Heidelberger Katechismus

Inhalt

Vorwort

Quelle: Evangelisch-reformierten Kirche (Synode ev.-ref. Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland), von der Lippischen Landeskirche und vom Reformierten Bund

Nach der grundlegenden Revision der Textform des Heidelberger Katechismus aus Anlaß seines 400jährigen Jubiläums 1963 (Jubiläumsausgabe) ist die nun vorliegende Textfassung ein weiterer Versuch, den Heidelberger Katechismus in einer gewandelten Sprachund Vorstellungswelt erneut zu Gehör zu bringen. Die Synoden der Evangelisch-reformierten Kirche (Synode ev.-ref. Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland) und der Lippischen Landeskirche haben den vorliegenden Text gebilligt und für die Gemeinden zum Gebrauch freigegeben.

Mehrere Gremien des Reformierten Bundes und der beiden dem reformierten Erbe besonders verpflichteten deutschen Landeskirchen haben an der vorliegenden Bearbeitung mitgewirkt. Sie mußten einen gangbaren Weg zwischen gegenläufigen Erwartungen finden. Zum einen gab es Wünsche und Bestrebungen, den Inhalt der 129 Fragen und Antworten sprachlich so aufzuarbeiten, daß sie in der Gegenwart unmittelbar verständlich sind. Dieser Versuch war ähnlich schon unternommen worden in der sogenannten „Jugendausgabe “ des Heidelberger Katechismus (1961) und der „Schweizer“ Ausgabe von Christian Keller (1983). Der Preis für eine solche Revision ist hoch: Sprachduktus und Sprachmelodie der ursprünglichen Fassung gehen unweigerlich verloren, und auch der theologische Gehalt kann oft nicht bewahrt werden.

Aber auch das Bestreben, möglichst nah am unveränderten Wortlaut des Katechismus zu bleiben, kann den auf der Hand liegenden Notwendigkeiten einer Revision nicht gerecht werden. Insgesamt hat sich also bei der Revision die Devise durchgesetzt: So nah am ursprünglichen Text wie möglich und so frei wie eben nötig zu formulieren. Bei manchen besonders wichtigen Fragen und Antworten wurden sowohl die Fassung der Jubiläumsausgabe als auch die revidierte Fassung von 1997 nebeneinander abgedruckt, damit auch solche Texte nicht dem Vergessen anheim fallen, die besonders in der Frömmigkeitsgeschichte bis in die deutsche Literatur sachlich und sprachlich gewirkt haben.

Wie der Heidelberger Katechismus vor 450 Jahren entstand, wer ihn verfaßt hat, wie und wann er in den Kirchen und Gemeinden Anerkennung fand: darüber berichtet unter der Überschrift “ Zur Geschichte des Katechismus“ J. F. Gerhard Goeters im Anschluß an den Text des „Heidelbergers“.

Über die Jahrhunderte hinweg hat sich dieser Katechismus bewährt als ein Buch, das in seelsorgerlicher Klarheit, in biblischer Nüchternheit und in systematischer Kraft zum Leben im Glauben hilft. Auch in Zukunft wird er in Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen, im Unterricht und im persönlichen Studium gehört und bedacht werden. Möge er dazu beitragen, daß Menschen „herzliche Freude an Gott und Lust und Liebe haben, nach dem Willen Gottes in allen guten Werken zu leben“! Wuppertal, Leer und Detmold, im Frühjahr 1997 Peter Bukowski Moderator des Reformierten Bundes Walter Herrenbrück Landessuperintendent der Ev.-ref. Kirche Gerrit Noltensmeier Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche

Wuppertal, Leer und Detmold, im Frühjahr 1997

Peter Bukowski, Moderator des Reformierten Bundes
Walter Herrenbrück, Landessuperintendent der Ev.-ref. Kirche
Gerrit Noltensmeier, Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche

Quelle: https://www.ekd.de/Heidelberger-Katechismus-13431.htm

Heidelberger Katechismus – der gesamte TextRevidierte Ausgabe 1997

Herausgegeben von der Evangelisch-reformierten Kirche (Synode ev.-ref. Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland), von der Lippischen Landeskirche und vom Reformierten Bund

Erste und zweite Frage

1. Sonntag

Frage 1: Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

Daß ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. [Röm 14, 8, 1. Kor 6, 19, 1. Kor 3, 23]
Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst; und er bewahrt mich so, daß ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen, ja, daß mir alles zu meiner Seligkeit dienen muß. [1. Petr 1, 18.19, , 1. Joh 1, 7; 2, 2, 1. Joh 3, 8, Joh 6, 39, Mt 10, 29-31, Lk 21, 18, Röm 8, 28]
Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens gewiß und von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu leben. [2. Kor 1, 21.22, Eph 1, 13.14, Röm 8, 15.16]

Ältere Fassung: Was ist dein einiger Trost im Leben und im Sterben?

Daß ich mit Leib und Seele, beides, im Leben und im Sterben, nicht mein, sondern meines getreuen
Heilands Jesu Christi eigen bin, der mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkömmlich bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst hat und also bewahrt, daß ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen, ja auch mir alles zu meiner Seligkeit dienen muß.
Darum er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens versichert und ihm forthin zu leben von Herzen willig und bereit macht.

Frage 2: Was mußt du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?

[Lk 24, 46.47, 1. Kor 6, 11]

Erstens: Wie groß meine Sünde und Elend ist. [Tit 3, 3-7, Joh 9, 41; 15, 22]
Zweitens: Wie ich von allen meinen Sünden und Elend erlöst werde. [Joh 17, 3]
Drittens: Wie ich Gott für solche Erlösung soll dankbar sein. [Eph 5, 8-11, 1. Petr 2, 9-12, Röm 6, 11-14]

Der erste Teil

Von des Menschen Elend

  1. Sonntag

Frage 3: Woher erkennst du dein Elend?

Aus dem Gesetz Gottes. [Röm3, 20]

Frage 4: Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?

Dies lehrt uns Christus mit folgenden Worten: „Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot.
Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ [Mt 22, 37-40, Mk 12, 30.31, Lk 10, 27]  

Frage 5: Kannst du das alles vollkommen halten?

Nein, denn ich bin von Natur aus geneigt, Gott und meinen Nächsten zu hassen. [ Röm 3, 10-12.23, 1. Joh 1, 8.10, Röm 8, 7, Eph 2, 3]

  1. Sonntag

Frage 6: Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?

Nein. [1. Mose 1, 31] Gott hat den Menschen gut und nach seinem Ebenbild erschaffen, das bedeutet: [1. Mose 1, 26.27] wahrhaft gerecht und heilig, damit er Gott, seinen Schöpfer, recht erkenne, von Herzen liebe und in ewiger Seligkeit mit ihm lebe, ihn zu loben und zu preisen. [2. Kor, 3, 18, Kol 3, 10, Eph 4, 24]

Frage 7: Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?

Aus dem Fall und Ungehorsam unserer ersten Eltern Adam und Eva im Paradies. [1. Mose 3, Röm 5, 12.18.19] Da ist unsere Natur so vergiftet worden, daß wir alle von Anfang an Sünder sind. [Ps 51, 7]  

Frage 8: Sind wir aber so böse und verkehrt, daß wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?

Ja, es sei denn, daß wir durch den Geist Gottes wiedergeboren werden. [Joh 3, 6; 1.Mose 6, 5, Hiob 14, 4; 15, 14; 16, 35, Jes 53, 6, Joh 3, 5]

  1. Sonntag

Frage 9: Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?

Nein, sondern Gott hat den Menschen so erschaffen, [Eph 4, 24] daß er es tun konnte. Der Mensch aber, vom Teufel angestiftet, hat sich und alle seine Nachkommen durch mutwilligen Ungehorsam der Gabe Gottes beraubt. [Röm 5, 12]

Frage 10: Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?

Nein, sondern er zürnt schrecklich über die sündige Art des Menschen und seine sündigen Taten. Beides will er nach seinem gerechten Urteil schon jetzt und ewig strafen, wie er gesprochen hat: [Röm 5, 12, Hebr 9, 27] „Verflucht sei jeder, der nicht bleibt bei alledem, was geschrieben steht in dem Buch des Gesetzes, daß er’s tue!“ [ 5. Mose 27, 26, Gal 3, 10]

Frage 11: Ist denn Gott nicht auch barmherzig?

Gott ist wohl barmherzig, er ist aber auch gerecht. Deshalb fordert seine Gerechtigkeit, daß die Sünde, die Gottes Ehre und Hoheit antastet, mit der höchsten, nämlich der ewigen Strafe an Leib und Seele gestraft wird. [2. Mose 34, 6 – 7, Mose 20, 5; Ps 5, 5.6, 2. Kor. 6, 14-16]

Der zweite Teil

Von des Menschen Erlösung

  1. Sonntag

Frage 12: Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?

Gott will zu seinem Recht kommen, darum müssen wir für unsere Schuld entweder selbst [2. Mose 20, 5; 23, 7] oder durch einen anderen vollkommen bezahlen. [Röm 8, 3.4]

Frage 13: Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?

Nein, sondern wir machen sogar die Schuld noch täglich größer. [Hiob 9, 2.3; 15, 15.16, Mt 6,12]

Frage 14: Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?

Nein, denn erstens will Gott an keinem anderen Geschöpf strafen, was der Mensch verschuldet hat. [Hebr 2, 14-18] Zweitens kann kein Geschöpf die Last des ewigen Zornes Gottes gegen die Sünde ertragen und andere davon erlösen. [ Ps 130, 3]

Frage 15: Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

Einen solchen, [1. Kor 15, 21-22.25-26] der ein wahrer und gerechter Mensch [Jer 33, 16; Jes 53, 11] und doch stärker als alle Geschöpfe, [2. Kor 5, 21; Hebr 7,15–17] also auch wahrer Gott ist. [Jer 23, 6]

  1. Sonntag

Frage 16: Warum muß er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

Die Sünde wird von den Menschen begangen, [Röm 5, 12.15]  darum verlangt Gottes Gerechtigkeit,
daß ein Mensch für die Sünde bezahlt; wer aber selbst ein Sünder ist, [1. Petr. 3, 18] kann nicht für andere bezahlen. [Jes 53, 3-5]

Frage 17: Warum muß er zugleich wahrer Gott sein?

Nur wenn er zugleich wahrer Gott ist, [Jes 53,8] kann ein Mensch [Apg 2, 24] die Last des Zornes Gottes ertragen [1. Petr 3, 18] und uns die Gerechtigkeit und das Leben erwerben und wiedergeben. [Joh 3, 16; Apg 20, 28, 1. Joh 1, 2]

Frage 18: Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

Unser Herr Jesus Christus, der uns [Mt 1, 23, Lk 2, 11, 1. Tim 3, 16] zur vollkommenen Erlösung und Gerechtigkeit geschenkt ist. [1. Kor 1, 30]

Frage 19: Woher weißt du das?

Aus dem heiligen Evangelium. Gott selbst hat es zuerst im Paradies offenbart, dann durch die heiligen Erzväter und Propheten verkündigen lassen und durch die Opfer [1. Mose 3, 15, 1. Mose 22,18; 49, 10.11., Röm 1, 2; Hebr 1,1, Apg 3, 22 – 24; 10, 43] und andere Bräuche des Gesetzes vorgebildet, [Joh 5, 46; Hebr 10, 7] zuletzt aber durch seinen einzig geliebten Sohn erfüllt. [Röm 10, 4; Gal 4, 4.5]

  1. Sonntag

Frage 20: Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?

Nein, sondern nur diejenigen, die durch wahren Glauben seinem Leib als Glieder eingefügt werden und alle seine Wohltaten annehmen. [Joh 1, 12.13, Jes 53, 11; Ps 2, 12, Röm 11, 20, Hebr 4, 2-3; 10, 39]

Frage 21: Was ist wahrer Glaube?

Wahrer Glaube ist nicht allein eine zuverlässige Erkenntnis, durch welche ich alles für wahr halte,
was uns Gott in seinem Wort geoffenbart hat, [Jak 1, 6] sondern auch ein herzliches Vertrauen,  [Röm 4, 16-18; 5, 1, 2. Kor 4, 13; Eph 2, 8, Mt 16, 17; Phil 1, 19-20, Röm 1, 16; 10, 17] welches der Heilige Geist durchs Evangelium in mir wirkt, daß nicht allein anderen, sondern auch mir Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit und Seligkeit von Gott geschenkt ist, [Hebr 11,1-2; Röm 1,17] aus lauter Gnade, [Eph 2, 7-9] allein um des Verdienstes Christi willen. [Röm 3,24-25; Gal 2,16]

Frage 22: Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?

