Predigt zu Lukas 11, 28 am 4. Sonntag nach Trinitatis
Sie kennen sicher den Spruch „Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr.“
Was schwer daran ist, ist die Erziehung, und darum soll es heute gehen, wobei das Schwere natürlich genauso für die Mutter gilt wie für den Vater und für alle an der Erziehung beteiligte Personen. In dem Wort „Erziehung“ steckt das Wort „ziehen“. In der Erziehung soll jemand in eine bestimmte Richtung gezogen werden.
Kindererziehung war nie eine leichte Aufgabe, aber sie ist heute wahrscheinlich noch schwerer.
In früheren Jahrhunderten
sollten Eltern dafür sorgen, dass die Kinder ein Verhalten lernten, das schon die Großeltern und Urgroßeltern gut fanden. Die Spur, in der die Kinder gehen sollten, war vorgegeben, und Erziehung sollte dafür sorgen, dass die Kinder nicht aus dieser Spur kommen. Und alle, Nachbarn, Onkel, Tanten, Pastoren, Lehrer, haben dabei mitgeholfen und durften es auch, denn alle zogen in die gleiche Richtung. Ob es immer gut war, ist eine andere Frage, aber es war einfacher.
Dann kamen Ende des letzten Jahrhunderts
ein paar Jahrzehnte, in denen Erziehung ein bisschen verpönt war. Es hieß, Erziehung engt ein, verdirbt den Charakter. Nur wenn ein Mensch sich frei entwickeln kann, kommt das Gute zum Vorschein.
Heute hat man nun wiederentdeckt, dass Erziehung wichtig und notwendig ist.
Aber es ist schwerer als jemals zuvor, denn es gibt keine allgemeine Übereinstimmung mehr darüber, was richtig und gut ist. Die Spur ist nicht mehr vorgegeben. Es gibt viele Spuren. Und die Richtung ist überhaupt nicht mehr klar. Viele ziehen und zerren an den Kindern und Jugendlichen in die eine oder andere Richtung. In der Verwandtschaft, im Kindergarten, in der Schule, bei Nachbarn und Freunden und um ein Vielfaches mehr in den Medien werden Kindern und Jugendlichen Angebote für unterschiedliche Lebensspuren gemacht.
Darum ist es heute für Erzieher wichtiger denn je, bewusst zu entscheiden,
in welche Richtung sie denn ihr Kind erziehen wollen? Automatisch geht nichts mehr. Und wenn die Eltern nicht entscheiden, dann entscheiden andere für sie. Und den Kindern bei den vielen Angeboten die Entscheidung zu überlassen, ist nicht nur eine maßlose Überforderung für die Kinder, sondern auch eine Verantwortungsverweigerung der Erzieher.
Deshalb ist das die erste Frage an alle an der Erziehung Beteiligte, ob sie bereit sind, für ihr Kind diese Verantwortung zu übernehmen,
und zu entscheiden, in welche Richtung es gehen soll, das heißt auf der einen Seite den Weg vorzeichnen, Richtungspflöcke einschlagen und andere Wege versperren, und auf der anderen Seite selber danach leben, denn sonst denken die Kinder, dass das, was die Eltern sagen, nur für Kinder gilt und wenn sie groß sind, sie sich nicht mehr danach richten müssen. Wie soll Erziehung gelingen, wenn zum Beispiel Kinder lernen sollen, aber die Eltern sich nicht weiterbilden, wenn Kinder aufräumen sollen, aber Eltern alles liegen lassen und den Müll in die Landschaft werfen, oder wenn Eltern während der Konfirmandenzeit ihre Kinder in den Gottesdienst schicken, aber selber nicht mitgehen.
Und die zweite Frage, die jeder für sich beantworten muss, lautet, in welche Richtung es denn nun bei der Erziehung gehen soll. Es gibt so viele Angebote, so viele Wege, auf denen die Kinder gehen können. Was soll die Hauptspur sein:
Hauptsache Spaß im Leben, denn was ist das Leben ohne Spaß; Hauptsache gute Schulnoten. Alles andere muss dahinter zurückstehen, denn von den Schulnoten hängt der Beruf und das Einkommen ab, und auch die öffentliche Anerkennung; Hauptsache die Familie hält zusammen, denn die braucht man immer; Gut durchkommen und sich anpassen und sich von allem, auch in der Religion nehmen, was einem passt?
Welches ist die Hauptspur, woran sich alle Nebenwege orientieren müssen, und wohin man immer wieder zurückkehrt, wenn man gute oder schlechte Nebenwege benutzt hat?
Lassen sich verschiedene „Lebensspuren“ miteinander verbinden?
