Predigt zu 1 Mose 12, 1 und 4a am 6. Sonntag nach Trinitatis

Es kommt bei uns häufig vor, dass wir uns viel mit der Vergangenheit beschäftigen.

Wir erinnern uns gerne an schöne Dinge und versuchen zu bewältigen, was uns belastet. Aber darum geht es heute nicht. Es ist auch gar nicht gut, sich zu viel mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Jesus sagt schon in Lukas 9, 62: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“

Wir wollen heute nach vorne schauen.

So soll es eigentlich in jedem Gottesdienst sein, dass wir die Vergangenheit abschließen, die schöne und die schlechte, uns davon verabschieden und uns wieder senden lassen in den neuen Tag, die Woche, die Zukunft unseres Lebens. So geht es in jedem Gottesdienst auch darum, dass Gott uns sendet, damit wir als Christen im Alltag in der Nachfolge Jesu leben.

Dazu gibt es einen schönen, kurzen Abschnitt aus 1. Mose 12. Wir lesen jetzt die Verse 1 + 4a:

1 Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. 4 Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte.

Erinnert ihr euch noch, wie das erste Wort hieß, das Gott zu Abraham sprach? Geh!

Gott sagt nicht: Setz dich hierhin oder dahin, werde sesshaft, sondern „geh!“ Gott ruft ihn heraus aus seiner bisherigen gewohnten Situation in eine unbekannte Zukunft. Das kennen wir auch bei Jesus, wenn er zum Beispiel sagt: „Folge mir!“, „Ich sende euch!“ oder „Gehet hin!“. Diese Worte drücken sehr gut aus, worum es im Christenleben geht: Wir werden von Jesus, von Gott in Bewegung gesetzt.

Als Pilger, als Wanderer in dieser Welt, so haben sich die Christen früher verstanden, denn wir haben hier keine Heimat, sondern unsere Heimat ist im Himmel, wo wir sesshaft werden. Pfingsten sind die Jünger aus ihrer lähmenden Angst befreit und in Bewegung gesetzt worden. Wenn das Volk Israel sein größtes Fest, das Passahfest, feiert, dann drücken sie aus: Gott, wenn du uns rufst, dann gehen wir. Wir sind bereit zum Aufbruch.

Christsein ist kein Zustand und schon gar kein Stillstand, sondern Aufbruch und Bewegung,

nicht stehen, sondern gehen; nicht sesshaft sein, sondern aufbrechen. Das kann auch einen Ortswechsel beinhalten, der dann ein Anstoß sein kann, sich auch vom Glauben her neu in Bewegung zu setzen zu lassen. Aber es gilt auch, wenn wir am bisherigen Ort bleiben. Es geht für alle Christen darum, sich von Jesus neu in Bewegung setzen zu lassen.

Die Bewegung des Glaubens besteht darin, ständig neu auf Jesus zu hören und zu fragen: Herr, was willst du, was ich tun soll?

Als Einzelne und als Gemeinde sollen wir uns in unserem Glaubensleben nicht einrichten in dem, was wir kennen, was wir haben, was wir gewohnt sind, sondern fragen: Herr, in welches neue Abenteuer willst du mich führen, was willst du mir heute Neues zeigen. Wie kann ich besser in deinem Sinn leben, dich bekennen, mehr in deiner Liebe leben? Wie kann ich es heute am besten tun, nicht wie gestern oder morgen, sondern heute?

Diese Frage schließt die andere Frage ein: Herr, was soll ich dafür aufgeben,

verlassen an lieb gewonnen Gewohnheiten, Sicherheiten und Beziehungen, um dir folgen zu können? Das ist anstrengend, aber so ist Nachfolge Jesu. Nachfolge bemisst sich nicht am Bequemlichkeitsfaktor oder am Spaßfaktor, sondern am Gehorsam gegenüber dem Ruf und Auftrag Jesu.

Aber was ist der Motor, der uns gegen allen Wunsch nach Ruhe und Bequemlichkeit immer wieder in Bewegung setzt?

Wenn jemand einen Ort, an dem er längere Zeit gelebt hat, verlässt, fragen manche: Gefällt es ihnen hier nicht mehr? Andere gehen noch weiter und sagen: Ich verstehe das nicht, es ist hier doch so schön!

Es ist ja auch so, dass wir meistens nur dann in Bewegung kommen, wenn es um unsere Lebenssituation geht.