Alles, was uns im Evangelium zugesagt wird, wie es uns unser allgemeines, wahrhaftiges, christliches Glaubensbekenntnis zusammengefaßt lehrt. [Joh 20, 31; Mt 28, 20]

Frage 23: Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?

Ökumenische Fassung:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde,

und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige allgemeine christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.

Die Erklärungen des Heidelberger Katechismus folgen einer älteren Fassung des Glaubensbekenntnisses:

Ich glaube an Gott Vater, den Allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erden.

Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, abgestiegen zu der Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten,
aufgefahren gen Himmel, sitzet zu der Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige allgemeine christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben.

  1. Sonntag

Frage 24: Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?

In drei Teile:

der erste handelt von Gott dem Vater und unserer Erschaffung;

der zweite von Gott dem Sohn und unserer Erlösung;

der dritte von Gott dem Heiligen Geist und unserer Heiligung.

Frage 25: Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist? [5. Mose 6, 4]

Weil Gott sich in seinem Wort so offenbart hat, [Jes 61,1; Ps 110, 1] daß diese drei Personen unterschieden [Mt 3, 16-17; 28, 19] und doch der eine, wahre und ewige Gott sind. [1. Joh 5, 7]

Von Gott dem Vater

  1. Sonntag

Frage 26: Was glaubst du, wenn du sprichst: »Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde«?

Ich glaube, daß der ewige Vater unsers Herrn Jesus Christus um seines Sohnes willen [Gal 4, 5-7; Eph 1, 5] mein Gott und mein Vater ist. [Joh 1, 12; Röm 8, 15] Er hat Himmel und Erde mit allem, was darin ist, aus nichts erschaffen [1. Mose 1; Ps 33, 6] und erhält und regiert sie noch immer durch seinen ewigen Rat und seine Vorsehung. [Ps 104, 2-5; Mt 10, 29-30, Hebr 1, 3; Ps 115, 3]

Auf ihn vertraue ich und zweifle nicht, daß er mich mit allem versorgt, [Ps 55, 23; Mt 6, 25-26, Lk 12, 22-24] was ich für Leib und Seele nötig habe, und auch alle Lasten, die er mir in diesem Leben auferlegt, mir zum Besten wendet. [Röm 8, 28] Er kann es tun als ein allmächtiger Gott [Röm 10, 12] und will es auch tun als ein getreuer Vater. [Mt 6, 26; 7, 9-11]

  1. Sonntag

Frage 27: Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes? [Apg 17, 25-28]

Die allmächtige und gegenwärtige Kraft Gottes, durch die er Himmel und Erde mit allen Geschöpfen [Hebr 1, 2-3] wie durch seine Hand noch erhält und so regiert, daß Laub und Gras,
Regen und Dürre, [Jer 5, 24; Apg 14, 17] fruchtbare und unfruchtbare Jahre, [Joh 9, 3] Essen und Trinken, [Spr 22, 2] Gesundheit und Krankheit, Reichtum und Armut und alles andere uns nicht durch Zufall, sondern aus seiner väterlichen Hand zukommt.

Frage 28: Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

Gott will damit, daß wir in aller Widerwärtigkeit geduldig, in Glückseligkeit dankbar [Röm 5, 3; Jak 1, 3, Hiob 1, 21; 5. Mose 8, 10, 1. Thess 5, 18] und auf die Zukunft hin voller Vertrauen
zu unserem treuen Gott und Vater sind, daß uns nichts von seiner Liebe scheiden wird, [Röm 8, 38-39] weil alle Geschöpfe so in seiner Hand sind, daß sie sich ohne seinen Willen weder regen noch bewegen können. [Hiob 1, 12, Apg 17, 25-28, Spr 21, 1]

Von Gott dem Sohn

  1. Sonntag

Frage 29: Warum wird der Sohn Gottes Jesus, daß heißt »Heiland«, genannt?

Weil er uns heilt von unseren Sünden, [Mt 1, 21; Hebr 7, 25] und weil bei keinem anderen
ein solches Heil [Apg 4, 12] zu suchen noch zu finden ist.

Frage 30: Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

Nein. Sie rühmen sich zwar seiner mit Worten, [1. Kor 1, 13.30-31] verleugnen ihn aber mit der Tat. [Gal 5, 4] Denn entweder ist Jesus kein vollkommener Heiland, oder er ist denen, die ihn mit wahrem Glauben annehmen, alles, was zu ihrer Seligkeit nötig ist. [Jes 9, 5, Kol 1, 19-20; 2, 10. Joh 1, 16]

12. Sonntag

Frage 31: Warum wird er Christus, das heißt »Gesalbter« genannt?

Er ist von Gott dem Vater eingesetzt und mit dem Heiligen Geist gesalbt [Hebr 1, 9] zu unserem obersten Propheten und Lehrer, [5. Mose 18, 15; Apg 3, 22] der uns Gottes verborgenen Rat und Willen von unserer Erlösung vollkommen offenbart; [Joh 1, 18; 15, 15] und zu unserem einzigen Hohenpriester, der uns mit dem einmaligen Opfer seines Leibes erlöst hat [Ps 110, 4; Hebr 7, 21]
und uns alle Zeit mit seiner Fürbitte [Röm 8, 34; 5, 9-10] vor dem Vater vertritt; und zu unserem ewigen König, der uns mit seinem Wort und Geist regiert und bei der erworbenen Erlösung schützt und erhält. [Ps 2, 6; Lk 1, 33; Mt 28, 18]

Frage 32: Warum wirst aber du ein Christ genannt?

Weil ich durch den Glauben [Apg 2, 17; 11, 26] ein Glied Christi bin [1. Joh 2, 27] und dadurch an seiner Salbung Anteil habe, [Joel 3, 1] damit auch ich seinen Namen bekenne, [Mk 8, 38] mich ihm [Röm 12, 1; Offb 5, 8.10] zu einem lebendigen Dankopfer hingebe [1. Petr 2, 9; Offb 1, 6] und mit freiem Gewissen in diesem Leben gegen die Sünde und den Teufel streite [1. Tim 1, 18.19] und hernach in Ewigkeit mit ihm über alle Geschöpfe herrsche. [2. Tim 2, 12]

13. Sonntag

Frage 33: Warum heißt Jesus Christus »Gottes eingeborener Sohn«, da doch auch wir Kinder Gottes sind?

Christus allein ist von Ewigkeit her [Joh 1, 14.18; Hebr 1, 2] seinem Wesen nach der Sohn Gottes.
Wir aber sind um seinetwillen aus Gnade [Röm 8, 15-17] als Kinder Gottes angenommen. [Eph 1, 5-6]
Frage 34
Warum nennst du ihn »unseren Herrn«?
Er hat uns mit Leib und Seele von der Sünde und aus aller Gewalt des Teufels sich zum Eigentum erlöst und erkauft, [1. Petr 1, 18-19; 2, 9, 1. Kor 6, 20; 7, 23] nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem teuren Blut, indem er sein Leben für uns gab.

  1. Sonntag

Frage 35: Was bedeutet: »Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria«?

Der ewige Sohn Gottes, der wahrer und ewiger Gott ist und bleibt, [Joh 1,1; Röm 1, 3-4; 9, 5] hat durch Wirkung des Heiligen Geistes [Mt 1, 18-20; Lk 1, 35] wahre menschliche Natur aus dem Fleisch und Blut der Jungfrau Maria [Gal 4, 4; Joh 1, 14] angenommen, so daß er auch der wahre Nachkomme Davids ist, [Ps 132, 11; Röm 1, 3, Phil 2, 7; Hebr 4, 15] seinen Schwestern und Brüdern in allem gleich, doch ohne Sünde.

Frage 36: Was nützt es dir, daß er durch den Heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?

Er ist unser Mittler, [Hebr 2, 16-17] und er bedeckt vor Gottes Angesicht [Ps 32, 1-2; 1. Kor 1, 30]
mit seiner Unschuld und vollkommenen Heiligkeit meine Sünde, in der ich immer schon lebe.

  1. Sonntag

Frage 37: Was verstehst du unter dem Wort »gelitten«?

Jesus Christus hat an Leib und Seele die ganze Zeit seines Lebens auf Erden, besonders aber an dessen Ende, den Zorn Gottes über die Sünde des ganzen Menschengeschlechts getragen. [1. Petr 2, 24] Mit seinem Leiden [Jes 53, 12, 1. Joh 2, 2; 4, 10, Röm 3, 25-26] als dem einmaligen Sühnopfer
hat er unseren Leib und unsere Seele von der ewigen Verdammnis erlöst und uns Gottes Gnade,
Gerechtigkeit und ewiges Leben erworben.
Frage 38
Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?
Er wurde unschuldig [Apg 4, 27-28] vom weltlichen Richter verurteilt [Lk 23, 13-15; Joh 19,4]
und hat uns dadurch von Gottes strengem Urteil, das über uns ergehen sollte, [Ps 69, 5; Jes 53, 4-5]
befreit. [2. Kor 5, 1; Gal 3, 13]

Frage 39: Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?

Ja, denn dadurch bin ich gewiß, daß er den Fluch, der auf mir lag, auf sich genommen hat, [Gal 3, 13-14] weil der Tod am Kreuz von Gott verflucht war. [5. Mose 21, 23]

16. Sonntag

Frage 40: Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

Um der Gerechtigkeit [1. Mose 2, 17] und Wahrheit Gottes willen konnte für unsere Sünde nicht anders bezahlt werden als durch den Tod des Sohnes Gottes. [Hebr 2, 9.14-15]

Frage 41: Warum ist er begraben worden?

Damit wird bezeugt, daß er wirklich gestorben ist. [Mt 27, 59-60; Lk 23, 52-53, Joh 19, 38-42, Apg 13, 29]

Frage 42: Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?

Unser Tod ist nicht eine Bezahlung für unsere Sünde, sondern nur ein Absterben der Sünden und Eingang zum ewigen Leben. [Joh 5, 24; Phil 1, 23, Röm 7, 24-25]

Frage 43; Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?

Durch die Kraft Christi wird unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt, getötet und begraben, damit die Sünde uns nicht mehr beherrscht, [Kol 2, 12, Röm 6, 6-8.11.12, Röm 6, 12] sondern wir uns ihm
zu einem lebendigen Dankopfer hingeben. [Röm 12, 1]

Frage 44: Warum folgt »abgestiegen zu der Hölle«?

Damit wird mir zugesagt, daß ich selbst in meinen schwersten Anfechtungen gewiß sein darf,  daß mein Herr Christus mich von der höllischen Angst und Pein erlöst hat, [Jes 53, 10; Mt 27, 46] weil er auch an seiner Seele unaussprechliche Angst, Schmerzen und Schrecken am Kreuz und schon zuvor erlitten hat.

  1. Sonntag

Frage 45: Was nützt uns die Auferstehung Christi?

Erstens: Christus hat durch seine Auferstehung den Tod überwunden, um uns an der Gerechtigkeit Anteil zu geben, die er uns durch seinen Tod erworben hat. [1. Petr 1, 3-5.21, 1. Kor 15, 17. 54-55, Röm 4, 25]
Zweitens: Durch seine Kraft werden auch wir schon jetzt erweckt zu einem neuen Leben. [Röm 6, 4; Kol 3, 1-4,  Eph 2, 5]
Drittens: Die Auferstehung Christi ist uns ein verläßliches Pfand unserer seligen Auferstehung. [1. Kor 15, 12, Röm 8, 11]

Frage 46: Wie verstehst du, daß es heißt »aufgefahren in den Himmel«?

Jesus Christus wurde vor den Augen seiner Jünger von der Erde zum Vater in den Himmel erhöht [ Mk 16, 19; Lk 24, 51, Hebr 4, 14; 7, 24-25, Röm 8, 34, Eph 4, 10; Kol 3, 1] und ist dort uns zugut,
bis er kommen wird, [Apg 1, 11] zu richten die Lebenden und die Toten. [Mt 24, 30]

Frage 47: Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat? [Mt 28, 20]

Christus ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Nach seiner menschlichen Natur ist er jetzt nicht mehr auf der Erde, [Joh 16, 28; 17, 11, Mt 26, 11; Apg 3, 21] aber nach seiner Gottheit, Majestät, Gnade und Geist [Joh 14, 17-20; 16, 13, Mt 28, 20; Eph 4, 8] weicht er niemals von uns.

Frage 48: Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?

