Das Wunder von Weihnachten
„Ich muss heute in deinem Haus einkehren.“ Lukas 19, 5
In der Adventszeit bereiten wir uns einige Wochen auf Gottes Kommen in unsere Welt vor und Weihnachten feiern wir dann groß, dass Gott in Jesus zu uns gekommen ist und zu uns kommen will.
Aber versetzt uns diese Botschaft noch in Erstaunen und Begeisterung oder haben wir uns daran gewöhnt als ein jährlich wiederkehrendes Ereignis, dass aber keine dauernde Bedeutung für unser Leben hat und nicht wirklich in unser Herz vordringt?
Mein Wunsch ist, dass wir uns an diese Botschaft „Gott kommt zu uns!“ nicht gewöhnen, sondern darüber immer wieder neu ins Staunen geraten und uns begeistern lassen.
Schauen wir noch einmal genau hin! Wer ist das, der da zu uns kommt? Wer ist Gott?
Wenn wir das Alte Testament lesen, entdecken wir, dass Gott sehr unterschiedlich beschrieben wird:
Manchmal erscheint er barmherzig, liebend und helfend – und dann wieder als zornig, eifersüchtig und hart strafend. Das Alte Testament ist voll von unterschiedlichen Bildern von Gott. Er wird dort als Hirte, Fels, Burg, Hilfe, aber auch als der Schrecken, Richter oder der Gewaltige beschrieben. Vor allem aber wird Gott beschrieben als heilig, unnahbar und nicht zu begreifen.
Als Mose auf dem Berg Sinai die 10 Gebote erhält, wird dem Volk Israel in 2. Mose 19, 12 gesagt: „Und zieh eine Grenze um das Volk und sprich zu ihnen: Hütet euch, auf den Berg zu steigen oder seinen Fuß anzurühren; denn wer den Berg anrührt, der soll des Todes sterben.“ Mose selbst möchte Gott sehen, aber Gott sagt in 2. Mose 33, 20: „Kein Mensch wird leben, der mich sieht.“ Als Jesaja zum Propheten berufen wird und die Heiligkeit Gottes sieht, sagt er in Jesaja 6, 5: „Wehe mir, ich vergehe.“
Kennen Sie die Geschichte von Hiob? Er war ein sehr frommer Mann, der plötzlich unsagbar großes Leid erfährt. Um das Leid zu verstehen und zu erklären hatten Hiob und seine Freunde versucht, Gott in ein gedankliches Konzept zu pressen, in eine Theologie, aber Gott zeigt Hiob, dass er viel größer und anders ist, nicht zu begreifen. Vielleicht haben wir das selber auch schon mal festgestellt, dass wir Erfahrungen mit Gott nicht einordnen und begreifen können.
Es ist schwer, aber wir müssen akzeptieren, dass kein Mensch erkennen kann, wer und wie Gott ist. Es gibt für uns keine Antwort auf diese Frage.
Der große Philosoph Immanuel Kant vertrat die Ansicht, dass unser Denken nur Dinge dieser Welt erfassen kann, und dass wir darüber hinaus keine Aussagen machen können. Zwischen uns und Gott ist eine Grenze, die wir nicht durchbrechen können.
Es ist so, als gäbe es ein festes Gewölbe zwischen Gott und uns, das uns in unserer Welt gefangen und verloren sein lässt.
Und dann plötzlich in einer Nacht bricht das feste Gewölbe auf, der Himmel öffnet sich. In der Weihnachtsgeschichte in Lukas 2, 9 heißt es: „Und des Herrn Engel trat zu ihnen (den Hirten), und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie.“
Das ist das erste große Wunder von Weihnachten, dass der heilige, ewige und unnahbare Gott selbst den Himmel öffnet!
Aber wie reagieren die Hirten?
In Lukas 2, 9 steht: „Sie fürchteten sich sehr.“ Sie hatten furchtbare Angst, denn sie kannten die Geschichten aus dem Alten Testament und wussten, was passiert, wenn Gott einem Menschen begegnet. Genauso reagierte Petrus in Lukas 5, 1-11, als er nach dem großen Fischfang zu Jesus sagt: „Geh von mir weg, denn ich bin ein sündiger Mensch.“
Der allmächtige, ewige und heilige Gott und wir Menschen: das passt nicht zusammen.
Der Mensch verliert dabei, spätestens im Gericht Gottes. Deshalb hatten die Menschen im Mittelalter solche Angst vor Gott. Martin Luther wäre aus Angst vor Gott fast verzweifelt. Kennen Sie diese Angst vor Gott?
Aber was sagt dann der Engel in der Weihnachtsgeschichte den Hirten
In Lukas 2, 10+11 heißt es: „Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren.“
Hab keine Angst! Denn Gott kommt nicht, um euch zu zerstören, sondern der Heiland ist geboren.
Der Heilige Gott kommt, um uns Menschen heil zu machen, zu heiligen, dem heiligen Gott ähnlich, seinem Wesen ähnlich.
