Predigt zu Johannes 15, 4-5
am 11. Sonntag nach Trinitatis
mit Einführung des Kirchenvorstandes
4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
Es gibt viel zu tun in einer Kirchengemeinde.
Man muss das Gemeindeleben festigen und weiter ausbauen. Das gilt besonders für den Gottesdienst und Kindergottesdienst als Mittelpunkt der Gemeinde. Sie sollen Feste sein, Treffpunkte der Gemeinde, in denen man christliche Gemeinschaft erleben kann. Gruppen und andere Aktivitäten sollen wachsen im Glauben und an der Zahl, und es müssen viele praktische und organisatorische Aufgaben erledigt werden, wie zum Beispiel Haus und Garten in Ordnung halten, die Finanzen regeln, die Gemeinde zum Beispiel durch Website und Gemeindebrief in der Öffentlichkeit bekannt machen, Menschen einladen und vieles mehr.
Große Herausforderungen gibt es auch im gesellschaftlichen Bereich.
Glaube und Kirche wird immer weiter an den Rand gedrängt. Das ist spürbar in Medien, in vielen Gesprächen, an den Schulen und in der christlichen Kindererziehung. In allen Bereichen wie zum Beispiel Politik, Schulen, Wirtschaft und Verwaltung werden Christen gebraucht, die vom Glauben her ihre Aufgabe wahrnehmen und Gesellschaft gestalten, die mutig ein Zeugnis des Glaubens ablegen.
Es gibt viel zu tun, aber es gibt wenige Arbeiter, wie es schon Jesus in Matthäus 9, 37 sagt: „Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter.“
Was können wir tun?
Wir können die Ärmel hochkrempeln und mit Begeisterung die Aufgaben anpacken und uns gegenseitig anfeuern, und so können wir gemeinsam viel bewegen. Aufbauen und gestalten. Das macht auch viel Freude.
Aber nun kommt Jesus und sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“. Stimmt das?
Natürlich können wir viel tun und bewirken, auch ohne Jesus. Das tun viele.
Aber wenn unser Tun das gewisse Extra bekommen soll, brauchen wir Jesus,
um etwas zu tun, was mit der Kraft, Liebe und Leidenschaft Gottes geschieht, um langfristigen Segen, bleibende Frucht, die Segen bringt für uns und andere zu schaffen, wie Jesus in Johannes 15, 16, sagt: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt.“
Welche Früchte meint Jesus hier?
Ich glaube, Jesus hat hier nicht zufällig das Bild von den Weintrauben gebraucht. Der Wein steht für Lebensfreude und Lebensgenuss. Es ist nicht im Sinne Jesu, wenn Christen so wirken als würden sie Bittermandeln essen. Jesus redet von Früchten, die neues, heiles, gesundes Leben schaffen mit Freude und Liebe, das Leben von Menschen im Sinne Gottes bereichern, schön und sinnvoll machen. Es soll im Sinne Gottes geschehen und aus der Kraft Gottes, dem Heiligen Geist kommen.
In den folgenden Versen redet Jesus in Kap. 15
von der Liebe, die nicht etwas haben will, sondern die ohne Eigennutz gibt, und die soll sich ausbreiten; von der Freude, die auch im Leid durchträgt, weil wir mit Jesus etwas Größeres haben als das Leid, und vom Vertrauensverhältnis zu Gott, bei dem wir geborgen sind und in Ewigkeit dazugehören. An anderen Stellen in der Bibel ist von anderen Früchten die Rede wie zum Beispiel Geduld, Barmherzigkeit, Hoffnung, ohne Angst sein, sich mit Worten und Taten zu Christus bekennen. Das ist neues Leben, dass Christus schaffen kann.
Früchte die bleiben, sind Früchte, die aus der Ewigkeit kommen und darauf hinweisen,
wie es in der Ewigkeit einmal sein wird. Sie haben den Charakter, den „Geschmack“ Gottes. Das ist das Reich Gottes in der Welt in einer christlichen Gemeinschaft, am Arbeitsplatz und überall. Jesus macht deutlich: Diese Früchte bekommt ihr nicht allein hin. Das schafft ihr nicht, auch wenn ihr euch noch so sehr anstrengt. Denn ihr könnt nur Menschliches und nicht Göttliches bewirken.