Nein, weil die Gottheit unbegreiflich und überall gegenwärtig ist, [Apg 7, 49; Jer 23, 24] folgt daraus, daß sie wohl außerhalb ihrer angenommenen menschlichen Natur und dennoch auch in derselben ist [ Kol 2, 9; Mt 28, 6] und in einer Person [Joh 3, 13; 11, 15] mit ihr vereinigt bleibt.*
* Mit dem Wort »unbegreiflich« will der Katechismus nicht sagen, daß man Gott nicht verstehen könne, sondern daß er von keinem Raum umschlossen werden kann. Die Aussage des Katechismus kann auch so formuliert werden:
Weil Gott nach seinem Wesen von keinem Raum oder Körper umgrenzt wird, sondern überall gegenwärtig ist, so ergibt sich, daß auch Christus nach seiner Gottheit zugleich in seiner menschlichen Natur und dennoch auch außerhalb ihrer ist und deshalb in seiner Person zugleich ein wahrer und gerechter Mensch und wahrer Gott ist.

  1. Sonntag

Frage 49: Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?

Erstens: Er ist im Himmel vor dem Angesicht seines Vaters unser Fürsprecher. [1. Joh 2, 1; Röm 8, 34]
Zweitens: Wir haben durch unseren Bruder Jesus Christus im Himmel die Gewißheit, daß er als das Haupt uns, seine Glieder, auch zu sich nehmen wird. [Joh 14, 2; 20, 17, Eph 2, 6]
Drittens: Er, sitzend zur Rechten Gottes, sendet seinen Geist zu uns, der uns die Kraft gibt, [Joh 14, 16; Apg 2, 33, 2. Kor 1, 21-22; 5,5] zu suchen, was droben ist, und nicht das, was auf Erden gilt. [Kol 3, 1; Phil 3, 14]

Frage 50: Warum wird hinzugefügt »er sitzt zur Rechten Gottes«?

Christus ist dazu in den Himmel erhöht worden, daß er sich dort erweise als das Haupt seiner Kirche, [Eph 1, 20-23; Kol 1, 18] durch das der Vater alles regiert. [Mt 28, 18; Joh 5, 22]

  1. Sonntag

Frage 51: Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?

Christus teilt uns, seinen Gliedern, durch seinen Heiligen Geist die himmlischen Gaben aus. [Eph 4, 10-12] Er schützt und erhält uns mit seiner Macht gegen alle Feinde. [Joh 10, 28-30, Ps 2, 9; Eph 4, 8]

Frage 52: Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, »zu richten die Lebenden und die Toten«?

In aller Trübsal und Verfolgung darf ich mit erhobenem Haupt aus dem Himmel eben den Richter erwarten, [Lk 21, 28; Röm 8, 23-24, Phil 3, 20-21; Tit 2, 13] der sich zuvor für mich dem Gericht Gottes gestellt und alle Verurteilung von mir genommen hat. Er wird alle seine Feinde, die darum auch meine Feinde sind, [1. Thess 4, 16-17, 2. Thess 1,6-10; Mt 25,41] in die ewige Verdammnis werfen, mich aber mit allen Auserwählten zu sich in die himmlische Freude und Herrlichkeit nehmen. [Mt 25, 34]

Von Gott dem Heiligen Geist

  1. Sonntag

Frage 53: Was glaubst du vom Heiligen Geist?

Erstens: Der Heilige Geist ist gleich ewiger Gott mit dem Vater und dem Sohn. [1. Mose 1,2; Jes 48, 16, 1. Kor 3, 16; 6, 19, Apg 5, 3-4]
Zweitens: Er ist auch mir gegeben [ Mt 28, 19-20, 2. Kor 1, 21-22] und gibt mir durch wahren Glauben Anteil an Christus [1. Kor 6, 17] und allen seinenWohltaten. [Gal 3, 14; 1. Petr.1, 2] Er tröstet mich und wird bei mir bleiben in Ewigkeit. [Apg 9, 31; Joh 14, 16, 1. Petr 4, 14]

21. Sonntag

Frage 54: Was glaubst du von der »heiligen allgemeinen christlichen Kirche«?

Ich glaube, daß der Sohn Gottes [Joh 10, 11] aus dem ganzen Menschengeschlecht [1. Mose 26, 4] sich eine auserwählte Gemeinde [Röm 8, 29-30, Eph 1, 10-13] zum ewigen Leben durch seinen Geist und Wort [Jes 59, 21; Röm 1, 16, Röm 10, 14-17; Eph 5, 26] in Einigkeit des wahren Glaubens [Apg 2, 46; Eph 4, 3-6] von Anbeginn der Welt bis ans Ende [Ps 71, 18; 1. Kor 11, 26] versammelt, schützt und erhält [Mt 16, 18; Joh 10, 28-30, 1. Kor 1, 8-9] und daß auch ich
ein lebendiges Glied dieser Gemeinde bin [1. Joh 3, 31] und ewig bleiben werde. [1. Joh 2, 19]

Frage 55: Was verstehst du unter der »Gemeinschaft der Heiligen«?

Erstens: Alle Glaubenden haben als Glieder Gemeinschaft an dem Herrn Christus [1. Joh 1, 3; 1. Kor 1, 9] und an allen seinen Schätzen und Gaben. [Röm 8, 32]
Zweitens: Darum soll auch jeder seine Gaben willig und mit Freuden zum Wohl und Heil der anderen gebrauchen. [1. Kor 12, 12-13. 21; 13, 5-6; Phil 2, 4-6]

Frage 56: Was glaubst du von der »Vergebung der Sünden«?

Gott will um Christi willen aller meiner Sünden, auch der sündigen Art, [1. Joh 2, 2, 2. Kor 5, 19.21] mit der ich mein Leben lang zu kämpfen habe, nicht mehr gedenken. [Ps 103, 3.10.12; Jer 31, 34, Röm 7, 24-25; 8, 1-4] Aus Gnade schenkt er mir die Gerechtigkeit Christi, so daß ich nicht mehr ins Gericht kommen werde. [Joh 3, 18]

22. Sonntag

Frage 57: Was tröstet dich die »Auferstehung der Toten«?

Nach diesem Leben werde ich durch die Kraft Christi auferweckt werden und zu Christus, meinem Herrn, kommen. Er wird mir Anteil geben an seiner Herrlichkeit.
Ältere Fassung:
Was tröstet dich die Auferstehung des Fleisches?
Daß nicht allein meine Seele nach diesem Leben alsbald zu Christus, ihrem Haupt, [Lk 23, 43; Phil 1, 21-23] genommen wird, sondern auch, daß dies mein Fleisch, durch die Kraft Christi auferweckt,
wieder mit meiner Seele vereinigt und dem herrlichen Leibe Christi gleichförmig werden soll. [1. Kor 15, 53-54, Hiob 19, 23-27, 1. Joh 3, 2; Phil 3, 21]

Frage 58: Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?

Schon jetzt empfinde ich den Anfang der ewigen Freude in meinem Herzen. [2. Kor 5, 2-3] Nach diesem Leben aber werde ich vollkommene Seligkeit besitzen, die kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz je gekommen ist, [Joh 17, 3] Gott ewiglich darin zu preisen. [Joh 17, 3]

  1. Sonntag

Frage 59: Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?

Ich bin dadurch in Christus vor Gott gerecht [Hab 2, 4] und ein Erbe des ewigen Lebens. [Röm 1, 17; Joh 3, 36]

Frage 60: Wie bist du gerecht vor Gott?

Allein durch wahren Glauben an Jesus Christus. [Röm 3,21-25.28; Gal 2, 16; Eph 2, 8-9; Phil 3, 9] Zwar klagt mich mein Gewissen an, daß ich gegen alle Gebote Gottes schwer gesündigt und keines je gehalten habe [Röm 3, 9-20] und noch immer zu allem Bösen geneigt bin. [Röm 7, 23] Gott aber schenkt mir ganz ohne mein Verdienst [Tit 3, 5] aus lauter Gnade [Röm 3, 24; Eph 2, 8] die vollkommene Genugtuung, [1. Joh 2, 2] Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi. [1. Joh 2, 1] Er rechnet sie mir an, [Röm 4, 4-5; 2. Kor 5, 19] als hätte ich nie eine Sünde begangen noch gehabt
und selbst den ganzen Gehorsam vollbracht, den Christus für mich geleistet hat, [2. Kor 5, 21]
wenn ich allein diese Wohltat mit gläubigem Herzen annehme. [Röm 3, 22; Joh 3, 18]

Frage 61: Warum sagst du, daß du allein durch den Glauben gerecht bist?

Ich gefalle Gott nicht deswegen, weil mein Glaube ein verdienstvolles Werk wäre. Allein die Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi ist meine Gerechtigkeit vor Gott. [1. Kor 1, 30; 2, 2] Ich kann sie nicht anders als durch den Glauben annehmen und mir zueignen. [1. Joh 5, 10]

Frage 62: Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?

Die Gerechtigkeit, die vor Gottes Gericht bestehen soll, muß vollkommen sein und dem göttlichen Gesetz ganz und gar entsprechen. [Gal 3, 10; 5. Mose 27, 26] Aber auch unsere besten Werke
sind in diesem Leben alle unvollkommen und mit Sünde befleckt. [Jes 64, 5]

Frage 63: Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?

Diese Belohnung geschieht nicht aus Verdienst, sondern aus Gnade. [Lk 17, 10]

Frage 64: Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?

Nein; denn es ist unmöglich, daß Menschen, die Christus durch wahren Glauben eingepflanzt sind, nicht Frucht der Dankbarkeit bringen. [Mt 7, 18]

 

Von den heiligen Sakramenten

  1. Sonntag

Frage 65: Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?

Der Heilige Geist wirkt den Glauben in unseren Herzen [Eph 2, 8-9; Joh 3, 5] durch die Predigt des heiligen Evangeliums und bestätigt ihn durch den Gebrauch der heiligen Sakramente. [Mt 28, 19-20, 1. Petr 1, 22-23]

Frage 66: Was sind Sakramente?

Es sind sichtbare heilige Wahrzeichen und Siegel. Gott hat sie eingesetzt, um uns durch ihren Gebrauch den Zuspruch des Evangeliums besser verständlich zu machen und zu versiegeln: daß er uns auf Grund des einmaligen Opfers Christi, am Kreuz vollbracht, Vergebung der Sünden und ewiges Leben aus Gnade schenkt. [5. Mose 30, 6; 3. Mose 6, 18, 1. Mose 17, 11; Röm 4, 11, Hebr 9, 8-9.24; Hes 20,12]

Frage 67: Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?

Ja; denn der Heilige Geist lehrt im Evangelium und bestätigt durch die heiligen Sakramente, daß unsere ganze Seligkeit gegründet ist auf das einmalige Opfer Christi, das für uns am Kreuz geschah. [Röm 6, 3; Gal 3, 27]

Frage 68: Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?

Zwei, die heilige Taufe und das heilige Abendmahl.

Von der heiligen Taufe

  1. Sonntag

Frage 69: Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiß gemacht, daß das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

Christus hat dies äußerliche Wasserbad eingesetzt und dabei verheißen, daß ich so gewiß mit seinem Blut und Geist von der Unreinigkeit meiner Seele, [Mt 28, 19-20, Apg 2, 38, Mt 3, 11; Mk 16, 16, Röm 6, 3-4] das ist, von allen meinen Sünden, reingewaschen bin, wie ich äußerlich durch das Wasser gereinigt werde, das die Unsauberkeit des Leibes hinwegnimmt. [Mk 1, 4; Lk 3, 3]

Frage 70: Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?

Es heißt, Vergebung der Sünde von Gott aus Gnade haben um des Blutes Christi willen, das er in seinem Opfer am Kreuz für uns vergossen hat. [Hebr 12, 24, 1. Petr 1, 2; Offb 1, 5, Sach 13, 1, Hes 36, 25-27]
Es heißt ferner, durch den Heiligen Geist erneuert und zu einem Glied Christi geheiligt sein, so daß wir je länger je mehr der Sünde absterben und ein Leben führen, das Gott gefällt. [Joh 1, 33; 3, 5, 1. Kor 6, 11; 12, 13, Röm 6, 4; Kol 2, 11-12]

Frage 71: Wo hat Christus verheißen, daß wir so gewiß mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?

Bei der Einsetzung der Taufe sagt er: »Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.« [Mt 28, 19] »Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.« [Mk 16, 16]
Diese Verheißung wird dort wiederholt, wo die Heilige Schrift die Taufe das »Bad der Wiedergeburt« und die »Abwaschung der Sünden« nennt. [Tit 3,5, Apg 22, 16]

27. Sonntag

Frage 72: Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?

Nein; denn allein das Blut Jesu Christi [Eph 5, 26, Mt 3, 11; 1. Petr 3, 21] und der Heilige Geist reinigt uns von allen Sünden. [1. Joh 1, 7; 1. Kor 6, 11]

Frage 73: Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das »Bad der Wiedergeburt« und die »Abwaschung der Sünden«?

