Predigt zu 2. Korinther 6, 1-10 am Sonntag Invokavit

Gott hat uns reich beschenkt. Werden wir dem gerecht oder haben wir Gottes Reichtum vergeblich empfangen?

Predigt zu 2. Korinther 6
Foto: Martina Heins

1 Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt. 2 Denn er spricht (Jesaja 49,8): »Ich habe dich zur willkommenen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.« Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils! 3 Und wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, damit dieser Dienst nicht verlästert werde; 4 sondern in allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, 5 in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten, 6 in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, 7 in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, 8 in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig; 9 als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; 10 als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.

Als ich als Pastor in Chile in meiner neuen Gemeinde ankam, da schwärmten die Chilenen von ihrem Land,

und ich konnte später feststellen, dass sie zu Recht schwärmten. Dort gibt es wunderbare Landschaften, viele Bodenschätze, fruchtbare Gegenden für Gemüse und Obst, Wein, Ackerbau, Viehwirtschaft, reiche Fischbestände für die Fischerei. Sie hatten alles für eine blühende Wirtschaft, ein Leben ohne Armut und Hunger. Dann fügten die Chilenen hinzu: Das Land hat nur einen Fehler: Das sind die Chilenen im Land.

Paulus würde dazu sagen: Sie haben den Reichtum des Landes vergeblich empfangen. Sie haben aus den Möglichkeiten, die ihnen das Land gab, nicht das gemacht, was sie hätten machen können.

In unserem Abschnitt geht es nicht um den Reichtum irdischer Güter, sondern um den Reichtum, den Gott uns zur Verfügung stellt, die Gnade und das Heil Gottes.

Dieser Reichtum Gottes ist in Christus zu uns Menschen gekommen, und er wird uns Menschen immer wieder angeboten durch die Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus, damals in Korinth und auch heute überall.
Das ist sie: die Zeit der Gnade und der Tag des Heils. Es steht uns alles zur Verfügung, was Gott uns schenken will: Hoffnung, Vergebung, Liebe, Geborgenheit, Trost, Orientierung, sinnvolles Leben und vieles mehr.  Paulus mahnt uns: Gebt acht, dass es nicht vergeblich zu euch gekommen ist, sondern dass es sich in eurem Leben zeigt.

In der Gemeinde in Korinth hatte es Probleme gegeben.

Paulus hatte sich eine Zeitlang in Korinth aufgehalten und dort gepredigt. In dieser großen Stadt war eine kleine Gemeinde entstanden. Dann war Paulus weitergereist, um auch an anderen Orten das Evangelium zu predigen. Nun waren fremde Prediger in die Stadt gekommen. Sie hatten Empfehlungsschreiben aus anderen Gemeinden und wahrscheinlich von bekannten Personen. In der Gemeinde machten sie einen großen Eindruck, aber Paulus hatte mitbekommen, dass sie das Evangelium verfälschten und die Christen in der Gemeinde vom Evangelium wegbrachten. Außerdem machten sie Paulus schlecht mit Verleumdungen und übler Nachrede und meinten, er sei gar kein richtiger Apostel.

Nun zeigt Paulus auf, was es für einen Mitarbeiter Gottes heißt, die Gnade Gottes nicht vergeblich zu empfangen und ein guter Diener Jesu Christi zu sein.

Im Luthertext ist vom Amt die Rede. Im griechischen Text heißt es „diakonia”, was allgemein „Dienst“ bedeutet.  Davon sind die Wörter Diakonie, Diakon, Diakonisse abgeleitet. Gemeint ist ein Dienst, der sich orientiert am Dienst Jesu Christi, ein Dienst für Gott an den Menschen. Der Begriff meint nicht nur das, was wir heute allgemein unter Diakonie verstehen, sondern er schließt alle Dienste ein, die für Gott an Menschen getan werden.

Mit vielen verschiedenen Begriffen zählt Paulus Dinge auf, die er als Mitarbeiter Gottes erlebt hat:

Trübsal, Nöte, Ängste, Schläge, Gefängnis, Ehre und Schande, böse Gerüchte und gute Gerüchte; und das, was er tut: Mühen, Wachen, Fasten, Lauterkeit, Erkenntnis, Langmut, Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, im Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit.
In allem geht es Paulus nicht um seine Person, sondern um seinen Dienst für Christus. Er selber kann verhöhnt werden, aber nicht sein Dienst am Evangelium. Den versieht er so, dass er in allem Diener Jesu Christi ist, und das in großer Geduld, indem er alles um seines Dienstes willen mit langem Atem erträgt und tut.