Sie lassen sich in Einklang bringen, oder wie man heute sagt: Sie sind kompatibel, zum Beispiel gute Schulnoten und Familie, aber oft kommt man in Situationen, in denen man sich entscheiden muss, welchen Weg man selbst gehen oder für die Kinder wählen will.
Was steht dann an erster Stelle? Und sind Sie bereit sich um Ihres Kindes willen auch einmal bei Ihrem Kind unbeliebt zu machen?
Und zwischen all diesen Wegen kommt Jesus!
In Lukas 11, 28 sagt Jesus Christus:
„Alle dürfen sich freuen, die Gottes Wort hören und danach leben.“
Gottes Wort hören und danach leben soll also die Hauptspur im Leben sein.
Warum soll das Wort Gottes, bzw. das Wort Jesu so wichtig sein? Ich möchte Ihnen drei Antworten geben!
1. Das Wort Gottes zeigt uns eine klare Richtung für unser Leben.
Es zeigt uns, was gut und was schlecht ist für uns, für andere, für das Miteinander, zum Beispiel wie wir zu einer besonderen, in sich gefestigten Persönlichkeit werden können, wie wir trotz Problemen und Sorgen ein sinnvolles Leben führen können, und dass wichtiger als die Anerkennung anderer ist, dass Gott uns anerkennt. Er gibt uns positive Werte, zum Beispiel Respekt, Verantwortungsbewusst und Hilfsbereitschaft. Gott ist der Chef unseres Lebens und sagt uns, was nicht gut ist, zum Beispiel Neid, Eifersucht, Egoismus, Hass und Eitelkeit. Jesus fasst das zusammen in Matthäus 22, 34-40 im Doppelgebot, bzw. Dreifachgebot der Liebe. Bei Jesus finden Kinder den guten Weg, auch wenn Eltern oder andere Erzieher sich einmal irren. Manchmal ist der Weg Jesu nicht einfach, macht manchmal keinen Spaß, aber wir können darauf vertrauen, dass er gut ist. Und deshalb sollen wir uns danach ausrichten.
2. Das Wort Gottes, Jesus gibt uns einen sicheren Halt, wenn wir durch schwere Zeiten gehen.
Eine junge Frau hat Angst, dass sie ihren Mann verliert, weil er ihr letzter Halt ist. Das ist hart, aber es kann passieren. Manchmal steht in Traueranzeigen, dass der Mensch, der gestorben ist, der Halt der Familie war. Es ist schön, wenn man einen solchen Menschen hat, aber was ist danach? Hat die Familie dann keinen Halt mehr? Es gibt viele Beispiele dafür, wie Menschen ihren Halt im Leben verlieren, zum Beispiel, wenn sie ihre Arbeitsstelle, den Ehepartner, Kinder, Geld oder Gesundheit verlieren. Alles, was uns im Leben Halt geben kann, und wenn es noch so schön ist, können wir verlieren und werden es verlieren. Und was ist dann? Auch können Eltern ihren Kindern nicht immer Halt und Geborgenheit geben. Deshalb sollen sie ihre Kinder auf Jesus verweisen, denn Jesus bleibt! Seine Zusagen gelten! Er ist da! Er hält zu uns! Er liebt uns, gibt uns Wert! In allem Auf und ab des Lebens bleibt er. Darauf kann man sich verlassen!
3. Das Wort Gottes, Jesus bringt uns in die Ewigkeit.
Die Frage nach dem Sterben schieben wir gerne beiseite, besonders bei den Kindern, aber irgendwann kommt für jeden Menschen, auch für die Kinder die Frage: War das alles? Wie werde ich mit dem Sterben fertig? Wenn wir uns und unsere Kinder richtig auf das Leben vorbereiten wollen, dann müssen wir auch diese Frage einschließen und den Kindern die richtige Antwort geben. Mit Jesus wissen wir, dass der Tod für uns nicht das Letzte ist, sondern für die, die zu Jesus gehören, kommt dann das Eigentliche, das Leben in Gottes Ewigkeit. Was für eine wunderbare Gewissheit bei aller Traurigkeit, wenn ein lieber Mensch stirbt.
Für die Erziehung ist es wichtig, dass wir sagen: Zuallererst wollen wir unsere Kinder zum Wort Gottes, zu Jesus hinziehen.
Viele Dinge sind für unser Leben schön und wichtig, zum Beispiel auch Spaß, Leistung, Anerkennung, Gesundheit und Familie, aber es sind alles Nebenwege. Am wichtigsten ist für einen Menschen, dass er mit Jesus verbunden ist und sich im Wort Gottes auskennt. Das ist der Hauptweg, die Hauptspur.