Predigt zu Apostelgeschichte 1, 8 am 3. Sonntag nach Trinitatis
mit Einführung von Prädikanten und Segnung von Mitarbeitern
„Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein.“
Sie alle kennen Straßenhinweisschilder.
Ein Hinweisschild steht da, jeden Tag, von morgens bis abends und auch nachts, bei Wind, Sturm, Regen, Schnee oder Hagel, ganz egal, ob es dazu Lust hat, sich wohl fühlt oder nicht. Hinweisschild sein ist nicht eine Tätigkeit unter vielen, sondern es ist es nur und immer. Das Schild selbst ist nicht Ziel der Reise. Sondern wichtig ist, dass es richtig zum Ziel hinführt.
Zeugen Jesu Christi sollen ein Hinweis sein auf Jesus Christus.
Menschen sind auf der Suche nach Trost, Hoffnung, Sinn, Liebe, Gemeinschaft, Wahrheit, Geborgenheit und Zuversicht. Wir selbst können nicht das Ziel der Reise von Menschen sein, denn wer von uns kann diese Sehnsucht stillen? Wir sollen in die Richtung weisen, auf den, der die Antwort geben kann: Jesus! Ein Hinweis auf Christus sollen wir nicht ab und zu sein, wenn wir etwas in der Gemeinde tun, bei besonderen Anlässen oder wenn wir gerade Lust dazu haben, sondern immer.
Zeuge Jesu sein ist keine Tätigkeit, sondern ein Sein für jeden Christen. Durch uns sollen Menschen den Weg zu Jesus und damit eine Antwort auf ihre Sehnsucht finden.
Die Jünger damals wussten ganz genau, worauf sie hinweisen sollten.
Was hatten sie nicht alles mit Jesus erlebt: viele Wunder wie zum Beispiel Krankenheilungen oder die Auferweckung von Toten, gewaltige Taten, vollmächtige Reden, seine Gelassenheit, Klarheit, Weisheit, Mut und vieles mehr, seinen barmherzigen und klaren Umgang mit Menschen und dann die ganze Leidensgeschichte, seine völlige Hingabe, wie er sich hineingegeben hat in den Willen Gottes. Aber auch ihr eigenes Versagen hatten sie erlebt, ihre Verzweiflung nach der Kreuzigung Jesu und dann die Freude nach der Auferstehung und wie Jesus mit ihnen umgegangen ist. Eine wunderbare Zeit mit einem wunderbaren Herrn hatten sie erlebt. Gott selbst war unter ihnen, die Liebe Gottes, Trost, Freude, Frieden und alles, was es in der Welt Gottes gibt, hatten sie bei Jesus erfahren. Und sie wussten: das ist nicht nur für uns. Das müssen alle Menschen wissen!
Wir sollen Jesu Werk fortsetzen durch unser Reden, Tun und unser ganzes Sein.
Stellvertretend für Jesus sollen und dürfen wir sein ewiges, göttliches, vollkommenes Reich weiter bauen, dass hier in der Welt aufgebaut wird, was in Gottes Welt gilt an Freude, Liebe, Hoffnung. Für andere Menschen sollen wir ein Hinweis sein auf das, was Jesus bedeutet. Was für eine Ehre, ein Vertrauen, dass Gott uns in Jesus das anvertraut.
Aber wie soll das gehen mit uns?
Mit Paulus, Petrus und den anderen Jüngern kann man sich das vorstellen, aber auch mit uns? Wir sind doch keine besseren Menschen, sondern so unvollkommen in der Liebe, Freude, Hoffnung, im Glauben, im Mut und auch an Weisheit mangelt es. Wir haben Brüche im Leben, Schuld, Verletzungen, Lasten, so viele Schwächen, eigene Sorgen und Probleme, mit denen wir fertig werden müssen, und noch anderes, was uns daran hindert, Jesu Stellvertreter zu sein. Wir sind so menschlich und gar nicht göttlich.

Wie sollen wir sein Reich bauen?
Aber Jesus hält daran fest: Ihr, meine Jünger, damals und heute, werdet das für mich tun. Eine fiktive Geschichte erzählt, dass die Engel, als Jesus nach der Auferstehung in den Himmel kommt, ihn fragen, wie das denn jetzt weitergehen soll auf der Erde mit seinem Werk. Und Jesus antwortet: Dafür habe ich meine Jünger Petrus, Johannes, Jakobus und all die Menschen, die mir durch die Jahrhunderte folgen werden. Da fragen die Engel ganz erstaunt: Mit diesen Menschen? Hast du keinen anderen Plan? Und Jesus sagt: Nein, einen anderen Plan habe ich nicht.
Das ist auch der Plan Jesu für den Ort, an dem wir leben.
