mit unseren Möglichkeiten den verfolgten Christen zu helfen,

zum Beispiel durch Spenden oder indem wir unsere Beziehungen zu einflussreichen Menschen in Politik, Wirtschaft und anderen Bereichen nutzen, damit sie das für diese Menschen tun, was sie können. Und wir können den verfolgten Christen Zeichen der Ermutigung senden, dass wir an sie denken, indem wir ihnen Briefe schicken oder indem wir Organisationen unterstürzen, die sich für sie einsetzen.

Predigt zu Johannes 17, 15 Beten ist mehr als Gebetskerzen in einer Kirche Kerze Beten für verfolgte Christen
Foto: Martina Heins

Vor allen Dingen aber können wir für sie beten.

Jeder kann sie in ihr Gebet einschließen. Es ist für diese Christen eine große Ermutigung, wenn sie wissen, dass andere für sie beten.  Wir kennen das aus eigener Erfahrung, wenn in schweren Zeiten jemand sagt: Ich bete für dich. Wir können wir Gott mit unseren Anliegen „in den Ohren liegen“ und darauf vertrauen, dass er mit seiner Liebe und Macht das Richtige tut.

Außerdem können wir uns durch das treue Bekenntnis der verfolgten Christen ermutigen lassen.

Wie schnell schrecken wir zurück, wenn es um unser Bekenntnis geht. Wovor haben wir Angst? Wie und wo können wir fröhlicher und selbstverständlicher von Jesus reden, und bekennen, dass wir zu ihm gehören. Wenn auch in Europa Gemeinden und Kirchen wieder wachsen sollen, dann brauchen wir vor allem fröhliche Bekenner des Glaubens, die sich durch nichts abschrecken lassen. Es werden Christen gebraucht, die zeigen, was Gottes Liebe in Menschen bewirkt und die festhalten an Jesus und an der Hoffnung auf die Ewigkeit. Dafür sind wir als Christen da. Dafür hat Gott jedem von uns den Glauben geschenkt.

Predigt zu Johannes 17, 15
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