Predigt zu Jakobus 5, 13- 15 am 19. Sonntag nach Trinitatis

Wenn wir jetzt einmal zusammentragen würden, worunter wir leiden, dann würden wir einen ganzen Berg zusammenbekommen.

Ich will nur vier Bereiche nennen, unter denen wir viel leiden können:

1. Körperliche Beschwerden wie Krankheiten oder andere physische Einschränkungen.

Selbst bei einer leichten Grippe werden wir schon ungeduldig und fragen, wann es denn endlich besser wird. Wie schwer ist es dann erst bei langwierigen oder unheilbaren Krankheiten, alles geduldig zu ertragen. Manchmal ist es schon die Angst, uns könnte so etwas zustoßen, die uns zu schaffen macht. Wir empfinden das als eine große Bedrohung für unser Leben und Lebensglück.

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Foto: Martina Heins

2. Verletzungen an der Seele.

Kleine Sticheleien tun oft schon weh. Aber dann kann es Verletzungen in uns geben, die bohren in uns und setzen sich fest. Sie lassen uns nicht mehr los und tun jedes Mal weh, wenn wir nur daran denken. Manchmal sind diese Verletzungen mit bestimmten Personen verbunden und können auch schon lange zurückliegen. Es ist dann sehr schwer mit ihnen noch frei umzugehen. Manche sind auch von Personen der Kirche so sehr verletzt, dass ihnen diese Verletzungen den Zugang zum Glauben versperren.

3. Oft leiden wir auch, weil unsere eigene Handlungsweise nicht ganz gut ist.

Wir verletzen Menschen, obwohl wir es nicht wollen. Wir tun Dinge, von denen wir wissen, dass sie nicht gut sind, aber wir tun sie. Oft tappen wir in Fallen, die bei uns Handlungsweisen auslösen, die wir eigentlich verurteilen.

4. Wir leiden unter Verlust, wenn wir Dinge oder besonders Menschen verlieren, die uns wichtig waren.

Manchmal kann das Leid über einen Verlust uns für den Rest unseres Lebens begleiten, weil der Verlust in keinster Weise zu ersetzen ist.

Das alles sind Dinge, unter denen wir leiden und die uns treffen können.

Wie gehen wir damit um? Das Leiden ist nun einmal da und begegnet jedem Menschen auf unterschiedliche Weise. Was machen wir damit?

Eine Möglichkeit ist, dass wir uns davor abschotten

und so tun, als würde uns das alles nichts ausmachen. Wir spielen den starken Mann oder die starke Frau und verändern dabei unsern Charakter, werden hart und unnahbar.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass wir unzufrieden und mürrisch werden.

Wir hadern bei körperlichen Krankheiten oder schmerzhaftem Verlust mit Gott oder dem Schicksal, bei seelischen Verletzungen mit den Menschen oder der schlechten Umwelt und bei unserem eigenen Tun mit uns selbst. Auch das verändert unseren Charakter und verdirbt uns die Freude am Leben.

Und dann gibt es noch die Möglichkeiten von Kampf und Flucht.

Entweder wir sammeln unsere ganze Kraft und kämpfen, bis wir nicht mehr können, oder wir geben auf und akzeptieren einfach die Niederlage und flüchten uns in die Selbstisolation oder sogar in die Depression.

Bei allen diesen Möglichkeiten hat das zur Folge, dass sich unser Wesen verändert.

Das Problem besteht nach meiner Beobachtung darin, dass wir bei all diesen Möglichkeiten vom Leiden bestimmt werden, was uns gerade getroffen hat.  Es bestimmt unser Denken, Fühlen und Handeln. Wir sind nicht mehr die Herren unseres Lebens, sondern unterwerfen uns dem Leiden, werden davon abhängig. Es beherrscht uns. Manche Menschen lassen sich so sehr davon bestimmen, dass sie das Leiden zu ihrer eigenen neuen negativen Natur machen.

Jakobus zeigt uns in unserem Abschnitt einen anderen Weg. Wir lesen die Verse 13-15 aus dem 5. Kapitel des Jakobusbriefes:

13 Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. 14 Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn. 15 Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.

Jakobus sagt: Gib das alles ab! Gib es Gott! Leg es im Gebet Gott vor die Füße! Du kannst es und du darfst es.