Und dann beschreibt Paulus wie er einen Diener Jesu Christi sieht:

nicht berühmt und bekannt in der Welt mit viel Ansehen, aber bekannt bei Christus und denen, die Christus angenommen haben; innerlich und äußerlich muss er Todesqualen erleiden, er wird von Gott gezüchtigt, aber er hat in Christus das Leben, das nicht sterben kann; er ist traurig über vieles, aber trotzdem fröhlich, weil er in Christus geborgen ist; er ist arm, hat nichts und hat doch alles durch Christus und kann damit viele reich machen.

Ist das hier eine Dienstanweisung für Pastoren?

Deutlich wird, dass es bei einem Amt in der Kirche nicht darum geht, dass man eine besonders hervorgehobene Stellung bekommt, eine besondere Position oder besonderes Ansehen, sondern es geht um einen Dienst für Christus an den Menschen, die einem anvertraut sind. Der Dienst orientiert sich an den Wünschen Christi, an seinem Willen, daran, wie Christus selbst Gott gedient hat. Alles, was Paulus hier beschreibt, kann man als Lebensbeschreibung Jesu lesen. So hat Christus gedient, und der Diener Christi soll Christus immer ähnlicher werden in seinem Dienst.

Aber das ist nicht nur eine Dienstbeschreibung für Pastoren, sondern für alle Dienste in der Kirche oder im privaten Bereich, für jeden Mitarbeiter, für jeden Christen, für die ganze Gemeinde,
Predigt zu 2. Korinther 6
Foto: Martina Heins

denn durch die Gnade Gottes sind wir alle dazu berufen, Diener Jesu Christi zu sein. Ich habe einmal eine amerikanische Gemeinde kennengelernt, wenn die ihre Leitungsstruktur aufzeichneten, dann sah das aus wie eine auf dem Kopf stehende Pyramide. Ganz unten die Pastoren und der Kirchenvorstand, dann die leitenden Mitarbeiter, dann alle anderen Mitarbeiter und zuletzt ganz oben diejenigen, die neu zur Gemeinde dazugekommen waren. Damit wollten sie ausdrücken: Ganz unten sind die, die am meisten zu dienen haben und die die Last der anderen mittragen müssen und ganz oben sind die neuen, die besonders geehrt und beachtet werden, um sie in die Berufung zum Dienst Jesu Christi mit hineinzunehmen.

So zeigt Paulus uns hier, was es heißt, die Gnade Gottes nicht vergeblich zu empfangen.

Wir können schöpfen aus der Fülle des Heils, aus dem Reichtum der Gnade Gottes. So kann Gott selbst uns prägen und nach seinen Vorstellungen verändern, damit wir uns in allem als Diener Jesu Christi erweisen, egal wo wir als Christen diesen Dienst tun, ob in der Arbeit des Kirchenvorstandes, in den Chören, in anderen Aufgaben der Gemeinde, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft oder zu Hause. Entscheidend ist dabei nicht, ob wir persönlich geehrt werden oder nicht, ob wir leiden, traurig oder fröhlich sind, sondern dass wir mit Christus verbunden bleiben und durch die Verbundenheit mit ihm Jesus immer ähnlicher werden in unserem Dienst.

So geht diese Zusage und diese Mahnung von Paulus heute genauso an uns wie damals an die Korinther.

Es ist die Zusage:

Das Heil Gottes ist für uns da. Gott stellt es uns zur Verfügung. Das ist die Quelle, aus der wir schöpfen und nur sie macht den eigentlichen Reichtum eines Christenlebens und einer Gemeinde aus.

Aber auch die Mahnung sollen wir hören,

dass wir es nicht vergeblich empfangen! Um es mit dem Bild von Chile zu vergleichen, dass man nicht über uns sagt: Das Evangelium ist gut, Christus ist gut, der Glaube ist gut, was Gott uns gibt ist gut, der einzige Fehler sind die Christen, sondern dass wir uns überall und in allem als Diener Jesu Christi erweisen und alles dafür tun, dass dieser Dienst nicht verlästert wird.

In der Verkündigung des Evangeliums werden wir eingeladen, unsere göttliche Berufung anzunehmen, Diener Jesu Christi zu sein und uns in allem als Diener Jesu Christi zu erweisen. Denn die Gnade und das Heil Gottes sind da, und wo es verkündigt wird, ist die Zeit der Gnade und der Tag des Heils.
Predigt zu 2. Korinther 6, 1-10

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