Gott redet so nicht ohne große Ursache. Er will uns damit lehren: Wie die Unsauberkeit des Leibes durch Wasser, so werden unsere Sünden durch Blut und Geist Christi hinweggenommen. [Offb 1, 5; 7, 14, 1. Kor 6, 11]
Ja vielmehr: Er will uns durch dies göttliche Pfand und Wahrzeichen gewißmachen, daß wir so wahrhaftig von unseren Sünden geistlich gewaschen sind, wie wir mit dem leiblichen Wasser [Mk 16, 16; Gal 3, 17] gewaschen werden.

Frage 74: Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

Ja; denn sie gehören ebenso wie die Erwachsenen in den Bund Gottes und seine Gemeinde. [1. Mose 17, 7] Auch ihnen wird, nicht weniger als den Erwachsenen, in dem Blut Christi die Erlösung von den Sünden [Mt 19, 14] und der Heilige Geist, der den Glauben wirkt, zugesagt. [Lk 1, 14-15; Ps 22, 11, Jes 44, 1-3; Apg 2, 39]
Darum sollen auch die Kinder durch die Taufe, das Zeichen des Bundes, in die christliche Kirche
als Glieder eingefügt und von den Kindern der Ungläubigen unterschieden werden, [Apg 10, 47]
wie es im Alten Testament durch die Beschneidung geschehen ist, [1. Mose 17, 14] an deren Stelle im Neuen Testament die Taufe eingesetzt wurde. [Kol 2, 11-13]

Vom heiligen Abendmahl Jesus Christi

  1. Sonntag

Frage 75: Wie wirst du im Heiligen Abendmahl erinnert und gewiß gemacht, daß du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?

Christus hat mir und allen Gläubigen befohlen, zu seinem Gedächtnis von dem gebrochenen Brot zu essen und von dem Kelch zu trinken. [Mt 26, 26-28, Mk 14, 22-24; Lk 22, 19-20, 1. Kor 10, 16-17;  11, 23-25; 12, 13]
Dabei hat er verheißen:
Erstens, daß sein Leib so gewiß für mich am Kreuz geopfert und gebrochen und sein Blut für mich vergossen ist, wie ich mit Augen sehe, daß das Brot des Herrn mir gebrochen und der Kelch mir gegeben wird.
Zweitens, daß er selbst meine Seele mit seinem gekreuzigten Leib und vergossenen Blut so gewiß zum ewigen Leben speist und tränkt, wie ich aus der Hand des Dieners empfange und leiblich genieße das Brot und den Kelch des Herrn, welche mir als gewisse Wahrzeichen des Leibes und Blutes Christi gegeben werden.

Frage 76: Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?

Es heißt nicht allein, mit gläubigem Herzen das ganze Leiden und Sterben Christi annehmen und dadurch Vergebung der Sünde und ewiges Leben empfangen, [Joh 6, 35.40.47-48.50-54] sondern auch, durch den Heiligen Geist, der zugleich in Christus und in uns wohnt, mit seinem verherrlichten Leib [Joh 6, 55-56] mehr und mehr vereinigt werden, so daß, obgleich er im Himmel ist [Apg 3, 21; 1. Kor 11, 26] und wir auf Erden sind, wir doch ein Leib mit ihm sind und von einem Geist [Eph 3, 16-17; 5, 29-32, 1. Kor 6, 15-19, 1. Joh 3, 24; 4, 13] ewig leben und regiert werden.  [Joh 6, 56-58; 14, 23; 15, 1-6; Eph 4, 15-16]

Frage 77: Wo hat Christus verheißen, daß er die Gläubigen so gewiß mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?

In der Einsetzung des Abendmahls: [Mt 26, 26-28; Mk 14, 22-24, Lk 22, 19-20, 1. Kor 11, 23-25] »Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und sprach: (Nehmet, esset,) das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der eue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinket, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot eßt und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.« Diese Verheißung wiederholt der Apostel Paulus, [1. Kor 10, 16,17] wenn er sagt: »Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn e i n Brot ist’s: so sind wir viele e i n Leib,
weil wir alle an e i n e m Brot teilhaben.«

29. Sonntag

Frage 78: Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?

Nein. Wie das Wasser bei der Taufe nicht in das Blut Christi verwandelt wird oder selbst die Sünden abwäscht, sondern Gottes Wahrzeichen [Mt 26, 29; Mk 14, 24] und Pfand dafür ist, so wird auch das Brot im Abendmahl nicht der Leib Christi, [1. Kor 10, 16-17; 11, 26-28] auch wenn es in den Worten, die beim Abendmahl gebraucht werden, als der Leib Christi bezeichnet wird. [1. Mose 17, 10-19, 2. Mose 12, 26-27.43.48, 1. Petr 3, 21, 1. Kor 10, 1- 4; Tit 3, 5]

Frage 79: Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der  Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?

Christus redet so nicht ohne große Ursache. Er will uns damit lehren: Wie Brot und Wein das zeitliche Leben erhalten, so sind sein gekreuzigter Leib und sein vergossenes Blut die wahre Speise und der wahre Trank unserer Seele zum ewigen Leben. [Joh 6, 51.55]
Darüberhinaus will er uns durch dieses sichtbare Zeichen und Pfand gewiß machen, daß wir so wahrhaftig durch seinen Heiligen Geist an seinem Leib und Blut Anteil bekommen wie wir diese heiligen Wahrzeichen mit unserem Mund zu seinem Gedächtnis empfangen. [1. Kor 10, 16-17]
All sein Leiden und sein Gehorsam sind uns so gewiß zugeeignet, als hätten wir selbst das alles gelitten und vollbracht.

30. Sonntag

Frage 80: Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?

Das Abendmahl bezeugt uns, daß wir vollkommene Vergebung aller unserer Sünden haben durch das einmalige Opfer Jesu Christi, das er selbst einmal am Kreuz vollbracht hat, [Hebr 7, 27; 9, 12.25-28; 10, 10-14; Joh 19, 30; Mt 26, 28; Lk 22, 19-20] und daß wir durch den Heiligen Geist
Christus werden eingeleibt, [1. Kor 6, 17; 10, 16-17] der jetzt mit seinem wahren Leib im Himmel zur Rechten des Vaters ist und daselbst will angebetet werden. [Hebr 1, 3; 8, 1; Joh 4, 21-24; 20, 17; Lk 24, 52; Apg 7, 55]
Die Messe aber lehrt, daß die Lebendigen und die Toten [Kol 3, 1; Phil 3, 20-21; 1. Thess 1, 9-10] nicht durch das Leiden Christi Vergebung der Sünden haben, es sei denn, daß Christus noch täglich
für sie von den Meßpriestern geopfert werde, und daß Christus leiblich unter der Gestalt des Brotes und Weines sei und deshalb darin soll angebetet werden. Und ist also die Messe im Grunde nichts anderes als eine Verleugnung des einzigen Opfers und Leidens Jesu Christi und eine vermaledeite Abgötterei.* [Hebr 9, 10]
*Das Moderamen des Reformierten Bundes hat hierzu erklärt: Diese Verwerfung wurde vor 400 Jahren formuliert; sie läßt sich nach Inhalt und Sprache in dieser Form nicht aufrechterhalten: Die Polemik gegen die Wiederholung des einmaligen Opfers Christi am Kreuz und die Anbetung der Elemente (Brot und Wein) wird dem nicht gerecht, was im ökumenischen Gespräch inzwischen an Verständigung erreicht werden konnte. Der bleibende Lehrunterschied besteht darin, daß die
Eucharistie in der römisch- katholischen Kirche als »Opfer«, das Abendmahl im evangelischen Gottesdienst als »Mahlfeier« begriffen wird; doch sollte sich dieser Unterschied nicht kirchentrennend auswirken.

Frage 81: Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?

Alle, die sich selbst um ihrer Sünde willen mißfallen und doch vertrauen, daß Gott sie ihnen vergeben hat und daß auch die bleibende Schwachheit mit dem Leiden und Sterben Christi zugedeckt ist, die aber auch begehren, mehr und mehr ihren Glauben zu stärken und ihr Leben zu bessern. Wer aber unbußfertig und heuchlerisch zum Abendmahl kommt, ißt und trinkt sich selbst zum Gericht. [1. Kor 10, 19-22; 11, 28-29]

Frage 82: Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?

Nein; denn sonst wird der Bund Gottes geschmäht und sein Zorn über die ganze Gemeinde erregt. [1. Kor 11, 20.34; Jes 1, 11-15; 66, 3; Jer 7, 21-23; Ps 50, 16-17] Darum muß die christliche Kirche
nach der Ordnung Christi und seiner Apostel solche durch das Amt der Schlüssel ausschließen, bis sie ihr Leben bessern.

31. Sonntag

Frage 83: Was ist das Amt der Schlüssel?

Die Predigt des heiligen Evangeliums und die christliche Bußzucht. Durch diese beiden wird das Himmelreich den Gläubigen aufgeschlossen, den Ungläubigen aber zugeschlossen. [Mt 16, 18-19; 18, 18]

Frage 84: Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?

Nach dem Befehl Christi wird allen Gläubigen verkündigt und öffentlich bezeugt, daß ihnen alle ihre Sünden von Gott um des Verdienstes Christi willen wahrhaftig vergeben sind, sooft sie den Zuspruch des Evangeliums mit wahrem Glauben annehmen. Dagegen wird allen, die den Glauben verwerfen oder heucheln, öffentlich bezeugt, daß der Zorn Gottes und die ewige Verdammnis auf ihnen liegt, [Joh 20, 21-23; Mt 16, 19] solange sie sich nicht bekehren. Nach diesem Zeugnis des Evangeliums will Gott in diesem und im zukünftigen Leben urteilen.

Frage 85: Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?

Nach dem Befehl Christi werden alle, die sich Christen nennen, aber unchristlich lehren oder leben,
mehrmals seelsorgerlich vermahnt.
Wenn sie von ihren Irrtümern und Lastern nicht ablassen, werden sie der Gemeinde oder den von ihr Beauftragten namhaft gemacht.
Wenn sie auch deren Vermahnung nicht folgen, werden sie von diesen durch Versagung der heiligen Sakramente aus der christlichen Gemeinde und von Gott selber aus dem Reich Christi ausgeschlossen.
Jedoch werden sie als Glieder Christi undder Kirche wieder angenommen, wenn sie wahre Besserung versprechen und zeigen. [Mt 18, 15-18; 1. Kor 5, 3-5.11; 2. Thess 3, 14-15; 2. Joh 10, 11]

Der dritte Teil

Von der Dankbarkeit

  1. Sonntag

Frage 86: Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?

Wir sollen gute Werke tun, weil Christus, nachdem er uns mit seinem Blut erkauft hat, uns auch durch seinen Heiligen Geist erneuert zu seinem Ebenbild, damit wir mit unserem ganzen Leben
uns dankbar gegen Gott für seine Wohltat erweisen und er durch uns gepriesen wird. [1. Kor 6, 20; Röm 6, 13; 12, 1-2; Mt 5, 16; 1. Petr 2, 5.9-12] Danach auch, daß wir bei uns selbst unsers Glaubens aus seinen Früchten gewiß werden [2. Petr 1, 10; Mt 7, 17-18; Gal 5, 6.22] ]und mit einem Leben, das Gott gefällt, unsern Nächsten auch für Christus gewinnen. [1. Petr 3, 1-2; Röm 14, 19]

Frage 87: Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?

Keineswegs; denn die Schrift sagt: kein Unzüchtiger, Götzendiener, Ehebrecher, Dieb, Geiziger, Trunkenbold, Lästerer, Räuber und dergleichen [1. Kor 6, 9-10; Eph 5, 5-6; 1. Joh 3, 14-15] wird das Reich Gottes erben.

33. Sonntag

Frage 88: Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?

Im Absterben des alten Menschen und im Auferstehen des neuen Menschen. [Röm 6, 4-6; Eph 4, 22-24; Kol 3, 5-10; 1. Kor 5, 7]

Frage 89: Was heißt Absterben des alten Menschen?

Sich die Sünde von Herzen leid sein lassen und sie je länger je mehr hassen und fliehen. [Röm 8, 13; Joel 2, 13]

Frage 90: Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?

Herzliche Freude in Gott durch Christus haben [Röm 5, 1; 14, 17; Jes 57, 15] und Lust und Liebe,
nach dem Willen Gottes in allen guten Werken zu leben. [Röm 6, 10-11; Gal 2, 20]

Frage 91: Was sind denn gute Werke?

Allein solche, die aus wahrem Glauben [Röm 14, 23] nach dem Gesetz Gottes ihm zur Ehre geschehen, [1. Sam 15, 22; Eph 2, 10; 1. Kor 10, 31] und nicht solche, die auf unser Gutdünken oder auf Menschengebote gegründet sind. [Mt 15, 9; Hes 20, 18-19; Jes 29, 13; 5. Mose 13, 1]

Frage 92: Wie lautet das Gesetz des Herrn?