Wenn Gott dein Vater ist, und er ist es durch Jesus, dann hat er Interesse daran, wie es dir geht, körperlich, seelisch und in deinem Tun. Es ist ihm nicht egal. Er möchte, dass wir im umfassenden Sinn heil sind, physisch, seelisch, psychisch, geistig und in unserem Tun. In den Heilungswundern zeigt Jesus, dass er uns ganz heil machen möchte, nicht nur körperlich und nicht nur seelisch, sondern ganz. Gott hat ein Interesse daran. Darum können wir ihm alles geben.

Was passiert dann, wenn wir es Gott geben?

Was wir möchten und vielleicht auch von Gott erwarten, ist, dass er uns sofort vom Leiden befreit, alle körperlichen Krankheiten beseitigt, zumindest die schlimmen; alle seelischen Verletzungen heilt; wir immer so handeln können, wie es gut ist für uns und andere, und wir nicht verlieren, was uns wichtig ist.
Wir möchten, dass Gott das Leid in seinen unterschiedlichen Formen von uns fern hält. Das ist verständlich und menschlich.
Und was macht Gott? Manchmal tut er es sofort; manchmal später, wenn wir vielleicht gar nicht damit rechnen und manchmal gar nicht.

Warum heilt Gott unsere Leiden nicht sofort, wenn es doch sein Anliegen ist?

Ich weiß es nicht und darauf gibt es auch keine Antwort, aber ich weiß, was Gott will: Gott möchte nicht nur die Symptome unseres Leidens heilen, sondern er möchte uns als ganze Menschen heil und gesund machen.

Wie ist das zu verstehen?

Solange mein Lebensglück davon abhängig ist, ob ich krank oder gesund bin, ob ich etwas verliere oder nicht, ob ich moralisch perfekt bin oder nicht, bin ich nicht frei, sondern davon abhängig.

Lassen Sie mich einige Beispiele nennen:

Wenn ich sage: „Gott, mach mich körperlich gesund, damit ich wieder richtig leben kann, glücklich und froh sein kann“, dann hängt mein Lebensglück davon ab.
Wenn ich Gott bitte: „Heile meine seelischen Verletzungen, damit ich wieder frei mit den Menschen umgehen kann“, dann ist mein Verhalten davon abhängig.
Das gilt auch für alle anderen Bereiche unseres Leidens.

Gott möchte mich aber ganz davon frei machen, und zwar dadurch, dass ich mein Lebensglück, freien Umgang mit Menschen, meinen Frieden habe, dadurch, dass ich zu ihm gehöre und ihm voll und ganz vertrauen kann.

Er möchte nicht nur die Symptome heilen, sondern uns an den Wurzeln heil und gesund machen. Und das geschieht dadurch, dass wir lernen, ihm ganz und gar zu vertrauen.

Dass Gott trotzdem ab und zu auch die Symptome unseres Leidens heilt, das ist ein Geschenk Gottes.

Er gibt es uns häufig, aber eben längst nicht immer, weil sein eigentliches Anliegen viel tiefer geht. Darum sagt Jakobus in unserem Text: Gib ihm alles, vertraue es ihm an und vertraue ihm, dass er Dich auf seine Weise heilt und dir hilft.

Und so rät Jakobus seiner Gemeinde:

Helft euch doch gegenseitig dabei, eure Leiden an Gott abzugeben und sie ihm anzuvertrauen. Wenn einer leidet unter einer dieser Krankheiten, dann bitte zwei Christen aus der Gemeinde, zu dir nach Hause, oder geh zu ihnen, oder im Gottesdienst und bitte sie, mit dir und für dich zu beten. Dann sollen sie dir die Hände auflegen und dir damit zusprechen: Gott kümmert sich jetzt darum, vertraue ihm.

Dann kann es sein, dass dein Leiden verschwindet und du an den Symptomen gesund wirst. Überlasse das Gott. In jedem Fall aber beginnt Gott an dir zu arbeiten, dass du davon frei wirst und du dein Lebensglück, deinen Frieden bei ihm findest.

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Foto: Martina Heins
Das ist ein großartiges Angebot.

Wir können Gott, unserm Vater alles anvertrauen, und dann ihm vertrauen, dass er uns heil machen will. Ganz heil sind wir dann in der Ewigkeit. Dann haben wir gelernt, ihm ganz zu vertrauen, und dann gibt es auch keine Symptome mehr, unter denen wir zu leiden haben.

Predigt zu Jakobus 5, 13- 15
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