Das kann niemand von sich aus. Nur Gott! Er kommt als Heiland, als Heil-Macher. Gott macht es selbst, dass er „Wohlgefallen“ an uns findet. Wie heißt es in der Weihnachtsgeschichte in Lukas 2, 14: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ Gott macht es durch seinen Heiland, Jesus, selbst, dass er Wohlgefallen an uns findet.
Keine Angst, sondern große Freude, dass Gott als Heiland zu uns kommt, das ist das große Wunder von Weihnachten! Darüber können wir neu ins Staunen geraten und große Freude empfinden.
Aber dann gibt es noch das zweite überwältigende Wunder, mit dem wir uns jetzt beschäftigen.
Das steht in Lukas 19, 5 in der Geschichte vom Zöllner Zachäus:
Zachäus, der nach allgemeiner frommer Meinung als Sünder galt und sich selbst auch so sah, steigt auf einen Baum, um Jesus zu beobachten. Er weiß, dass er mit diesem Heiligen nichts zu tun haben wird, aber er ist neugierig geworden. Als Jesus vorbeikommt, sieht er ihn auf dem Baum und sagt: „Ich muss heute in deinem Haus einkehren.“ Jesus will ihn nicht nur sehen oder mit ihm sprechen, sondern er will in sein Leben kommen, um sein Leben zu heiligen, heil und Gott wohlgefällig zu machen. Er will keine distanzierte Beziehung zu Zachäus aufbauen, sondern es ganz persönlich mit ihm zu tun haben.
Das sagt Jesus auch zu uns: „Ich muss heute in deinem Haus einkehren.“
Ich will das Heil Gottes in deine Wohnung, in dein Leben bringen, dich heiligen und Gott wohlgefällig machen. Er spricht uns nicht mit einem distanzierten „Sie“, sondern mit einem persönlichen „Du“ an.
Was passiert nun, wenn Jesus in dein Leben kommen will und du ihn hineinlässt?
Für die Antwort will ich einen Vergleich heranziehen.
Ich nehme an, dass die meisten Christen ihre Wohnung in der Vorweihnachtszeit in irgendeiner Weise adventlich und weihnachtlich dekorieren mit Lichterketten, Tannengrün, Kerzen, Basteleien oder sonst etwas. Das sieht schön aus. Ich selbst liebe Weihnachtsdekoration in den Häusern und Straßen. Ich nehme aber an, dass sich dadurch die Einrichtung nicht verändert hat. Aus Kiefernmöbel sind keine Teakmöbel geworden, das Geschirr ist nicht plötzlich Meissner-Porzellan und die Einrichtung ist auch nicht komplett neu.
Nein! Das ist alles so geblieben, und wenn die Weihnachtsdeko abgebaut wird, dann ist alles wie vorher. Stimmts?
Nun geht es bei Jesus nicht eigentlich um unsere Wohnung, sondern um unser Lebenshaus, in das er hineinkommen will.
So wie unsere Wohnung verschiedene Bereiche hat, wie zum Beispiel Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad, so besteht auch unser Leben aus vielen verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel Arbeit, Ruhe, Beziehungen, Sorgen, Ängste, Geld, Begabungen und Fähigkeit, Erfolg und Misserfolg.
Wenn Jesus jetzt in unser Lebenshaus kommt, was will er dann?
Will er es dekorieren, also unser Leben ein bisschen verschönern und leichter machen, indem er uns ab und zu hilft, Wunder vollbringt, uns Trost durch Bibel und Gebet gibt und besondere Glaubenserfahrungen erleben lässt? Aber sonst bleibt alles, wie es war, und wenn die Dekoration weg ist, ist alles wieder wie vorher?
Vielleicht macht er das auch, aber deswegen ist er nicht in die Welt gekommen, und deswegen kommt er auch nicht zu uns, sondern er will mehr. Er will unserem Leben in allen Bereichen eine ganz neue Qualität geben. Unser normales Leben ist wie bei allen Menschen von menschlicher Natur.
Er will aber unserem Leben eine göttliche Natur geben.
Was die göttliche Natur ist, sehen wir in Jesus: vollkommene Liebe zu Gott und den Menschen, völlige Hingabe an Gott, vollkommene Geborgenheit in Gott und alles in seinem Leben geschieht zur Ehre Gottes.
Jesus kommt in unser Leben als Heiland, der unser Leben mit seiner göttlichen Natur durchdringt und in all seinen Bereichen heil, heilig und Gott wohlgefällig machen will.
Was wir in unserem Leben als negativ empfinden, will er heilen, zum Beispiel unsere Sünde, unsere seelischen Verletzungen, unsere Sorge und Angst, aber auch das, was wir in unserem Leben als gut empfinden und unser ganz normales alltägliches Leben, was wir tun, denken und fühlen, will er heilen, heiligen und Gott wohlgefällig machen.