„Gott redete alle diese Worte:

Ich bin der HERR, dein Gott, [Das 1. Gebot] der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

Du sollst dir kein Bildnis [Das 2. Gebot] noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.

Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, [Das 3. Gebot] nicht mißbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.
Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligest. [Das 4. Gebot] Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht, und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.

Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, [Das 5. Gebot] auf daß du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.
Du sollst nicht töten. [Das 6. Gebot]
Du sollst nicht ehebrechen. [Das 7. Gebot]
Du sollst nicht stehlen. [Das 8. Gebot]
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. [Das 9. Gebot]
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. [Das 10. Gebot] Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel, noch alles, was dein Nächster hat.“ (2. Mose 20, 1-17)

34. Sonntag

Frage 93: Wie werden diese Gebote eingeteilt?

In zwei Tafeln:
Die erste Tafel lehrt in vier Geboten, wie wir uns Gott gegenüber verhalten sollen, [2. Mose 34, 28; 5. Mose 4, 13; 10, 3-4]
die zweite in sechs Geboten, was wir unserm Nächsten schuldig sind. [Mt 22, 37-40]

Frage 94: Was fordert der Herr im ersten Gebot?

Gott will, daß ich allen Götzendienst, [1. Kor 6, 9-10; 10, 7.14] alle Zauberei und Wahrsagerei, allen Aberglauben, [3. Mose 19, 31; Mt 4, 10; 5. Mose 18, 10-12;  Offb 19, 10; 22, 8.9] auch das Anrufen der Heiligen oder anderer Geschöpfe meide und fliehe, damit ich meiner Seele Heil und Seligkeit nicht verliere. Stattdessen soll ich [Joh 17, 3] den einen wahren Gott recht erkennen,
ihm allein vertrauen und in aller Demut und Geduld von ihm allein alles Gute erwarten. Ihn allein soll ich von ganzem Herzen lieben, fürchten und ehren, [Jer 17, 5; 1. Petr 5, 5-6; Röm 5, 3,4; 1. Kor 10, 10; Phil 2, 14; Ps 104, 27-30; Jes 45, 7; ; Jak 1, 17; Spr 1, 7; 9, 10; Hebr 10, 36; Kol 1, 11; 5. Mose 6, 2.5; Mt 22, 37; Ps 111, 10; Mt 4, 10; 10, 28; 5. Mose 10, 20] so daß ich eher alle Geschöpfe preisgebe, als im Geringsten gegen seinen Willen handle. [Mt 5, 29-30; 10, 37; Apg 5, 29]

Frage 95: Was ist Götzendienst?

Anstelle des einen wahren Gottes, der sich in seinem Wort offenbart hat, oder neben ihm [Eph 5, 5; 1.Chron 16, 26; Phil 3, 19; Joh 5, 23; Gal 4, 8; Eph 2, 12; 1. Joh 2, 23; 2. Joh 9] irgendetwas anderes ersinnen oder haben, worauf der Mensch sein Vertrauen setzt.

35. Sonntag

Frage 96: Was will Gott im zweiten Gebot?

Gott will, daß wir ihn in keiner Weise abbilden, noch ihn auf irgendeine andere Art verehren, [5. Mose 4, 15-19; Jes; 40, 18-20.25; Röm 1, 23-24; Apg 17, 29] als er es in seinem Wort befohlen hat. [1. Sam 15, 23; Mt 15, 9; 5. Mose 12,30-32]

Frage 97: Darf man denn gar kein Bild machen?

Gott kann und darf in keiner Weise abgebildet werden. Die Geschöpfe dürfen abgebildet werden,
aber Gott verbietet, Bilder von ihnen zu machen und zu haben, um sie zu verehren oder ihm damit zu dienen. [2. Mose 23, 24; 34, 13-14; 4. Mose 33, 52 ; 5. Mose 7, 5; 12, 3; 16, 22; 2. Kön 18, 4]

Frage 98: Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“in den Kirchen geduldet werden?

Nein; denn wir sollen uns nicht für weiser halten als Gott, der seine Christenheit nicht [Jer 10, 8; Hab 2, 18-19] durch stumme Götzen, sondern durch die lebendige Predigt seines Wortes unterwiesen haben will. [2. Petr 1, 19; 2. Tim 3, 16-17]

36. Sonntag

Frage 99: Was will Gott im dritten Gebot?

Gott will, daß wir weder mit Fluchen [3. Mose 24, 10-16] oder mit falschem Eid, [3. Mose 19, 12] noch mit unnötigem Schwören [Mt 5, 37; Jak 5, 12] seinen Namen lästern oder mißbrauchen.
Wir sollen uns auch nicht durch unser Stillschweigen und Zusehen an solchen schrecklichen Sünden mitschuldig machen. Gottes heiligen Namen sollen wir nur mit Furcht und Ehrerbietung gebrauchen, [Jes 45, 23] so daß er von uns recht bekannt, angerufen [Mt 10, 32; 1.Tim 2, 8] und in allen unseren Worten und Werken gepriesen wird. [Röm 2, 24; 1.Tim 6, 1; Kol 3, 16-17]

Frage 100: Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, daß Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?

Ja; [3. Mose 5, 1] denn es gibt keine Sünde, die größer ist und Gott heftiger erzürnt, als die Lästerung seines Namens. Darum hat er auch befohlen, sie mit dem Tode zu bestrafen. [3. Mose 24, 15-16]

37. Sonntag

Frage 101: Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?

Ja, wenn es die Obrigkeit fordert oder die Not es gebietet, auf diese Weise Treue und Wahrheit zu Gottes Ehre und des Nächsten Wohl zu erhalten und zu fördern. Denn solches Schwören ist
in Gottes Wort begründet. [5. Mose 6, 13; 10, 20; Jes 48, 1; Hebr 6, 16] Deshalb haben die Menschen im Alten und Neuen Testament zu Recht davon Gebrauch gemacht. [1. Mose 21, 24; 31, 53-54; 1. Sam 24, 22; 2. Sam 3, 35; Jes 9, 15; 1. Kön 1, 29; Röm 1, 9; 2. Kor 1, 23]

Frage 102: Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?

Nein; denn in einem rechtmäßigen Eid rufe ich Gott selbst zum Zeugen an, [2. Kor 1, 23] daß er, der allein die Herzen kennt, die Wahrheit bestätige und mich strafe, wenn ich falsch schwöre. Diese Ehre aber gebührt keinem Geschöpf. [Mt 5, 34-36; Jak 5]

  1. Sonntag

Frage 103: Was will Gott im vierten Gebot?

Gott will zum einen, daß das Predigtamt und die christliche Unterweisung erhalten bleiben [Tit 1, 5; 1. Tim 3, 14-15; 1. Tim 4, 13-16; 5, 17; 1. Kor 9, 11-14; 2. Tim 2, 2; 3, 15] und daß ich, besonders am Feiertag, zu der Gemeinde Gottes fleißig komme. [Ps 40, 10-11; 68, 27; Apg 2, 42.46; 1. Kor 14, 19.29-31] Dort soll ich Gottes Wort lernen, die heiligen Sakramente gebrauchen, [1. Kor 11, 33; 1. Tim 2, 1-3.8-10; 1. Kor 14, 16] den Herrn öffentlich anrufen und in christlicher Nächstenliebe für
Bedürftige spenden. [1. Kor 16, 2]
Zum andern soll ich an allen Tagen meines Lebens von meinen bösen Werken feiern* und den Herrn durch seinen Geist in mir wirken lassen. [Jes 66, 23] So fange ich den ewigen Sabbat schon in diesem Leben an.
* „feiern“= ablassen

39. Sonntag

Frage 104: Was will Gott im fünften Gebot?

Ich soll meinem Vater und meiner Mutter und allen, die mir vorgesetzt sind, alle Ehre, Liebe und Treue erweisen und alle gute Lehre und Strafe mit gebührendem Gehorsam annehmen, [Eph 5, 22; 6. 1-2.5; Kol 3, 18.20-24; Spr 1, 8: 4, 1; 15, 20; 20, 20; 2.Mose 21, 17; Röm 13, 1] auch mit ihren Schwächen und Fehlern Geduld haben, [Spr 23, 22; 1. Mose 9, 24-25; 1. Petr 2, 18] weil Gott uns durch ihre Hand regieren will. [Eph 6, 4.9; Kol 3, 19.21; Röm 13, 2-7; Mt 22, 21]

40. Sonntag

Frage 105: Was will Gott im sechsten Gebot?

Ich soll meinen Nächsten weder mit Gedanken noch mit Worten oder Gebärden, erst recht nicht mit der Tat, auch nicht mit Hilfe anderer, schmähen, hassen, beleidigen oder töten. [Mt 5, 21-22.26.52;  1. Mose 9, 6; Eph 4, 26; Röm 12, 19; Mt 5, 25; 18, 35] Ich soll vielmehr alle Rachgier ablegen,
mir auch nicht selbst Schaden zufügen oder mich mutwillig in Gefahr begeben. [Röm 13, 14; Kol 2, 23; Sir 3, 27; Mt 4, 7] Darum hat auch der Staat den Auftrag, durch seine Rechtsordnung das Töten zu verhindern. [1. Mose 9, 6; 2. Mose 21, 14; Mt 26.52; Röm 13, 4]

Frage 106: Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?

Nein. Gott will uns durch das Verbot des Tötens lehren, daß er schon die Wurzel des Tötens, nämlich Neid, Haß, Zorn und Rachgier [Röm 1, 28-32; 1. Joh 2, 9-11; Jak 1, 20; Gal 5, 19-21] haßt und daß alles für ihn heimlichesTöten ist. [1. Joh 3, 15]

Frage 107: Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?

Nein. Indem Gott Neid, Haß und Zorn verdammt, will er, daß wir unseren Nächsten [Mt 7, 12; 22, 39] lieben wie uns selbst, ihm Geduld, Frieden, Sanftmut, [Eph 4,2; Gal 6, 1-2; Mt 5, 5.7; Lk 6, 36]
Barmherzigkeit und Freundlichkeit erweisen, [Röm 12, 10.18; 2. Mose 23, 5] Schaden, so viel uns möglich, von ihm abwenden, und auch unseren Feinden Gutes tun. [Mt 5, 44-45; Röm 12, 20-21]

41. Sonntag

Frage 108: Was will Gott im siebenten Gebot?

Gott verurteilt alle Zügellosigkeit. [3. Mose 18, 27-29] Darum sollen wir ihr von Herzen feind sein, [Jud 22, 23] rücksichtsvoll und verantwortungsbewußt leben, [1. Thess 4, 3-5] sei es nun in der Ehe oder außerhalb derselben. [Hebr 13, 4; 1. Kor 7, 4]

Frage 109: Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?

Nein. Weil beide, unser Leib und unsere Seele, Tempel des Heiligen Geistes sind, darum will Gott, daß wir beide rein und heilig bewahren. Er verbietet deshalb alle zügellosen Taten, Gebärden, Worte, Gedanken, Begierden [Eph 5, 3-4; 1. Kor 6, 18-20; Mt 5, 27-28] und alles, was den Menschen dazu reizen kann. [Eph 5, 18; 1. Kor 15, 33]

  1. Sonntag

Frage 110: Was verbietet Gott im achten Gebot?

Gott verbietet nicht nur Diebstahl und Raub, [1. Kor 5, 10; 6, 10] die nach staatlichem Recht bestraft werden. Er nennt Diebstahl auch alle Schliche und betrügerischen Handlungen, womit wir versuchen, unseres Nächsten Gut an uns zu bringen, sei es mit Gewalt oder einem Schein des Rechts: [Lk 3, 14; 1.Thess 4, 6; Spr 11, 1; 16, 11] mit falschem Gewicht und Maß, mit schlechter Ware, [Hes 45, 9-10; Ps 15, 55; 5. Mose 25, 13-15; Lk 6, 35] gefälschtem Geld und Wucher, oder mit irgendeinem Mittel, das von Gott verboten ist. Er verbietet auch allen Geiz [1. Kor 6, 10]
und alle Verschwendung seiner Gaben. [Spr 5, 16]

Frage 111: Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

Ich soll das Wohl meines Nächsten fördern, wo ich nur kann, und an ihm so handeln, [Mt 7, 12]
wie ich möchte, daß man an mir handelt. Auch soll ich gewissenhaft arbeiten, damit ich dem Bedürftigen in seiner Not helfen kann. [Eph 4, 28]

43. Sonntag

Frage 112: Was will Gott im neunten Gebot?

