Predigten zum Lesen Jesaja
Foto: Martina Heins

Predigt zu Jesaja 40, 1-9 am 3. Advent

1 Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott. 2 Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat die volle Strafe empfangen von der Hand des HERRN für alle ihre Sünden. 3 Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! 4 Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden; 5 denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat’s geredet. 6 Es spricht eine Stimme: Predige!, und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. 7 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des HERRN Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk! 8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich. 9 Zion, du Freudenbotin, steig auf einen hohen Berg; Jerusalem, du Freudenbotin, erhebe deine Stimme mit Macht; erhebe sie und fürchte dich nicht! Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott.

Tröstet! Tröstet!

Sie kennen vielleicht Situationen, in denen Sie Trost gebraucht haben oder Trost geben wollten. Wenn wir Trost brauchen, dann sind wir wie ein ausgetrockneter Schwamm, der Wasser braucht, müde, leer und ausgebrannt und sehnen uns nach Halt und Hoffnung. Meistens denken wir an Trost, wenn es um den Tod geht, wenn jemand einen Menschen verloren hat, der ihm sehr viel bedeutete.
Aber es kann auch andere Situationen geben, in denen wir Trost brauchen, zum Beispiel, wenn wir Schuld auf uns geladen haben und nicht mehr in den Spiegel sehen können, beim Verlust einer Arbeitsstelle, der körperlichen Fitness oder dem eigenen Selbstwertgefühl, in Krankheit oder Einsamkeit.

Es sind immer Zeiten, in denen uns die Hoffnung verloren geht. Wir haben etwas verloren, was uns wichtig war, Halt und Sicherheit gegeben hat.

Unser Kopf und Herz sind voll von dem, was wir verloren haben, und dann ist die Zukunft dunkel. Uns fehlt die Kraft, weil wir keinen Ausweg sehen.
Manchmal suchen wir dann Trost in der Erinnerung
an den Menschen, den wir verloren haben, oder an Zeiten, in denen alles besser erschien. Aber selbst, wenn es uns für einen Augenblick Trost gibt, dann macht es uns gleichzeitig trauriger, denn wir wissen: So wird es nie mehr sein.

Tröstet, Tröstet! Aber wie? Wie können wir wirklichen Trost bekommen und selber trösten?

Friedemann Heß, ein Seelsorger, schreibt in „Trost oder Trostpflaster?”: „An drei Sätzen möchte ich zusammenfassend deutlich machen, welche Erfahrungen, dem Trostlosen das Gefühl der Sicherheit und des Getröstetwerdens vermitteln. Es ist zunächst die Erfahrung: Da ist jemand bei mir. Die Nähe schafft den Rahmen für den Trost. Das ist auch die Erfahrung der Bibel. Die zweite wichtige Erfahrung für den Trostbedürftigen ist das Erlebnis: Da hält mich jemand und da hält mich jemand aus. Eine dritte wichtige Erfahrung ist, zu erleben: Da sieht jemand meine Not und kommt zu mir. Viele Menschen haben Scheu, auf jemanden mit großem Kummer zuzugehen, sie sind unsicher und wissen nicht, wie sie sich richtig nähern sollen. Aber wer in so großer Not ist, hat oft nicht mehr die Kraft, selbst auf andere zuzugehen und seine Isolation zu durchbrechen.”

Da ist jemand bei mir, der sieht meine Not und der hält mich aus in meiner Traurigkeit, meinen unberechenbaren Reaktionen, meiner Verzweiflung, auch wenn ich in der Not nicht logisch oder gerecht rede oder handle. Das gibt Trost!

Wer schon einmal trösten wollte, der weiß wie schwer und wie unmöglich das manchmal ist. Wer kann das über Tage, Wochen, Monate, manchmal Jahre?

Hören Sie deshalb gut diese Botschaft: Tröstet, Tröstet, denn Gott kommt.

Gott sieht deine Not, er wird bei dir sein, erträgt dich, auch über lange Zeit, das ganze Leben. Diese Botschaft ist an das Volk Israel gegangen, als sie völlig ohne Hoffnung in der Gefangenschaft in Babylon waren. Sie waren am Ende und sie hatten auch noch selbst Schuld daran, weil sie nicht auf Gott gehört hatten.

Gott kommt! Er sieht deine Not und wird dich erretten. Das gilt auch für uns!

