Predigt zu Lukas 16, 1-8 am Volkstrauertag

An einem Volkstrauertag, wenn Vertreter aus Politik, Vereinen und anderen gesellschaftlichen Gruppen im Gottesdienst sind, frage ich mich immer, was ich sagen soll, an einem Tag, an dem es um Frieden und Krieg, Streit und Versöhnung geht.

Was sollen wir als Kirche anderen sagen:

Politikern, Verantwortlichen in der Öffentlichkeit, wenn wir als Kirche selber keinen Frieden leben, sondern es auch bei uns Streit, Intrigen, Rufmord und andere Probleme gibt, die dem Frieden entgegenstehen oder entgegenwirken? Als Kirche haben wir dadurch wohl kaum die Autorität, anderen Ratschläge zu geben, dass wir und wie wir Frieden erreichen können.

Das einzige, was wir können, ist, dass wir uns gemeinsam unter das Wort Jesu stellen, und von ihm lernen, denn er hat die Autorität, er allein.

Wir lesen aus Lukas 16, 1-8

1 Er (Jesus) sprach aber auch zu den Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Verwalter; der wurde bei ihm beschuldigt, er verschleudere ihm seinen Besitz. 2 Und er ließ ihn rufen und sprach zu ihm: Was höre ich da von dir? Gib Rechenschaft über deine Verwaltung; denn du kannst hinfort nicht Verwalter sein. 3 Da sprach der Verwalter bei sich selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt mir das Amt; graben kann ich nicht, auch schäme ich mich zu betteln. 4 Ich weiß, was ich tun will, damit sie mich in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich von dem Amt abgesetzt werde. 5 Und er rief zu sich die Schuldner seines Herrn, einen jeden für sich, und sprach zu dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? 6 Der sprach: Hundert Fass Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich hin und schreib flugs fünfzig. 7 Danach sprach er zu dem zweiten: Du aber, wie viel bist du schuldig? Der sprach: Hundert Sack Weizen. Er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib achtzig. 8 Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte. Denn die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts.

Auf den ersten Blick ist das ein merkwürdiges Gleichnis von einem Betrüger, der gelobt wird, und von dem die Jünger und alle Christen etwas lernen sollen.

Was meint Jesus, was wir davon lernen sollen?

Er will uns bestimmt nicht dazu ermutigen, dass wir genauso betrügerisch und falsch sein sollen, auch wenn der Verdacht nahe liegt, dass sich mancher diesen Text als Vorbild genommen hat für hinterlistiges und falsches Handeln. Nein! Jesus meint etwas anderes.

Schauen wir uns den Abschnitt noch einmal genau an.

Der Mann hat ein ernsthaftes Problem. Er wird entlassen, und zwar zu Recht, denn er hatte sich nicht an die geltenden Spielregeln gehalten. Er hat seinen Chef betrogen. Aber für ihn bleibt es ein Problem, denn er verliert nun seine Lebensgrundlage.

Was soll er tun? Er könnte den Kopf in den Sand stecken und alles verdrängen, in der Hoffnung, dass sich die Probleme von selber lösen; er könnte alles hinschmeißen, weglaufen, sich verstecken und jammern oder er könnte ideologische Parolen herausgeben und seinen Betrug mit dem Klassenkampf begründen.

Was tut er? Er nutzt alle Möglichkeiten, die er hat, um sein Problem zu lösen, um das, was ihn bewegt in den Griff zu bekommen.
Das ist das erste, was Jesus an diesem Vergleich deutlich machen will, wie der Mann an das Problem herangeht, um es zu lösen.

Wir stehen auch oft vor Problemen, die uns wie eine Mauer erscheinen:

 im Privaten vielleicht in der Ehe, mit Kindern, am Arbeitsplatz oder Trauer und Leid über einen schmerhaften Verlust. In der Gesellschaft und weiten Welt würden wir nicht zu Ende kommen, um alle Probleme aufzulisten. Bei vielen Problemen können wir nur zwischen zwei Übeln wählen.

Wie gehen wir mit solchen Problemen um? Stecken wir den Kopf in den Sand, laufen wir weg oder verzweifeln wir daran? Was machen wir?
Jesus will mit diesem Vergleich deutlich machen: Der Betrüger gebrauchte für ein egoistisches, betrügerisches Ziel alles, was er hatte, wie viel mehr soll das gelten, wenn es um ein gutes Ziel geht, und allemal, wenn es um das Reich Gottes geht.