Ich soll gegen niemanden [Spr 19, 5.9; 21, 28] falsches Zeugnis geben, niemandem seine Worte verdrehen, [Ps 15, 3] nicht hinter seinem Rücken reden [Röm 1, 28.30] und ihn nicht verleumden.
Ich soll niemanden ungehört und leichtfertig [Mt 7, 1.2; Lk 6, 37] verurteilen helfen und alles Lügen und Betrügen als Werke des Teufels [Joh 8, 44] bei Gottes schwerem Zorn vermeiden. [Spr 12, 22; 13, 5] Vor Gericht und in all meinem Tun soll ich die Wahrheit lieben, sie aufrichtig sagen und bekennen und auch meines Nächsten Ehre und guten Ruf [1. Kor 13, 6; Eph 4, 25] nach Kräften retten und fördern. [1. Petr 4, 8]

44. Sonntag

Frage 113: Was will Gott im zehnten Gebot?

Wir sollen in unserem Herzen keine Lust und keinen Gedanken aufkommen lassen, gegen irgendein Gebot Gottes zu handeln, sondern wir sollen jederzeit von ganzem Herzen aller Sünde feind sein und Lust zu aller Gerechtigkeit haben. [Röm 7, 7-8]

Frage 114: Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?

Nein, sondern es kommen auch die frömmsten Menschen in diesem Leben über einen geringen Anfang [1. Joh 1, 8-10; Röm 7, 14-15; Pred 7, 20] dieses Gehorsams nicht hinaus. Wohl aber beginnen sie, mit fester Absicht nicht nur nach einigen, sondern nach allen Geboten Gottes zu leben. [Röm 7, 22; Jak 2, 10-11]

Frage 115: Warum läßt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?

Erstens sollen wir unser ganzes Leben lang unsere sündige Art je länger, je mehr erkennen [1. Joh 1, 9; Ps 32, 5] und um so begieriger Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit in Christus suchen. [Röm 7, 24-25]
Zweitens sollen wir unaufhörlich uns bemühen und Gott um die Gnade des Heiligen Geistes bitten,
daß wir je länger, je mehr zum Ebenbild Gottes erneuert werden, bis wir nach diesem Leben [1. Kor 9, 24-25] das Ziel der Vollkommenheit erreichen. [Phil 3, 11-14]

Vom Gebet

45. Sonntag

Frage 116: Warum ist den Christen das Gebet nötig?

Weil es die wichtigste Gestalt der Dankbarkeit ist, die Gott von uns fordert, [Ps 50, 14-15] und weil Gott seine Gnade und seinen Heiligen Geist nur denen geben will, die ihn herzlich und unaufhörlich darum bitten und ihm dafür danken. [Mt 7, 7-8; 13, 12; Lk 11, 9.10.13]

Frage 117: Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?

Erstens, daß wir allein den wahren Gott, der sich uns in seinem Wort geoffenbart hat, [Joh 4, 22-24] von Herzen anrufen [Joh 4, 23.24] um alles, was er uns zu bitten befohlen hat. [Röm 8, 26; 1. Joh 5, 14]
Zweitens, daß wir unsere Not und unser Elend gründlich erkennen, [2. Chron 20, 12] um uns vor seinem göttlichen Angesicht zu demütigen. [Ps 2, 11; 34, 19; Jes 66, 2]
Drittens, daß wir diesen festen Grund haben, [Röm 10, 14; Jak 1, 6] daß er unser Gebet trotz unserer Unwürdigkeit um des Herrn Christus willen gewiß erhören will, [Joh 14, 13-16; Dan 9, 17-18] wie er uns in seinem Wort verheißen hat. [Mt 7, 8; Ps 143, 1]

Frage 118: Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?

Alles, was wir für unser geistliches und leibliches Leben [Jak 1, 17; Mt 6, 33] nötig haben, wie es der Herr Christus in dem Gebet zusammengefaßt hat, das er uns selber lehrt.

Frage 119: Wie lautet dieses Gebet?

Unser Vater im Himmel! [Mt 6, 9-13; Lk 11, 2-4] Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wir auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit Amen.

46. Sonntag

Frage 120: Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?

Er will in uns gleich zu Anfang unseres Gebetes die kindliche Ehrfurcht und Zuversicht Gott gegenüber wecken, auf die unser Gebet gegründet sein soll; daß nämlich Gott durch Christus unser Vater geworden ist und uns das, worum wir ihn im Glauben bitten, noch viel weniger verweigern will, als unsere Väter uns irdische Dinge abschlagen. [Mt 7, 9-11; Lk 11, 11-13]

Frage 121: Warum wird hinzugefügt: „Im Himmel“?

Wir sollen von der himmlischen Hoheit Gottes nichts Irdisches denken und von seiner Allmacht alles erwarten, [Jer 23, 23-24; Apg 17, 24-27] was für Leib und Seele nötig ist. [Röm 10, 12]

47. Sonntag

Frage 122: Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werden dein Name“?

Damit beten wir: Gib uns zuerst, daß wir dich recht erkennen und dich heiligen, rühmen und preisen [Joh 17, 3; Mt 16, 17, Jak 1, 5; Ps 119, 105; Ps 119, 137; Röm 11, 22.33] in allen deinen Werken, in denen deine Allmacht, Weisheit, Güte, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Wahrheit leuchten. Gib uns auch, daß wir unser ganzes Leben, unsere Gedanken, Worte und Werke darauf richten, daß dein Name unsertwegen nicht gelästert, sondern geehrt und gepriesen werde. [Ps 71, 8; 115, 1]

48. Sonntag

Frage 123: Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?

Damit beten wir: Regiere uns durch dein Wort und deinen Geist, daß wir dir je länger, je mehr gehorchen. [Ps 119, 5; 143, 10; Mt 6, 33] Erhalte und mehre deine Kirche [Ps 51, 20; 122, 6-7] und zerstöre die Werke des Teufels und alle Gewalt, die sich gegen dich erhebt, und alle Machenschaften, die gegen dein heiliges Wort erdacht werden, [1. Joh 3, 8; Röm 16, 20] bis die Vollendung deines Reiches kommt, in dem du alles in allen sein wirst. [Offb 22, 17.20; Röm 8, 22-23; 1. Kor 15, 28]

49. Sonntag

Frage 124: Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?

Damit beten wir: Hilf, daß wir und alle Menschen unserm eigenen Willen absagen [Mt 16, 24; Tit 2, 12] und deinem allein guten Willen ohne alles Widersprechen gehorchen, [Lk 22, 42] so daß jeder seine irdischen Aufgaben so willig und treu ausübt [1. Kor 7, 24] wie die Engel im Himmel. [Ps 103, 20-21]

50. Sonntag

Frage 125: Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gibt uns heute“?

Damit beten wir: Versorge uns mit allem, [Ps 104, 27-28; 145, 15-16; Mt 6, 25-26] was für Leib und Leben nötig ist. Lehre uns dadurch erkennen, daß du allein der Ursprung alles Guten bist [Apg 14, 17; 17, 27-28] und daß ohne deinen Segen unsere Sorgen und unsere Arbeit wie auch deine Gaben uns nichts nützen. [1. Kor 15, 58; 5. Mose 8, 3; Ps 37, 16-17] Laß uns deshalb unser Vertrauen von allen Geschöpfen abwenden und es allein auf dich setzen. [Ps 55, 23; 62, 11]

51. Sonntag

Frage 126: Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?

Damit beten wir: Rechne uns armen Sündern alle unsere Missetat und das Böse, das uns immer noch anhängt, [Ps 51, 1-5; 143, 2; 1. Joh 2, 1-2] um des Blutes Christi willen nicht zu, wie auch wir es als Zeugnis deiner Gnade [Mt 6, 14-15] in uns finden, unserem Nächsten von Herzen verzeihen
zu wollen.

52. Sonntag

Frage 127: Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen«?

Damit beten wir: Aus uns selbst sind wir so schwach, daß wir nicht einen Augenblick [Joh 15, 5]
bestehen können. [Ps 103, 14-16] Auch hören unsere erklärten Feinde, der Teufel, die Welt und unser eigenes Wesen, [1. Petr 5, 8; Eph 6, 12; Joh 15, 19; Röm 7, 23; Gal 5, 17] nicht auf, uns anzufechten. Darum erhalte und stärke uns durch die Kraft deines Heiligen Geistes, daß wir ihnen fest widerstehen [Mt 26, 41] und in diesem geistlichen Streit [Mk 13, 33] nicht unterliegen, bis wir endlich den völligen Sieg [1. Thess 3, 13; 5, 23-24] davontragen.

Frage 128: Wie beschließt du dieses Gebet? „Dein ist das Reich, und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“.

Damit beten wir: Dies alles erbitten wir darum von dir, weil du als unser König und aller Dinge mächtig uns alles Gute geben willst und kannst, [Röm 10, 11-12; 2. Petr 2, 9] und daß dadurch nicht wir, sondern dein heiliger Name ewig gepriesen werde. [Joh 14, 13; Ps 115, 1]

Frage 129: Was bedeutet das Wort: „Amen“?

A m e n heißt: Das ist wahr und gewiß! Denn mein Gebet ist von Gott viel gewisser erhört, als ich in meinem Herzen fühle, daß ich dies alles von ihm begehre. [2. Kor 1, 20; 2. T im 2, 13]

Quelle: https://www.heidelberger-katechismus.net/8261-0-227-50.html

Zur Geschichte des Katechismus
von J.F.G. Goerters

1. Der Heidelberger Katechismus von 1563 ist von seinem Ursprung her der Katechismus der evangelisch-reformierten Landeskirche der Kurpfalz. Sein Originalbuchtitel lautet: „Catechismus oder christlicher Unterricht, wie er in Kirchen und Schulen der kurfürstlichen Pfalz getrieben wird«. Seinen Namen bekam er nach seinem Druckort Heidelberg, der Hauptstadt der Kurpfalz in alter eit. Bald ist er auch außerhalb seines Heimatlandes übernommen und kirchlich eingeführt worden. Er ist der am weitesten  verbreitete reformierte Katechismus, gewissermaßen das reformierte Gegenstück zum „Kleinen Katechismus“Martin Luthers.

2. Das Wort „Katechismus“bedeutet ursprünglich mündlicher Unterricht, ein Geschehen, nicht ein Lehrbuch. Christlicher Unterricht folgt der Anweisung Christi in seinem Taufbefehl: „Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker . . . und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“(Mt 28, 19. 20).

In der ältesten Christenheit, die eine Missionskirche war, wurden zumeist Erwachsene vor ihrer Taufe unterrichtet. Neben Regeln zur Lebensführung, wie wir sie aus den Apostelbriefen im Neuen Testament kennen, waren das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis Unterrichtsinhalt. Die drei Artikel des Bekenntnisses wurden dem Täufling vor seiner Taufe in Frageform vorgesprochen. Er antwortete jedesmal mit einem: „Ja, ich glaube“.

Im Mittelalter wurde die Taufe von Kindern christlicher Eltern zur Regel. Karl der Große verpflichtete in seinem Reich Eltern und Paten zum Unterricht der Kinder im Vaterunser und Glaubensbekenntnis. Seit 1215 die jährliche Beichtpflicht aller Erwachsenen vorgeschrieben worden war, kamen die 10 Gebote als eine Beichtanleitung hinzu. Eine eigene kirchliche Ordnung hatte der christliche Jugendunterricht im Mittelalter nicht.

Bei den Böhmischen Brüdern, den friedlichen Nachfolgern des Jan Hus, wurde im 15. Jahrhundert der christliche Jugendunterricht als Abendmahlsvorbereitung erneuert. Die humanistische Schulreform bearbeitete auch religiöse Unterrichtsstoffe. Der damals neue Buchdruck ermöglichte eine weite Verbreitung von Lehrbüchern. Darauf konnten Luther und die anderen Reformatoren aufbauen, als sie Predigt, Gottesdienst und Kirche wieder am Worte Christi ausrichteten.

Die Kinderfragen der Böhmischen Brüder aus dem Jahre 1502 kamen 1522 deutsch heraus. Luther veröffentlichte 1520 eine „Kurze Form der Zehn Gebote, des Glaubens und des Vaterunsers«. Von größter Wichtigkeit aber wurde sein „Kleiner Katechismus“von 1529, der zu Geboten, Glaubensbekenntnis und Gebet noch Grundfragen von Taufe und Abendmahl hinzunahm. Die lutherische Reformation hat in einzelnen Reichsländern sehr viele Katechismen hervorgebracht. Luthers Katechismus mit seiner konzentriertenForm hat sie alle überlebt und verdrängt.

Auch auf Seiten der Reformierten gab es eine Vielzahl von Katechismen. Zu nennen sind der Zürcher Katechismus von 1534, der Genfer Katechismus Calvins von 1542, der Emder Katechismus von 1554, als Spätling noch der Kleine Westminster-Katechismus von 1649, vor allem aber der Heidelberger Katechismus, von dem hier näher zu berichten ist.