Aber wodurch bekommt unser Tun das gewisse Extra, was wir nicht machen können, was unser Tun von dem Tun anderer Menschen unterscheidet
Die Antwort ist einfach! Wenn Sie im Frühsommer eine Rebe vom Weinstock ab. Was passiert dann? Sie trägt mit Sicherheit keine Trauben, sondern die Rebe vertrocknet, am ersten Tag sieht man nichts, aber dann geht es schnell. Die Rebe muss am Weinstock sein, damit verbunden bleiben. Und es ist wichtig, dass sie am Weinstock bleibt und nicht am Apfelbaum oder einem anderen Baum.
Wenn wir Früchte der Ewigkeit bringen wollen, dann müssen wir mit Jesus verbunden bleiben, mit dem auferstandenen Herrn. Er ist die Quelle.
In Apostelgeschichte 2, 42 lesen wir, wie die ersten Christen an Jesus drangeblieben sind: Sie beschäftigten sich mit dem Wort Gottes, sie beteten, feierten Gottesdienst und Abendmahl, und hielten in Liebe zusammen. Das sind alles Kraftquellen, für uns und andere.

Die Verbindung zu Christus muss da sein, und sie muss gut sein.
Die Rebe wird nicht dadurch Früchte bringen, dass sie weiß, dass es einen Weinstock gibt. Allein davon, dass wir wissen, dass es Gott gibt und Jesus und viel über unseren Glauben wissen, passiert noch gar nichts. Die Rebe wird auch nicht Frucht bringen, wenn sie nur ab und zu mit dem Weinstock verbunden ist. Genauso ist es mit unserer Verbindung mit Christus. Der Durchfluss muss gut und stark sein. Bewässern sie einmal einen Acker mit einem Strohhalm oder mit verstopften Rohren. So ist es auch mit dem Glauben
Vielleicht müssen wir uns wieder neu einpfropfen,
noch einmal bewusst an Christus anbinden oder die Verbindung wieder reinigen. Vielleicht ist sie verstopft durch alte Erfahrungen, Verletzungen, Schuld, durch Vorurteile, Stolz oder Bequemlichkeit, Routine oder andere Dinge. Das muss jeder für sich selbst mit Jesus klären.
Der „Durchfluss“ ist entscheidend wichtig,
denn wir sind von Jesus abhängig für alle Bereiche des Lebens, und darum ist es notwendig, dass wir im Gebet um Gottes Wirken an uns und durch uns ringen.
Wenn die Verbindung zu Jesus stimmt,
dann werden wir selbst in unserem Leben etwas von der Ewigkeit erfahren, von der Geborgenheit, dem Trost, der Liebe, der Freude, der Hoffnung, der Kraft, dann schenkt Jesus uns die Kraft, Liebe und Leidenschaft für die Aufgaben, vor die er uns stellt, dann werden wir gesegnet werden und für viele Menschen zum Segen werden, indem wir Früchte bringen, die bleiben, und dann können wir etwas von der Liebe, Freude und Barmherzigkeit Gottes zu Menschen bringen, die dort ankommt und Frucht bringt, die bleibt.
Wenn Jesus alles tut, was ist mit unserem Tun?
Sollen wir nur beten und Gottesdienst feiern? Eine Regel der Benediktiner sagt: „Bete und arbeite!“ In Abwandlung dieser Regel sagte mal ein Pastor, dessen Namen ich jetzt nicht mehr weiß: „Arbeite so, als würde alles von dir abhängen und bete so, als würde alles von Gott abhängen.“ Und Martin Luther sagte: „Je mehr du zu tun hast, desto mehr musst du beten“, also deine Anliegen vor Gott tragen.
Es gibt viel zu tun im Reich Gottes und in einer Kirchengemeinde, und mit der Kraft Jesu können wir das Richtige tun. In der Verbindung mit Jesus bekommen wir das gewisse Extra, das „göttliche Extra“.
Es wäre doch schön, wenn all unser Tun und Reden als Einzelne und als Gemeinde von diesem gewissen „göttlichen Extra“ geprägt wird, die Menschen den „Geschmack“ Jesu bei uns schmecken können und durch uns auch auf den Geschmack kommen.