Es geht Jesus nicht darum,
dass wir uns nach großen frommen Dingen ausstrecken, zum Beispiel indem wir besondere Gebetserfahrungen machen, große christliche Werke vollbringen oder uns in fromme Gedanken vertiefen,
sondern er will unser ganz normales Leben in allen Bereichen mit seiner göttlichen Natur durchdringen.
Dazu kann jeder alle Bereiche seines Lebens einmal durchgehen. Ich will hier nur einige Beispiele nennen:
Wenn du bei der Arbeit bist, dass du dann nicht nach Erfolg und Anerkennung strebst, denn das ist menschliche Natur, sondern dass du es tust aus Liebe zu Gott und den Menschen, mit Hingabe an Gott, in Geborgenheit bei Gott und zur Ehre Gottes. Wenn du das Haus putzt oder im Garten arbeitest, kochst, einkaufst, Wäsche wäscht, bügelst, mit deiner Gesundheit und Kraft etwas tun kannst, mit der Familie oder Freunden zusammen bist, mit Menschen zu tun hast, wo das Verhältnis schwierig ist, dich ausruhst, Fernsehen schaust oder ein Buch liest, in einer Kirchengemeinde aktiv bist oder sonst etwas in deinem ganz normalen Leben tust, dass du es tust aus Liebe zu Gott und den Menschen, mit Hingabe an Gott, in Geborgenheit bei Gott und zur Ehre Gottes.
Als Jesus bei Zachäus eingekehrt war, sagt er: „Heute ist diesem Hause Heil widerfahren.“ Das gilt auch für uns, wenn Jesus in unser Haus einkehrt, um uns zu heilen, zu heiligen und Gott wohlgefällig zu machen. Es ist nicht unser Werk, sondern sein Werk. Wir müssen ihn nur hineinlassen und mit offenem Herzen auf sein Klopfen hören.
Ich möchte Sie für die Adventszeit zu etwas einladen und ermutigen. Man kann es auch zu jeder anderen Zeit im Jahr durchführen, zum Beispiel in einem Monat.
Nehmen Sie sich für jeden Tag einen Bereich Ihres Lebens vor,
zum Beispiel: Arbeit, Familie, Freunde, Hausarbeit, usw. Wenn Sie nicht auf 24, bzw. 31 kommen, dann teilen Sie einzelne Bereiche auf, zum Beispiel die Hausarbeit in Putzen, Kochen, Bügeln: Toilette, Fenster, usw. oder die Arbeit in berufliche und ehrenamtliche Arbeit, oder die Beteiligung an der Gemeinde in Gottesdienst, Gruppe, usw.…
Laden Sie Jesus ein, dass er da hineinkommt und diesen Bereich heiligt, heilt und Gott wohlgefällig macht. Bitte Sie ihn, dass jeder Bereich von seiner göttlichen Natur durchdrungen wird, von der vollkommenen Liebe zu Gott und zu den Menschen, von der Hingabe an Gott, der Geborgenheit in Gott, und dass alles in dem Bereich zur Ehre Gottes geschieht.
Die, die besonders kreativ sind,
können daraus einen Adventskalender mit einem Bereich ihres Lebens für jeden Tag herstellen. Ansonsten kann man die einzelnen Bereiche des Lebens auf Zettel schreiben, sie verdeckt in einen Kasten legen und jeden Tag einen Zettel ziehen.
Das ist sicherlich auch sehr spannend und überraschend!
Lassen Sie sich dadurch Schritt für Schritt, Tag für Tag von Jesus verändern und lernen Sie, Ihren Glauben zu leben. Ein Leben mit Jesus ist immer ein Aufbruch, eine Veränderung, abenteuerlich und herausfordernd, eine Aufgabe, mit der wir unser ganzes Leben beschäftigt sind. Martin Luther hat es einmal so formuliert: „Glauben ist ein WERDEN, niemals ein SEIN!“
Das ist das Wunder von Weihnachten, dass der heilige, ewige, unnahbare Gott durch Jesus in alle Bereiche unseres Lebenshauses kommen will, um sie zu heilen, zu heiligen und Gott wohlgefällig zu machen.
Wenn Sie ihn einladen, fängt er damit an, Stück für Stück, und wenn er damit anfängt, dann vollendet er es auch, damit Sie in der Ewigkeit in der vollkommenen Gemeinschaft mit dem allmächtigen, heiligen, ewigen Gott leben können, den wir durch Jesus „Vater“ nennen dürfen.
Wäre es nicht schön, wenn wir über das, was Gott an Weihnachten und an jedem Tag für uns tut, neu ins Staunen geraten und dankbar und froh werden! Jesus will heute in Ihr Haus einkehren!
Die Anleitung finden Sie auch unter Glaube und Nachfolge konkret unter dem Titel „Der etwas andere Advents – Kalender“
Die Bibeltexte sind überwiegend der Lutherbibel 1984 und 2017 entnommen. Außerdem wird auch die Gute Nachricht verwendet.
Bibelausgaben in verschiedenen Übersetzungen finden Sie bei der Deutschen Bibelgesellschaft