3. Die Kurpfalz, an Neckar und Rhein gelegen und mit der Oberpfalz in Bayern verbunden, war ein politisch bedeutendes und reiches Land im Deutschen Reich. Die Reformation war sehr spät, erst 1545/46 von Kurfürst Friedrich II. eingeführt, dann aber 1548 vom Kaiser wieder unterdrückt worden. Aufgrund des Augsburger Religionsfriedens von 1555 sind Kirche und Land vom neuen Kurfürsten Ottheinrich, an den noch heute der schönste Bauabschnitt des Heidelberger Schlosses erinnert, 1556 der lutherischen Reformation angeschlossen worden. Der Kurfürst führte die von Johannes Brenz verfaßte Württembergische Kirchenordnung im Lande ein. Der Straßburger Theologe Johannes Marbach visitierte die Amtsbezirke, prüfte die Pastoren und ordnete die kirchlichen Verhältnisse im Lande. Die leitenden Männer in Kirche und Universität von Heidelberg mußten, weil geeignete Kräfte in Lande fehlten, von auswärts berufen werden. Mit ihnen kamen Parteileute der damaligen Lehrstreitigkeiten im deutschen Protestantismus ins Land. Da Ottheinrich schon 1559 starb, konnte er sein Reformationswerk nicht vollenden.

Sein Nachfolger wurde der Pfalzgraf Friedrich II. von Pfalz-Simmern, der in der Reihe der Kurfürsten Friedrich III. war. Er war am 14. Februar 1515 in Simmern geboren und wuchs in einem streng katholischen Elternhaus auf. Seine Ausbildung erhielt er an den Fürstenhöfen von Nancy und Lüttich, zuletzt am kaiserlichen Hof in Brüssel. Im Jahr 1537 heiratete er die bereits evangelisch erzogene Markgrafentochter Maria von Brandenburg-Kulmbach. Von ihr angeregt, beschäftigte er sich gründlich mit der Heiligen Schrift und kam dadurch zu einer umfassenden Bibelkenntnis und zu einem persönlichen lebendigen Glauben an Jesus Christus. Schon ein fürstlicher Zeitgenosse sagte später zu ihm: „Fritz, du bist frömmer als wir alle«. So ist er unter dem Namen Friedrich der Fromme in die Geschichte eingegangen. Friedrich führte 1557 nach dem Tod seines Vaters die Reformation in Simmern auf dem Hunsrück ein. Als er 1559 die kurpfälzischen Lande erbte, herrschten dort bei dem steckengebliebenen Reformationswerk seines Vorgängers theologische Streitigkeiten und kirchliche Unordnung.

Im Streit um das Abendmahl zwischen streng lutherischen und reformierten Vertretern, entließ der Kurfürst die Hauptgegner, als sie den angeordneten Frieden nicht bewahrten, und suchte einen von Philipp Melanchthon vorgeschlagenen Mittelweg in der Abendmahlslehre durchzusetzen, vergeblich. Eine akademische Disputation in Heidelberg im Juni 1560 überzeugte ihn vom Recht der reformierten Abendmahlsauffassung. Im Dezember 1561 ordnete er für die Weihnachtskommunion in Heidelberg den reformierten Abendmahlsbrauch des Brotbrechens statt der Verwendung von Oblaten an. Er berief statt der früheren Generalsuperintendenten einen Kirchenrat
aus Theologen und kurfürstlichen Räten. Eine klare Lehrgrundlage in Kirchen und Schulen, eine erneuerte kirchliche Ordnung und ihre Einführung im ganzen Lande waren notwendig. Dazu hatte Kurpfalz gerade zwei hervorragende Kräfte gewonnen, Zacharias Ursinus und Caspar Olevianus.

4. Zacharias Ursinus wurde am 18. Juli 1534 in Breslau geboren. Sein Vater, Andreas Bär, war dort lutherischer Pastor. Nach der Gelehrtensitte der damaligen Zeit nannte der Sohn sich später lateinisch Ursinus. Seine Schulbildung erhielt er auf dem Elisabethgymnasium seiner Vaterstadt. Schon mit 16 Jahren bezog er die Universität Wittenberg zum Studium der Philosophie und der Theologie. Hier wurde Philipp Melanchthon sein wichtigster Lehrer, der ihn persönlich förderte und den Ursinus  lebenslang hoch verehrte. Als Melanchthon 1557 zu einem Religionsgespräch nach Worms reiste, durfte Ursinus ihn begleiten. An dieses Gespräch schloß Ursinus mit Empfehlungen Melanchthons eine größere Studienreise in die Schweiz an. In Zürich erlebte er reformiertes Kirchenleben, in Genf lernte er Johannes Calvin persönlich kennen. Seine Reise führte ihn zu Sprachstudien nach Frankreich, und über Süddeutschland kehrte er nach Wittenberg zurück. Er fand eine Anstellung als Lehrer am Elisabethgymnasium in Breslau, seiner früheren Schule. In der lutherischen Stadt kam er in den Verdacht reformierter Auffassung. Er rechtfertigte sich, legte aber, um Streit zu vermeiden, sein Amt nieder und begab sich nach Zürich. Dort erreichte ihn 1561 eine Berufung des Kurfürsten als Professor nach Heidelberg. 1562 siedelte er dorthin über und trat sein Amt als Professor für Dogmatik an.

Caspar Olevianus wurde am 10. August 1536 in Trier als Sohn eines Bäckermeisters und Ratsherrn geboren. Den Namen Olevianus gab er sich nach der Herkunft seiner Vorfahren aus dem Dorf Olevig bei Trier. Er besuchte Schulen seiner Vaterstadt und, kaum 14 Jahre alt, die Universität Paris zum philosophischen Grundstudium. Daran schloß er ein Studium der Rechtswissenschaft in Orléans und Bourges an, das er 1557 mit dem Doktorgrad beendete. In Bourges ist der Student evangelisch geworden und hat sich der heimlichen reformierten Gemeinde angeschlossen. 1556 erhielt sein Leben eine ganz neue Ausrichtung. In Bourges studierte ebenfalls ein Sohn des späteren Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz, mit dessen Hauslehrer Olevianus befreundet war. Als der Prinz bei einer Bootsfahrt ertrank, geriet Olevianus beim Rettungsversuch selbst in Lebensgefahr. In Todesnähe gelobte er Gott, er wolle, wenn er mit dem Leben davonkomme, in seiner Vaterstadt Prediger des Evangeliums werden. Nach Abschluß des Jurastudiums und einem Besuch daheim nahm er in Genf unter Johannes Calvin das Studium der Theologie auf, setzte es wegen einer Krankheit Calvins in Zürich fort. Im Frühjahr 1559, mit 25 Jahren, kehrte er nach Trier zurück und nahm eine Lehrerstelle im Dienst des Stadtrates an. Neben dem Gymnasialunterricht begann er mit öffentlichen Katechismusstunden und seit dem 10. August mit öffentlicher Predigt, die dann in der städtischen Spitalkirche ihren Ort und eine rasch wachsende Gemeinde fand.

Doch der Erzbischof von Trier verbot die Predigt, belegte die widerstrebende Stadt mit einer Blockade, bis Olevianus und die Führer der jungen Gemeinde sich freiwillig in Haft begaben. Gesandte benachbarter evangelischer Fürsten unter kurpfälzischer Führung bewahrten die Trierer Protestanten vor dem Schlimmsten. Olevianus und die Seinen wurden des Landes verwiesen, über 80 Personen. Er selbst nahm eine Berufung Kurfürst Friedrichs nach Heidelberg an, 1560 als Leiter eines Studentenkonvikts, 1561 als Dogmatikprofessor an der Theologischen Fakultät, wohin ihm Ursinus folgte, 1562 als Pfarrer an Heiliggeist und leitender Theologe im Kirchenrat.

5. Arbeiten an einer neuen Kirchenordnung und an einem Katechismus für Kurpfalz, beides in reformiertem Geiste, gewannen im Jahre 1562 eine deutlichere Gestalt. Leider sind die meisten urkundlichen Nachrichten darüber in den Kriegsverwüstungen der Pfalz während des Dreißigjährigen Krieges und später verlorengegangen. Doch haben wir eine Reihe von sicheren Anhaltspunkten, aus denen man das Werden des Katechismus ersehen kann.

In der späteren Gesamtausgabe der Werke des Ursinus finden sich zwei Katechismustexte, ein ausführlicher und ein kürzerer, die nach einer Notiz des Herausgebers sich im Nachlaß des Ursinus fanden und im Jahre 1562 als Entwürfe zum Katechismus niedergeschrieben worden seien. Der kürzere Katechismus mit 108 Fragen und Antworten, den wir leider nur in lateinischer Übersetzung und nicht im deutschen Originaltext kennen, muß, weil er im Aufbau und in vielen Formulierungen dem späteren Katechismus ganz nahekommt, der eigentliche Entwurf gewesen sein. Doch ist er noch stark überarbeitet worden. Dabei sind Elemente des ausführlichen Katechismus, der wohl ursprünglich für den akademischen Unterricht bestimmt war, aufgenommen worden, ja sogar Thesen aus Ursinus Doktordisputation vom Herbst 1562.

Ebenso läßt sich feststellen, daß ältere Katechismen, reformierte wie lutherische, zu Rate gezogen und benutzt worden sind. Das wichtigste Vorbild war Calvins Genfer Katechismus, den Ursinus zusammen mit der Genfer Kirchenordnung und Liturgie selbst ins Deutsche übersetzte und 1563 in Heidelberg drucken ließ. Auch wenn Ursinus sich kürzer faßte und die Reihenfolge der Hauptstücke änderte, ist das Genfer Vorbild im Typus und in vielen Einzelheiten klar erkennbar. Die Auslegung des Vaterunsers im Heidelberger Katechismus in Gebetsform stammt zum größten Teil aus dem Genfer Kirchengebet, einer Vaterunserparaphrase. Allerdings hat Ursinus Calvins Grundzug, zur rechten Gotteserkenntnis anzuleiten, abgewandelt. Bei ihm steht die Heilsgewißheit des Gläubigen im Mittelpunkt. Deutlich schimmert in der 1. Frage des Heidelberger Katechismus Luthers Auslegung des 2. Glaubensartikels im Kleinen Katechismus durch und die Dreiteilung des Katechismus stammt offenbar aus einem Regensburger Katechismus, der 1558 in Heidelberg nachgedruckt worden war.

Für die Endfassung des Katechismus war eine Kommission verantwortlich, die aus den Theologen der Heidelberger Universität und den Pastoren der Hauptstadt bestand. Beteiligt war auch der Kurfürst Friedrich in Person, der die Beigabe von Bibelstellen zum Katechismustext anordnete. Nicht länger haltbar ist die alte These, daß Olevianus ein Mitverfasser des Katechismus gewesen sei, auch nicht die jüngere Hypothese, daß die Endfassung des deutschen Textes auf ihn zurückgehe. Olevianus war ein Kommissionsmitglied unter anderen. Mit dem endgültigen Katechismus war er persönlich nicht zufrieden. Er hätte sich ihn calvinischer gewünscht. Als leitender Kirchenmann aber war er an der kirchlichen Einführung des Katechismus wesentlich beteiligt.

Im Januar 1563 wurden alle kurpfälzischen Superintendenten nach Heidelberg zu einer Konferenz einberufen. Dort wurde ihnen der fertige Katechismus vorgelegt, zur Besprechung gestellt und von allen, mit Ausnahme des Superintendenten von Ingelheim, gebilligt. Sodann wurden Grundsätze der künftigen Kirchenordnung vereinbart. Am 19. Januar 1563 unterschrieb Kurfürst Friedrich nach einer Ansprache an die Versammelten feierlich ein Einführungsedikt, das dem Katechismus im Druck als Vorwort beigegeben wurde.

Anfang März 1563 erschien das Büchlein im Druck unter dem Titel: „Katechismus oder christlicher Unterricht wie er in Kirchen und Schulen der kurfürstlichen Pfalz getrieben wird“. Darunter befindet sich das Wappen des Kurfürsten von der Pfalz, mit dem Kurhut und dem Reichsapfel. Das illustriert den regierungsamtlichen Charakter des Buches. Darunter steht das Impressum: „Gedruckt in der kurfürstlichen Stadt Heidelberg, durch Johannem Meyer. 1563.“

Noch während des Drucks muß man sich zu einer Erweiterung entschlossen haben. Die später als 80. gezählte Frage fehlt im Erstdruck. Es war Olevianus, der den  Kurfürsten zu dieser Ergänzung veranlaßte, die aber ganz im Sinne Friedrichs war. So ließ er in das Exemplar des Katechismus, das er in dieser Zeit dem römischen König Maximilian II. in Augsburg von seinem Gesandten überreichen ließ, an der betreffenden Stelle ein Blatt einheften, das die Frage 80 in Kanzlistenschrift bot, allerdings ohne den letzten zusammenfassenden und verwerfenden Schlußsatz. In einem Teil der Erstauflage wurde diese Erweiterung noch eingefügt durch Neudruck eines einzelnen Druckbogens. Gleichwohl druckte man nun doch das ganze Büchlein neu, jetzt mit der vollständigen 80. Frage, und wies in einer Schlußbemerkung auf diese Erweiterung hin, bezeichnete das Fehlen in der Erstauflage aber als Versehen.