Und was haben wir nicht alles! Geld steht hier für alles, was wir haben. Wir haben darüber hinaus Verstand, Zeit, menschliche Beziehungen, materiellen Besitz, einigermaßen funktionierende Strukturen und noch vieles mehr.

Ist es nicht wirklich so, dass wir oft bei den wirklich zentralen Problemen die Herausforderung nicht annehmen, sondern uns erhoffen, dass andere die Probleme lösen, während wir weiter den bequemen Weg gehen wollen, oder dass wir meinen, sie müssten doch nebenbei wie bei einem Spaziergang zu lösen sein. Wäre es nicht wichtig, dass wir für gute Ziele mehr dran setzen?

Und als zweites will Jesus seinen Jüngern und uns Christen sagen:

Ihr habt doch eine große Sache, für die ihr lebt, mir nachfolgen, das Reich Gottes in die Welt zu bringen, also für Gott leben und etwas tun.
Wie geht ihr damit um? Wie gehen wir damit um? Jammern wir, dass die Menschen heute ja nichts mehr davon wissen wollen, stecken wir den Kopf in den Sand, verdrängen wir unseren Auftrag oder reden wir unser kirchliches Leben schön und beschäftigen uns lieber mit nebensächlichen Dingen? Oder nutzen wir wirklich alles, was wir haben, um diese große Aufgabe zu erfüllen?

Jesus zeigt uns also: Wenn ein Mensch schon für ein schlechtes oder weniger gutes Ziel alles tut, wie viel mehr dann ihr Christen, die ihr etwas für die Sache Gottes tut.

Ich will nur zwei Beispiele nennen: Wenn es darum geht, mehr Geld zu verdienen, dann opfern Menschen viel Zeit, riskieren viel Geld in Anlagen, arbeiten mit viel Fantasie  , stehen zusammen und arbeiten zusammen, um das Ziel zu erreichen. Genauso ist es, wenn es darum geht, Macht zu bekommen oder zu erhalten, sei es in der Politik, in der Wirtschaft oder in gesellschaftlichen Gruppen.
Und was machen wir Christen? Urteilen Sie selbst.

Was hat das nun alles mit dem Volkstrauertag zu tun?

1. Was ist denn die beste Sache, die uns Frieden bringen kann?

Sind es Geld und Macht? Darum gab und gibt es viel Streit und Krieg, leider auch im Namen der Kirche. Die beste Sache, die uns Frieden bringen kann, und für die es sich lohnt zu kämpfen, ist die Sache Jesu, nicht die Sache der Kirche, denn auch da geht es häufig um Macht, Geld und andere Sachen, und darum hat es im Namen des Glaubens oft genug Kriege gegeben.

Es geht um das, was Jesus getan und gesagt hat: Seine Orientierung ist der Weg zum Frieden, sein Trost und Halt kann uns Frieden geben. Bei ihm finden wir inneren Frieden, die eigentliche Voraussetzung für den Frieden im Miteinander. Jesus sagt in Johannes 14, 27: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch!“
Es gibt nichts Besseres für den Frieden im persönlichen Leben und in der Gesellschaft als die Botschaft von Jesus. Wenn wir das glauben, dann müssen wir uns fragen lassen, warum wir dafür nicht alles einsetzen.

2. Und nun lassen sie uns überlegen, was das für uns bedeutet, für den Frieden in unserem Leben und in unserem Ort, in dem wir leben.

Probleme gibt es überall genug: Gewalt unter Jugendlichen mit Diebstahl und Erpressung, in der Erziehung von Kindern und Jugendlichen mit verwahrlosten und misshandelten Kindern, überforderten Eltern und Angst von Lehrern, Alkoholprobleme, einsame Menschen und vieles mehr.
Keiner lebt in seinem Ort auf der Insel der Glückseligen. Das weiß jeder, wenn er die Augen nicht verschließt.

Lohnt es sich da nicht, alles, was wir haben, einzusetzen, um Frieden zu stiften und das von der besten Sache, die es gibt, von Jesus Christus her.

Wie wäre es zum Beispiel, wenn sich alle Vereine, Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kirche an einem runden Tisch zusammensetzen, um alle diese Probleme gemeinsam anzugehen, indem jeder das was er hat an Wissen, Kraft, technischen Mitteln und anderen Möglichkeiten einbringt, um dann gemeinsam Lösungen voranzutreiben.

So können wir alle von dem Gleichnis, was Jesus uns erzählt, eine ganze Menge lernen. Ich wünsche uns Gottes Segen und einen guten Lernerfolg.

Predigt zu Lukas 16, 1-8

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