Durch uns soll sein Reich gebaut werden und soll die Sehnsucht von Menschen gestillt werden. Das ist unsere Bestimmung als Christen. Das ist Jesu Plan.
Ich bin seit über 40 Jahren Pastor und predige noch länger. Ich habe mich oft gefragt: Was machst du da eigentlich für Gott?
Ich bin kein besserer Mensch als andere. Ich war und bin ein einfacher Mensch, im ersten Beruf Landwirt mit einem Hauptschulabschluss und Studium über den „zweiten Bildungsweg“. Ich bin kein großer Musiker, Redner, Künstler oder habe sonstige besondere Gaben. Wie soll ich als Mensch Göttliches bewirken: sein Reich bauen, die Ewigkeit Gottes den Menschen nahe bringen, ihnen Christus richtig nahe bringen?
Wissen Sie, was mich in all den Jahren motiviert hat, Kraft gegeben hat, mich ermutigt hat?
Das war die Gewissheit und die Erfahrung, dass seine Zusage stimmt: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen.“ Mit dem Heiligen Geist gibt er uns die nötigen Gaben und Fähigkeiten für unsere Aufgaben, die Kraft zum Durchhalten, die Liebe und Freude für das, was wir tun sollen, und den Segen. Menschlich sagen wir Erfolg dazu, aber Segen ist etwas anderes. Das sind Früchte, die für die Ewigkeit bleiben.
Jesus lässt uns nicht allein, sondern er selbst will durch uns handeln und wirken.
Die ganze Apostelgeschichte und Kirchengeschichte ist eine Geschichte der Wirkung des Heiligen Geistes durch Menschen.
Nur in der Abhängigkeit von der Kraft seines Geistes können wir tun, wozu wir als Christen berufen sind.
Das gilt für jeden, der irgendwo etwas für Jesus tut, egal ob in der Gemeinde als Kirchenvorsteher oder beim Kaffee kochen oder an einer anderen Stelle. Johannes der Täufer sagt dies in Johannes 3, 30 als eine seiner letzten Worte über Jesus: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“
Das spricht gegen alle Erfahrung in der Welt. Dort gilt, dass nur wer selbst groß herauskommt, bedeutend ist. Im Reich Gottes ist es anders: Je mehr Christus durch uns zum Zug kommt und durch uns hindurch wirken kann, desto bedeutender ist unser Leben und das, was wir tun. Wir sollen durchsichtig werden, damit Christus durch uns hindurch scheinen kann, und die Menschen durch uns hindurch Christus erkennen. Wenn wir etwas in der Gemeinde oder sonst tun, sollen die Menschen nicht uns sehen, toll finden, beklatschen oder loben, sondern sie sollen Christus sehen, ihn toll finden, beklatschen und loben. Je mehr wir uns selbst in den Vordergrund stellen, desto mehr verhindern wir das Wirken Christi und behindern die Sicht auf Christus.
Es hängt alles davon ab, ob wir abhängig sind von Jesus und von der Kraft seines Geistes.
Es ist nicht so, dass wir dann plötzlich vollkommen wären, sondern dass Menschen durch unsere Unvollkommenheit Jesu Vollkommenheit entdecken; nicht so, dass wir dann unbegrenzte Kraft hätten, sondern dass Christi Kraft durch unsere Schwachheit hindurch scheint und wirkt; nicht so, dass wir dann plötzlich immer voll Freude, Zuversicht und Hoffnung wären, sondern dass Christus durch uns hindurch scheint und deutlich wird, was es alles bei Jesus gibt an Freude, Liebe, Hoffnung und allem, was er uns aus der Ewigkeit schenken will.
Dafür will er unser menschliches und unvollkommenes Leben gebrauchen.
Er möchte, dass wir es ihm freiwillig und gerne zur Verfügung stellen. Aber wir hören auch die Mahnung von ihm, dass wir uns ganz in seinen Dienst stellen und für ihn unser Bestes geben sollen. Wenn wir meinen, in der Gemeinde oder sonst im Dienst Jesu kommt es nicht so darauf an oder das muss man nicht so ernst nehmen, für Gott reicht, was wir an Kraft, Geld und Zeit übrighaben, oder über unseren Dienst jammern und stöhnen, wie soll Gott uns dann segnen?
Ist Gott es nicht wert, dass wir ihm und für ihn unser Bestes geben?
Wenn wir bedenken, was er alles für uns getan hat und tut und wie wichtig er für die Menschen ist, ist es dann nicht selbstverständlich, dass wir für ihn unser Bestes geben, denn durch unser Leben soll Christus groß werden in unserem Leben und in Gemeinden, damit die Menschen ihn finden und erkennen und ihre Sehnsucht gestillt wird