Anfang April 1563 war diese endgültige Auflage fertig. Am 3. April 1563 sandte Caspar Olevianus sie an Johannes Calvin, den Leiter der Zürcher Kirche, zugleich mit der lateinischen Ausgabe des Katechismus. Diese war von Josua Lagus und Lambert Pithopoeus, zwei Heidelberger Schullehrern, übersetzt worden und sollte dem Lateinschulunterricht dienen. Sie enthielt den vollständigen Text, einen vermehrten Schriftbeweis mit den Verszahlen bei den Bibelstellen, die es in deutschen Bibeln noch nicht gab, und hatte bereits die Numerierung der 129 Fragen.

Die kirchliche Einführung des Katechismus wurde in den Städten der Kurpfalz mit einer Predigtreihe für die Gemeinden vorbereitet. In Heidelberg hielt Zacharias Ursinus diese Predigten. Im August 1563 beriet und verabschiedete eine neue Superintendentenkonferenz in Heidelberg die neue Kirchenordnung, deren Vorwort und Einführungsmandat der Kurfürst am 15. November 1563 unterzeichnete. Sie war maßvoll in ihren kirchlichen Änderungen. Nur die Form und gottesdienstliche Ordnung von Taufe und Abendmahl war völlig im reformierten Sinne umgestaltet. Der deutsche Katechismus ist mit einem kleinen Anhang vollständig in die Kirchenordnung aufgenommen. Er wurde in zehn Abschnitte, in Lektionen eingeteilt, die in einem Turnus von zehn Sonntagen der Gemeinde zum Beginn des Gottesdienstes vorgelesen werden sollten. Dazu kam eine weitere Einteilung zu 52 Sonntagen mit jeweils einer bis zu vier Fragen, was als Pensum für die regelmäßige Katechismuspredigt am frühen Sonntagnachmittag bestimmt war. 1564 wurden Kirchenordnung und Katechismus durch eine allgemeine Kirchenvisitation in allen Gemeinden des Landes endgültig eingeführt. Seit 1576 hat man mehrere Kurzfassungen als „Kleinen Katechismus“erarbeitet, die für Konfirmanden bestimmt waren. So ist der Katechismus, der in einer
rhythmischen Prosa geschrieben ist und sich so zum Auswendiglernen eignete, bald Eigentum der Gemeinden geworden.

6. Der Katechismus hat sofort Aufmerksamkeit gefunden. Eine Reihe lutherischer Theologen hat Streitschriften gegen ihn veröffentlicht. Einige lutherische Nachbarfürsten haben mit offiziellen Schreiben, denen theologische Gutachten gegen den Katechismus beigelegt waren, und mit Gesandtschaften auf den Kurfürsten einzuwirken versucht. Kurfürst Friedrich hat in ausführlichen und gehaltvollen Briefen seine Sache vertreten, mit der Beilage von vier gelehrten Verteidigungsgutachten reformierter Theologen. Eine Mahnung des katholischen Kaisers hat er mannhaft und entschieden beantwortet. Auf alle theologischen Angriffe hat Zacharias Ursinus in einer klaren wie gründlichen Druckschrift im Namen der Heidelberger Theologen geantwortet. Auch bei einem Religionsgespräch der württembergischen und kurpfälzischen Theologen in Maulbronn im April 1564 war es Ursinus auf pfälzisch reformierter Seite, an dessen besonnener und gelehrter Argumentation sich alle Einwände totliefen.

Auf dem Reichstag von Augsburg 1566 verklagten die Herzöge von Württemberg und Pfalz-Zweibrücken Kurpfalz wegen Abweichung von der Augsburgischen Konfession. Demzufolge verlangte Kaiser Maximilian II. von Kurfürst Friedrich, die Neuordnung in seiner Landeskirche rückgängig zu machen und seinen Katechismus abzuschaffen. Andernfalls stehe er außerhalb des Religionsfriedens und verfalle der Reichsacht. Aber furchtlos legte der fromme Kurfürst, wie einst Luther 1521 in Worms, vor Kaiser und Reich das mutige Bekenntnis ab, daß er in Gewissens- und Glaubenssachen nur einen Herrn anerkenne, „der ein Herr aller Herren und ein König aller Könige ist«. „Was meinen Katechismus anbelangt, so bekenne ich mich zu demselben. Es ist auch derselbe am Rande mit Fundamenten (Gründen) der Heiligen Schrift derart armiert (bewaffnet), daß er unumstoßen bleiben soll, und wird meines Verhoffens mit Gottes Hilfe noch länger unumstoßen bleiben«. Die Fürstenversammlung war von der Haltung des Kurfürsten tief beeindruckt. Die Mehrheit der evangelischen Stände unter Führung Kursachsens weigerte sich, ihn aus ihrer Reihe auszuschließen. Das machte den Kaiser machtlos. Doch damit war das reformierte Bekenntnis de facto auf deutschem Reichsboden geduldet.

7. Trotz aller solcher Widerstände gewann der Katechismus schnell weitere Verbreitung. Noch in seinem ersten Jahre wurde er in zwei verschiedenen niederländischen und in einer „sächsischen“(niederoder plattdeutschen) Übersetzung gedruckt. Die Gemeinde von niederländischen Glaubensflüchtlingen im pfälzischen Frankenthal übernahm ihn sofort als ihren eigenen Katechismus, ebenso die Kirchenordnung mit ihren Gottesdienstformularen. Das hatte zur Folge, daß auf dem Konvent aller niederländischen Flüchtlingsgemeinden in Wesel 1568 diese ihn auch für den Aufbau der Kirche im befreiten Vaterland vorsahen. Dies hat die Synode von Emden 1571 offiziell bestätigt. Seitdem ist der Heidelberger Katechismus auch der Katechismus der Niederländer. Weil in Emden auch die Reformierten des Niederrheins vertreten und beteiligt waren, ist er seit 1571 auch der rheinische reformierte Katechismus. Bei der Begründung der Bergischen Synode 1589 wurde er verpflichtend vorgeschrieben. 1567 hat sich die ungarische reformierte Kirche ihn in ungarischer Sprache als ihr gültiges Unterrichtsbuch zu eigen gemacht. Als dann seit 1578 eine größere Zahl deutscher Länder von lutherischer Ordnung zur reformierten übergingen, haben sie zumeist den Heidelberger Katechismus und die kurpfälzische Kirchenordnung übernommen.  Auf Nassau-Dillenburg 1581 folgten Sayn-Wittgenstein, Solms-Braunfeld, Wied, Isenburg-Büdingen, Hanau-Münzenburg, Moers, Pfalz-Zweibrücken, Simmern und Anhalt. Auch in der Schweiz wurde er angenommen. 1609 wurde er in den Zürcher Katechismus eingearbeitet. 1615 übernahm ihn St. Gallen, 1643 Schaffhausen, im 18. Jahrhundert schließlich Bern. In Lippe-Detmold wurde er erst seit 1623 benutzt, mit der Kirchenordnung von 1684 dann aber überall verbindlich, entsprechend 1655 in Hessen-Kassel. Mit kirchlichen Verordnungen von 1713 wurde er in allen deutschreformierten Gemeinden des Brandenburgisch-preußischen Staates vorgeschrieben. Auswanderer und Missionare brachten ihn nach Nordamerika, Südafrika und Indonesien. Er ist mit der Zeit in alle europäischen und verschiedene asiatische Sprachen übersetzt worden. So wurde er der am weitesten verbreitete reformierte Katechismus, der nur am französischen und am englischen Sprachbereich seine Grenzen fand. In Ostfriesland blieb man bis ins 18. Jahrhundert beim angestammten Emder Katechismus.

Der Katechismus hat aber ein noch höheres kirchliches Ansehen gewonnen denn als praktisches Lehr- und Unterrichtsbuch. 1610 beschloß die erste reformierte  Generalsynode der vereinigten Herzogtümer Jülich, Berg, Kleve und Mark in Duisburg, „daß das heilige Wort Gottes die einzige Regel und Richtschnur ihres Glaubens und ihrer Lehre sei und die Summe der in Gottes Wort gegründeten Religion im Heidelberger Katechismus wohl gefaßt und dieser Katechismus hinfort in den Schulen und Kirchen des Landes zu halten und zu treiben sei«. In den folgenden zwei Jahrhunderten wurde jeder rheinisch-westfälische Pastor beim Dienstantritt auf diesen Grundsatz verpflichtet. Die niederländische Nationalsynode von Dordrecht 1618/19, die auch von den Schweizern, mehreren deutschen und der englischen Kirche beschickt war und damit ökumenischen Charakter besaß, erklärte ihn, nachdem sie den Wortlaut verbindlich festgestellt hatte, zum einhellig gebilligten Bekenntnisbuch der reformierten Kirchen. Als die englischen Abgeordneten der Synode in ihre Heimat zurückkehrten, berichteten sie daheim: „Unsere Brüder auf dem Festlande haben ein Büchlein, dessen Blätter nicht mit Tonnen Goldes zu bezahlen sind“.

  1. Der Katechismus hat in den reformierten Kirchen und in der reformierten Theologie, im Unterricht, mit Predigtauslegungen und als theologische Glaubenslehre eine reiche Geschichte gehabt. Als die Kurpfalz im Dreißigjährigen Krieg etwa 25 Jahre lang militärisch besetzt und der reformierte Gottesdienst verboten war, hat der Katechismus in den Häusern das Volk beim evangelischen Glauben erhalten. Als der Katechismus im frühen 18. Jahrhundert in seinem Heimatland und in der napoleonischen Zeit am Niederrhein wegen seiner 80. Frage verboten wurde, haben die Gemeinden zäh an ihm festgehalten. Doch in der Aufklärungszeit, als man meinte, man könne nur noch solchen Lehren der Bibel glauben, die vor der menschlichen Vernunft Bestand hätten, als der christliche Glaube auf einen allgemeinen Gottesglauben, Unsterblichkeitshoffnung der Seele und Tugendleben reduziert wurde, wurde der Katechismus als überholt angesehen. In Preußen, Ostfriesland, Lippe und Bentheim wurden neue Aufklärungskatechismen eingeführt. Aber in der Erweckungsbewegung des frühen 19. Jahrhunderts kehrte man zum biblischen Christenglauben und zum ursprünglichen Evangeliumsverständnis der Reformation zurück. Der Heidelberger Katechismus ist in diesem Zusammenhang wieder entdeckt worden, hat seine Konkurrenten verdrängt und ist zu neuer Kraftwirkung gekommen, besonders am Niederrhein, im Siegerland, in Bentheim, in Ostfriesland, in Lippe. Die Reformierten in Deutschland haben in ihm ein kostbares Erbe und einen gültigen Ausdruck ihres Glaubens schätzen und lieben gelernt. In der Zeit des Kirchenkampfes im Dritten Reich hat er sich als ein klarer Wegweiser zum rechten Verständnis des Evangeliums bewährt.

    Der Heidelberger Katechismus ist kein Kinderbuch, das man nach zwei Jahren Unterricht beiseite legen könnte. Er ist ein Gemeindebuch, das in Glaubenserkenntnis und Lebensgrundsätzen dem mündigen Christen dient und, wie die Bibel, zu lebenslangem Gebrauch bestimmt ist. Seine besondere Stärke ist sein nahes Verhältnis zur Bibel, in ganzen Wendungen und vielen Begriffen, alsZusammenfassung biblischen Glaubens und zugleich als Anleitung zum Verständnis der Bibel. Was Christusgemeinschaft (Frage 1), was christlicher Glaube (Frage 21), was evangelisches Christsein (Frage 60) ausmacht, das kann man aus ihm in klaren, klassischen und gültigen Formulierungen lernen. Die konfessionellen Besonderheiten treten zumeist gegenüber dem Grundtenor evangelischen Glaubens und Lebens zurück. Zur scharfen Grenzziehung der Frage 80 hat der Reformierte Bund für Deutschland 1976 und noch einmal 1994 eine ökumenische Erklärung abgegeben.

Quelle: https://www.ekd.de/Heidelberger-Katechismus-Vorwort-13499.htm