Wir setzen uns in Bewegung, wenn wir unsere Lebenssituation schlecht finden und was Besseres suchen, oder wenn wir denken, dass es irgendwo etwas Besseres gibt als das, was wir haben. Deshalb quälen sich ganz gesunde Menschen beim Joggen, Fitnessstudio oder Walking, strengen sich bei der Arbeit mehr an, wechseln den Arbeitsplatz oder Wohnort, gehen zu einer Grillfeier, weil sie denken, dass es schöner ist in Gemeinschaft eine Bratwurst zu essen, als zu Hause alleine. Deshalb unternimmt man anstrengende Urlaubsfahrten, geht in Fußballstadien oder bucht teure Wellnesshotels.
Wenn wir unsere Lebenssituation aber gut finden und erhalten wollen, dann sehen wir meistens keinen Grund, uns in Bewegung zu setzen.

Doch um all das geht es hier nicht!

Bei Abraham wird nichts darüber gesagt, wie sein Vaterland, sein Vaterhaus, seine Verwandtschaft war, ob gut oder schlecht. Es wird auch nicht gesagt, dass er aufgebrochen ist, weil er sich davon etwas Besseres erhoffte, sondern am Anfang steht das Wort Gottes: „Der Herr sprach“. Die Situation, in der er sich befand oder die kommt, spielt überhaupt keine Rolle. Gottes Ruf und Auftrag ist entscheidend.

Dass wir als Christen immer im Aufbruch, in Bewegung sein und Altes verlassen sollen, hat nur einen Grund: Der Herr sprach!

So geht es vielen Menschen, dass Sie Jesu Ruf gehört haben, sie wollen Jesus folgen, aber dann kommen die Einwände: Aber meine Partys will ich nicht aufgeben, meine Hobbys behalte ich, meine Clique ist mir heilig; meine Gewohnheiten sollen so bleiben, an dem, was ich habe, will ich nichts ändern. So war es auch bei den drei Personen aus Lukas 9, 57-62: Sie hatten Jesu Ruf gehört, sie wollten ihm folgen, aber da gab es noch etwas, was wichtiger war in ihrem Leben, und so bleiben sie stehen.

Da ist die Bibel ganz einfach und deutlich: Wir sollen Jesu Wort hören und ihm folgen, gehen und tun.

Wir sollen nicht nach hinten sehen, nicht an alten Dingen festhalten, nicht an den schweren und nicht an den schönen, sondern: Der Herr spricht, du hörst und du tust es! Auf sein Wort hin sollst du aufbrechen, egal wie deine Lebensverhältnisse waren oder sein werden.

Aber wohin geht nun die Reise, wenn wir uns wirklich so auf Jesu Wort einlassen?

Zu Abraham wird nur gesagt: „In ein Land, das ich dir zeigen will.“

Wenn du dich so auf Jesu Wort einlässt, dann weißt du nicht, wie dein Leben oder auch die Gemeinde in Zukunft aussehen wird. In dieser Beziehung ist Nachfolge Jesu anstrengend und unsicher.
Aber auf der anderen Seite erhältst du eine Sicherheit, die es nirgendwo sonst gibt:
Deine bisherigen Gewohnheiten können dir diese Sicherheit nicht geben, deine Freunde nicht, deine Familie nicht, deine Gesundheit nicht, nichts. Du weißt dann: Er führt dich; er ist bei dir; du bist in seiner Hand; du kannst ihm von ganzem Herzen vertrauen. Wenn du dich so auf Jesus einlässt – hörst und folgst, dann weißt du nicht, was dich in Zukunft erwartet, aber du weißt dann jeden Tag, wer dich erwartet: Dein Herr, der für dich an Kreuz gegangen ist, der dich liebt, der auferstanden ist und lebt, der dich in die Ewigkeit bringen wird.

Und auf diesem Weg mit Jesus wirst du gesegnet werden und du wirst zum Segen für andere.

Ich wünsche uns, dass wir wieder neu hinhören auf das, was Jesus von uns will, und dass wir dann aufbrechen in die Zukunft, die er uns zeigen will, mit ihm.

Denn am Ende des Lebens kommt es nicht darauf an, wie unser Leben äußerlich verlaufen ist, sondern ob wir durchlässig waren für Gottes Segen, ob er durch unser Leben seine Segensspuren hinterlassen konnte.

Predigt zu 1 Mose 12, 1+4a
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