Predigt zu Hebräer 13,8 am 2. Sonntag nach Trinitatis
„Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.“
Wie oft haben Sie sich schon von Menschen verabschiedet?
Können Sie sie noch zählen? Verbunden mit einer Feier und netten Worten und guten Wünschen sind Verabschiedungen meistens schön, wenn es dazu noch Kaffee und leckeren Kuchen oder Sekt, Wein und Häppchen gibt, ist es besonders schön.
Dabei ist Verabschiedung eigentlich ein hartes Wort.
In dem Wort steckt das Wort „schieden“ drin, was so viel bedeutet wie „scheiden“ oder „trennen“. Verabschiedung ist also eine Abtrennung von Menschen und Situationen.
Was so hart klingt, tun wir ständig. Wir trennen alles möglich von unserem Leben ab oder es wird von uns abgetrennt, zu Beispiel Lebensabschnitte, Gewohnheiten, Glück und Unglück, Freude und Leid. Jeder Tag, jeder Augenblick ist ein Abtrennen von der Vergangenheit. Es bleibt nicht, sondern vergeht. Manchmal geschieht das gleitend, so dass wir es nicht weiter zur Kenntnis nehmen. Aber manchmal gibt es einen Schnitt in unserem Leben, vor allem wenn der Abschied endgültig ist.
Ein Abschied fällt leicht, wenn er uns von etwas Schlechtem oder Schmerzhaften abtrennt.
Dann denken wir: Endlich haben wir das hinter uns! Aber das stimmt nicht. Wir nehmen die schlechten Erfahrungen mit, sie haben uns geprägt und manchmal schleppen wir Ärger und Groll lange mit uns herum.
Ein Abschied ist dagegen schmerzlich, wenn er uns von etwas Gutem abtrennt, denn wir hätten das Gute gern behalten.
Wir schauen dann zurück und träumen von der guten vergangenen Zeit und denken: Es müsste auch in Zukunft wieder so sein wie in der Vergangenheit, aber das geht nicht.
Wir trennen uns jeden Augenblick von der Vergangenheit oder wir werden abgetrennt. Und doch werden wir es nicht so richtig los, egal, ob das Gute oder das Schlechte.
Das Problem ist, wenn wir es mitschleppen, behindert es uns, die Zukunft neu zu genießen, erfüllt zu leben und das Neue positiv zu gestalten. Es hindert uns, im „Jetzt“ zu leben.
Deshalb sagt die Bibel, dass wir uns jeden Tag von der Vergangenheit befreien und sie abtrennen sollen,
denn nur so werden wir frei, unser Leben ganz im Sinne Jesu zu gestalten und von ihm bestimmen zu lassen. Sonst ist es immer noch die Vergangenheit, die uns bestimmt, die gute und die schlechte.
Wir sollen uns davon befreien, indem wir alles an Jesus zurückgeben, an Gott selbst.
Das Schlechte sollen wir unter Gottes Gnade und Vergebung stellen, unsere Schuld und die Schuld anderer an uns. Das Gute sollen wir zurückgeben mit Dank für all das, was Gott uns geschenkt hat, für alle schönen Erfahrungen und Begegnungen, für alles, was wir tun könnten und was andere für uns getan haben und für jede neue Erfahrung im Glauben.
Da gibt es viel, was jeder, an Gott zurückgeben kann, um so frei für die Zukunft zu werden.
Aber wenn alles so vergeht, vergänglich ist, Vergangenheit wird, von uns abgetrennt wird, was bleibt dann noch? Was kann uns für die Zukunft Sicherheit und Halt geben?
Das, was wir tun können mit unserer Kraft, ist sehr vergänglich. Die materiellen Sicherheiten, das wissen wir, sind sehr brüchig, die Menschen, die uns umgeben, verändern sich oder gehen, und von der Erinnerung kann man auch nicht leben. Sie ist kein Halt für die Zukunft. Letztlich bleibt nichts übrig, denn alles wird irgendwann abgetrennt, wir müssen uns von allem verabschieden.
Es bleibt nur eins, nur Einer, der immer gleichbleibt, immer gleich zu uns bleibt, uns das ist Jesus.
Deshalb können wir über diesen Tag diesen Vers aus dem Hebräer-Brief stellen: „Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in alle Ewigkeit.“
Das kann man von nichts anderem sagen. Wie Jesus uns ansieht, was er für uns getan hat, wie er mit uns umgeht, das bleibt immer gleich, egal ob wir 12, 30, 50 oder 80 Jahre alt sind. Wie er unser Herz mit Liebe füllen kann, uns Geborgenheit und Halt geben kann, uns Hoffnung und Zuversicht schenkt, zu uns redet, uns zuhört, uns führt und begleitet, das bleibt immer gleich.
Unterschiedlich ist nur, wie wir das glauben und annehmen, uns davon prägen lassen.
Das kann sich im Laufe des Lebens verändern, aber Jesus bleibt gleich. Je mehr wir uns mit Jesus verbinden und das aufnehmen, was er uns gibt, desto leichter fällt es uns, uns von dem Guten und Schlechten der Vergangenheit zu trennen, desto befreiter können wir auf die Zukunft zugehen, sie in Gottes Hand legen und von Jesus bestimmen lassen, in dem festen Wissen, dass wir in seiner ewigen Hand sind, und desto leichter fällt es uns, jeden Tag neu zu beginnen, jeden Tag neu aus Gottes Hand zu empfangen, jeden Tag neu unser Leben im Sinne Jesu zu gestalten.
Deshalb ist es jeden Tag so wichtig, dass wir auf Jesus sehen.
Während die Zeit an uns vorübergeht und wir uns dem Strom der Zeit nicht entziehen können, haben wir in Jesus unseren Haltepunkt, einen starken Anker, der fest in der Ewigkeit gegründet ist.
Mit Jesus als dauerhaftem Halt können wir
das Alte zurückgeben, unter seine Gnade stellen und von Herzen für alles danken. Dann sind wir frei von allem, um mit Jesus neu an die Herausforderungen heranzugehen, die uns die Zukunft bringt. Wir können uns die Zukunft neu von Jesus schenken lassen und jeden Tag mit allen Herausforderungen im Sinne Jesu annehmen und gestalten. Wir können dann wirklich im „Jetzt“ leben!
Mit Jesus können wir gewiss sein, dass er immer da ist und immer derselbe für uns ist.
Alles vergeht, verändert sich, aber Jesus bleibt derselbe. Deshalb ist es so wichtig, dass wir die Verbindung mit Jesus immer mehr verstärken und auf ihn schauen. Und deshalb ist es in jedem Abschied so wichtig, dass wir auf Jesus schauen, der uns allein einen sicheren Halt für die Zukunft geben kann, und der uns allein neues und erfülltes Leben schenken kann.