Gott sieht unsere Not und kommt zu uns! Das ist die Botschaft von Weihnachten. In Jesus ist Gott uns ganz nahegekommen. Er ist bei uns. So ist es auch mit der Not von jedem von uns. Gott sieht sie, wie er es in Jesus versprochen hat.
Gott hält uns aus. Seine Treue und Liebe hat kein Ende. Das ist die Botschaft von Karfreitag. Bis zum letzten Atemzug hält Jesus an seiner Liebe zu uns treu fest. Selbst wenn wir Menschen ihn kreuzigen, ihn ablehnen und hinausstoßen, hält er zu uns, hört nicht auf mit seiner Liebe.
Gott überwindet die Not und den Tod und gibt uns Hoffnung auf neues Leben. Das ist die Botschaft von Ostern. Jesus hat den Tod besiegt und die Tür zur Ewigkeit geöffnet. Sein Sieg soll auch für uns gelten und uns Leben geben.

Er ist uns ganz nah in der Tiefe, hält uns, erträgt uns mit allem und führt uns zum Leben.

Ist das Trost? Ja, es kann der Trost überhaupt werden!

Damit es für uns zum Trost werden kann, müssen zwei Dinge passieren:

In dem Wort Trost stecken zwei andere Wörter, die immer zusammenkommen müssen: trauen und treu. Es kommt vom gotischen Wort „trausti”, was so viel bedeutet wie Vertrag oder Bund.

Ich vertraue mich jemandem an, der treu ist.

Das ist ein Bund. Trost erhalte ich, wenn ich dem vertraue, der treu zu mir steht.
Gott ist treu! Vertraue ich mich ihm an? Vertraue ich mich Gott ganz an, dass er es gut macht? Gebe ich mich ganz in seine Hand? Gott ist treu, aber Trost empfangen wir nur, wenn wir ihm vertrauen. Und darum ist es so wichtig, dass wir unser Vertrauen stärken. Das sollen wir besonders in den guten Zeiten tun, damit es in schweren Zeiten hält.

Zum anderen muss ich mir die Sünde von Gott vergeben lassen und in die Gemeinschaft mit Gott zurückkehren.

Sünde kommt von Sund, Graben, der zwischen Gott und uns liegt. Er entsteht durch unser Misstrauen gegenüber Gott. Wenn wir von Gott getrennt sind, gehen wir in die Irre, und dann haben wir keinen wirklichen Trost. Alles, was wir dann noch haben, sind die Dinge dieser Welt, die vergänglich sind und uns genommen werden können und keinen wirklichen Trost geben.
Das Volk Israel hatte Gott nicht mehr vertraut, sondern war eigene Wege gegangen und darum lebten sie an Gottes Willen vorbei. Sie hatten sich von Gott getrennt. Das musste überwunden werden. In unserem Bibeltext heißt es: Das Volk Israel hat genug gebüßt. Die Strafe ist bezahlt. Wir haben jemand, der für uns gebüßt und bezahlt hat, das ist Jesus am Kreuz.

Durch Christus können wir wieder zu Gott, aber wir müssen auch hingehen zu Christus und die Vergebung annehmen. So kann dann auch der Trost Gottes zu uns kommen.

Gott hat alles getan: „Bereitet dem Herrn den Weg!“, ruft der Prophet

Tut alles dafür, damit dieser Trost zu euch selbst und zu allen Menschen kommt. Alle, die schon einmal den Trost Gottes erfahren haben, sind aufgefordert, daran mitzuarbeiten.

Und das sollen wir auf zweierlei Weise tun:
Zum einen, indem wir anderen Trost spenden, ein bisschen von dem abgeben, was wir selbst durch den Glauben an Trost erfahren,

indem wir die Not anderer Menschen sehen und zu ihnen gehen, so wie Gott zu uns Menschen hingeht; die Menschen ertragen in ihrer Not und bei ihnen bleiben, so wie Gott bei uns bleibt und uns erträgt; ihnen helfen, dass sie wieder Mut schöpfen, so wie Gott uns ermutigt und raushilft aus unserer Trostlosigkeit.

Zum anderen, indem wir Menschen hinweisen auf den wahren Trost bei Jesus Christus,

sie dazu bewegen, dass sie sich Gott zuwenden, sich die Sünde vergeben lassen und ihm vertrauen, damit sie auf Gott vorbereitet sind, wenn er jetzt in ihre Not kommen will oder wenn sie aufs Sterben zugehen, damit sie dann voll Freude wissen: Wenn Gott kommt, wird alles gut.

Wo sonst wollen wir Trost finden im Leben und im Sterben:

bei Menschen oder anderen Dingen dieser Welt? Das alles vergeht, aber Gottes Wort bleibt ewiglich. Und er kommt! Darauf können wir uns in der Advents- und Weihnachtszeit freuen!

Predigt zu Jesaja 40, 1-9

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